Pushpak Mahabharata Buch 14Zurück WeiterNews

Kapitel 9 – Indra schickt Agni zu Marutta

Indra sprach:
Oh Vrihaspati, schläfst du in Frieden? Sind deine Diener freundlich? Strebst du immer nach dem Wohl der Götter, oh Brahmane, und beschützen dich die Götter?

Vrihaspati antwortete:
Ich schlafe friedlich, mag meine Diener und suche immer das Beste für die Götter. Dafür behandeln sie mich gut.

Indra fuhr fort:
Woher kommt dann dieser Schmerz? Ist er geistig oder körperlich? Warum bist du bleich und verändert? Erzähle mir, oh Brahmane, wer dir Sorgen und Schmerz bereitet, so daß ich sie vernichten kann.

Vrihaspati sprach:
Oh Indra, ich habe gehört, daß Marutta ein großes Opfer durchführen will mit kostbaren Geschenken, die er den Brahmanen geben wird. Samvarta wird sein Opferpriester sein, doch das möchte ich nicht.

Indra erwiderte:
Du hast alle Wünsche erfüllt bekommen, als du mit deinem Wissen in den heiligen Hymnen der vorzügliche Priester der Götter geworden bist. Du hast sogar den Einfluß von Alter und Tod überwunden. Was kann dir Samvarta jetzt noch antun?

Vrihaspati erklärte:
Der Wohlstand eines Rivalen ist immer schmerzlich. Aus diesem Grund verfolgst du mit den Göttern stets die Dämonen mit all ihren Anhängern. Dabei tötet ihr die Einflußreichsten unter ihnen. Der Gedanke an den Wohlstand meines Rivalen ist der Grund für meine Veränderung, oh Herr der Götter. So geh, oh Indra, und halte Marutta und Samvarta mit allen Mitteln zurück.

Da wandte sich Indra an Agni und gebot:
Geh, oh Jatavedas, und befolge meinen Befehl. Geh zu König Marutta und biete ihm Vrihaspati an. Sag ihm, daß Vrihaspati in seinem Opfer fungieren und ihn unsterblich machen wird.

Agni antwortete:
Ich werde mich sofort als dein Bote auf den Weg machen und König Marutta dein Gebot kundtun.

Sprachs und ging davon, um Indras Wort wahr werden zu lassen und Vrihaspati Respekt zu erweisen. Auf seinem Weg verwüstete der hochbeseelte Feuergott die Wälder und Berge wie ein gewaltiger, laut tobender Sturm am Ende des Winters.

Da sprach Marutta:
Sieh nur, der Feuergott kommt in seiner ureigenen Gestalt. Oh Muni, biete ihm einen Sitz, Wasser zum Waschen der Füße und eine Kuh an.

Agni sprach:
Ich akzeptiere deine Gaben, oh Sündenloser. Kenne mich als Bote von Indra, der zu dir kommt, um seine Befehle auszuführen.

Marutta erkundigte sich höflich:
Oh Feuergott, ist der prachtvolle Herr der Götter glücklich und zufrieden mit uns? Sind die Götter ihm treu ergeben? Oh erleuchte mich in all diesen Fragen.

Agni antwortete:
Oh Herr der Erde, Indra ist vollkommen glücklich, zufrieden mit dir und wünscht, dich vom Altern und Sterben zu befreien. Die Götter sind ihm treu ergeben, oh König, so höre die Botschaft vom Herrn der Himmlischen. Er hat mich zu dir gesandt, um dir Vrihaspati anzubieten. Möge er dein Opfer durchführen und dich, der du nur ein Sterblicher bist, unsterblich machen.

Doch Marutta lehnte ab:
Dieser zweifachgeborene Brahmane, Samvarta, wird mein Opfer durchführen. Und ich lege es Vrihaspati ans Herz, daß es als Priester von Indra für ihn nicht gut aussehen würde, wenn er nun für einen Sterblichen als Priester handelte.

Agni sprach:
Wenn Vrihaspati dein Opferpriester wäre, sollst du durch den Segen von Indra in die höchsten Regionen des Himmels gelangen. Und mit diesem Ruhm wirst du sicher alle himmlischen Bereiche erobern. Mit Vrihaspati als deinem Opferpriester wirst du auch alle menschlichen Bereiche besiegen und selbst die höchsten Bereiche, die Brahma geschaffen hat ebenso wie das gesamte Königreich der Götter.

Da sprach Samvarta:
Oh Agni, komm niemals wieder hierher und versuche, Vrihaspati als Opferpriester für Marutta anzubieten. Sei gewiß, wenn du dies tust, verliere ich meinen Gleichmut und verbrenne dich mit meinen stechenden Blicken.

Agni wußte wohl um die Vernichtung, die Feuer anrichten kann, und kehrte zitternd wie Espenlaub zu den Göttern zurück. Als der hochbeseelte Indra den Träger der Opfergaben bei Vrihaspati sah, erkundigte er sich:
Hast du Marutta alles über Vrihaspati ausgerichtet, oh Agni, wie ich es dir gesagt habe? Und was hat der opferbereite König dir geantwortet? Hat er meine Worte akzeptiert?

Agni antwortete:
Deine Botschaft wurde von Marutta nicht angenommen, und als ich ihn drängen wollte, preßte er seine Hände fest zusammen und beteuerte immer wieder, daß Samvarta als sein Priester handeln würde. Er versicherte auch, daß er kein Interesse an weltlichem Ruhm und himmlischen Bereichen hätte, auch nicht an den höchsten Regionen Brahmas. Mit dieser Einstellung akzeptierte er deinen Vorschlag nicht, oh ehrenwerter Indra.

Da sprach Indra:
Geh zurück zu diesem König, tritt vor ihn und wiederhole ihm deutliche meine Worte. Und wenn er sie nicht achtet, dann werde ich ihm mit meinem Donnerblitz schlagen.

Agni bat daraufhin:
Möge der König der Gandharvas als dein Bote gehen, denn ich, oh Indra, fürchte mich. Wisse, oh Shakra, daß der bereits höchst erzürnte Samvarta, der schon lange Zeit asketischer Enthaltsamkeit hingegeben ist, folgende, aufgebrachte Worte zu mir sprach: „Wenn du noch einmal herkommst, um Vrihaspati als Opferpriester für König Marutta anzubieten, dann werden dich meine furchtbaren Blicke verbrennen!“

Indra sprach verwundert:
Aber Agni, du bist doch derjenige, er alle Dinge in Flammen aufgehen läßt. Niemand sonst kann dich zu Asche verbrennen. Alle Welten fürchten deine Berührung, oh Träger der Opfergaben, und so kann ich deinen Worten keinen Glauben schenken.

Doch Agni gab zurück:
Du, oh Indra, hattest schon kraft deiner Waffen die Herrschaft über Himmel, Erde und Firmament gesichert. Wie konnte Vritra dir damals die Herrschaft über die himmlischen Regionen abringen?

Indra antwortete:
So wie ich einen Berg auf ein Atom zusammenschrumpfen lassen kann, so kann ich meine Feinde in die Unterwerfung zwingen, wenn ich nur will. Und wie ich niemals den Somatrunk von einem Feind annehme, oh Agni, so schlage ich auch niemals einen Schwachen mit meinem Donnerblitz (daher konnte Vritra eine Weile über mich triumphieren). Doch wer unter den Sterblichen könnte in Frieden leben, wenn er Fehde mit mir pflegt? Ich habe die Kalakeyas auf die Erde verbannt, die Danavas aus dem Himmel geworfen und auch die himmlische Existenz Prahladas vernichtet. Kann es da einen Mann geben, der meine Feindschaft provoziert und in Frieden weiterlebt?

Agni sprach:
Erinnerst du dich daran, oh Mahendra, wie vor langer Zeit der Weise Chyavana in seinem Opfer den Aswin Zwillingen den Soma Trank anbot? Du warst darob erzürnt und wolltest den Weisen mit deinem Donnerblitz schlagen. Doch ihn ergriff der Zorn, und dank seiner Hingabe hielt er deinen Arm mitsamt der Waffe fest. Im Zorn erschuf er auch einen gräßlich aussehenden Feind wider dich, den Asura Mada, vor dem du furchtsam die Augen schlossest. Denn der riesige Unterkiefer seines weitgeöffneten Rachens lag auf der Erde, und der Oberkiefer ragte bis in die himmlischen Regionen hinein. Mit tausend spitzen und hundert Yojanas langen Zähnen bedrohte er dich, vier davon ragten dicht hervor und waren zweihundert Yojanas lang und glänzten wie Silbersäulen. Mit knirschenden Zähnen jagte er dich mit seinem schrecklichen, hochaufragenden Spieß, um dich zu töten. Deine Not jagte allen Anwesenden große Angst ein und war ein jämmerliches Spektakel. Aus Angst vor dem todbringenden Monster legtest du demütig die Hände aneinander und suchtest den Schutz des großen Weisen. Die Macht der Brahmanen ist größer als die der Kshatriyas, oh Indra. Niemand ist mächtiger als die Brahmanen, das weiß ich gewiß. Und ich wünsche nicht, oh Indra, in Streit mit Samvarta zu geraten.


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