Pushpak Mahabharata Buch 15Zurück WeiterNews

Kapitel 8 – Dhritarashtra spricht zum Volk

Yudhishthira antwortete:
Oh Herr der Erde, ich werde tun, worum du mich bittest. Doch du solltest mich noch weiter belehren, oh bester König. Bhishma ist in den Himmel aufgestiegen, Krishna nach Dwaraka abgereist, und Vidura und Sanjaya werden dich in den Wald begleiten. Wer wird mich dann lehren? Ich werde deinen Belehrungen, die du mir heute aus Wohlwollen gabst, sicher folgen, oh Herr der Erde. Sie dir dessen gewiß, bester König.

Doch Dhritarashtra sehnte sich nach Ruhe und sprach:
Halt ein, mein Sohn. Groß ist meine Erschöpfung.

Dann zog er sich in die Gemächer seiner Gattin Gandhari zurück. Und als er dort auf einem Sitz ruhte, sprach Gandhari zu ihrem Ehemann, der einem zweiten Herrn aller Wesen glich, wissend um die rechte Zeit und Gelegenheit und mit aufrechtem Geist:
Du hast die Erlaubnis vom großen Rishi Vyasa und auch von Yudhishthira erhalten. Wann willst du nun in den Wald aufbrechen?

Dhritarashtra gab zurück:
Schon bald, oh Gandhari, schon bald, wenn alles bereit ist. Die Erlaubnis meines Rishis habe ich ja. Doch ich wünsche noch, in Anbetracht der Schuld aller meiner Söhne, die dem elenden Würfelspiel verfallen waren, ein Sraddha mit reichen Geschenken für sie durchzuführen. Ja, viel Reichtum möchte ich noch verteilen und dazu die Menschen in mein Haus laden.

Nach diesen Worten schickte Dhritarashtra nach Yudhishthira, und dieser brachte alles Nötige herbei. Mit frohem Herzen kamen viele Brahmanen aus Kurujangala, Kshatriyas, Vaisyas und Shudras zu Dhritarashtras Palast. Und der alte König trat aus den inneren Gemächern heraus und beschaute sich seine versammelten Untertanen – die vielen Brahmanen, Bürger aus Stadt und Land – und alle wünschten sie ihm Gutes.

Klug sprach da der alte König zu ihnen:
Ihr alle und die Kurus haben viele Jahre freundlich miteinander gelebt und euch gegenseitig viel Gutes getan. Was ich euch nun in Anbetracht des Kommenden sage, sollt ihr vollbringen wie ein Schüler das Gebot seines Lehrers. Ich habe mein Herz daran gesetzt, gemeinsam mit Gandhari als meiner Gefährtin in die Wälder zu ziehen. Vyasa hat den Entschluß gelobt und der Sohn der Kunti ebenfalls. Gebt mir nun auch eure Erlaubnis. Zaudert nicht. Der gute Wille, der immer zwischen uns bestand, ist in anderen Reichen nicht zwischen Herrscher und Beherrschten zu sehen, so meine ich. Die Jahre sind mir eine erschöpfende Last geworden, und ich bin ohne Söhne. Ihr Sündenlosen, Gandhari und ich haben uns schon mit Fasten abgemagert. Das Königreich ist an Yudhishthira übergeben, und ich erfuhr großes Glück mit ihm. Die Freude, die er mir schenkte, war viel größer, als ich von Duryodhanas Herrschaft erwarten konnte. Welch andere Zuflucht bleibt mir nun – ohne Söhne und alt wie ich bin – als den Wald? Ihr hoch Gesegneten, es ziemt sich für euch, mir den Abschied zu gewähren.

Da erhob sich lautes Wehklagen unter den Bürgern, und die Tränen begannen zu fließen, so daß der energiereiche Dhritarashtra nun noch länger zu seinen traurigen Leuten sprechen wollte.


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