Pushpak Mahabharata Buch 13Zurück WeiterNews

Kapitel 90 - Über die geeigneten Brahmanen im Sraddha

Yudhishthira sprach:
Ich bitte dich, oh Erster der Kurus, mir auch zu erklären, welche Brahmanen die Opfer im Sraddha empfangen sollten.

Bhishma sprach:
Der Kshatriya, der mit den Geboten der Geschenke bekannt ist, sollte Brahmanen nie untersuchen (denen er Geschenke macht). In allen anderen Taten jedoch, die sich auf die Anbetung der Götter und Ahnen beziehen, gilt eine Überprüfung als richtig. Die Götter werden auf Erden von Menschen nur verehrt, wenn diese von jener Hingabe erfüllt sind, die aus den Göttern selbst kommt. Deshalb sollte man sich auch allen Brahmanen nähern (ohne Überprüfung ihrer Verdienste), ihnen Geschenke darbringen und dabei denken, daß man damit die Götter selbst beschenkt. In Sraddhas jedoch, oh Monarch, sollte der kluge Mann die Brahmanen untersuchen (inwieweit sie zur Ausführung des Sraddhas mit den Ritualen und Darbringungen an die Ahnen geeignet sind). Eine solche Überprüfung sollte Geburt, Verhalten, Alter, Erscheinung, Gelehrtheit und die edle Abstammung einschließen. Denn unter Brahmanen gibt es solche, welche die Ahnen beschmutzen und andere, die sie heiligen. Höre mich, oh König, wie ich dir jene Brahmanen beschreibe, die man von den Ahnen fernhalten sollte. Wer unwahrhaftig ist, am Tod von ungeborenem Leben schuldig, süchtig nach Essen und Trinken, Tiere züchtet, ohne Vedenstudium ist, der Diener eines Dorfes, von Darlehen lebt, ein professioneller Sänger, Händler, Zuhälter, Somaverkäufer oder Handleser, ein Brandstifter, Dieb, Giftmörder oder Diener eines Königs, ein Verkäufer von Öl, ein Betrüger, Schwindler oder Streitsüchtiger, wer einen Geliebten seiner Ehefrau in seinem Haus duldet, wer verflucht wurde, auf Prinzipien pocht, eine Verkleidung trägt, hinterlistig handelt, seine Freunde verletzt, ein Ehebrecher ist, ein Lehrer von Shudras, ein Berufskrieger, wer von Hunden begleitet wird oder von ihnen gebissen wurde, wer vor seinen älteren Brüdern geheiratet hat, wer als beschnitten gilt, das Bett seines Lehrers verletzt hat, ein Schauspieler oder Gaukler ist, wer vom Aufstellen eines Gottes lebt oder vom Wahrsagen aus den Sternen und Planeten, der sollte von den Ahnen ferngehalten werden. Die Kenner der Veden sagen, daß die Darbringungen im Sraddha, die von solchen Brahmanen gegessen werden, die Mägen der Rakshasas füllen (anstatt die der Ahnen), oh Yudhishthira. Wer in einem Sraddha gespeist wurde, aber sich an diesem Tag nicht dem Vedenstudium enthält oder mit einer Shudra Frau sexuellen Kontakt hat, der sollte wissen, daß seine Ahnen durch solche Taten für einen Monat in Urin und Kot liegen müssen. Die Darbringungen im Sraddha durch einen Brahmanen, der Soma verkauft, werden in menschlichen Kot umgewandelt, und die Darbringungen von einem Brahmanen, der als Quacksalber lebt, werden in Eiter und Blut verwandelt, durch einen, der vom Aufstellen von Götzenbildern lebt, werden völlig unfruchtbar, durch einen, der von Darlehen lebt, führen zu Schande, und durch einen, der vom Handel lebt, werden hier und zukünftig keine Verdienste bringen. Wenn die Opfergaben von einem Brahmanen dargebracht werden, der von einer verwitweten Mutter (mit einem zweiten Mann) geboren wurde, werden sie ebenso unfruchtbar wie die Trankopfer, die auf kalte Asche fließen. Wer das Havya und Kavya (im Sraddha) an solche Brahmanen gibt, die ihre Aufgaben nicht erfüllen und die Regeln des guten Verhaltens ihrer Kaste mißachten, wird solche Geschenke unfruchtbar bezüglich aller Verdienste finden. Ein Mensch mit wenig Intelligenz, der Geschenke an solche Menschen gibt, obwohl er ihre Gesinnung kennt, nötigt durch dieses Verhalten seine Ahnen in ihrer folgenden Geburt, vom Abfall der Menschen leben zu müssen.

Du solltest wissen, daß solche üblen Brahmanen von den Ahnen ferngehalten werden sollten. Dazu gehören auch jene kraftlosen Brahmanen, die sich als Lehrer von Shudras betätigen. Ein teilnehmender Brahmane, der blind ist, befleckt sechzig Personen der Ahnenlinie, wer keine männliche Macht hat, befleckt hundert, während ein an weißer Lepra Erkrankter so viele befleckt, wie er anschaut, oh König. Welche Gaben auch immer im Sraddha von einem gegessen werden, der seinen Kopf mit einem Tuch umwickelt hat, mit dem Gesicht nach Süden ißt oder seine Schuhe oder Sandalen noch an hat, gelten als Befriedigung der Dämonen. Was auch immer mit Böswilligkeit gegeben wird oder ohne Verehrung wurde von Brahma selbst als Anteil des Königs der Dämonen (nämlich Vali) bestimmt. Hunden und solchen Brahmanen, welche die Ahnen beschmutzen, sollte nicht einmal erlaubt werden, ihre Augen auf die im Sraddha gemachten Opfergaben zu richten. Deshalb sollten Sraddhas an einem Ort durchgeführt werden, der ringsherum gut gesichert und abgeschirmt ist. Dieser Ort sollte auch mit Sesamkörnern bestreut werden. Denn im Sraddha, das ohne Sesamkörner durchgeführt wird oder von einer Person mit Zorn, wird das Havi durch Rakshasas und Pisachas geraubt. Entsprechend der Anzahl der unwürdigen Brahmanen ist der Verlust der Verdienste, den der nachlässige Veranstalter des Sraddhas verursacht, wenn er solche zum Essen einlädt.

Ich werde dir nun, oh Führer der Bharatas, auch über jene berichten, welche die Ahnen heiligen. Finde sie durch Überprüfung heraus. All jene Brahmanen, die durch Erkenntnis, vedisches Studium und Gelübde gereinigt wurden und von gutem und rechtschaffenem Verhalten sind, sollten als Wohltäter für alle bekannt sein. So werde ich dir jetzt aufzählen, wer es verdient, vor den Ahnen zu sitzen. An folgenden Merkmalen kannst du sie erkennen. Wer die drei Nachiketas kennt (siehe Katha-Upanishad), wer die fünf Opferfeuer pflegt, um die fünf Suparnas weiß, in den sechs Zweigen der Veden erfahren ist, wer von Vätern abstammt, welche die Veden unterrichtet haben, und nun selbst die Veden lehrt, wer mit den Chhandas und dem Jeshtha Saman wohlbekannt ist, wer seinen Eltern folgt, wer die Veden kennt wie seine Vorfahren bis zu zehn Generationen, wer sexuellen Kontakt nur mit seiner anvertrauten Ehefrau in ihrer fruchtbaren Zeit pflegt, und wer durch Erkenntnis, die Veden und Gelübde gereinigt wurde - so ein Brahmane heiligt wahrlich die Ahnen. Wer die Atharvasiras (Upanishad) liest, wer dem Gelübde des Brahmacharya gewidmet ist, wer den Geboten der Tugend folgt, wer ehrlich und von rechtschaffenem Verhalten ist, wer die Aufgaben seiner Kaste ordnungsgemäß beachtet, wer die Mühen auf sich genommen hat, im Wasser der heiligen Tirthas zu baden, wer das abschließende Reinigungsbad nach der Durchführung von Opfern mit den rechten Mantras nimmt, die von der Herrschaft des Zorns befreien, wer gelassen, ruhig, vergebend und selbstgezügelt und dem Wohl aller Wesen gewidmet ist - die sollten zum Sraddha eingeladen werden. Was man diesen Brahmanen auch gibt, es wird unerschöpflich. Sie sind wahrlich ein Segen für die Ahnen, wie auch die folgenden höchst segensreich sind. Es sind die Yatis, die Kenner des Moksha Dharma, die Yogis, die Bewahrer der ausgezeichneten Gelübde und jene, die mit gesammeltem Geist die heiligen Geschichten unter den Ersten der Brahmanen rezitieren. Auch jene, die mit den Bhashyas bekannt und den grammatischen Studien gewidmet sind, die die Puranas und Dharmashastras studieren und entsprechend handeln, die (für die festgesetzte Periode) im Haus ihres Lehrers gewohnt haben, die in der Rede wahrhaft und voller Hingabe sind, und die Ersten der Kenner der Veden und heiligen Schriften - sie heiligen die Ahnen soweit sie in Erinnerung sind. Und weil sie ein Segen für die Ahnen sind, deshalb nennt man sie Heiler der Ahnen. Die Sprecher des Brahma sagen, daß sogar ein einziger Nachkomme von Vätern, die einst Vedenlehrer waren, und nun selbst die Veden lehren, den Ort um sich herum auf ganze sieben Meilen heiligt. Doch wenn jemand, der kein Ritwik und kein Vedenlehrer ist, die Führung in einem Sraddha übernimmt, selbst wenn er von anderen anwesenden Ritwiks die Erlaubnis dafür erhält, dann sagt man, daß er mit dieser Tat die Sünden von allen Ahnen der Familie ansammelt. Nur wer in den Veden erfahren ist und von all jenen Schulden frei, welche die Ahnen beschmutzen können, sollte als geeignet betrachtet werden, oh König (den ersten Platz in einem Sraddha einzunehmen). Solch ein Mensch wird damit wirklich zum Wohltäter der Ahnen.

Aus diesen Gründen, oh König, solltest du die Brahmanen vor der Einladung zum Sraddha gut untersuchen. Du solltest nur solche einladen, die den Aufgaben ihrer Kaste gewidmet sind, in guten Familien geboren wurden und wohlgelehrt sind. Wer jedoch die Sraddhas nur zur Speisung seiner Freunde durchführt und dessen Havi die Götter und Ahnen nicht befriedigt, der wird nicht zum Himmel aufsteigen können. Wer zum Sraddha nur seine Freunde und Verwandten versammelt (ohne auch verdienstvolle Brahmanen einzuladen), der kann (nach dem Tod) nicht den Pfad der Götter gehen (zum Licht, befreit von allen Sorgen und Hindernissen). Wer das Sraddha nur veranstaltet, um seine Freunde zu speisen, der wird den Himmel nie erreichen. Wahrlich wer das Sraddha als Gelegenheit mißbraucht, um seine Freundschaften zu pflegen, der entfernt sich vom Himmel, wie ein Vogel von seiner Sitzstange, wenn die Fessel zerreißt. Deshalb sollte man in einem Sraddha nie seine Freunde zuerst ehren. Dafür gibt es andere Gelegenheiten, wo man sie versammeln und ihnen reiche Geschenke machen kann. Das Havi und Kavi sollte in Sraddhas vor allem denen gegeben werden, die weder persönliche Freunde noch Feinde sind. Wie ein Samen in unfruchtbarem Boden nicht sprießt, so bringt auch ein Sraddha, in dem die Opfergaben von einer unwürdigen Person gegessen werden, keine Frucht, weder hier noch im Jenseits. Ein Brahmane ohne das Studium der Veden ist wie ein Feuer aus Stroh, das schnell erlischt. Ihm sollten die Gaben im Sraddha nicht gegeben werden, wie man auch das Trankopfer nicht auf die Asche eines erloschenen Opferfeuers gießt. Wenn die Opfergaben in Sraddhas nur zwischen den Freunden ausgetauscht werden (anstatt sie an Würdige zu geben), kann man sie als Geschenke an Gespenster betrachten. Solche Darbringungen befriedigen weder die Götter noch die Ahnen. Anstatt die andere Welt zu erreichen, wandern sie hier wie eine Kuh, die ihr Kalb verloren hat, innerhalb ihres Gatters umher. Wie jene Trankopfer aus Ghee, die auf die kalte Asche eines Opferfeuers gegossen werden, nie die Götter oder Ahnen erreichen, so bringt auch ein Dakshina (bzw. Geschenk) an Tänzer und Sänger oder sogar Lügner oder Betrüger keinen Verdienst. Das Dakshina an sie belastet sowohl den Geber als auch den Empfänger, ohne beiden in irgendeiner Weise zu nützen. Solch ein Dakshina ist zerstörend und sehr tadelnswert. Die Ahnen von dem, der so handelt, müssen vom Pfad der Götter abfallen.

Die Götter kennen nur jene als Brahmanen, oh Yudhishthira, die stets innerhalb der Grenzen wandeln, die von den Rishis aufgestellt wurden, die alle Lebensaufgaben kennen und ein festes Vertrauen in ihre Wirkungen haben. Jene Brahmanen, die dem Vedenstudium gewidmet sind, der Erkenntnis, der Entsagung und dem Handeln, die sollten als Rishis bekannt sein, oh Bharata. Die Opfer im Sraddha sollten deshalb an jene gegeben werden, die der Erkenntnis gewidmet sind. Wahrlich, gute Menschen sollten niemals schlecht von Brahmanen sprechen. Wer inmitten von Versammlungen schlecht von Brahmanen spricht, der sollte in einem Sraddha nicht gespeist werden. Wenn Brahmanen verleumdet werden, oh König, zerstört das drei Generationen des Verleumders. Das haben die Vaikhanasa Rishis verkündet. Die vedengelehrten Brahmanen sollten achtsam gesucht und gefunden werden. Ob man sie nun mag oder nicht, ihnen sollte man in den Sraddhas die dargebrachten Opfer geben. Denn es ist immer verdienstvoller, einen vedengelehrten Brahmanen zu speisen, als Abertausend andere, oh Bharata!


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