Pushpak Mahabharata Buch 15Zurück WeiterNews

Kapitel 11 – Bhimas Zorn

Vaisampayana erzählte weiter:
Nachdem die Nacht vorüber war, schickte Dhritarashtra Vidura zu Yudhishthiras Haus. Und mit großer Energie und Klugheit sprach Vidura zum ruhmreichen König:
König Dhritarashtra hat alle einführenden Riten für seinen Rückzug in den Wald abgeschlossen. Er wird sich am nächsten Vollmondtag des Monats Kartika auf den Weg machen. Nun erbittet er von dir, oh König, einigen Reichtum. Denn er wünscht ein Sraddha auszuführen für Bhishma, den hochbeseelten Sohn der Ganga, und auch für Drona, Somadatta, den klugen Valhika und alle Söhne Dhritarashtras und Wohltäter, die in der Schlacht fielen. Und wenn du es gestattest, würde er auch Jayadratha, den Herrscher der Sindhus, mit einbeziehen.

Als Yudhishthira und Arjuna mit dem lockigen Haar seine Worte vernahmen, freuten sie sich und lobten sie sehr. Nur Bhima konnte die Worte nicht mit frohem Geist annehmen, denn in ihm lebte immer noch diese große Energie aus dem ungestillten Zorn aufgrund der Übeltaten Duryodhanas.

Der diademgeschmückte Arjuna erkannte wohl die Gedanken seines Bruders. Er neigte leicht sein Haupt und sprach zu ihm:
Oh Bhima, unser königlicher Vater hat sich in seinem hohen Alter entschlossen, in den Wald zu gehen. Er wünscht sich, Gaben zu verteilen, um das Glück seiner gefallenen Familie in der jenseitigen Welt zu mehren. Oh du aus dem Geschlecht der Kurus, er möchte dabei Reichtum verschenken, den du durch Eroberung dein eigen nennst. Für Bhishma und all die anderen möchte der alte König die Geschenke machen, oh Starkarmiger. Es ziemt sich wahrlich für dich, es ihm zu gestatten. Es ist ein gutes Schicksal, daß er nun uns um Reichtum bitten muß, da wir ihn einst darum bitten mußten. Bedenke die Veränderung, welche die Zeit brachte. Erst war er unser Herr und Beschützer, nun möchte er sich zurückziehen, denn seine Familie und Verbündeten sind alle tot. Oh bester Mann, möge deine Meinung nicht von der erbetenen Erlaubnis abweichen. Eine Ablehnung brächte Niedertracht und schmälert den Verdienst. Lern in diesem Fall deine Pflicht von unserem ältesten Bruder, dem König und unser aller Herrn. Es täte dir gut zu geben, anstatt abzulehnen, oh Starkarmiger.

Yudhishthira, der Gerechte, lobte Arjunas Worte. Doch in Bhima wütete der Zorn, und er gab zurück:
Oh Arjuna, für Bhishma, Somadatta, Bhurisravas, Drona und Valhika werde ich gern die Riten durchführen und Reichtum verteilen. Und Kunti mag für Karna opfern. Doch daß Dhritarashtra dieses Sraddha ausführt, das finde ich nicht gut. Unsere Feinde sollen nicht glücklich sein. Mögen Duryodhana und seine Brüder in die elendste Hölle absinken. Es waren diese Lumpen, welche die Erde verwüsteten! Wie konntest du unsere Sorgen in diesen zwölf langen Jahren vergessen? Und unser Leben in Verkleidung, welches für Draupadi so schmerzhaft war? Wo war damals Dhritarashtras Zuneigung für uns? Folgtest du nicht diesem König, als du in schwarze Hirschfelle gehüllt und ohne alle Ornamente warst, die Prinzessin von Panchala an deiner Seite? Wo waren damals Bhishma, Drona und Somadatta? Als du für zwölf Jahre im Dschungel von den Früchten der Wildnis leben mußtest, da schaute dein Onkel nicht mit elterlicher Zuneigung auf dich. Und hast du etwa vergessen, daß es dieser unverständige Lump unserer Familie war, der Vidura beim Würfelspiel fragte: „Was wurde gewonnen?“

An dieser Stelle gebot ihm der kluge Yudhishthira Einhalt, tadelte ihn und hieß ihn schweigen.


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