Pushpak Mahabharata Buch 14Zurück WeiterNews

Kapitel 79 – Arjunas Kampf mit Vabhruvahana

Vaisampayana fuhr fort:
Als Vabhruvahana, der Herrscher von Manipura, erfuhr, daß sein Vater Arjuna sich in seinem Reich befand, ging er ihm mit einer Schar Brahmanen und einigem Reichtum als Geschenk demütig entgegen. Doch Arjuna gedachte der Pflichten eines Kshatriya und freute sich nicht über diesen Empfang.

Ärgerlich sprach Arjuna:
Dein Verhalten ist nicht gut, denn du bist von den Pflichten eines Kshatriyas abgefallen. Ich bin hier als Beschützer des Opferpferdes von König Yudhishthira. Warum, mein Sohn, willst du nicht mit mir kämpfen, wo ich doch in dein Territorium eingedrungen bin? Schande über dich Narren, und Schande, daß du dich nicht wie ein Kshatriya benimmst. Schande über deinen friedlichen Empfang, wo ich doch herkam, um mit dir zu kämpfen. Du verhältst dich ja wie eine Frau. Nur wenn ich ohne Waffen zu dir gekommen wäre, wäre dein Verhalten angemessen.

Ulupi, die Tochter des Schlangenkönigs und Frau von Arjuna (und damit Stiefmutter für jeden Sohn Arjunas), hörte diese Worte Arjunas, konnte sie nicht ertragen und durchbrach den Boden, um vor den beiden zu erscheinen. Als erstes sah sie den Prinzen, ihren Stiefsohn, wie er traurig und niedergedrückt mit gesenktem Kopf vor Arjuna stand, der ihn tadelte.

Und Ulupi mit den schönen Gliedern sprach zum pflichtbewußten und gerechten Prinzen:
Wisse, daß ich deine Mutter bin und die Tochter einer Schlange. Folge meinem Rat, mein Sohn, und du wirst großen Verdienst gewinnen. Kämpfe mit deinem Vater, diesem Besten der Kurus, der ein unbezwingbarer Held ist. Dann ist er zufrieden mit dir.

So beeinflußte Ulupi ihren Stiefsohn Vabhruvahana, gegen seinen Vater zu kämpfen, und der energische Prinz entschloß sich dazu. Er legte seine strahlend goldene Rüstung an und den glänzenden Helm und bestieg einen trefflichen Wagen, der alles Nötige für die Schlacht bereithielt, wie hundert gefüllte Köcher und schnelle Pferde. Mit schönen Rädern und starker Deichsel war er versehen und trug jegliche goldene Verzierung. Seine Standarte reckte sich hoch und schön in die Luft und zeigte einen goldenen Löwen. So zog der schöne Prinz Vabhruvahana gegen seinen eigenen Vater, um gegen ihn zu kämpfen. Dann befahl er geübten Männern, das Opferpferd einzufangen, und Arjuna bezog mit großer Freude Stellung gegen seinen Sohn. Sogleich wechselten viele, geschärfte Pfeile die Seiten, die so gefährlich waren wie giftige Schlangen. Ja, die Schlacht zwischen Vater und Sohn war so unvergleichlich, wie die zwischen den Göttern und Dämonen vor langer Zeit. Jeder der beiden war geehrt, einen solch würdigen Gegner zu haben. Vabhruvahana traf sogar lachend mit einem geraden Pfeil die Schulter des diademgeschmückten Arjunas. Mit seinen zischenden Federn bohrte sich der Pfeil so schnell in Arjunas Körper, wie eine Schlange in ihrem Loch verschwindet. Dann trat er wieder aus und verschwand tief in der Erde. Arjuna mußte sich vor Schmerzen für eine Weile auf seinen Bogen stützen. Er nahm Zuflucht zu seiner himmlischen Energie, obwohl er von außen wie tot aussah.

Dann pries er seinen Sohn aufs Höchste und sprach strahlend:
Vorzüglich! Exzellent! Oh starkarmiger Sohn von Chitrangada, dies war eine würdige Leistung von dir. Ich bin äußerst zufrieden. Doch nun werde ich meine Pfeile auf dich absenden. Stell dich ihnen, mein Sohn.

Nach diesen Worten sandte der Feindbezwinger von Gandiva einen ganzen Schauer an donnergleichen, strahlenden und energiereichen Pfeilen auf seinen Sohn ab, die der jedoch alle mit breitköpfigen Pfeilen noch in der Luft in viele Teile zerstückelte. Da schnitt Arjuna die goldene, palmenschlanke Standarte des Königs mit vorzüglichen Pfeilen ab. Lächelnd tötete Arjuna als nächstes die schnellen und kraftvollen Pferde, was Vabhruvahana zürnend abspringen und zu Fuß weiterkämpfen ließ. Zufrieden mit dessen Tapferkeit und Mut begann Arjuna nun, seinen Sohn heftiger zu bedrängen. Doch dieser unerfahrene Jüngling meinte, sein Vater könne ihm bald nicht mehr widerstehen, und schoß gefährliche Pfeile mit großem Eifer und ohne Maß ab. Heftig traf da ein gewetzter Pfeil mit schönen Schwingen die Brust Arjunas, drang lebensgefährlich tief ein und verursachte so große Schmerzen, daß Arjuna bewußtlos zu Boden sank. Und auch Vabhruvahana sank in Ohnmacht, einmal vor Anstrengung und gleichzeitig vor Schreck, als er seinen Vater, diesen Träger aller Lasten der Kurus, zusammensinken sah. Außerdem war auch er von vielen Pfeilen getroffen worden, und so umarmten beiden Helden die Erde.

Als Chitrangada vernahm, daß sowohl ihr Sohn als auch ihr Ehemann geschlagen auf der Erde lagen, kam sie aufgeregt zum Schlachtfeld. Ihr Herz brannte vor Sorge, sie weinte bitterlichst und zitterte am ganzen Körper, als sie die beiden Helden bewußtlos erblickte.


Zurück Inhaltsverzeichnis Weiter