Pushpak Mahabharata Buch 15Zurück WeiterNews

Kapitel 22 – Sehnsucht nach Kunti und Befehl zum Aufbruch

Vaisampayana fuhr fort:
Sonst hatten sich die heldenhaften Pandavas immer um ihre königlichen Aufgaben gekümmert, doch nun versanken sie niedergeschlagen in Kummer und konnten sich an nichts mehr erfreuen. Wenn sie jemand bittend ansprach, ehrten sie ihn nicht mit einer Antwort. Zwar waren die unbesiegten Helden so standhaft wie der Ozean, doch diesmal verließen sie Wissen und Sinne durch die Trauer, die sie fühlten. Sorge erfüllte sie bei dem Gedanken, wie ihre schwache Mutter dem alten Königspaar diente. Ihre Gedanken kreisten immer wieder um dieselben Fragen:
Wie geht es dem alten König, der seine Söhne verloren hat und nun ohne Zuflucht ist, so allein im Wald unter wilden Raubtieren und nur mit seiner Gemahlin? Oh wie steht es um die hohe Königin Gandhari, die ebenfalls blind ihrem Gatten überall hin folgt?

Und immer, wenn die Pandavas so miteinander sprachen, verfestigte sich ihre Sorge. Schon bald neigten sich ihre Herzen dazu, den König im Wald zu besuchen. Und Sahadeva verneigte sich verstehend vor Yudhishthira, dem König, und sprach:
Ich weiß, was in deinem Herzen ist, nämlich ein Besuch beim alten König. Doch aus Respekt vor dir, konnte ich meinen Mund nicht vorschnell öffnen, um von einer Reise in den Wald zu reden. Doch nun ist die Zeit gekommen. Mit Glück werde ich Kunti wiedersehen, wie sie mit verfilzten Locken strenge Buße übt und auf Kusha und Kasha Gras schläft. Sie lebte lang im Palast und allem Luxus und Komfort. Ach, wann werde ich meine Mutter wiedersehen, die nun erschöpft und abgemagert und elend lebt? Zweifellos ist das Ende von Sterblichen ungewiß, mein König, da sie als hochgeborene Prinzessin nun mittellos im Walde wandert.

Nach diesen Worten Sahadevas ehrte Königin Draupadi den König und seufzte ebenfalls:
Ach, wann werde ich Kunti wiedersehen? Ob sie noch am Leben ist? Wenn ich sie noch einmal erblicke, oh König, dann erachte ich mein Leben nicht als vergebens. Möge dies Verständnis immer in deinem Geiste fest verankert sein. Möge dein Geist immer Freude an solcher Gerechtigkeit finden, indem du uns diesen hohen Wunsch gewährst. Wisse, oh König, daß alle Damen deines Hauses schon längst bereitstehen, um die Reise zu beginnen, denn alle möchten Gandhari, Kunti und Dhritarashtra wiedersehen.

Da rief der König alle Anführer seiner Armee zu sich und sprach zu ihnen:
Bereitet meine Armee samt Elefanten, Pferden und Wagen zum Aufbruch vor. Ich werde König Dhritarashtra im Wald besuchen.

Und denen, die sich um die Damen kümmerten, gebot er:
Bereitet alle tausend geschlossenen Sänften und Fahrzeuge vor und stattet sie mit allem aus. Laßt viele Wagen mit Decken, Kleidern, Reichtümern und Korn beladen und die Handwerker und Schatzmeister vorausmarschieren. Mit reichen Geschenken beladen sollen sie sich auf den Weg in die Einsiedeleien der Asketen auf Kurukshetra machen. Wer von den Bürgern auch Dhritarashtra besuchen möchte, sei ohne Ausnahme willkommen. Möge dieser ebenso beschützt reisen wie wir. Sorgt dafür, daß Köche, Essen und Getränke auf Wagen verladen werden. Verkündet überall, daß wir morgen abmarschieren. Bis dahin wünsche ich keine Verzögerungen. Sorgt auch für die Errichtung von Pavillons und Ruheplätzen auf dem Weg.

Das waren die Befehle, die der älteste Bruder der Pandavas gab. Am nächsten Morgen machte sich der Zug auf den Weg mit vielen Männern und Frauen im Gefolge. Yudhishthira verließ die Stadt, wartete vor den Toren noch fünf Tage auf Bürger, die sich anschließen wollten, und marschierte dann Richtung Kurukshetra.


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