Pushpak Mahabharata Buch 2Zurück WeiterNews

Rajasuya Rambha Parva – Die Beratung zum Rajasuya Opfer

Kapitel 13 – Yudhishthiras Reich vor dem Opfer

Nach Naradas Worten begann Yudhishthira tief zu seufzen. Seine Gedanken hingen an dem Rajasuya Opfer, und sein Geist fand keinen Frieden. Er dachte an die Pracht der einstigen, ruhmreichen Monarchen, daß Opfernde in die Regionen höchster Glückseligkeit kommen wegen ihrer heiligen Taten und auch speziell an den königlichen Weisen Harishchandra und sein großes Opfer, und wünschte sich, mit den Vorbereitungen zum Rajasuya Opfer zu beginnen. So wandte er sich grüßend an seine Berater und Gäste in seiner Sabha, wurde von ihnen zurückgegrüßt und diskutierte mit ihnen über das Opfer. Nach vielem Nachdenken beugte sich der Geist dieses Königs der Könige immer mehr dem Opfer zu. Doch auch Gedanken über Tugend und Gerechtigkeit gingen dem Prinzen mit der wunderbaren Energie und dem großen Heldenmut durch den Kopf, und so wollte er herausbekommen, was das Beste für sein ganzes Volk wäre.

Denn der tugendhafte Yudhishthira war immer freundlich zu seinen Untertanen und handelte immer für das Wohl aller, ohne Unterschiede zu machen. Ohne Ärger oder Hochmut sprach Yudhishthira immer: „Gib jedem, was zu geben ist.“ Und immer hörte man: „Gesegnet sei Dharma, gesegnet Yudhishthira.“ Immer sicherte er allen seine väterliche Unterstützung zu, und niemand im Königreich hegte irgendwelche feindlichen Gefühle gegen ihn. So wurde er auch Ajatashatra (der keinen zum Feind hat) genannt. Der König schätzte jeden, als ob er zu seiner Familie gehören würde. Bhima regierte gerecht. Arjuna benützte beide Arme mit gleichem Geschick, um das Volk vor Feinden zu schützen. Der weise Sahadeva half ohne Vorbehalte. Und Nakula zeigte allen Demut, was seiner Natur entsprach. So gab es im Königreich weder Streit noch Angst. Alle Bürger achteten ihre jeweiligen Beschäftigungen. Der Regen fiel so reichlich, daß niemand sich mehr davon wünschte. Und das Königreich gedieh prächtig. Aufgrund der Tugenden des Königs lebten die Geldverleiher, Bauern, Viehzüchter, Händler und die Menschen, welche vom Verkauf von Opferutensilien lebten, in Wohlstand. Während Yudhishthiras Herrschaft, welcher immer der Wahrhaftigkeit ergeben war, gab es im Königreich keinen Wucher, keine Schuldner in großem Zahlungsverzug, keine Angst vor Seuchen, Feuer oder Tod durch Vergiften und Zaubersprüche. Niemand hörte in jener Zeit von Dieben oder Betrügern, oder daß sich die Günstlinge des Hofes unangemessen zu König oder Volk verhielten. Die tributpflichtigen Könige zollten Yudhishthira ihre aufrichtige und verehrende Aufwartung, so wie alle Arten von Händlern ihm immer den Zoll auf ihre Waren entrichteten. Dieser Wohlstand des Reiches wurde noch vergrößert von sinnlichen und wohlgerundeten Menschen, die sich gern und ausgiebig den luxuriösen Dingen des Lebens widmeten. König Yudhishthira regierte über alle mit Geschick und Geduld. Welches Land der gefeierte und ruhmreiche Monarch auch besiegte, vom Brahmanen bis zum Knecht liebten ihn die Menschen mehr als Vater oder Mutter.

Seine Minister raten ihm zu

Vaisampayana fuhr fort:
So rief Yudhishthira alle seine Berater und Brüder zusammen und befragte sie wieder und wieder zum Rajasuya Opfer. Seine Minister waren alle einer Meinung und gaben ihre Antwort von tiefer Bedeutung.

Die Minister sprachen:
Wer bereits ein Königreich besitzt wünscht sich mit diesem Opfer alle Attribute eines überragenden Herrschers, denn das Opfer fördert in einem König die Eigenschaften Varunas. Oh Prinz des Kuru Geschlechts, deine Freunde denken, daß du der Würde eines kaiserlichen Herrschers würdig bist, und die Zeit für dich gekommen ist, ein Rajasuya Opfer durchzuführen. Denn deine Kshatriya Leidenschaften führen dich zu diesem Opfer, in dem die Rishis mit den strengen Gelübden sechs Feuer mit Mantras der Sama Veda entzünden. Wenn das Opfer beendet ist und der Opfernde als Herrscher über sein Imperium eingesetzt wurde, wird er mit den Früchten aller Opfer belohnt inklusive dem Agnihotra. Und darum wird er dann der Eroberer von allem genannt. Du bist sehr gut in der Lage, oh Starkarmiger, dieses Opfer auszuführen. Wir alle sind dir gehorsam. Und bald wird es soweit sein. So setze deinen Entschluß recht schnell und ohne weitere Diskussionen in die Tat um.

So sprachen alle Freunde und Berater zu Yudhishthira, sowohl einzeln als auch gemeinsam. Yudhishthira, der Bezwinger aller Feinde, akzeptierte ihre tugendhaften, mutigen, angenehmen und gewichtigen Worte in seinem Geist und bedachte die ganze Sache immer weiter, seiner eigenen Stärke bewußt. Noch einmal beriet er sich mit seinen Brüdern und den ruhmreichen Ritwijas, mit Dhaumya und Vyasa Dwaipayana.

Yudhishthira fragte:
Wie kann dieser von mir gehegte Wunsch, das eines kaiserlichen Herrschers würdige Rajasuya Opfer durchzuführen, nur aufgrund meines Vertrauens und meiner Worte Nutzen bringen?

Die Rishis erwiderten:
Du kennst die Regeln der Moral und bist würdig, das große Rajasuya Opfer durchzuführen.

Alle Minister und auch Yudhishthiras Brüder lobten die Worte der Rishis an den König. Doch jener weise und kontrollierte König wollte unbedingt der Welt Gutes tun und sann weiter über seine Stärke und Mittel, die Umstände von Zeit und Ort, seine Einkünfte und Ausgaben nach. Denn er wußte, daß Weise niemals in Bedrängnis geraten, wenn sie nach reiflicher Überlegung handeln.

Krishna Vasudeva wird gerufen

Achtsam spürte Yudhishthira das Gewicht der Angelegenheit auf seinen Schultern und war der Meinung, daß das Opfer nicht begonnen werden sollte aufgrund seines eigenen Beschlusses allein, und so dachte er an Krishna Janarddana, diesen Verfolger aller Sünden und die beste Person, die Sache zu entscheiden, denn er kannte ihn als vorzüglich, energisch, stark, ohne Geburt und aus eigenem Willen unter den Menschen erschienen. Der Sohn des Pandu dachte an Krishnas göttergleiche Eigenschaften und war sicher, daß Krishna nichts verborgen, nichts unerreichbar und nichts unerträglich war. So sandte Yudhishthira fest entschlossen einen Boten zum Meister aller Dinge, übersandte ihm Grüße und Segnungen, so wie ein Älterer zum Jüngeren sprechen würde. Der Bote bestieg einen schnellen Wagen, gelangte bald zu den Yadavas und trat vor Krishna hin, welcher zu dieser Zeit in Dwaravati residierte. Als Achyuta vernahm, daß der Sohn des Pandu ihn sprechen wollte, begehrte er, seinen Cousin zu sehen. So reiste er schnell ab, durchquerte mit seinen schnellen Pferden so manche Gegend und gelangte in Begleitung von Indrasena nach Indraprastha. Ohne Zeit zu verlieren, ging Krishna zu Yudhishthira, und wurde von ihm und Bhima mit väterlicher Zuneigung liebevoll empfangen. Dann ging Janarddana mit freudigem Herzen zu Kunti, der Schwester seines Vaters. Die Zwillinge grüßten ihn ehrfurchtsvoll, und dann unterhielt er sich mit seinem Freund Arjuna, welcher sich über sein Kommen herzlich freute. Nachdem er sich in einem schönen Raum für eine Weile ausgeruht und erfrischt hatte, besuchte ihn Yudhishthira und informierte ihn über alles.

Yudhishthira sprach:
Ich wünsche, das Rajasuya Opfer durchzuführen. Doch dieses Opfer kann nicht durch den Wunsch eines Einzelnen vollbracht werden. Du kennst alle Mittel, oh Krishna, derer man sich für dieses Opfer bedienen muß. Nur der kann dieses Opfer vollbringen, in dem alles möglich ist, welcher überall verehrt wird und über alles herrscht. Meine Berater und Freunde raten mir zu. Doch deine Worte, oh Krishna, sollen mich in dieser Sache führen. Aus Freundschaft bedenken manche Berater vielleicht nicht die Schwierigkeiten des Unterfangens. Andere sagen selbstsüchtig, was angenehm ist. Und manche raten anderen, was sie selbst gern für sich möchten. Das ist nun einmal menschlich. Doch du bist jenseits solcher Motivationen und hast sowohl Begierde als auch Zorn besiegt. Sag mir bitte, was der Welt dienlich ist.


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