Pushpak Mahabharata Buch 2Zurück WeiterNews

Rajasuyika Parva – Die Königsweihe

Kapitel 33 – Krishna kommt mit vielen Geschenken nach Indraprastha

Vaisampayana erzählte:
Alle Untertanen Yudhishthiras erfüllten getreu ihre Pflichten, denn der tugendhafte Monarch beschützte sie gerecht, folgte in seinem Verhalten immer der Wahrhaftigkeit und hielt alle Feinde in Schach. Wegen der gerecht verteilten Steuern und der hervorragenden Rolle, die der König spielte, schütteten die Wolken genausoviel Regen aus, wie die Menschen es wünschten, und Stadt und Land wurden wohlhabend. Aufgrund der Taten des Monarchen gediehen alle Staatsgeschäfte und insbesondere Viehzucht, Landwirtschaft und Handel aufs Angenehmste. In jenen Tagen sprachen selbst Räuber und Betrüger untereinander keine Lügen aus, nicht zu reden von den Getreuen des Königs. Es gab weder Dürre noch Überschwemmung, keine Seuchen, Feuersbrünste oder vorzeitigen Todesfälle in der Zeit, in der Yudhishthira der Tugend hingegeben war. Andere Monarchen suchten Yudhishthira nur auf, um ihm gern Dienste zu leisten, ihn zu ehren oder ihm Tribut anzubieten, welcher sie nicht verarmen ließ. Die große Schatzkammer des Königs füllte sich zum Bersten mit Bergen von tugendhaft erworbenen Schätzen, daß sie nicht in hundert Jahren verbraucht werden konnten. Als der Sohn der Kunti die Größe seines Schatzes begutachtete, fühlte er die Zeit für das große Opfer gekommen. Alle seine Freunde und Beamte traten zu ihm und versicherten: „Die Zeit für dein Opfer ist gekommen, oh du Hoher. Beginne mit den Vorbereitungen und warte nicht länger.“

Zu dieser Zeit kam Krishna zu Besuch. Und dieser Allwissende und Uralte, diese Seele der Veden, dieser Unsichtbare, der von Wissenden beschrieben wurde, dieser Beste unter allen bleibenden Existenzen des Universums, der Ursprung aller Dinge und derjenige, in den sich alles wieder auflöst, der Herr von Vergangenheit, Zukunft und Gegenwart, mit Namen Kesava, Vernichter von Keshi, das Bollwerk aller Vrishnis, der Zerstreuer aller Ängste in Zeiten der Not, der Vernichter aller Feinde kam mit einer großen Armee zu Yudhishthira und brachte Berge von Schätzen mit. Er erreichte die schöne Stadt der Pandavas und erfüllte die Luft mit dem Geratter seiner Wagenräder. Was er mit sich führte, vergrößerte den grenzenlosen Schatz der Pandavas, diesen unerschöpflichen Ozean an Juwelen, und vergrößerte damit das Leiden der Feinde der Pandavas. Die ganze Stadt freute sich über seine Anwesenheit, wie ein dunkler Ort über die Sonne oder ein windstiller Platz über eine kühle Brise. Yudhishthira trat ihm freudig und mit allem Respekt entgegen, hieß ihn willkommen und erkundigte sich nach seinem Wohlergehen. Dann ließ sich Krishna entspannt nieder und der Sohn des Pandu wandte sich mit Dhaumya, Dwaipayana und den anderen Priestern, mit Bhima, Arjuna und den Zwillingen an Krishna.

Yudhishthira sprach:
Oh Krishna, für dich halte ich die ganze Erde unter meiner Herrschaft. Deine Gnade ließ mich großen Reichtum erringen. Oh Madhava, ich wünsche, all diesen Reichtum den Traditionen gemäß den hohen Brahmanen zu widmen und dem Überbringer der Opfergaben. Oh Sohn von Devaki mit den mächtigen Armen, gewähre mir die Erlaubnis, ein großes Opfer mit dir und meinen jüngeren Brüdern durchzuführen. Oh Govinda, eröffne du selbst das Opfer, denn wenn du das Opfer anführst, werde ich von allen Sünden gereinigt. Oder gewähre es mir, das Opfer mit meinen Brüdern anzuführen, du Hoher. Denn wenn du es gestattest, oh Krishna, werde ich in der Lage sein, die vorzüglichen Früchte des Opfers zu genießen.

Und Krishna antwortete voller Tugend:
Oh du Tiger unter den Männern, du verdienst die herrschaftliche Würde. Das Opfer solltest du anführen. Denn wenn du das Opfer durchführst und seine Früchte erntest, werden wir uns alle als von Erfolg gekrönt betrachten. Ich wünsche dir immer alles Gute. So führe das von dir gewünschte Opfer. Übergib mir eine Aufgabe gegen Ende des Opfers. Ich werde all deinen Befehlen folgen.

Yudhishthira sagte:
Oh Krishna, mein Entschluß ist bereits fruchtbar und der Erfolg sicher, wenn du, oh Hrishikesha, meinem Wunsch gemäß hier angekommen bist.

Das Opfer wird vorbereitet

Vaisampayana fuhr fort:
So begannen die Söhne des Pandu sich um alles zu kümmern, was für das Rajasuya Opfer benötigt wurde. Und es sprach der feindebezwingende Sohn des Pandu zu Sahadeva und seinen Ministern: „Wählt Personen aus, die sogleich alle Artikel einsammeln, welche die Brahmanen für das Opfer als nötig erachten. Was Dhaumya anordnet, soll in der richtigen Reihenfolge bereitgestellt werden. Wenn Indrasena, Vishoka und Puru mir dienen möchten, sollen sie mit Arjuna als Wagenlenker reichlich Nahrung beschaffen, welche mit köstlichem Geschmack und Geruch die Brahmanen erfreut.

Noch während Yudhishthira seine Worte sprach, machte sich Sahadeva daran, den Auftrag zu vollenden. Dwaipayana ernannte hohe Brahmanen als Opferpriester, welche den Veden in verkörperter Form entsprachen. Der Sohn Satyavatis selbst (Vyasa Dwaipayana) wurde der Brahma des Opfers. Susaman wurde der Sänger der vedischen Hymnen. Der Brahma hingegebene Yajnavalkya wurde der Adhyaryu, Paila und die Söhne von Vasu und Dhaumya wurden die Hotris, und deren vedenkundigen Söhne und Schüler übten die Ämter der Hotragas aus. Sie alle vereinten sich, segneten das Opfer, sprachen über seinen Zweck, und ehrten gemäß der Tradition den Opferplatz. Von den Brahmanen geleitet errichteten Handwerker und Künstler verschiedene Unterkünfte, welche weiträumig waren und so wunderbar dufteten, wie die Tempel der Götter. Als alle nötigen Gebäude fertig waren, sprach Yudhishthira zu Sahadeva: „Entsende nun sogleich schnelle Boten und lade alle zum Opfer ein.“ Sahadeva gab den Befehl an die Boten weiter: „Ruft alle Brahmanen des Königreichs zum Opfer, ladet auch alle Kshatriyas, Vaisyas und Shudras ein, und bringt sie her.“

Vaisampayana sprach:
Unverzüglich machten sich die flinken Boten auf den Weg, luden alle ein und brachten viele Menschen mit, sowohl Freunde als auch Fremde. Zur rechten Zeit wurde dann Yudhishthira von den Brahmanen zum großen Rajasuya Opfer geweiht. Nachdem diese Zeremonie vorüber war, betrat Yudhishthira, dieser tugendhafte und gerechte König, wie Gott Dharma selbst den Opferplatz, von tausenden Brahmanen, seinen Brüdern, Verwandten, Freunden, Beratern, Ministern und zahllosen Kshatriyas aus aller Herren Länder umgeben. Scharen von Brahmanen bevölkerten den Ort. Sie kamen aus allen Richtungen herzu und waren wohl gelehrt in den Veden und all ihren Zweigen. Für diese hohen Gäste und ihre Begleiter wurden auf Befehl von Yudhishthira von den Handwerkern extra Gebäude errichtet, welche mit feinen Kleidern, Nahrung, Früchten und Blumen aller Jahreszeiten angefüllt waren. Vom Monarchen angemessen willkommen geheißen ließen sich die Brahmanen nieder, verbrachten ihre Zeit mit Gesprächen und genossen die Darbietungen der Schauspieler, Tänzer und Sänger. Ohn Unterlaß war der freudige Lärm der essenden und sich unterhaltenden Brahmanen zu hören. Überall und zu jeder Zeit vernahm man die freundlichen Worte: „Gib.“ und „Iß!“ Yudhishthira der Gerechte übergab jedem Brahmanen tausend Kühe, Goldmünzen, Bettdecken und Frauen. So nahm das Opfer des unvergleichlichen Helden, des Sohnes von Pandu, auf Erden seinen Lauf, wie ein Opfer von Sakra im Himmel. Nun sandte Yudhishthira seinen Bruder Nakula nach Hastinapura, damit er Bhishma, Drona, Dhritarashtra, Vidura, Kripa und alle seine Cousins einlud, die ihm wohlgesinnt waren.


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