Pushpak Mahabharata Buch 13Zurück WeiterNews

Kapitel 115 - Über das Nichtverletzen und den Fleischgenuß

Yudhishthira sprach:
Du hast schon oft erklärt, daß das Nichtverletzen (Ahimsa) die höchste Tugend ist. In Sraddhas jedoch, die zu Ehren der Ahnen durchgeführt werden, soll man für sein Wohl verschiedene Arten von Fleisch opfern. Das hast du in den Belehrungen bezüglich der Gebote für die Sraddhas selbst gesagt. Doch wie kann Fleisch beschafft werden, ohne ein Lebewesen zu töten? Darin sehe ich einen Widerspruch in deinen Lehren, und Zweifel sind in meinem Geist bezüglich des Verzichts auf Fleisch entstanden. Welche Verdienste und welche Schulden sind mit dem Fleisch verbunden? Was ist die Sünde, wenn man ein Lebewesen tötet, um sein Fleisch zu essen? Was ist der Verdienst, wenn man das Fleisch von einem Lebewesen ißt, das andere getötet haben? Was sind Verdienst und Sünde für den, der ein Lebewesen für einen anderen tötet, oder für den, der das Fleisch ißt, was er von anderen gekauft hat? Oh Sündloser, bitte sprich ausführlich zu diesem Thema! Ich wünsche, diesbezüglich Gewißheit zu erreichen. Wahrlich, wie erreicht man auf diesem Weg Langlebigkeit, Kraft, Gesundheit und Wohlergehen?

Bhishma sprach:
Oh Nachkomme der Kurus, höre über die Verdienste der Entsagung vom Fleischgenuß. Höre, wie ich die ausgezeichneten Gebote dazu der Wahrheit gemäß erkläre. Jene Hochbeseelten, die Gesundheit, Schönheit, Langlebigkeit, Vernunft, geistige und körperliche Kraft und ein gutes Gedächtnis wünschen, sollten sich aller verletzenden Taten enthalten. Zu diesem Thema, oh Nachkomme der Kurus, gab es unzählige Diskussionen zwischen den Rishis. Höre ihre Meinung, oh Yudhishthira. Wer mit der Beständigkeit eines Gelübdes dem Alkohol- und Fleischgenuß entsagt, oh Yudhishthira, dessen Verdienst ist so groß, als würde er jeden Monat ein Pferdeopfer durchführen. Die sieben himmlischen Rishis, die Valakhilyas und jene Rishis, welche die Strahlen der Sonne trinken, loben in ihrer großen Weisheit die Enthaltung vom Fleischgenuß. Auch der selbstgeborene Manu hat verkündet, daß ein Mensch, der kein Fleisch ißt, keine Lebewesen schlachtet und auch nicht veranlaßt, daß sie geschlachtet werden, ein Freund aller Wesen ist. Solch ein Mensch kann durch kein Wesen überwältigt werden, denn er genießt ihr Vertrauen und das Lob der Rechtschaffenen. Auch der hochbeseelte Narada hat gelehrt, daß ein Mensch, der versucht, sein Fleisch durch das Verzehren des Fleisches von anderen zu vermehren, auf viele Probleme trifft. Und Vrihaspati hat gesagt, daß ein Mensch, der sich dem Alkohol- und Fleischgenuß enthält, das hohe Verdienst von Geschenken, Opfern und Buße erwirbt. Auch ich denke, daß das Verdienst durch die Entsagung von Alkohol- und Fleischgenuß dem Verdienst der Götterverehrung durch ein monatliches Pferdeopfer über hundert Jahre gleichkommt. Allein durch die Enthaltung vom Fleischgenuß gilt man als beständiger Verehrer der Götter durch Opfer, oder als Wohltäter, der beständig Geschenke gibt, oder als Asket, der strenge Entsagung übt. Wer gewohnheitsmäßig Fleisch gegessen hat und es später aufgibt, der erwirbt durch diese Tat großes Verdienst, das dem Studium des ganzen Veda gleicht oder der Leistung aller Opfer, oh Bharata. Denn es ist äußerst schwierig, den Fleischgenuß aufzugeben, nachdem man sich an den Geschmack gewöhnt hat. Wahrlich, für eine solche Person ist es äußerst schwer, das hohe Gelübde des Verzichts auf Fleisch zu beachten, ein Gelübde, das allen Wesen Furchtlosigkeit ihm gegenüber versichert. Der Wissende, der allen Lebewesen das Geschenk der Sicherheit vor ihm selbst darbringt, wird zweifellos als ein Geber von Lebensatem in dieser Welt betrachtet. Das ist die hohe Tugend, die Menschen mit Weisheit loben. Der Lebensatem anderer Wesen ist ihnen ebenso lieb wie der eigene. Menschen mit Intelligenz und gereinigter Seele verhalten sich zu anderen Wesen stets so, wie sie es auch von anderen wünschen. Denn man sieht, daß sogar die gelehrten Menschen, die sich bemühen, das Höchste in Form der Befreiung zu erreichen, nicht völlig frei von Todesangst sind. Was sollte man dann über jene unschuldigen und natürlichen Geschöpfe sagen, die ihr Leben lieben und von gierigen Menschen geschlachtet werden, um sie zu verspeisen? Deshalb erkenne, oh Monarch, daß die Entsagung vom Fleischgenuß die höchste Stütze der Tugend, des Himmel und des Wohlergehens ist. Denn das Nichtverletzen gilt als höchste Tugend und sogar als höchste Entsagung. Es ist sogar die höchste Wahrheit, aus der alle Lebensaufgaben entstehen. Fleisch bekommt man nicht aus Gras, Holz oder Stein. Man muß dafür ein Lebewesen töten (das uns selbst ähnlich ist), und das ist die große Schuld, die dem Fleischessen anhaftet. Die Götter, die von Swaha, Swadha und Nektar existieren, sind der Wahrheit und Ehrlichkeit gewidmet. Eine Person jedoch, die nur ihren Geschmack befriedigen will, sollte als ein Rakshasas voller Leidenschaft bekannt sein.

Ein Mensch, der sich vom Fleischgenuß enthält, oh König, muß nie ein anderes Wesen fürchten, wo auch immer er ist, sei es in schrecklicher Wildnis oder unzugänglicher Festung, bei Tage, bei Nacht oder in der Dämmerung, auf offenen Plätzen in Städten, in Versammlungen von Menschen, vor erhobenen Waffen oder an Orten, wo man sich vor wilden Tieren oder Schlangen fürchtet. Alle Wesen suchen seinen Schutz und vertrauen ihm. Er verursacht keinerlei Angst in anderen und muß sich deshalb auch selbst nicht ängstigen. Wenn es keinen gäbe, der Fleisch essen würde, müßte auch keiner dafür schlachten. Denn der Fleischer, der Tiere schlachtet, tötet sie für jene, die das Fleisch essen. Wenn Fleisch als ungenießbar gelten würde, müßte niemand Tiere schlachten. So geschieht es wegen der Fleischesser, daß so viele Tiere unter der Hand von Menschen sterben müssen. Oh Herrlicher, weil sich die Lebenszeit von Personen verkürzt, die Lebewesen schlachten oder veranlassen, daß sie geschlachtet werden, ist es klar, daß jeder, der sein Wohl wünscht, dem Fleischgenuß entsagen sollte. Jene leidenschaftlichen Menschen, die das Schlachten von Tieren pflegen, finden niemals Beschützer, wenn sie bedürftig sind. Sie werden sich wie Raubtiere immer verfolgt fühlen. Aus Habgier und verblendeter Vernunft, für Kraft und Energie, oder durch Gesellschaft mit Sündhaften entsteht diese sündhafte Gesinnung in den Menschen. Wer sich selbst bemüht, sein Fleisch zu vermehren, indem er das Fleisch von anderen verzehrt, der muß in dieser Welt in großer Angst leben und nach dem Tod seine Geburt in niederen Familien und Stämmen nehmen. Die hohen Rishis, die den Gelübden und der Selbstzügelung gewidmet sind, haben verkündet, daß die Enthaltung vom Fleischgenuß jedes Lobes würdig ist, zu edlem Ruhm und zum Himmel führt und eine große Wohltat für alle Wesen ist. Oh Sohn der Kunti, all das hörte ich vor langer Zeit von Markandeya, als dieser Rishi über die Untugend des Fleischgenusses sprach. Wer das Fleisch von Tieren ißt, die zu leben wünschen, aber direkt oder indirekt von ihm geschlachtet werden, der sammelt die Sünde des Tötens an, eine Tat voller Grausamkeit. Wer Fleisch kauft, der tötet lebende Wesen durch seinen Reichtum. Wer Fleisch ißt, der tötet lebende Wesen durch seine Begierde. Wer ein Tier bindet, ergreift und tötet, der tötet es durch Gewalt. Das sind die drei Arten des Schlachtens und damit des Tötens. Auch wer selbst kein Fleisch ißt, aber eine Tat des Schlachtens unterstützt, wird von dieser Sünde befleckt. Wer dem Fleischgenuß entsagt und Mitgefühl zu allen Wesen zeigt, kann durch kein Geschöpft überwältigt werden, erwirbt ein langes Leben, Gesundheit und Glück. So haben wir gehört, daß das Verdienst aus der Entsagung vom Fleischgenuß höher ist, als alle Geschenke von Gold, Kühen und Land. Deshalb sollte man kein Fleisch von Tieren essen, die nicht in Opfern den Göttern und Ahnen entsprechend den heiligen Geboten gewidmet wurden, und damit sinnlos starben. Es gibt keinen Zweifel, daß eine solche Person zur Hölle geht. Wer dagegen Fleisch ißt, das als Opfer gewidmet und im Opfer als Nahrung den Brahmanen dargebracht wurde, der sammelt damit nur wenig Schuld an. Jede andere Motivation ist entsprechend mit größerer Sünde verbunden. Der unwissende Mensch, der Tiere tötet, um sie zu verzehren, sammelt damit die Sünde des Tötens an. Wer sie nur verzehrt, dessen Sünde ist geringer. Wer allerdings dem tugendhaften Pfad der Riten und Opfer folgt, die in den Veden geboten werden, aber trotzdem ein Lebewesen aus Begierde nach Fleischgenuß tötet, der wird sicherlich ein Bewohner der Hölle. Deshalb ist es immer höchst verdienstvoll, die Gewohnheit des Fleischgenusses zu überwinden. Wer sich Fleisch besorgt, die Besorgung unterstützt, Tiere schlachtet, ihr Fleisch kauft, verkauft, kocht oder ißt - sie alle gelten als Fleischesser.

Ich werde jetzt noch eine andere Autorität diesbezüglich zitieren. Höre, was Brahma als höchster Lenker selbst erklärt und durch die Veden verkündet hat. Es wird gesagt, oh Führer der Könige, daß der Weg der Taten und Aufgaben vor allem für häuslich Lebende bestimmt wurde und weniger für Asketen, die nach Befreiung streben. Manu selbst hat gesagt, daß Fleisch, das mit Mantras geheiligt und auf rechte Weise gemäß den vedischen Geboten in Opfern zu Ehren der Götter und Ahnen gewidmet wurde, rein ist. Alles andere Fleisch gilt als nutzlos geschlachtet und sollte nicht gegessen werden, weil das Töten zur Sünde und in die Hölle führt. Man sollte deshalb nie, oh Führer der Bharatas, wie ein Rakshasa solches Fleisch essen, das durch verbotene Mittel gegen die heiligen Gebote erlangt wurde. Wahrlich, man sollte niemals nutzlos geschlachtetes Fleisch essen, denn das ist gegen die heiligen Gebote. Und wer sich vor jeglichen Katastrophen schützen möchte, der sollte ganz darauf verzichten. Wir haben auch gehört, daß in einem vergangenen Zeitalter die Menschen, die sich verdienstvolle Bereiche wünschten, Opfer mit Pflanzensamen durchgeführt haben anstatt die dafür gewidmeten Tiere zu opfern. Und voller Zweifel über die Wirkung des Fleischessens, befragten die Rishis Vasu, den Herrscher der Chedis. Doch obwohl König Vasu wußte, daß man Fleischgenuß meiden sollte, antwortete er, daß es (als Opfer gewidmet) eßbar sei, oh Monarch. Augenblicklich verlor Vasu durch diese Meinung die Macht, sich in die Himmel zu erheben, und fiel zur Erde hinab. Und weil er dort seine Meinung wiederholte, mußte er dafür noch unter die Erde sinken (siehe auch MHB 12.338). Es geschah aber auch, daß der hochbeseelte Agastya mithilfe seiner Entsagung zum Wohl der Menschen ein für alle Mal die wilden Tiere der Hirschgattungen den Göttern gewidmet hat. Deshalb gibt es keine Notwendigkeit mehr, diese Tiere zu reinigen, um sie den Göttern und Ahnen als Opfer darzubringen. Bedient man sie mit diesem Fleisch gemäß den vedischen Geboten, werden die Ahnen befriedigt.

Höre mich, oh König der Könige, wie ich weiter darüber erzähle. Oh Sündloser, in der Entsagung vom Fleischgenuß liegt Seligkeit und das gleiche Verdienst, wie hundert Jahre strenge Askese. Wahrlich, das ist auch meine Meinung. Besonders in der hellen Monatshälfte des Monats Kartika sollte man auf Fleisch verzichten. Das gilt als sehr verdienstvoll. Wer sich in den vier Monaten der Regenzeit vom Fleischgenuß enthält, erwirbt die vier segensreichen Errungenschaften, Langlebigkeit, Ruhm und Macht. Wer den ganzen Monat Kartika auf jegliches Fleisch verzichtet, der überwindet alles Leiden und wird in Seligkeit leben. Wer beständig über Monate dem Fleischgenuß entsagt, dem wird durch seine Gewaltlosigkeit der Bereich von Brahma zuteil. Oh Sohn der Pritha, viele Könige aus alten Zeiten, die zur Seele aller Wesen geworden sind und die Wahrheit aller Erscheinungen erkannt haben, nämlich das Selbst und das Nichtselbst, haben sich des Fleischgenusses entweder für den ganzen Monat Kartika oder für die ganze helle Monatshälfte in diesem Monat enthalten. Zu ihnen gehörten Nabhaga, Ambarisha, der hochbeseelte Gaya, Ayu, Anaranya, Dilipa, Raghu, Puru, Kartavirya, Aniruddha, Nahusha, Yayati, Nriga, Vishwaksena, Sasabindu, Yuvanaswa, Sivi, der Sohn von Usinara, Muchukunda, Mandhatri und Harishchandra. Sie lebten stets wahrhaftig und haben nie eine Lüge gesprochen. Folge ihnen, oh Yudhishthira! Denn Wahrhaftigkeit ist die ewige Lebensaufgabe. Allein durch Wahrhaftigkeit wandert Harishchandra durch den Himmel wie ein zweiter Mond. Und auch die anderen Könige wie Syenachitra, Somaka, Vrika, Raivata, Rantideva, Vasu, Srinjaya, Dushmanta, Karushma, Rama, Alarka, Nala, Virupaswa, Nimi, Janaka, Aila, Prithu, Virasena, Ikshvaku, Sambhu, Sweta, Sagar, Aja, Dhundhu, Suvahu, Haryasva, Kshupa und Bharata, oh Monarch, entsagten dem Fleischgenuß im Monat Kartika und erreichten dadurch den Himmel, wo sie voller Herrlichkeit im Bereich von Brahma erstrahlen, verehrt von den Gandharvas und Apsaras. Wahrlich, diese Hochbeseelten, welche die ausgezeichnete Tugend des Nichtverletzens geübt haben, konnten damit einen Wohnsitz im Himmel erreichen. Die Rechtschaffenen, die sich von Geburt an von Fleisch und Alkohol fernhalten, können sogar als Munis gelten. Wer diese Tugend der Enthaltsamkeit vom Genuß übt und als Vorbild für andere dient, der wird nie wieder durch die Hölle gehen müssen, selbst wenn er hier und da noch sündigt. Und wer, oh König, diese Gebote über die Enthaltung vom Fleischgenuß liest oder hört, die so heilsam sind und von den Rishis verehrt werden, der wird von Sünde gereinigt und gelangt zu großer Glückseligkeit aufgrund der Erfüllung all seiner Wünsche. Und zweifellos erreicht er noch in dieser Welt ein hohes Ansehen unter seinen Mitmenschen. Wenn ihm Katastrophen begegnen, kann er diese sogleich überwinden. Wenn er auf Hindernisse trifft, kann er sich davon leicht befreien. Wenn er krank wird, kann er schnell gesunden, und wenn ihn Sorgen einholen, kann er diese einfach zerstreuen. Solch ein Mensch muß nie wieder Geburt in den leidvollen Bereichen der Vögel und anderer wilder Tiere nehmen. Geboren unter Menschen gelangt er zu großer Herrlichkeit, großem Wohlstand und langlebigem Ruhm. Damit habe ich dir, oh König, alles gesagt, was man bezüglich der Enthaltung vom Fleischgenuß entsprechend den vedischen Geboten sagen sollte, zusammen mit den Geboten des Handelns und Nichthandelns, wie es die Rishis verkündet haben.


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