Pushpak Mahabharata Buch 13Zurück WeiterNews

Kapitel 126 - Weiter über mystische Riten

Bhishma fuhr fort:
Nachdem die Ahnen ihre Rede beendet hatten, sprach Indra, der Führer der Götter, zum mächtigen Hari:
Oh Herr, durch welche Taten wirst du befriedigt? Wahrlich, wie sollten Menschen zu deiner Zufriedenheit handeln?

Und Vishnu antwortete:
Was mich besonders zornig macht, ist das Mißachten von Brahmanen. Zweifellos, wenn die Brahmanen verehrt werden, werde auch ich verehrt. Alle höheren Brahmanen sollten stets mit Respekt begrüßt und voller Gastfreundschaft versorgt werden. Sie sind wahrlich würdig, daß man ihre Füße verehrt. Ich bin zufrieden mit den Menschen, die auf diese Weise handeln, wie auch mit jenen, die den Wirbel verehren, der in frischen Kuhfladen zu sehen ist, und die den Zwerg (der mit drei Schritten das Universum überschreitet) oder den Eber, der sich aus dem Wasser erhoben hat und auf seinem Kopf die Erde trug, in allen Brahmanen sehen. Sie werden von jeder Sünde befreit werden, und kein Übel kann sie noch überwältigen. Der Mensch, der jeden Tag den Aswattha Baum (Feigenbaum), die Substanz Gorochana (eine gelbe Medizin aus Kuhurin) und die heilige Kuh verehrt, gilt als Verehrer des ganzen Weltalls mit allen Göttern, Dämonen und Menschen. Wahrlich, in all diesen Dingen wohnend, empfange ich in meiner eigenen Form die Verehrung, die ihnen dargebracht wird. Wer sie verehrt, der verehrt mich. Das gilt, solange diese geschaffene Welt besteht. Jene Menschen mit wenig Vernunft, die mich auf anderen Wegen verehren, suchen mich vergebens in der Vielfalt der Welt, und ihre Verehrung befriedigt nicht.

Daraufhin fragte Indra:
Warum lobst du gerade die kreisförmigen Zeichen auf den Kuhfladen, die Füße der Brahmanen, den Eber, der die Erde aus dem Wasser hebt, sowie den Zwerg, der das Universum durchschreitet? Du bist es doch, der alles hervorbringt und alles in sich auflöst. Du bist die ewige Natur aller belebten und unbelebten Geschöpfe.

Als Vishnu diese Worte von Indra hörte, lächelte und antwortete:
Mit meinem kreisförmigen Diskus habe ich die Dämonen geschlagen. Mit meinen beiden Füßen habe ich die ganze Welt bedeckt. Die Form eines Ebers nahm ich an, um Hiranyaksha zu schlagen. Und in der Form eines Zwergs besiegte ich den Dämonenkönig Vali. Jene hochbeseelten Menschen, die diese Formen verehren, verehren mich allein. Wahrlich, wer mich solcherart verehrt, wird nie untergehen. Wer einen Brahmanen, der das Brahmacharya Leben führt, sein Haus besuchen sieht und ihm den ersten Teil seiner Speise reicht, um sich selbst vom Rest zu ernähren, der ernährt sich von himmlischem Amrit. Wer nach den Gebeten in der Morgendämmerung sein Gesicht zur Sonne wendet, der erwirbt das Verdienst der Waschungen in allen Tirthas und wird von jeder Sünde gereinigt. Damit habe ich euch, oh ihr entsagungsreichen Rishis, ausführlich ein großes Mysterium verkündet. Was sollte ich noch erklären? Verkündet mir eure Gedanken!

Und Baladeva sprach:
Hört auch über einen anderen mystischen Ritus, der den Menschen viel Glück bringt. Unwissende, die ihn nicht kennen, treffen auf viele Qualen aus den Händen anderer Wesen. Ein Mensch, der sich in der frühen Morgendämmerung erhebt, eine Kuh, Ghee, Quark, Senfsamen oder andere glücksverheißende Dinge berührt, wird von allen Sünden gereinigt. Und wer ein Sraddha durchführt, sollte alles Unreine vermeiden, was zu einem Hindernis werden kann, und entsagungsreiche Rishis einladen.

Die Götter sprachen:
Wer einen Behälter mit Wasser füllt und sich mit dem Gesicht nach Osten zu einem Fastengelübde oder ähnlichem entschließt, mit dem sind die Götter zufrieden, und alle seine Wünsche werden von Erfolg gekrönt. Denn ohne die rechte Motivation gewinnt man nichts durch solche Gelübde. Wenn man seine Entschlossenheit zum Fastengelübde oder zu einem Opfer für die Götter ausspricht, ist ein Wasserbehälter aus Kupfer nützlich. Auch für Opfergaben an die Götter, beim Geben und Nehmen von Almosen, beim Anbieten des Arghya (Gastgeschenks) und bei der Darbringung des Wasseropfers mit Sesamkörnern für die Ahnen sollte ein Behälter aus Kupfer verwendet werden. Wer auf diese Weise handelt, erwirbt großes Verdienst. Das sind die mystischen Riten, durch die wir Götter befriedigt werden.

Dharma sprach:
Die Opfergaben in allen Riten zu Ehren der Götter und Ahnen sollten nie einem Brahmanen gegeben werden, der im bezahlten Dienst eines Königs steht, der seinen Lebenserwerb mit Sraddhas und andere Riten verdient, der Vieh züchtet, Handel treibt oder ähnliche Berufe ausübt, ein Schauspieler oder Streitsüchtiger ist, der die Veden nicht kennt oder eine Shudra-Frau geheiratet hat. Der Ausführende eines Sraddhas, der die Opfergaben an solche Brahmanen gibt, kann damit seine Ahnen nicht befriedigen, verliert seinen Wohlstand und läßt seinen Stamm schrumpfen. Die Ahnen, die Götter und das heilige Feuer verlassen das Haus, aus dem ein Gast unbefriedigt zurückkehrt. Wer die Aufgaben der Gastfreundschaft nicht erfüllt, wenn Gäste an seine Tür klopfen, wird als ebenso sündhaft betrachtet, wie jene, die Brahmanen, Frauen oder Kühe töten, die ihren Wohltätern undankbar sind oder das Bett ihrer Lehrer beschmutzen.

Agni sprach:
Hört mich mit konzentriertem Geist! Ich werde die Schuld eines übelgesinnten Menschen beschreiben, der seinen Fuß erhebt, um eine heilige Kuh, einen segensreichen Brahmanen oder ein aufloderndes Feuer zu treten. Die Schande eines solchen Menschen breitet sich über die ganze Erde aus und berührt sogar die Grenzen des Himmels. Seine Ahnen werden mit Angst erfüllt und die Götter höchst unzufrieden sein. Voller Energie wird sich das Feuer weigern, die von ihm gegossenen Trankopfer anzunehmen. Für hundert Leben muß er in der Hölle schmoren und wird keine Rettung sehen. Wer deshalb Glauben hat und sein Heil sucht, sollte niemals eine Kuh, einen Brahmanen oder ein Feuer mit seinem Fuß berühren. Damit habe ich die Schulden diesbezüglich erklärt.

Vishvamitra sprach:
Hört von mir einen weiteren, großartigen mystischen Ritus für die Tugend, den gewöhnliche Menschen nicht kennen. Wer gegen Mittag im Monat Bhadrapada unter der Konstellation Magha den Ahnen Reis anbietet, der in gezuckerter Milch gekocht wurde, und mit dem Gesicht nach Süden im Schatten eines Elefanten sitzt, der erwirbt große Verdienste. Hört auch, wie groß diese Verdienste sind! Der Mensch, der seine Ahnen auf diese Weise verehrt, gilt als Vollbringer des großen jährlichen Sraddhas über dreizehn Jahre in Folge.

Die Kühe sprachen:
Ein Mensch wird von all seinen Sünden gereinigt, wenn er eine Kuh mit folgendem Mantra verehrt:

„Oh Vahula, oh Samanga, oh allseits Furchtlose, oh alles Vergebende und höchst Verheißungsvolle, oh Freundin, oh Quelle für allen Wohlstand, du warst damals in der Region von Brahma mit deinem Kalb im Opfer von Indra, dem Träger des Donnerblitzes, gegenwärtig. Du nahmst deinen Platz am Firmament ein und auf dem Weg von Agni. Die Götter verehrten dich damals zusammen mit Narada unter dem Namen Sarvamsaha (die alles geduldig Ertragende).“

Ein solcher Mensch erreicht die Region von Indra und die Verdienste, die mit heiligen Kühen verbunden sind, sowie die Herrlichkeit von Chandramas (dem Mond). Solch ein Mensch wird von jeder Sünde, jeglicher Angst und jedem Kummer befreit. Und schließlich erhält er einen Wohnsitz im glücklichen Bereich des tausendäugigen Indra.

Bhishma fuhr fort:
Danach erhoben sich die segensreichen und gefeierten sieben Rishis mit Vasishta an ihrer Spitze, umrundeten den aus der Lotusblüte geborenen Brahma und standen mit gefalteten Händen voller Verehrung. Und Vasishta, dieser Erste aller Brahma Kenner, wurde ihr Sprecher und stellte folgende Frage zum Wohl aller Wesen, insbesondere für die Brahmanen und Kshatriyas:
Durch welche Taten (bzw. Riten) können rechtschaffene Menschen, die ihr Heil in dieser Welt suchen, die großen Verdienste erwerben, die mit Opfern verbunden sind?

Und als Brahma, der Große Vater, diese Frage von ihnen hörte, antwortete er:
Oh ihr Gesegneten, ausgezeichnet ist diese Frage! Sie ist zugleich vorzüglich, hoch und ein großes Mysterium. Diese Frage, die ihr gestellt habt, ist tiefgründig und für die Menschheit von größtem Nutzen. Oh ihr entsagungsreichen Rishis, ich werde euch alles erklären. Hört mir aufmerksam zu, wie ich über die Verdienste spreche, welche die Menschen durch Opfer erwerben können. In der heller werdenden Monatshälfte des Monats Pausha (Ende des Winters) während der Konstellation Rohini sollte man sich durch ein Bad reinigen und in ein einziges Stück Stoff gehüllt unter dem Himmelsgewölbe liegen und mit Glauben und Konzentration die Strahlen des Mondes trinken. Damit erwirbt man die Verdienste der großen Opfer. Oh ihr Ersten der Zweifachgeborenen mit der Einsicht in die subtile Wahrheit aller Erscheinungen, das ist ein hoher mystischer Ritus, den ich euch als Antwort auf eure Frage verkündet habe.


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