Pushpak Mahabharata Buch 2Zurück WeiterNews

Kapitel 80 – Die Pandavas verlassen Hastinapura

Und Dhritarashtra, der Sohn der Ambika, fragte ängstlich den großen Seher Vidura:
Wie schreitet Yudhishthira, der Sohn von Dharma, voran? Wie Bhimasena und wie Arjuna? Wie gehen die Zwillinge der Madri auf die Reise? Was macht Dhaumya, oh Khatta, und was die ruhmreiche Draupadi? Ich möchte alles hören, oh Khatta. Erzähle mir, was sie tun.

Vidura antwortete:
Yudhishthira, der Sohn der Kunti, geht voran und hat das Gesicht mit seinen Kleidern bedeckt. Bhima schaut beim Gehen auf seine mächtigen Arme, oh König. Arjuna folgt dem König und streut Sandkörner aus. Sahadeva, der Sohn der Madri, schreitet vom Hof und beschmiert sich sein Gesicht. Nakula, dieser Schönste der Männer, bedeckt sich mit Staub, und sein Herz ist in großer Aufregung. Die schöne Draupadi mit den großen Augen beschirmt das Gesicht mit ihrem zersausten Haar, folgt dem König auf Schritt und Tritt und weint viele Tränen. Dhaumya trägt Kusha Gras in seinen Händen und zitiert die schrecklichen Mantras der Sama Veda, welche Yama betreffen.

Dhritarashtra fragte:
Sag mir, oh Vidura, warum die Pandavas auf so verschiedene Weise Hastinapura verlassen.

Vidura sprach:
Obwohl er durch deine Söhne verfolgt und seines Königreichs und aller Habe beraubt wurde, hat sich der Geist des weisen Königs Yudhishthira nicht vom Pfad der Tugend getrennt. Yudhishthira ist deinen Kindern freundlich gesinnt, oh Bharata. Und obwohl er mit faulen Tricks betrogen wurde und ihn Zorn erfüllt, öffnet er nicht seine Augen. Er denkt: „Ich darf die Menschen nicht verbrennen, indem ich sie mit zornigen Augen ansehe.“. Und deshalb bedeckt der königliche Sohn des Pandu sein Gesicht.
Nun höre, oh Bulle der Bharatas, warum Bhima im Voranschreiten seine gewaltigen Arme ausstreckt. Er denkt: „Niemand hat so starke Arme wie ich.“, und er stellt sie stolz zur Schau und wünscht sich, mit ihnen an seinen Feinden Würdiges zu vollbringen.
Arjuna, der mit beiden Armen gleichermaßen geschickt Gandiva halten kann, folgt den Fußstapfen Yudhishthiras und streut Sandkörner umher als Gleichnis für die vielen Pfeile, die er gern in der Schlacht abschießen würde. Und er möchte zeigen, oh Bharata, daß er die Pfeile ebenso leicht auf die Feinde im Kampf regnen lassen wird, wie er jetzt die Sandkörner verstreut.
Sahadeva mit dem beschmierten Gesicht denkt: „Niemand soll mich an diesem elenden Tag erkennen.“ Und der sich mit Staub eindeckende Nakula denkt: „Ich könnte sonst die Herzen der Damen brechen, die auf mich schauen.“

Draupadi geht in ein beflecktes Kleid gehüllt und mit zerzaustem Haar. Sie weint und gibt folgendes zu erkennen: „Die Ehefrauen der Männer, wegen derer ich in solches Elend geriet, werden in vierzehn Jahren Hastinapura betreten in nur einem blutbeschmierten Kleid, mit unordentlichem Haar und alle in ihrer Periode, nachdem sie Wasser für ihre verstorbenen Gatten, Söhne und geliebten Verwandten geopfert haben.“
Der gelehrte und selbstbeherrschte Dhaumya zeigt mit dem Kusha Gras Richtung Südwest. Er schreitet voran und singt die Yama Mantras aus der Sama Veda. Damit zeigt der Brahmane: „Wenn die Bharatas in der Schlacht besiegt wurden, werden die Priester und Lehrer der Kurus dieses Mantra zum Wohle der Verstorbenen singen.“

Die Bürger rufen traurig: „Weh und Ach! Schaut, unsere Meister gehen fort. Pfui über die Alten der Kurus, daß sie sich wie närrische Kinder verhalten und die Nachkommen des Pandu aus reiner Habgier verbannen. Ohne die Söhne des Pandu sind wir herrenlos. Welche Liebe können wir für die hinterhältigen und habsüchtigen Kurus empfinden?“

So verlassen diese vortrefflichen Menschen die Stadt und zeigen durch ihre Mienen und Gesten, was in ihren Herzen ist. Und es gibt Blitze im Himmel, obwohl gar keine Wolken da sind. Die Erde erbebt. Rahu kommt, um die Sonne zu verschlingen, doch es ist nicht der rechte Tag für eine Zusammenkunft. Meteore fallen vom Himmel und lassen die Stadt zur Rechten liegen. Schakale, Geier, Raben und viele Raubtiere schreien und brüllen von den Tempeln der Götter, den Gipfeln heiliger Bäume und auch von Mauern und Häuserdächern herab. Diese äußerst katastrophalen Zeichen sind zu sehen und zu hören, oh König, und verkünden die Vernichtung der Bharatas aufgrund deines üblen Entschlusses.

Vaisampayana fuhr fort:
Nun, oh Monarch, während König Dhritarashtra und Vidura sich unterhielten, erschien in der Sabha der Kauravas vor aller Augen der himmlische Rishi Narada in Begleitung der großen Rishis. Er erschien allen versammelten Königen und sprach folgende schreckliche Worte: „In vierzehn Jahren werden wegen der Verfehlung von Dhritarashtra alle Kauravas durch Bhimas und Arjunas Macht vernichtet werden.“ Danach verschwand dieser Große mit dem alles überragenden vedischen Glanze wieder in die Himmel. Da boten Duryodhana, Karna und Shakuni dem Drona das Königreich an, denn sie erachteten ihn als ihre einzige Zuflucht. Und Dronas Antwort an die neidischen und zornvollen Bharatas, wie Duryodhana, Dushasana und Karna, war folgende.

Dronas Rede

Drona sprach:
Die Brahmanen haben gesagt, daß die Pandavas himmlischen Ursprungs und unbesiegbar sind. Doch die Söhne Dhritarashtras nebst allen Königen baten mich aus ganzem Herzen und mit Respekt um Hilfe. Ich werde ihnen zur Seite stehen, so gut ich kann. Das Schicksal ist das Höchste. Ich kann sie nicht abweisen. Die Söhne Pandus gehen vom Würfelspiel besiegt ins Exil, um ihren Einsatz einzulösen. Sie werden für zwölf Jahre nach Brahmacharya Art in den Wäldern leben, energiegeladen heimkehren und zu unserem größten Kummer die schrecklichste Rache am Feind nehmen. Ich nahm einst Drupada sein Königreich in bester Absicht und im freundschaftlichen Gespräch. Seines Reiches beraubt, führte er ein Opfer durch, um einen mächtigen Sohn zu erlangen. Vom asketischen Feuer Yajas und Upayajas geführt, entsprangen der Opferstelle ein Sohn namens Dhrishtadyumna und die makellose Tochter Draupadi. Dhrishtadyumna ist nun der Schwager der Pandavas und ihnen in Liebe verbunden. Vor ihm muß ich mich fürchten, denn er ist himmlischen Ursprungs, so glänzend wie das Feuer und kam mit Bogen, Pfeilen und Rüstung zur Welt. Ich bin ein sterbliches Wesen und fürchte ihn. Und weil er auf Seiten der Pandavas steht, werde ich in der Schlacht mein Leben verlieren, wenn wir uns gegenüber stehen. Was könnte schlimmer für mich sein, ihr Kauravas? Dhrishtadyumna ist der Vernichter Dronas – diese Worte glaubt jeder. Es ist mir bekannt, daß er geboren wurde, um mich zu töten, und alle Welt weiß das. Um deinetwillen, oh Duryodhana, steht diese gräßliche Schlacht vor der Tür. Handle, um dein Wohl zu sichern. Denk nicht, daß mit dem Exil der Pandavas alles gewonnen ist. Dein jetziges Glück wird nur einen Moment lang dauern, wie der Schatten einer Palme im Winter an ihrem Fuße nur für eine Weile rastet. Führe Opfer durch, gib Almosen und erfreu dich des Lebens. Doch in vierzehn Jahren wird dich das große Übel überwältigen.

Da sprach Dhritarashtra:
Oh Khatta, Drona hat die Wahrheit gesagt. Schnell geh und bring die Pandavas zurück. Wenn sie nicht zurückkommen, dann sollen sie wenigstens mit Respekt und Zuneigung verabschiedet werden. Und sie sollen ihre Waffen und Wagen nebst Infanterie zur Verfügung haben und sich an allen schönen Dingen erfreuen.


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