Pushpak Mahabharata Buch 13Zurück WeiterNews

Das Wesen des Goldes

Kapitel 84 - Über das Wesen und die Entstehung des Goldes

Yudhishthira sprach:
Oh Großvater, du hast zu mir über das Schenken von Kühen gesprochen, das voller Verdienst ist. Für Könige, die ihre Aufgaben beachten, ist dieses Geschenk am verdienstvollsten. Denn Herrschaft ist immer mit Leiden behaftet. Sie kann von Personen mit ungereinigten Seelen nicht lange getragen werden. Deswegen scheitern die Könige auch in den meisten Fällen, ein glückliches Ende zu erreichen. Indem sie jedoch beständig das Schenken pflegen, können sie sich (von all ihren Sünden) reinigen. Du hast, oh Kuru Prinz, mir diese vielen Aufgaben erklärt. Du hast zu mir über die Geschenke von Kühen gesprochen, die König Nriga in alten Zeiten vollbrachte, und auch, was Rishi Nachiketa einst über die Verdienste solcher Taten sagte. Die Veden und Upanishaden erklären für alle Opfer, wie auch für alle anderen religiösen Taten, daß ein Dakshina (das Dankgeschenk für die Dienste der Brahmanen in Opfern) aus Erde, Kühen oder Gold bestehen sollte. Die Srutis erklären jedoch, daß unter allen Dakshinas das Gold höher und wahrlich das Beste ist. Deshalb wünsche ich aufrichtig, oh Großvater, dich zu diesem Thema zu hören. Was ist Gold? Woher kommt es? Wann entstand es? Was ist sein Wesen? Was ist seine Gottheit? Was sind seine Früchte? Warum wird es als das Erste von allen Dingen betrachtet? Aus welchem Grund loben die Weisen das Geschenk von Gold? Aus welchem Grund wird das Gold als das beste Dakshina in allen Opfern betrachtet? Warum gilt das Gold als ein Mittel zur Reinigung, das noch höher als Erde und Kühe ist? Wahrlich, warum ist es ein so verdienstvolles Dakshina? Oh Großvater, bitte erkläre mir alles!

Und Bhishma sprach:
Oh König, höre mich mit ganzer Aufmerksamkeit, wie ich ausführlich über den Ursprung des Goldes spreche, so wie ich es verstanden habe. Als mein energievoller Vater Shantanu aus dieser Welt ging, begab ich mich nach Gangadwara, um seine Totenriten durchzuführen. Dort angekommen, begann ich sogleich mit dem Sraddha meines Vaters. Meine Mutter Jahnavi (die Göttin Ganga) kam ebenfalls und war mir eine große Hilfe. Ich hatte viele erfolgsgekrönte Asketen eingeladen, und nachdem sie ihre Plätze eingenommen hatten, begann ich die einleitenden Riten, die aus Darbringungen von Wasser und anderen Dingen bestehen. Mit konzentriertem Geist führte ich diese Riten aus, wie sie in den heiligen Schriften geboten werden, und begann danach, den Totenkuchen ordnungsgemäß anzubieten. Da sah ich plötzlich, oh König, wie sich ein stattlicher Arm erhob, der mit Angadas und anderen Ornamenten geschmückt war, und die Erde mit dem ausgestreuten Kusha Gras durchstieß. Angesichts dieses Armes, der aus dem Boden kam, wurde ich von großem Erstaunen erfüllt. Wahrlich, oh Führer der Bharatas, ich dachte, daß mein Vater selbst gekommen war, um den Totenkuchen entgegenzunehmen, den ich darbringen wollte. Doch ich überlegte und erkannte dann im Licht der heiligen Schriften das Gebot der Veden, daß der Totenkuchen nicht in die Hand von dem gegeben werden sollte, dessen Sraddha durchgeführt wird. Wahrlich, ich war mir nun sicher, daß der Totenkuchen in dieser Welt niemals in die Hand des Verstorbenen gegeben werden sollte. Denn die Ahnen kommen nie in ihrer sichtbaren Form, um den Kuchen anzunehmen. Die Gebote sagen, daß man ihn auf Kusha Gras legen sollte, welches man dazu auf dem Boden ausgebreitet hat. So ignorierte ich diese Hand, die ein Anzeichen der Anwesenheit meines Vaters war, und erinnerte mich an die wahren Gebote der Schriften bezüglich der Darbringung des Totenkuchens. Dann opferte ich den ganzen Kuchen auf dem ausgebreiteten Kusha Gras. Wisse, oh König der Menschen, das diese Tat von mir mit den heiligen Geboten vollkommen im Einklang stand, denn sogleich verschwand der Arm meines Vaters vor unseren Augen, und in der kommenden Nacht erschienen mir die Ahnen in einem Traum.

Zufrieden mit mir sprachen sie:
Wir sind erfreut darüber, wie du heute dein Vertrauen in die Gebote der heiligen Schriften gezeigt hast. Gut, daß sie von dir nicht verletzt wurden. Durch dein Befolgen der Gebote wurden sie noch mehr bestätigt, oh König. Durch dein Verhalten hast du die Autorität von dir selbst, den heiligen Schriften, den Hörern der Veden, den Ahnen, den Rishis, dem Großen Vater Brahma und den altehrwürdigen Prajapatis geehrt und bestätigt. Die Gebote der heiligen Schriften wurden bestärkt. Damit hast du heute, oh Führer der Bharatas, sehr richtig gehandelt. Du hast (in diesem Opfer) Geschenke der Erde und Kühe gegeben. So gib auch Geschenke von Gold! Das Schenken von Gold ist sehr reinigend. Oh Kenner der Aufgaben, wisse, daß durch solche Taten sowohl wir selbst als auch unsere Vorfahren von all unseren Sünden gereinigt werden. Denn solche Geschenke retten sowohl die Vorfahren als auch die Nachkommen des Gebers bis zum zehnten Grad.

Eben das waren die Worte, die meine Vorfahren, die mir im Traum erschienen, zu mir gesprochen hatten. Als ich dann erwachte, oh König, war ich voller Verwunderung. Wahrlich, oh Führer der Bharatas, sogleich setzte ich mein Herz an das Schenken von Gold.

Oh Monarch, höre jetzt eine alte Geschichte (über das Gold). Sie ist höchst lobenswert und verlängert die Lebenszeit von dem Menschen, der ihr achtsam zuhört. Sie wurde zuerst dem Parasurama in alten Tagen erzählt. Denn vor langer Zeit rottete dieser Sohn von Jamadagni, als er mit großem Zorn erfüllt war, die ganze Kshatriyas Kaste auf Erden einundzwanzig Mal aus. Und nachdem er die ganze Erde erobert hatte, begann der heroische Parasurama mit den Lotusaugen die Vorbereitungen für ein Pferdeopfer, oh König, das von allen Brahmanen und Kshatriyas gelobt wird und die Verwirklichung jedes Wunsches gewähren kann. Dieses Opfer reinigt alle Wesen und erhöht die Energie und Herrlichkeit von dem, der es vollenden kann. Und voller Energie wurde Parasurama durch die Leistung dieses Opfers gereinigt. Doch trotz dieses vorzüglichen Opfers konnte der hochbeseelte Parasurama nicht die vollkommene Leichtigkeit des Herzens erreichen. So begab sich der Nachkomme aus dem Bhrigu Stamm zu den Rishis, die in allen Zweigen des Lernens erfahren sind, und auch zu den Göttern, um sie zu befragen. Voller Reue und Mitgefühl sprach er zu ihnen:
Oh ihr Hochgesegneten, erklärt mir bitte das, was für Menschen mit leidenschaftlichen Taten höchst reinigend ist.

So angesprochen, antworteten ihm jene großen Rishis, die in den Veden und heiligen Schriften vollkommen erfahren waren:
Oh Parasurama, laß dich von den Geboten der Veden führen und verehre zuerst alle gelehrten Brahmanen. Und nachdem du einige Zeit diesem Verhalten gefolgt bist, befrage noch einmal die zweifachgeborenen Rishis über das, was du tun solltest, um dich zu reinigen. Dann folge dem Rat, den diese Weisen geben.

Parasurama handelte entsprechend, und danach begab sich dieser energievolle Nachkomme des Bhrigu zu Vasishta, Agastya und Kasyapa und fragte sie:
Oh ihr Ersten der Brahmanen, ich trage einen starken Wunsch in meinem Herzen. Wie kann ich es schaffen, mich zu reinigen? Durch welche Taten und Riten kann das geschehen? Wenn ich Geschenke darbringen soll, durch welche Dinge kann mein Wunsch verwirklicht werden? Oh ihr Ersten der Rechtschaffenen, wenn euer Geist mir geneigt ist, dann gewährt mir diese Gnade, oh ihr Askesereichen, und offenbart mir, womit ich mein Innerstes reinigen kann.

Und die Rishis sprachen:
Oh Freude des Bhrigu, ein Sterblicher, der gesündigt hat, wird gereinigt, indem er Geschenke von Kühen, Erde und Reichtum darbringt. Das ist es, was wir gehört haben. Es gibt jedoch noch ein anderes Geschenk, das als ein großes Mittel der Reinigung betrachtet wird. Höre uns zu, oh zweifachgeborener Rishi, wie wir darüber sprechen. Dieses Ding ist ausgezeichnet und mit wunderbaren Merkmalen begabt. Darüber hinaus gilt es als Nachkommenschaft des Feuers. Vor langer Zeit verbrannte der Gott Agni die ganze Welt. Wir haben gehört, daß aus seinem Lebenssamen das Gold mit dem hellen Glanz entsprang. So wurde es als das Glänzende bekannt. Durch das Schenken von solchem Gold wirst du zweifellos deinen Wunsch verwirklichen können.

Danach sprach der berühmte Vasishta mit den beständigen Gelübden im Besonderen:
Oh Parasurama, höre, wie das Gold mit dem Glanz des Feuers in die Welt kam. Dieses Gold wird dir Verdienst schenken. Denn was Geschenke anbetrifft, wird Gold sehr gelobt. Ich werde dir auch erzählen, was das Gold ist, woher es kam und wie es seine vorzüglichen Eigenschaften erhielt. Höre mich, oh Starkarmiger, wie ich zu diesem Thema spreche. Erkenne es als sicher, daß Gold die Essenz von Feuer und Soma ist. Die Ziege ist das Feuer (weil sie als Opfer zum Bereich des Feuergottes führt). Das Schaf ist Varuna (weil es zum Bereich von Varuna, dem Herrn des Wassers, führt). Das Pferd ist Surya (weil es zum Bereich von Surya, dem Sonnengott, führt). Elefanten sind Nagas (weil sie zur Welt der Nagas führen). Büffel sind Asuras (weil sie zum Bereich der Asuras führen). Hähne und Eber sind Rakshasas (weil sie zu den Bereichen der Rakshasas führen). Oh Freude der Bhrigus, die Erde ist Opfer, Kühe, Wasser und Soma (denn sie führt zu den Verdiensten des Opfers, zum Bereich der Kühe, zum Herrn des Wassers und zu Soma, dem Mond). Das sind die Erklärungen der Smritis. Als das ganze Weltall verbuttert wurde, fand man eine Masse an Energie. Diese Energie ist das Gold. Deshalb, oh zweifachgeborener Rishi, ist das Gold im Vergleich zu allen Dingen (die ich oben erwähnt habe) zweifellos höher. Es ist ein wertvolles Ding, vorzüglich und ausgezeichnet. (Wer deshalb Gold gibt, der bringt das ganze Universum als Geschenk dar.) Aus diesem Grund bewahren es die Götter, Gandharvas, Nagas, Rakshasas, Menschen und Pisachas mit großer Sorge. Alle diese Wesen, oh Sohn des Bhrigu, erglänzen in ihrer Herrlichkeit mithilfe von Gold, nachdem es zu Kronen, Armreifen und anderen Ornamenten geformt wurde. Aus diesem Grund wird Gold auch als das beste Mittel der Reinigung unter allen reinigenden Geschenken, wie Erde, Kühe und die vielen Arten des Reichtums betrachtet. Das Geschenk von Gold, oh mächtiger König, ist damit das höchste Geschenk. Es steht über den Geschenken von Erde, Kühen und allen anderen Dingen. Es hat den Glanz der Unsterblichkeit und ist ein ewiges Mittel zur Reinigung. Deshalb schenke es mit diesem Zweck an die Ersten der Brahmanen. Von allen Arten des Dakshina ist Gold das Beste. Wer Gold verschenkt gilt als Geber von allen Dingen. Wahrlich, wer das Geschenk von Gold darbringt, wird sogar als Geber von Göttern betrachtet. Denn Agni ist die Einheit aller Götter, und das Gold hat Agni als seine Essenz. Deshalb sagt man, wer Gold schenkt, der schenkt alle Götter. Somit gibt es kein Geschenk, oh Führer der Menschen, das höher wäre als das Geschenk von Gold.

Vasishta fuhr fort:
Höre noch einmal, oh Rishi, wie ich über die Vorzüglichkeit des Goldes spreche, oh Erster aller Waffenträger. Ich hörte einst die folgende Geschichte, oh Sohn des Bhrigu, welche von Prajapati selbst erzählt wurde: Nachdem die Hochzeit des berühmten und hochbeseelten Rudra, dem Träger des Dreizack, mit der Göttin (Uma) auf dem Rücken des Himavat, diesem Besten der Berge, vollendet war, wollte sich der berühmte und hochbeseelte Gott mit der Göttin vereinigen. Daraufhin näherten sich alle Götter mit großer Furcht dem Rudra, verneigten ihre Köpfe voller Verehrung und erfreuten damit Mahadeva und seine segenspendende Gattin Uma, die beide zusammensaßen. Danach, oh Erhalter des Bhrigu Stammes, sprachen sie zu Rudra:
Oh Berühmter und Sündloser, deine Vereinigung mit dieser Göttin wäre eine Vereinigung zwischen zwei Wesen mit strengster Entsagung. Wahrlich, oh Herr, es wäre die Vereinigung zwischen zwei höchst Energievollen. Denn du, oh Ruhmreicher, bist von unwiderstehlicher Energie und die Göttin Uma ebenfalls. Die Nachkommenschaft aus einer solchen Verbindung wird zweifellos mit unerträglich großer Kraft begabt sein. Wahrlich, oh mächtiger Herr, sie wird alle Geschöpfe in den drei Welten restlos verbrennen. Deshalb, oh Herr des ganzen Weltalls, gewähre diesen Göttern, die sich vor dir verneigen, einen Segen zum Wohle der drei Welten. Oh Mächtiger, halte deine höchste Energie zurück, die zum Lebenssamen solcher Nachkommenschaft werden kann. Wahrlich, diese Energie ist die Essenz aller Mächte in den drei Welten. Wenn ihr beide euch vereinigt, wird sicherlich das ganze Weltall verbrennen. Denn eure Nachkommenschaft wird zweifellos fähig sein, die Götter zu vernichten. Wir sind überzeugt, daß weder die Göttin Erde, noch das Firmament oder der Himmel, noch alle zusammen deine Energie ertragen können, oh Mächtiger. Das ganze Weltall wird durch diese Kraft verbrannt werden. Deshalb, oh Mächtiger, mögest du uns diese große Gunst zeigen, daß du, oh berühmter Gott, mit der Göttin Uma keinen Sohn zeugst. Bitte zügle voller Geduld deine feurige und mächtige Energie!

Als die Götter solcherart zum heiligen Mahadeva gesprochen hatten, der den Stier als sein Zeichen trägt, da antwortete er „So sei es!“, und hielt seinen Lebenssamen zurück. Seit dieser Zeit ist er auch unter dem Namen Urdhvaretas bekannt (der seinen Samen zügelt). Die Gattin von Rudra war jedoch über die Bitte der Götter, die Zeugung zu verhindern, sehr erzürnt. Und aufgrund ihres weiblichen Wesens (das schwer zu kontrollieren ist) sprach sie folgende harten Worte:
Weil ihr meinen Gatten daran gehindert habt, mit mir ein Kind zu zeugen, sollt ihr selbst, oh Götter, alle ohne Söhne bleiben! Wahrlich, weil ihr meine Nachkommen verhindert habt, sollt ihr selbst keine eigene Nachkommenschaft mehr haben.

Oh Erhalter des Bhrigu Stammes, als dieser Fluch ausgesprochen wurde, war nur der Gott des Feuers nicht anwesend. Alle anderen Götter blieben durch diesen Fluch der Göttin kinderlos. Und Rudra erfüllte sein Wort und hielt in sich selbst seine unvergleichliche Energie zurück. Nur eine winzige Menge kam aus seinem Körper und tropfte auf die Erde. Als dieser Samen auf die Erde fiel, da entstand ein loderndes Feuer, das (an Größe und Macht) auf wunderbarer Weise zu wachsen begann (und zu Kartikeya wurde). Denn dort kam diese Energie von Rudra mit einer weiteren kraftvollen Energie in Berührung (Agni), die sich bezüglich ihres Wesens vereinten. Zu jener Zeit wurden alle Götter mit Indra an der Spitze durch einen Dämon namens Taraka geschlagen, der viele Segen empfangen hatte. All die Adityas, Vasus, Rudras, Maruts, Aswins und Sadhyas wurden äußerst gequält von der Heldenkraft dieses Sohnes der Diti. Alle Bereiche der Götter, ihre schönen Wagen und ihre Paläste sowie die Einsiedeleien der Rishis wurden durch diesen Dämon zerstört. Daraufhin suchten die Götter und Rishis mit freudlosen Herzen den Schutz des berühmten und mächtigen Brahma mit dem unvergänglichen Ruhm.


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