Pushpak Mahabharata Buch 2Zurück WeiterNews

Kapitel 55 – Duryodhanas Widerrede

Duryodhana antwortete:
Wer keine Intelligenz besitzt und nur lediglich von den Dingen hört, kann nicht die wahre Bedeutung der Schriften verstehen, wie ein Löffel keine Ahnung vom Geschmack der Suppe hat, in der er schwimmt. Du weißt alles, und verurteilst mich doch! Wie zwei Boote miteinander vertäut sind, so sind wir beide miteinander verbunden. Zollst du deinen eigenen Interessen keine Achtung? Oder hegst du feindliche Gefühle gegen mich? Deine Söhne und Verbündete sind dem Untergang geweiht, weil du als ihr Herrscher die Dinge, die jetzt getan werden müssen, in der Zukunft wähnst. Es strauchelt der, dessen Führer nur nach dem Willen anderer läuft. Und wie kann man dem Pfad folgen, den ein Mißgeleiteter vorgibt? Oh König, du verfügst über gereifte Weisheit, ehrst die Alten und beherrschst deine Sinne. Es ist nicht recht von dir, uns zu verdammen, denn wir suchen unsere eigenen Interessen zu schützen. Vrihaspati hat gesagt, daß die Gepflogenheiten von Königen sich von denen anderer Menschen unterscheiden. Könige sollten immer mit Eifer ihre Interessen verfolgen. Das Verhalten eines Kshatriya wird vom Erfolg bestimmt. Ob es nun tugend- oder lasterhaft ist, welches Zögern kann es geben, den Pflichten der eigenen Kaste zu folgen? Wer nach dem strahlenden Reichtum seines Feindes greifen will, sollte alle Himmelsrichtungen unter seine Herrschaft bringen, wie der Wagenlenker die Pferde mit der Peitsche zähmt. Oh Bulle unter den Bharatas, die sich mit Waffen auskennen sagen, daß alle Mittel zur Bezwingung eines Feindes, ob nun offen oder verborgen, als Waffen gelten, und nicht nur das Schwert. Wer als Freund oder Feind zu zählen ist, hängt nicht von Gestalt oder Rang ab. Wer anderen Schmerzen bereitet, ist ein Feind, oh König. Unzufriedenheit ist die Wurzel von Reichtum. Und daher wünsche ich, oh König, unzufrieden zu sein. Nur wer nach Wohlstand strebt, ist ein Mann von Welt.

Dabei sollte niemand seine Zuneigung an Reichtum und Einfluß hängen, denn gehortete Schätze können schnell wieder von Königen geplündert werden. Es war in einer Zeit des Friedens als Shakra trotz seines Versprechens Namuchi den Kopf abschlug. Er hatte sich entschlossen, der ewigen Gewohnheit gegenüber dem Feind zu folgen. Wie eine Schlange Frösche und andere kleine Tiere in Erdlöchern verschlingt, so verschlingt die Erde Könige und Brahmanen, die friedlich in ihren Häusern verweilen. Niemand ist von Natur aus der Feind eines anderen. Nur der wird zum Feind, der den anderen auf irgendeine Weise verfolgt. Und wer aus Torheit einen wachsenden Feind ignoriert, verliert bald seine Lebensgeister wie bei einer unbehandelten Krankheit. So unbedeutend ein Feind auch scheinen mag, läßt man ihn wachsen, wird er einen verschlingen, wie die weißen Ameisen an der Wurzel eines Baumes sich schließlich ins Innere fressen. Oh Bharata, oh Ajamida, akzeptiere niemals den Wohlstand deines Feindes. Diese Taktik sollten die Weisen immer wie eine Habe mit sich tragen. Nur wer sich die Vergrößerung seines Wohlstandes wünscht, wächst inmitten seiner Familie wie der Körper sich von Geburt an natürlich entwickelt. Heldenmut verleiht schnelles Wachstum. Obwohl ich mich nach den Schätzen der Pandavas sehne, sind sie noch nicht mein. Und deswegen zweifle ich an meinen eigenen Fähigkeiten. Doch diesen Zweifel muß ich zerstreuen. Entweder bekomme ich ihre Güter oder vergehe in der Schlacht. Oh König, wenn mein Geist in diesem Zustand ist, sorge ich mich nicht um mein Leben, denn ich sehe nur noch, wie die Pandavas täglich reicher werden, während wir verarmen.


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