Pushpak Mahabharata Buch 15Zurück WeiterNews

Kapitel 38 – Die Klage Yudhishthiras

Yudhishthira sprach:
Das Ende von menschlichen Wesen ist nicht vorherzusehen, wenn der hochbeseelte Monarch nach strengster Askese solch ein Schicksal erleiden mußte, obwohl wir, seine Familie, alle am Leben sind. Weh, wer hätte je daran gedacht, daß ein Sohn des Kuru Geschlechts so zu Tode verbrannt würde? Er hatte hundert mächtige und wohlhabende Söhne. Er selbst verfügte über die Kraft von zehntausend Elefanten. Und er verbrannte in einem Waldbrand! Früher wurde ihm von schönen Frauen mit Palmenwedeln kühle Luft zugefächelt, und nun streicheln ihn die Geier mit ihren Schwingen. Er wurde sonst jeden Morgen von den lieblichen Gesängen ganzer Chöre von Sutas und Magadhas geweckt, und mußte nun wegen der Taten von mir Sündigem auf dem blanken Boden schlafen. Ich weine nicht so sehr um die ruhmreiche Gandhari, obwohl sie alle ihre Kinder verlor. Sie folgte den Gelübden ihres Gatten und gelangt nun in alle Regionen, welche die seinen sind. Doch ich weine um Kunti, welche dem strahlenden Wohlstand ihrer Söhne entsagte, um in den Wäldern zu leben. Schande über unsere Herrschaft! Schande über unseren Heldenmut! Schande über die Kshatriya Pflichten! Obwohl wir leben, sind wir doch in Wahrheit tot. Oh bester Brahmane, der Lauf der Zeit ist schwer zu verstehen, wenn Kunti den Palast verließ und ihr Heim im Dschungel aufschlug. Wie kann es sein, daß die Mutter von Yudhishthira, Bhima und Arjuna zu Tode verbrannte wie ein schutzloses Wesen? Der Gedanke lähmt mich völlig. Vergebens hat Arjuna die Gottheit des Feuers im Khandava Wald erfreut. Undankbar hat der Gott den Dienst wohl vergessen, da er die Mutter seines Wohltäters verbannte. Weh, wie konnte der Gott nur die Mutter Arjunas verbrennen? In Gestalt eines Brahmanen kam er zu Arjuna und bat ihn um Hilfe. Schande über den Feuergott! Schande über den gefeierten Erfolg von Arjunas Pfeilen!

Und noch etwas macht mich elend, oh Heiliger, nämlich daß dieser Herr der Erde in Vereinigung mit einem unheiligen Feuer starb. Wie konnte solch Tod einem König und Weisen geschehen, der große Askese geübt hatte? Überall waren mit Mantras geheiligte Feuer im Wald. Doch mein Vater starb durch ein unheiliges Feuer. Oh, vielleicht hat Kunti vor Furcht gezittert und nach mir, ihrem Sohn, um Hilfe gerufen, denn sie war sicherlich schwach und so abgezehrt, daß man ihre Sehnen erkennen konnte. Und vielleicht hat sie beim Nahen der Flammen auch nach Bhima gerufen? Unter all ihren Söhnen war Sahadeva ihr Liebling. Warum hat der Held sie nicht aus den Flammen gerettet?

Bei diesen Klagen des Königs umarmten sich alle Anwesenden und weinten um so mehr. Die fünf Söhne des Pandu glichen vor lauter Verzweiflung den lebenden Wesen zur Zeit der universalen Auflösung. Laut war das Klagen und Jammern der weinenden Helden. Es erfüllte alle Gemächer des Palastes, entschlüpfte ihnen und stieg bis zum Himmelsgewölbe empor.


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