Pushpak Mahabharata Buch 13Zurück WeiterNews

Kapitel 148 - Narada und Bhishma über die Macht Krishnas

Narada sprach:
Als Mahadeva seine Rede beendet hatte, hörte man ein lautes Grollen im Himmel. Donner schlugen und Blitze leuchteten. Das ganze Himmelsgewölbe wurde von blauen, dichten Wolken verhüllt. Der Gott der Wolken ließ reines Wasser in Strömen regnen, was sonst nur in der Regenzeit geschieht. Eine dichte Dunkelheit brach herein, und die Himmelsrichtungen konnten kaum noch unterschieden werden. Die Rishis, die auf dem entzückenden, heiligen und ewigen Rücken dieses himmlischen Berges versammelt waren, sahen nicht einmal mehr die Schar der Geisterwesen, die Mahadeva begleiten. Doch bald klärte sich das Himmelsgewölbe wieder auf, und daraufhin entschlossen sich manche der Rishis zu den heiligen Gewässern aufzubrechen, während andere in ihre Wohnstätten zurückkehren wollten. Wahrlich, beim Anblick dieser wunderbaren Zeichen waren sie höchst überrascht, wie auch über das Gespräch zwischen Shankara und Uma, das sie angehört hatten. Dieses Höchste aller Wesen, von dem der hochbeseelte Shankara mit uns auf diesem Berg sprach, das bist du. Wahrlich, du bist das ewige Brahman. Damals verbrannte Mahadeva den Himavat mit seiner Energie, und du hast uns heute ein ähnliches Wunder gezeigt. Wahrlich, wir erinnerten uns daran, nachdem wir es heute auch von dir gesehen haben. Oh starkarmiger Krishna, damit habe ich dir, oh Mächtiger, vom Ruhm dieses Gottes der Götter erzählt, der auch Kapardin („Träger des Haarknotens“) oder Girisa („Herr der Berge“) genannt wird.

Bhishma fuhr fort:
So angesprochen von den asketischen Bewohnern der Einsiedeleien, ehrte Krishna, diese Freude der Devaki, alle anwesenden Rishis. Und voller Entzücken sprachen sie noch einmal zu Krishna:
Oh Madhu Vernichter, wir bitten dich, zeige uns dein Selbst zu jeder Zeit! Oh Mächtiger, nicht einmal der Himmel kann uns so sehr erfreuen, wie eine Sicht auf dein Selbst. Alles, was der berühmte Bhava (Shiva) über dich gesprochen hat, ist wahr. Oh Feindevernichter, wir haben dir alles über dieses Mysterium erzählt. Du selbst kennst die Wahrheit von allem. Weil wir dich jedoch befragt haben, war es dir angenehm, uns wiederum zu befragen. Deshalb haben wir dir alles (über das Gespräch zwischen Shiva und Uma) berichtet, nur um dich zu erfreuen. Denn es gibt nichts in den drei Welten, was dir unbekannt wäre. Du kennst die Geburt und den Ursprung aller Geschöpfe sowie jede andere Ursache. Aufgrund der Empfindlichkeit unseres Geistes können wir deine großen Wunder nicht gelassen ertragen. Wahrlich, in deiner Anwesenheit, oh Mächtiger, verlieren wir die Leichtheit der Sammlung in unseren Herzen. Nur für dich gibt es kein Wunder, das dir unbekannt ist. Denn was auch immer auf Erden oder im Himmel erscheint, du kennst es. So bitten wir nun um Erlaubnis, oh Krishna, in unsere jeweiligen Wohnstätten zurückzukehren. Mögest du in Weisheit und Wohlstand gedeihen! Oh Herr, du wirst bald einen Sohn bekommen, der dir ebenbürtig sein wird. Er wird mit großer Energie und Herrlichkeit gesegnet sein, mächtige Taten vollbringen und ebenso große Kraft wie du bekommen.

Bhishma fuhr fort:
Danach verneigten sich die großen Rishis vor der Gottheit, dem Nachkommen von Yadu, diesem Höchsten aller Wesen. Sie umrundeten ihn, und mit seiner Erlaubnis verließen sie den Ort. Und auch Krishna, der in seiner ganzen Herrlichkeit erstrahlte, kehrte nach Dwaraka zurück, nachdem er sein Gelübde ordnungsgemäß vollbracht hatte. Seine Gattin Rukmini empfing schon bald darauf, und nach Ablauf des zehnten Monats wurde ihr ein Sohn geboren, der voller Heldenmut war und für seine vorzüglichen Qualitäten von allen gelobt wurde. Krishna ist eins mit der großen Liebe, die in jedem Wesen besteht und jede Erscheinung durchdringt. Wahrlich, Er bewegt die Herzen sowohl der Götter als auch der Dämonen. Denn Krishna ist die Höchste aller Personen. Er ist der vierarmige Vasudeva mit der dunklen Farbe wie Gewitterwolken. Aus Liebe hat er sich mit euch Pandavas verbunden, und auch ihr habt euch ihm angeschlossen. Errungenschaften, Wohlstand, Intelligenz und der Pfad zum Himmel sind stets dort, wo Krishna ist, dieser berühmte Vishnu, der mit drei Schritten das ganze Universum überdeckt. Er ist die dreiunddreißig Götter mit Indra an ihrer Spitze. Daran gibt es keinen Zweifel. Er ist die uralte Gottheit und der Erste von allen Göttern. Er ist die Zuflucht aller Wesen. Er ist ohne Anfang und ohne Ende. Er ist das Ungeschaffene und der hochbeseelte Madhu Vernichter. Voll mächtiger Energie hat er Geburt unter den Menschen genommen, um die Ziele der Götter zu vollbringen. Wahrlich, Madhava kann die tiefsten Wahrheiten bezüglich des Wohlstandes in dieser Welt erklären und hat ihn selbst vollkommen erreicht. Oh Yudhishthira, der Sieg, den du über deine Feinde gewonnen hast, deine unvergleichlichen Errungenschaften und die Herrschaft über die ganze Erde geschahen durch die Kraft von Narayana. Weil du den unvergleichlichen Narayana als deinen Beschützer und deine Zuflucht hattest, konntest du zum ersten Opferpriester werden, der das Trankopfer der Königsscharen in das lodernde Feuer des Kampfes gegossen hat. Krishna war deine große Schöpfkelle in diesem Opfer, das dem alles zerstörenden Feuer am Ende der Yugas glich. Duryodhana mit seinen Söhnen, Brüdern und Angehörigen mußte untergehen, weil er von Zorn getrieben den Krieg gegen Hari und den Träger von Gandiva führte (Narayana und Nara). Viele Söhne der Diti, viele große Danavas mit riesigen Körpern und umfangreicher Kraft sind im Feuer des Diskus von Krishna wie Insekten in einer Feuersbrunst zugrunde gegangen. Wie unvollkommen sind doch die Menschen, daß sie gegen Krishna in den Kampf ziehen!? Wahrlich, oh Tiger unter den Männern, solche Menschen sind ohne wahre Kraft und Macht.

Was diesen großen Sieg betrifft: Jaya ist ein mächtiger Yogi der dem allesvernichtenden Feuer am Ende der Welt gleicht. Er kann den Bogen mit beiden Händen spannen und steht immer an der Spitze des Kampfes. Mit seiner Energie, oh König, hat er alle Truppen von Duryodhana geschlagen. Du hast ja gehört, was einst Mahadeva, der das Stiersymbol auf seinem Banner trägt, zu den Asketen auf dem Rücken des Himavat gesprochen hat. Seine Worte sind wie ein Purana. Das Maß an Größe, Energie, Kraft, Heldentum, Macht, Demut und Abstammung, das in Arjuna ist, ist höchstens ein Drittel von den Qualitäten, die in Krishna wohnen. Wer könnte Krishna in diesen Qualitäten übertreffen? Dort, wo der berühmte Krishna ist, ist unvergleichliche Vollkommenheit. Dagegen sind wir nur unwissende Menschen. Wir sind abhängig vom Willen anderer, daher äußerst unglücklich, und bewußt gehen wir den ewigen Pfad des Todes. Doch du bist dem wahrhaftigen Verhalten gewidmet. Du warst nie begierig im Verlangen nach deinem Königreich, was dir von Geburt an verhießen ward. Oh König, du denkst, daß zu viele von deinen Angehörigen und Freunden im Kampf durch dich gefallen sind. Doch du solltest dich erinnern, oh Feindevernichter, und deine Verheißung erfüllen. All jene Krieger, die auf dem Feld des Kampfes gefallen sind, wurden in Wirklichkeit von der Zeit geschlagen. Wahrlich, wir alle werden von der Zeit vernichtet, denn die Zeit ist wirklich allmächtig. Du kennst doch diese große Kraft der unüberwindlichen Zeit! Unter den Schlägen der Zeit mußt du dich nicht grämen. Erkenne doch, daß Krishna selbst, der auch Hari genannt wird, diese Zeit mit blutroten Augen und der Keule in der Hand ist. Deshalb, oh Sohn der Kunti, trauere nicht weiter um deine gefallenen Verwandten. Sei nun frei von Kummer, oh Licht der Kurus! Du hast gehört, wie ich vom Ruhm und der Größe Krishnas erzählt habe. Das sollte für einen guten Menschen ausreichen, um Ihn zu erkennen. Ich habe dir auch die Worte von Vyasa und dem höchst intelligenten Narada über die Ehrwürdigkeit von Krishna berichtet und alles, was ich selbst darüber weiß. Wahrlich, ich habe dir die hervorragende Macht von Krishna beschrieben, wie sie Mahadeva selbst vor dieser Versammlung der Rishis auf dem Rücken des Himavat verkündet hat. So hast du auch das Gespräch zwischen Maheshvara und der Tochter des Himavat von mir gehört, oh Bharata. Wer dieses Gespräch in seinem Geist trägt, es achtsam hört oder rezitiert, wird sicherlich einen hohen Nutzen davon haben. Dieser Mensch wird alle seine Wünsche erfüllt finden, und wenn er diese Welt verläßt, steigt er zweifellos zum Himmel auf. Wer sein Wohl wünscht, sollte sich Krishna widmen. Oh König der Kurus, auch du solltest diese Geschichte über die Aufgaben und Gerechtigkeit stets in deinem Geist tragen, wie sie Maheshvara selbst verkündet hat. Wenn du dich demgemäß verhältst, wenn du den Stab der Herrschaft auf rechte Weise führst und deine Untertanen gerecht beschützt, dann wirst du sicherlich den Himmel erreichen. Denn es ist deine Aufgabe, oh König, deine Untertanen immer gemäß den Geboten der Tugend und Gerechtigkeit zu beschützen. Der mächtige Stab der Herrschaft, den ein König trägt, gilt als Verkörperung seiner Gerechtigkeit und Verdienste. Wer dieses Gespräch voller Tugend zwischen Shankara und Uma gehört hat, das ich in Gegenwart dieser Versammlung von Rechtschaffenen vorgetragen habe, sollte diesen Gott, der den Stier im Banner trägt, voller Respekt verehren. Und wer dieses Gespräch verstehen möchte, sollte Mahadeva verehrungsvoll darum bitten. Wahrlich wer sein wahres Wohlergehen sucht, sollte Mahadeva mit reinem Herzen verehren. Das ist das hohe Gebot des makellosen und hochbeseelten Narada. Sogar er hat die Verehrung dieses großen Gottes geboten. Deshalb, oh Sohn des Pandu, folge dem Gebot von Narada!

Oh mächtiger König, das waren die wundervollen Ereignisse auf dem heiligen Rücken des Himavat bezüglich Krishna und Shiva. Diese Ereignisse flossen aus der wahren Natur jener hochbeseelten Götter. Krishna übte in Begleitung des Trägers von Gandiva (als Narayana und Nara) die ewige Entsagung in der Einsiedelei von Vadari über zehntausend Jahre. Wahrlich, Krishna und Arjuna mit den Lotusaugen übten diese strenge Entsagung über ganze drei Yugas (Zeitalter). Das habe ich von Narada und Vyasa erfahren, oh König. Der lotusäugige und starkarmige Krishna vollbrachte in seiner Jugend eine große Tat, als er Kansa tötete, um seine Angehörigen zu retten. Ich werde nicht versuchen alle großen Taten von diesem uralten und ewigen Wesen aufzuzählen, oh Yudhishthira. Doch zweifellos, oh Sohn, hast du größten Nutzen aus der Freundschaft mit Krishna, diesem Höchsten Wesen, empfangen. Ich bedaure den übelgesinnten Duryodhana bezüglich der kommenden Welt, in die er gegangen ist. Es geschah wegen ihm, daß die ganze Erde solcherart entvölkert wurde mit all den Kämpfern, Rossen und Elefanten. Wahrlich, durch die Schuld von Duryodhana, Karna, Shakuni und Dushasana sind die Kurus zugrunde gegangen.

Vaisampayana fuhr fort:
Während dieser Erste der Männer, der Sohn der Ganga, den Kuru König Yudhishthira auf diese Weise belehrte, saß dieser schweigend inmitten aller Hochbeseelten (die sich dort versammelt hatten, um die Belehrung von Bhishma zu hören). Die Könige mit Dhritarashtra wurden von großer Bewunderung erfüllt, als sie diese Worte des Kuru Großvaters hörten. In ihrem Geist verehrten sie Krishna und wandten sich ihm mit gefalteten Händen zu. Auch die Rishis mit Narada an ihrer Spitze akzeptierten und lobten die Worte von Bhishma und bestätigten sie voller Freude. So wunderbar waren die Belehrungen von Bhishma zum Wohl des Pandu Sohns mit all seinen Brüdern. Und einige Zeit später, als König Yudhishthira sah, daß der Sohn der Ganga, der unvergleichlichen Reichtum in seinen Opfern als Geschenke an die Brahmanen gegeben hatte, wieder ausgeruht und erfrischt war, befragte er ihn erneut.


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