Pushpak Mahabharata Buch 2Zurück WeiterNews

Kapitel 70 – Duryodhana drängt Yudhishthira zu einer Antwort

Die anderen Könige in der Versammlung sagten aus Furcht vor Duryodhana kein Wort. Weder Zustimmung noch Ablehnung war von ihnen zu vernehmen, als Draupadi bitterlich weinend sie wieder und wieder um Antwort anflehte. Duryodhana betrachtete leicht lächelnd die schweigende Menge, all die Könige mit ihren Söhnen und Enkelsöhnen, und wandte sich dann an Draupadi.

Duryodhana sprach:
Oh Tochter des Königs von Panchala, deine Frage hängt von deinen Ehemännern ab: vom starken Bhima, von Arjuna, Nakula und Sahadeva. Sie sollen deine Frage beantworten. Oh Panchali, sie sollen zu deinem Wohle inmitten dieser Versammlung von ehrbaren Männern erklären, daß Yudhishthira nicht ihr Herr ist und ihn damit zum Lügner machen. Das wird dich vom Status der Sklaverei befreien. Und auch der ruhmreiche Sohn von Dharma, der sich immer an die Tugend hält und Indra selbst gleicht, soll sich äußern, ob er dein Herr ist oder nicht. Auf sein Wort hin entscheide dich dann, ob du die Pandavas oder uns akzeptierst. Ja, alle Kauravas hier schwimmen im Ozean deiner Besorgnis. In ihrem Großmut sind sie nicht in der Lage, deine Frage zu beantworten, solange sie deine unglücklichen Ehemänner ansehen.

Bei diesen Worten erscholl lauter Beifall von der Menge, und alle machten sich aufgeregte Zeichen mit den Händen oder Augen, um ihre Zustimmung zu bekunden. Manche riefen bewegt: „Ach!“ und „Weh!“, doch die meisten freuten sich und fühlten sich bei Duryodhanas Worte sehr erleichtert. So richteten sich alle Blicke auf Yudhishthira, und jeder war neugierig, was er antworten würde. Auch auf die Worte von Bhima, dem noch nie besiegten Arjuna und auf die Antwort der Zwillinge wartete alles mit Spannung. Als das geschäftige Summen der vielen Stimmen zum Erliegen kam, erhob Bhima seine starken und wohlgeformten Arme, welche mit Sandelpaste eingeschmiert waren.

Bhima sprach:
Wenn nicht Yudhishthira, der Gerechte, unser ältester Bruder, unser Herr und Meister wäre, hätten wir dies dem Geschlecht der Kurus niemals erlaubt. Er ist der Herr all unseres religiösen und asketischen Verdienstes und sogar Herr über unser Leben. Wenn er sich als gewonnen erachtet, sind wir alle gewonnen. Denn wer unter den sterblichen Wesen, deren Füße die Erde berühren, könnte sonst mit seinem Leben davonkommen, nachdem er die Locken der Prinzessin von Panchala berührt hat? Schaut auf meine mächtigen und wohlgeformten Arme, die eisernen Keulen gleichen. Wer einmal in ihre Reichweite kommt, kann niemals entfliehen, auch wenn es Indra mit den hundert Opfern wäre. Doch die Bande der Tugend und die Verehrung für meinen älteren Bruder halten mich zurück. Ebenso bittet mich Arjuna immer wieder, still zu bleiben, und so tue ich nichts Schreckliches. Doch wenn König Yudhishthira nur ein Wort spricht, töte ich sofort die gemeinen Söhne Dhritarashtras. Und unter meinen Schlägen werden sie wie unter Schwertstreichen fallen, als ob ein Löwe eine Menge kleiner Tiere tötet.

Da meinten Bhishma, Drona und Vidura zu Bhima:
Übe Nachsicht, oh Bhima, in dir ist alles möglich.


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