Pushpak Mahabharata Buch 15Zurück WeiterNews

Kapitel 34 – Wie körperliche Erscheinungen entstehen

Sauti sprach:
Als der kluge König Janamejaya die Geschichte vom Erscheinen seiner verstorbenen Vorväter hörte, war er sehr glücklich. Voller Freude fragte er Vaisampayana:
Wie ist es möglich, daß Personen in ihrer früheren Gestalt erscheinen können, wo doch ihr irdischer Körper zerstört wurde?

Und Vaisampayana, der Schüler von Vyasa, antwortete ihm:
Es ist gewiß, daß angesammelte Taten (Karma) niemals vernichtet werden (ohne daß ihre Früchte entsprechend genossen oder erlitten wurden). So werden die Körper aus diesen Taten geboren, oh König, und damit auch alle ihre Eigenschaften. Nur die ursprünglichen subtilen Elemente sind ewig, weil sie mit dem Herrn aller Wesen vereint sind. Denn sie bestehen in dem, was ewig und unzerstörbar ist. Sie werden auch nicht vernichtet, wenn alles Nicht-Ewige vernichtet wird. Taten ohne Absicht sind wahrhaft und vorzüglich und tragen wahre Früchte. Vereint sich die Seele allerdings mit absichtsvollen (egoistischen) Taten, wird sie Freude und Schmerz (persönlich) erfahren. Aber trotz dieser Verbindung (mit Freude und Schmerz) gibt es doch die sichere Erkenntnis, daß die wahre Seele von ihnen nicht betroffen ist, wie das Bild eines Geschöpfes im Spiegel den Spiegel nicht verändert. Das ist das Ewige (das Selbst oder die wahre Seele). Solange die angesammelten Taten eines Wesens (sein persönliches Karma) nicht erschöpft sind, solange betrachtet es den Körper als sein eigen. Erst, wenn das Karma aus persönlich angesammelten Taten erlischt, hört ein Wesen auf, den Körper als etwas Eigenes zu betrachten, und erkennt das wahre Selbst. Dann verschmelzen die zuvor als getrennt wahrgenommenen Objekte, die den Körper gebildet hatten (wie Elemente, Organe, Sinne, Denken und Ichbewußtsein) zu einer untrennbaren Einheit. Wer auf diese Weise durch Erkenntnis alle Unterschiede (wie zwischen Körper und Seele) durchschaut, dessen Objekte werden ewig. Dies hört man aus den heiligen Schriften auch bezüglich eines Pferdeopfers und des Tötens des Pferdes. Denn das, was verkörperten Wesen als Besitz vollkommen sicher ist, nämlich das Leben selbst, existiert ewig, auch wenn die Wesen in einer anderen Welt geboren werden.

Höre weiterhin, was für dich heilsam ist, wenn du es annehmen kannst, oh König. Während du dein großes Opfer durchführtest, hast du ja von den Wegen der Götter gehört. Immer, wenn du dich der Ausführung von Opfern zuneigst, neigen sich auch die Götter deinem Wohlergehen zu. Und wenn die Götter solcherart geneigt zu deinem Opfer kamen, waren sie die Bestimmenden bezüglich des Übergangs aller dargebrachten Opfertiere (von dieser in die jenseitige Welt). Auf diese Weise erreichte das Ewige in ihnen (ihre Seele) durch die Verehrung der Götter im Opfer das höchste Ziel. Wenn die fünf subtilen Elemente ewig sind und die Seele ebenfalls, dann sind sie mit dem Höchsten Geist, dem ewigen Purusha, eins. Wenn das der Fall ist, dann sollte eine Weltanschauung, die sich und andere als getrennte Wesen sieht, als Unwissenheit gelten. Und wer sich ganz in das Leiden solcher Trennung verliert, der ist, so denke ich, ein unwissender Narr. Wer das Leiden der Trennung erkannt hat, sollte aufhören, sich mit irgendetwas verbinden zu wollen. Wer alleinsam verweilt, bildet sich keine besonderen Verbindungen (ein) und das Leiden vergeht. Denn alles Leiden in der Welt entsteht aus Trennung. Nur wer die Trennung zwischen Körper und Selbst tiefgründig durchschaut, wird von Unwissenheit frei. Das ist der Weg. Wer das wahre Selbst erkennt, erreicht höchste Erkenntnis und die Freiheit von Illusion. Was die Geschöpfe anbelangt, sie erscheinen aus dem Unentfalteten und kehren wieder ins Unentfaltete zurück. Wer das Selbst nicht erkennt und von Ihm erkannt wird, kann keine Befreiung erreichen. Ohne diese Erlösung muß man die Früchte aller Taten in den Körpern der Ursache entsprechend genießen oder erleiden, wie man sie persönlich (in Form von Karma) angesammelt hat. Durch Gedanken angesammeltes Karma wird man als geistiges Glück oder Leiden erfahren, und durch körperliche Betätigung angesammeltes Karma entsprechend als körperliches Glück oder Leiden.


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