Pushpak Mahabharata Buch 13Zurück WeiterNews

Kapitel 91 - Über die Entstehung und das Wesen des Sraddhas

Yudhishthira fragte:
Von wem und wann wurde das Sraddha zuerst eingeführt? Was ist sein Wesen? Zu der Zeit, als die Welt durch die Nachkommen von Bhrigu und Angiras bevölkert wurde, wer war der Muni, der das Sraddha begründete? Welche Handlungen sollten im Sraddha vermieden werden? Was sind jene Sraddhas, in welchen Früchte und Wurzeln dargebracht werden sollen? Welche Art des Getreides sollte in Sraddhas nicht benutzt werden? Oh Großvater, erkläre mir das alles!

Und Bhishma sprach:
Höre mich, oh Herrscher der Menschen, wie ich dir erzähle, wann und wie das Sraddha eingeführt wurde, über das Wesen des Rituals und über den Muni, der es begründete. Vom Selbstgeborenen Brahma entsprang Atri, oh Nachkomme des Kuru. Im Stamm von Atri wurde ein Muni namens Dattatreya geboren. Dattatreya bekam einen Sohn namens Nimi, der den Reichtum der Askese besaß, und Nimi hatte einen Sohn namens Srimat, der mit großer Schönheit gesegnet war. Erst nach einem ganzen Jahrtausend erlag Srimat, der die strengste Entsagung übte, dem Einfluß der Zeit und ging aus dieser Welt. Doch sein Vater Nimi, der die Totenriten gemäß den Geboten durchgeführt hatte, wurde von großem Kummer erfüllt und mußte ständig an den Verlust seines Sohnes denken. Und wegen seiner Sorgen sammelte der hochbeseelte Nimi am vierzehnten Tag des Mondzyklus verschiedene angenehme Dinge (wie Essen und Trinken für seinen verstorbenen Sohn). Am nächsten Morgen erhob er sich aus seinem Bett und konnte an diesem Tag sein kummervolles Herz von dem Gegenstand zurückzuziehen, auf den es fixiert war. Sein Verstand war nun wieder für andere Gedanken frei. Voller Achtsamkeit entwickelte er damit die Idee eines Sraddhas. All diese Dinge seiner eigenen Nahrung aus Früchten und Wurzeln und alle Arten des normalen Getreides, die für ihn angenehm waren, wurden von diesem Weisen mit dem Reichtum der Entsagung sorgfältig bedacht. Und am Tag des Neumondes lud er mehrere verehrenswerte Brahmanen ein. Voller Weisheit ließ er sie auf Sitzen (aus Kusha Gras) Platz nehmen und verehrte sie, indem er sie umrundete. Dann näherte sich der mächtige Nimi diesen sieben Brahmanen, die er in seinem Haus versammelt hatte, und gab ihnen Speise aus ungesalzenem Syamaka Reis. Auf den Sitzen jener Brahmanen, die er damit speiste, war Kusha Gras mit den Spitzen nach Süden ausgelegt. So opferte Nimi mit reinem Körper und Geist und voller Achtsamkeit durch die Ausrichtung dieser Halme des heiligen Grases und durch Rezitation von Namen und Familie seinem toten Sohn den Reiskuchen. Doch mit dieser Tat wurde dieser Erste der Munis von Reue erfüllt, denn er dachte, ein Ritual geübt zu haben, das in keiner der heiligen Schriften geboten war. Wahrlich, voller Reue begann er über seine Tat nachzudenken und sprach zu sich:
Nie zuvor haben Munis solches gepflegt. Ach, was habe ich getan!? Wie kann ich den Fluch der Brahmanen verhindern (wegen der Einführung fremder Riten)?

So dachte er an den Urahn seines Stammes. Und sobald er an ihn gedacht hatte, erschien der mit dem Reichtum der Entsagung gesegnete Atri vor ihm. Und als er Nimi schwer gequält vom Kummer wegen des Todes seines Sohnes sah, tröstete ihn der unsterbliche Atri mit gutem Rat und sprach:
Oh Nimi, dieser Ritus, den du empfangen hast, ist ein Opfer zu Ehren der Ahnen. Habe keine Furcht, oh Askesereicher! Brahma, der Große Vater, hat ihn selbst in alten Zeiten aufgestellt. Dieses Ritual, das du dir ausgedacht hast, ist durch den Selbstgeborenen bestimmt worden. Denn wer sonst, außer der Selbstgeborene, konnte dieses Ritual des Sraddhas bestimmen? So werde ich dir jetzt, oh Sohn, die vorzüglichen Gebote bezüglich des Sraddhas verkünden. Sie wurden vom Selbstgeborenen bestimmt, also folge ihnen, oh Sohn. Höre mir aufmerksam zu: Nachdem man zuerst das Karana am heiligen Feuer mithilfe von Mantras durchgeführt hat, oh Askesereicher, sollte man stets ein Trankopfer für den Gott des Feuers sowie Soma und Varuna gießen. Danach bestimmte der Selbstgeborene für die Viswadevas, die stets die Begleiter der Ahnen sind, einen Anteil der Opfergaben. Dann sollte auch die Erde als die Göttin, welche die Opfergaben des Sraddhas hervorbringt, unter den Namen Vaishnavi, Kasyapi und Unerschöpfliche gepriesen werden. Und wenn das Wasser für das Sraddha geschöpft wird, dann sollte der kraftvolle Varuna gelobt werden. Danach sollte man sowohl Agni als auch Soma voller Verehrung anrufen und (mit Trankopfern) befriedigen, oh Sündloser. Jene Götterwesen, die man mit dem Namen Pitris (Ahnen) bezeichnet, wurden durch den Selbstgeborenen geschaffen, wie auch andere, oh Hochgesegneter, die Ushmapas heißen. All diesen wurden Anteile von den im Sraddha dargebrachten Opfergaben bestimmt. Durch Verehrung dieser Götterwesen in den Sraddhas werden die Ahnen der Ausführenden von allen Sünden gereinigt.

Von den obengenannten Pitris wurden vom Selbstgeborenem sieben (Arten) an der Zahl geschaffen. Die Viswadevas, die Agni als ihren Mund haben (weil sie durch Agni ernährt werden), wurden ja bereits erwähnt. So werde ich jetzt auch die Namen jener hochbeseelten Götter aufzählen, welche Anteile an den in Sraddhas dargebrachten Opfergaben verdienen. Ihre Namen sind Vala, Dhriti, Vipapma, Punyakrit, Pavana, Parshni, Ksheman, Samuha, Divyasanu, Vivaswat, Viryavat, Hrimat, Kirtimat, Krita, Jitatman, Munivirya, Diptaroman, Bhayankara, Anukarman, Pratita, Pradatri, Angsumat, Sailabha, Parama, Krodhi, Dhiroshni, Bhupati, Srajas, Vajrin und Vari. Dies sind die ewigen Viswadevas. Es gibt auch weitere, welche die Namen Vidyutvarchas, Somavarchas und Suryasri tragen. Andere, die darunter gezählt werden, heißen Somapa, Suryasavitra, Dattatman, Pundariyaka, Ushninabha, Nabhoda, Viswayu, Dipti, Chamuhara, Suresa, Vyomari, Sankara, Bhava, Isa, Kartri, Kriti, Daksha, Bhuvana, Divyakarmakrit, Ganita, Panchavirya, Aditya, Rasmimat, Saptakrit, Somavachas, Viswakrit, Kavi, Anugoptri, Sugoptri, Naptri und Ishvara. All diese Hochgesegneten werden zu den Viswadevas gezählt. Sie sind ewig und kennen alles, was in der Zeit geschieht.

Die Arten des Getreides, die in Sraddhas nicht angeboten werden sollten, heißen Kodrava und Pulka. Auch Assafoetida (Asant) sollte unter den zum Kochen verwendeten Gewürzen nicht verwendet werden, wie auch Zwiebeln und Knoblauch, die Produkte des Moringa pterygosperma (Meerrettichbaum), Bauhinia Variegata (Orchideenbaum), das Fleisch von Tieren, die mit vergifteten Pfeilen getötet wurden, alle Varianten des Cucurbita Pepo (Kürbis), Cucurbita lagenaria (Flaschenkürbis) und schwarzes Salz. Die anderen Dinge, die in Sraddhas nicht dargebracht werden sollten, sind das Fleisch von Hausschweinen und von allen Tieren, die nicht geopfert werden sollten (bzw. im Opfer geschlachtet wurden), sowie Nigella sativa (Schwarzkümmel), Salz von der Art namens Vid, die Kräuter namens Sitapaki, alle Sprossen (wie vom Bambus) und auch Trapa bispinosa (Wassernuß). In Sraddhas sollten auch alle Arten von Salz in den Opfergaben vermieden werden sowie die Früchte des Eugenia Jambolana (Jambulbaum) und alle Dinge, auf die irgend jemand gespuckt hat oder auf die Tränen gefallen sind. Zu den Opfergaben für die Pitris oder zum Havya und Kavya für die Götter sollte man auch das Kraut Sudarsana (Menispermum tomentosum Rox) meiden. Denn das damit vermischte Havi (geklärte Butter) ist für Pitris nicht annehmbar.

Von dem Ort, an dem das Sraddha durchgeführt wird, sollten alle Chandalas und Swapachas ferngehalten werden, sowie alle, die gelbe Kleidung tragen, Leprakranke, Ausgestoßene, Brahmanenmörder, Brahmanen aus Mischkasten oder Verwandte von Ausgestoßenen. Diese sollten von klugen Leuten vom Ort des Sraddhas ferngehalten werden.

So sprach in alten Zeiten der berühmte Atri mit dem Reichtum der Entsagung zum Rishi Nimi aus seinem eigenen Stamm, und begab sich zurück zur Versammlung des Großen Vaters im Himmel.


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