Pushpak Mahabharata Buch 14Zurück WeiterNews

Kapitel 21 – Über Atem, Wort und Geist

Der Brahmane fuhr fort:
Es wird seit alters her auch über die zehn Hotris (Opferpriester) erzählt. Höre und versteh ihre Bedeutung. Ohr, Haut, Augen, Zunge, Nase, Rede, Füße und Hände, Genital und After – dies sind, oh Schöne, die zehn Opferpriester. Klang und Gefühl, Farbe und Geschmack, Duft, Worte, Taten, Bewegung, Fortpflanzung und Ausscheidung von Urin und Exkrementen sind die zehn Opfergaben. Die Himmelsrichtungen, Wind, Sonne, Mond, Erde, Feuer, Vishnu, Indra, Prajapati und Mitra – dies sind, du Holde, die zehn Opferfeuer. Zehn an der Zahl sind die Organe als Opferpriester, und zehn die Opfergaben. Die Sinnesobjekte sind das Öl, welches in die zehn Opferfeuer gegossen wird. Geist und Verdienst bilden die Opferkelle. Reinste, höchste Erkenntnis ist das Ziel. Es wurde uns gesagt, daß die Gedanken das Universum unterscheiden. Alle Gedanken bilden den Geist (hier: Manas, Denken, Intelligenz), während Weisheit nur empfängt (beobachtet die Gedanken, ohne anzuhaften). Der Erkennende, nämlich die Seele, existiert in subtiler Form im grobstofflichen Körper, welcher durch den Lebenssamen gezeugt wird. Dieser Träger des Körpers ist das Garhapatya Feuer (häusliche Feuer), aus dem ein weiteres Feuer entsteht, der Geist als das Ahavaniya Feuer (göttliches Feuer), in welches die obengenannte Opfergabe gegossen wird. So entsteht aus dem Erkennendem (dem Atman, bzw. Selbst) das Wort (das ewige Vedawort). Der Geist blickt es an, und aus ihm fließen die Gedanken, Namen und Formen.

Da fragte die Frau des Brahmanen:
Wie kommt es, daß das Wort sich zuerst erhob? Warum kam der Geist hinterdrein, wenn doch das Wort ins Leben kommt, nachdem es vom Geist erdacht wurde? Aufgrund dieser Behauptung müßte man glauben, daß der Prana (Lebensatem) vom Geist abhängt. Doch warum verschwindet Prana nicht, wenn im traumlosen Schlaf der Geist verschwunden ist? Was hält ihn im Körper zurück?

Der Brahmane antwortete:
Der Apana (Einhauch) Atem ist der Herr (und beherrscht den Prana, den Aushauch), wodurch er ihm gleich wird. Die (von Apana) beherrschte Bewegung des Prana ist die Bewegung der Gedanken, so wird es gesagt. So hängen also die Gedanken vom Prana ab (und nicht umgekehrt. Daher verschwindet Prana nicht, wenn im traumlosen Schlaf die Gedanken verschwinden.) Und da du mich zu Wort und Geist befragt hast, werde ich dir vom Gespräch der beiden erzählen. Einst begaben sich Wort und Geist zum Großen Vater Brahma und fragten ihn:
Bitte sag, wer von uns beiden ist höher. Oh Frommer, zerstreu unsere Zweifel.

Und der Heilige gab zur Antwort:
Zweifellos ist der Geist höher.

Doch das Wort (bzw. Sarasvati, die Göttin des Wortes) sprach zum Heiligen:
Ich gewähre dir doch die Erfüllung all deiner Wünsche.

Der Brahmane fuhr fort:
Wisse, daß ich zwei Arten von Geist habe, den bewegten (bzw. lebendigen) und den unbewegten. Der unbewegte ist wahrlich mit mir, und der bewegte lebt in deinem Reich (des Weiblichen bzw. des Wortes). Der bewegte Geist ist in Gestalt von Mantras, Buchstaben oder Stimme in deinem Reich erkennbar. Weil du, oh Schöne, fragend und suchend zu mir kamst und mich damit mit Atem erfüllst, strömst du aus mir heraus. Die Göttin des Wortes (Sarasvati) lebt immer zwischen Prana und Apana (zwischen ein- und ausatmen). Als sie zurück in Apana sank, oh Gesegnete, und von Prana getrennt wurde, da lief sie zu Prajapati und bat: „Sei mir gnädig, oh Heiliger.“ Und Prana erschien erneut und hegte sie wie zuvor. Seither spricht die Göttin nichts mehr, wenn sie tiefem Ausatmen begegnet. Sie, das Wort, fließt entweder mit oder ohne Aussprache. Das stille Wort steht dabei höher als das ausgesprochene. Denn das unausgesprochene Wort enthält viele Bedeutungen wie eine Kuh mit nährender Milch. Und es trägt das Ewige, Unaussprechliche in sich, und spricht damit von Brahman. Oh du bezaubernd Lächelnde, das Wort ist so fromm wie eine Kuh, denn es ist göttlich und auch nicht. Erkenne den Unterschied zwischen den beiden subtilen Formen der Göttin des fließenden Wortes.

Die Frau des Brahmanen fragte:
Was unternahm die Göttin des Wortes damals, als sie zwar den Wunsch hatte, zu sprechen, aber die Rede nicht aus ihr herauskommen konnte?

Ihr Ehemann antwortete:
Das Wort wird im Körper durch Prana (Aushauch) gebildet, geht in Apana (Einhauch) über, wird in Udana (Aufwärtshauch) transformiert und verläßt den Körper mit Vyana (Zwischenhauch), wobei es alle Richtungen erfüllt. Danach lebt die Göttin im Samana (Allhauch). Auf diese Weise wirkt die Göttin. Der Geist ist bedeutend, weil er unbewegt ist, und das Wort ist ebenso bedeutend, weil es bewegt (bzw. lebendig) ist.


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