Pushpak Mahabharata Buch 14Zurück WeiterNews

Kapitel 10 – Maruttas Opfer

Da gebot Indra:
Es ist wohl war, daß die Macht der Brahmanen groß und unübertrefflich ist. Doch ich kann den Stolz Maruttas niemals mit Gleichmut dulden und werde ihn mit meinem Donnerblitz schlagen. So geh du, oh Dhritarashtra, zu Marutta und Samvarta, und überbring ihnen folgende Botschaft: „Nimm Vrihaspati als deinen spirituellen Lehrer an, oh König Marutta, oder ich vernichte dich mit meinem gräßlichen Donner.“

Was Dhritarashtra tat. Er ging zu König Marutta und sprach:
Oh Herr der Menschen, wisse, ich bin der Gandharva Dhritarashtra und gekommen, um dir die Botschaft Indras zu überbringen. Höre die Worte des hochbeseelten Herrn aller Welten, oh Löwe unter den Königen, denn sie sind für dich bestimmt. Indra mit den unvergleichlichen Heldentaten sprach nur soviel: „Akzeptiere Vrihaspati als deinen Opferpriester. Und wenn du meinem Befehl nicht Folge leistest, werde ich dich mit meinen Donnerblitz schlagen.“

Marutta entgegnete:
Du, die Viswadevas, Vasus, Götter und Aswins – ihr alle wißt, daß es kein Entrinnen von den Konsequenzen gibt, wenn man einem Freund übel mitgespielt hat. Es ist eine ebenso große Sünde, als ob man einen Brahmanen ermordet hätte. Möge Vrihaspati daher der Priester des großen Gottes Mahendra bleiben, diesem Höchsten, der den Donner trägt. Und Samvarta wird mein Priester sein, denn weder deine noch Indras Worte überzeugen mich.

Der Gandharva sprach:
Hörst du schon den schrecklichen Kampfruf von Indra, wie er donnernd im Himmel widerhallt? Ganz sicher und direkt wird Mahendra seinen Blitz auf dich schleudern. So bedenke lieber, was gut für dich ist, solange du noch kannst.

Nun wandte sich Marutta an Samvarta:
Wahrlich, diese Gewitterwolke in der Luft zeigt die Nähe von Indra an. Oh bester Brahmane, ich erbitte deinen Schutz. Wende die Angst vor Indra in meinem Geiste ab. Der Träger des Donnerblitzes kommt und erfüllt alle Himmelsrichtungen mit seinem übermenschlichen und unerträglichen Glanz. Alle Helfer in meinem Opfer sind schon von Panik überwältigt.

Doch Samvarta besänftigte ihn:
Oh Löwe unter den Königen, deine Sorgen werden sogleich vergehen, denn ich vernichte den gräßlichen Schmerz mit meiner magischen Macht. Sei ruhig und habe keine Angst, von Indra überwältigt zu werden. Du mußt nichts vom Gott der hundert Opfer befürchten, denn ich benutze meinen magischen Schutz, den keine Waffe irgendeines Gottes durchdringen kann. Laß die Blitze nur in alle Richtungen zucken und die Winde stürmisch blasen, so daß die Wassermassen niederprasseln. Dir können sie nichts anhaben. Möge nur Indra allen Regen mit Donner und Blitz aus dem Himmel herabholen, er kann dich nicht vernichten. Du hast nichts zu befürchten, denn Gott Agni wird dich beschützen und dir alles Gewünschte gewähren.

Aber Marutta rief:
Der betäubende Knall des Donners und das Heulen des Windes klingt mir schrecklich in den Ohren, und mein Herz erbebt wieder und wieder. Oh Brahmane, der Frieden meines Geistes ist dahin.

Samvarta sprach:
Gleich wird dich die Furcht vor dem gräßlichen Blitz verlassen, oh König. Ich vertreibe den Donner mit Wind und damit auch deine Angst. Nimm einen Segen von mir an, der deinen Herzenswunsch erfüllt. Ich werde ihn dir gewähren.

Marutta sprach:
Ich möchte, oh Brahmane, daß Indra sogleich mit all den anderen Göttern persönlich zu meinem Opfer kommt, und seinen Anteil von den angebotenen Gaben nebst dem Somasaft annimmt.

Samvarta antwortete:
Mit der Kraft meiner Anrufung habe ich Indra angezogen. Schau, oh Monarch, er kommt mit seinen Pferden und von den Göttern verehrt zu deinem Opfer geeilt.

Ja, es kam der Herr der Götter auf seinem Wagen mit den vorzüglichen Pferden angebraust und wurde von den Göttern begleitet. Er näherte sich dem Opferaltar von Marutta, um den dargebotenen Somasaft des unvergleichlichen Monarchen anzunehmen. König Marutta und sein Priester erhoben sich hocherfreut und begrüßten den Herrn der Götter mit hohen Ehren.

Samvarta sprach:
Sei willkommen, oh Indra. Deine Anwesenheit macht dieses Opfer glanzvoll und groß, oh Vernichter von Vala und Vritra. So nimm von dem Somasaft, den ich heute bereitet habe.

Auch Marutta sprach:
Schau freundlich auf mich, denn ich beuge mich vor dir, oh Indra. Deine Gegenwart macht mein Opfer vollkommen und mein Leben höchst gesegnet. Oh Indra, schau, wie der jüngere Bruder von Vrihaspati mein Opfer durchführt. Er ist ein trefflicher Brahmane.

Indra gab zur Antwort:
Ich kenne deinen Priester, diesen höchst energetischen Asketen, den jüngeren Bruder von Vrihaspati. Denn seine Anrufungen brachten mich voll Freude zu deinem Opfer, oh Monarch. Mein Ärger über dich ist verflogen, und ich bin zufrieden mit dir.

Samvarta sprach:
Wenn du, oh König der Götter, mit uns zufrieden bist, dann gib die Anweisungen für dieses Opfer und bestimme selbst die Opferanteile für dich und die Götter, auf daß die ganze Welt erfahre, daß du es vollbracht hast.

Und Vyasa fuhr fort:
Indra folgte gern der Bitte Samvartas und gab den Göttern Anweisung für das Errichten einer Versammlungshalle. Mit tausend prachtvoll ausgestatteten Räumen schaute sie so wunderbar aus wie auf einem Gemälde. Im Nu entstanden massive und tragfähige Treppen für die Gandharvas und Apsaras, und auch ein Teil des Opferplatzes wurde als Tanzplatz für die Apsaras hergerichtet. Alles war so kostbar und edel wie der himmlische Palast Indras. Schnell führten die Bewohner des Himmels alle Anweisungen von Indra aus und bevölkerten den Ort aufs Bezauberndste.

Dann sprach Indra hoch geehrt und freudig zu Marutta:
Meine Verbindung mit dir zu diesem Opfer, oh König, hat all deine lang verstorbenen Ahnen und auch alle Götter erfreut. Sie alle haben deine Opfergaben angenommen. Mögen nun die ehrenwerten Zweifachgeborenen einen rötlichen Stier für den Feuergott auf dem Altar opfern, und einen im Geheimen geweihten bläulichen Stier für die Viswadevas.

Und Vyasa endete die Geschichte:
Da wuchs das Opfer noch an Glanz, in dem die Götter selbst die Nahrung sammelten und Indra von den Brahmanen geehrt bei der Ausführung assistierte. Der hochbeseelte Samvarta bestieg den Opferaltar und strahlte wie eine zweite Flamme, als er gefällig alle Götter laut anrief und dem Feuer die geklärte Butter mit den heiligen Hymnen anbot. Als erstes trank Indra den Somasaft, und die Götter folgten ihm. Glücklich und mit Erlaubnis des Königs kehrten sie dann alle wieder in ihre Heimstätten zurück. Überaus zufrieden häufte der König an vielen Stellen ganze Berge von Gold auf, um damit die Brahmanen zu beschenken. Dabei glich er einem zweiten Kuvera, dem Herrn aller Schätze. Schwungvoll füllte er auch seine Schatzkammer und kehrte mit Erlaubnis seines spirituellen Lehrers in sein Königreich zurück. Von da an regierte er wieder sein großes Reich, welches sich bis an die Grenzen der Meere erstreckte. Ja, so tugendhaft war dieser König, bei dessen Opfer so viel Gold gesammelt wurde. Und du, oh Yudhishthira, kannst nun dieses Gold holen, um die Götter nach der Tradition zu ehren und deine Opfer auszuführen.

Vaisampayana sprach:
Als der Pandava König Yudhishthira die Geschichte von Vyasa vernommen hatte, da kehrte Zuversicht und Freude in sein Herz, und er wünschte, seine Opfer mithilfe Maruttas Schätzen auszuführen. Und sogleich beriet er sich dazu mit seinen Ministern.


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