Pushpak Mahabharata Buch 13Zurück WeiterNews

Kapitel 117 - Vyasa und ein Wurm über das kostbare Leben

Yudhishthira sprach:
Mit dem Wunsch nach Tod und Leben sterben viele Menschen im großen Opfer des Kampfes. Sage mir, oh Großvater, wohin sie gelangen. Das Leben im Kampf zu opfern, ist voller Leiden. Oh Weisheitsvoller, du weißt, daß es für Menschen schwer ist, ihr Leben aufzugeben, ob sie nun in Wohlstand oder Armut, in Glück oder Elend existieren. Bitte belehre mich tiefgründig zu diesem Thema, denn du, so denke ich, bist mit Allwissenheit gesegnet!

Und Bhishma sprach:
Ob in Wohlstand oder Armut, Glück oder Leid, die Lebewesen, oh Herr der Erde, kommen in diese Welt und leben gemäß ihrer jeweiligen Neigungen. Höre mich, wie ich dir den Grund dafür erkläre, denn die Frage, die du mir gestellt hast, oh Yudhishthira, ist ausgezeichnet. Dazu, oh König, werde ich dir eine alte Geschichte über ein Gespräch erzählen, das einst zwischen dem inselgeborenen Rishi und einem kriechenden Wurm stattfand. Als einst dieser gelehrte Brahmane, der inselgeborene Vyasa, der die Einheit mit dem Brahman erreicht hatte, durch die Welt wanderte, da erblickte er auf einer vielbefahrenen Straße einen Wurm, der schnell dahinkroch. Der Rishi kannte die Wege aller Geschöpfe und auch die Sprache aller Tiere. Und mit Allwissenheit begabt, wandte er sich mit folgenden Worten an den Wurm.

Vyasa sprach:
Oh Wurm, du scheinst äußerst aufgeregt zu sein und in großer Hast. Sage mir, wohin du so eilig strebst und weshalb du so viel Angst hast.

Und der Wurm antwortete:
Ich höre das Geratter der großen Wagen und werde von großer Angst erfüllt. Oh Weisheitsvoller, schrecklich ist dieser Klang und schon so nahe! Ich höre diesen Lärm und frage mich: Wird er mich töten? Das ist der Grund, weshalb ich so schnell fliehe. Höre ich nicht schon den nahenden Klang der Stiere, wie sie laut unter der Peitsche des Fahrers schnaufen, weil sie eine schwere Last zu ziehen haben? Ich höre auch die lauten Rufe der Menschen, welche die Stiere antreiben. Solche Töne können Wesen wie wir, die als Würmer geboren wurden, nicht ertragen. Aus diesem Grund fliehe ich mit großem Entsetzen aus dieser Lage. Denn der Tod wird von allen Wesen als großer Schmerz empfunden, weil das Leben so schwer zu erhalten ist. Deshalb fliehe ich aus Angst, denn ich möchte nicht, daß sich mein Glück in Leiden wandelt.

So angesprochen, antwortete der inselgeborene Vyasa:
Oh Wurm, was kann dein Glück sein? Du gehörst zu einer niederen Art der Tiere. Ich denke, für dich wäre der Tod voller Glück. Die Freuden des Klangs, der Berührung, des Geschmacks, des Geruchs und viele andere ausgezeichnete Vergnügen sind dir, oh Wurm, ganz unbekannt! Deshalb meine ich, für dich würde der Tod ein großer Gewinn sein.

Darauf sprach der Wurm:
Unter welchen Bedingungen ein Lebewesen auch existieren mag, es ist damit eng verbunden. Selbst in dieser Lebensart habe ich Glück erfahren, oh Weisheitsvoller. Deshalb wünsche ich zu leben. Selbst unter diesen Umständen gibt es viele Dinge der Freude für mich gemäß den Bedürfnissen meines Körpers. Natürlich, Menschen oder Pflanzen haben andere Freuden. In meinem vergangenen Leben war ich auch ein Mensch. Oh Mächtiger, ich war ein Shudra mit viel Reichtum, aber achtete die Brahmanen nicht. Ich war grausam, gemein im Verhalten und ein Wucherer. Ich war hart in der Rede und betrachtete Hinterlist als Weisheit. Ich stand mit allen Wesen auf Kriegsfuß und nutzte die kleinen Lücken in den Gesetzen, um mir stets zu nehmen, was anderen gehörte. Ohne die Diener und Gäste in meinem Haus zu versorgen, pflegte ich in meinem Stolz nur meinen eigenen Magen zu füllen, der immer nach gutem Essen begehrte. Ich war gierig nach Reichtum und widmete nie voller Glauben und Verehrung irgendwelche Speise den Göttern und Ahnen, obwohl ich diese Aufgabe kannte. Jene Menschen, die gequält zu mir kamen, um meinen Schutz zu erbitten, sandte ich hinweg, ohne irgendeinen Schutz zu gewähren. Ich achtete sie nicht, die zu mir mit der Bitte kamen, ihre Not zu mildern. Und beim Anblick des Reichtums anderer Leute, ihres Korns, ihrer Ehefrauen, ihrer Getränke und Paläste war ich stets mit brennendem Neid erfüllt. Ich konnte das Glück von anderen nicht ertragen und wünschte ihnen immer Armut. So folgte ich diesem Verhalten, das mir die Erfüllung meiner Wünsche versprach, und bemühte mich, Tugend, Wohlstand und Freude anderer Leute zu zerstören. In diesem Leben beging ich viele Taten voller Grausamkeit und anderer Leidenschaften. Doch nun erinnere ich mich an diese Taten und empfinde zutiefst Reue und Leid, wie die schmerzliche Trauer beim Verlust eines geliebten Sohnes. Aufgrund dieser sündhaften Taten habe ich die Früchte der Tugend nicht erfahren. Doch weil ich zumindest meine alte Mutter verehrt habe und einmal einen hochgeborenen Brahmanen, der im Laufe seiner Wanderung in meinem Haus als Gast erschien, hat mich durch diese Tugend mein Gedächtnis nicht verlassen. Ich denke, aufgrund dieser Taten werde ich auch wieder glücklichere Welten erfahren. Oh du Askesereicher, du weißt alles. So sage mir bitte in deiner Güte, was zu meinem Wohl ist.


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