Pushpak Mahabharata Buch 13Zurück WeiterNews

Kapitel 77 - Über die Entstehung der Kapila Kühe

Vaisampayana sprach:
König Yudhishthira, der voller Demut war, befragte noch einmal den königlichen Sohn von Shantanu bezüglich der Geschenke von Kühen im Besonderen.

Der König sprach:
Belehre mich, oh Bharata, noch einmal ausführlich über das Verdienst des Schenkens von Kühen. Wahrlich, oh Held, ich werde beim Hören deiner nektargleichen Worte nie übersättigt.

Vaisampayana fuhr fort:
So vom gerechten König Yudhishthira gebeten, begann der Sohn von Shantanu noch umfassender über die Verdienste zu lehren, die mit dem Geschenk von Kühen verbunden sind.

Und Bhishma sprach:
Wer einem Brahmanen eine Kuh schenkt, die ein Kalb besitzt, die voller Folgsamkeit und anderer Tugenden ist, jung an Jahren und in ein Stück Stoff gehüllt, der reinigt sich von all seinen Sünden und muß die vielen Bereiche (in der Hölle), die ohne Sonne sind, nicht erfahren. Wer jedoch (mit übler Motivation) einem Brahmanen eine Kuh gibt, die nicht mehr trinken oder essen kann, keine Milch gibt, in allen Sinnen geschwächt, krank und alt ist, und deshalb mit einer ausgetrockneten Zisterne verglichen werden kann, wahrlich der Mensch, der eine solche Kuh einem Brahmanen gibt und ihm damit nur Schmerz und Enttäuschung zufügt, wird sicher in eine dunkle Hölle sinken. Deshalb sollte man niemals eine Kuh geben, die zornig, bösartig, krank oder schwach ist, oder ohne den vereinbarten Preis zu bezahlen erworben wurde, denn sie würde den zweifachgeborenen Empfänger nur mit Schmerz und Enttäuschung quälen. Die Bereiche, die solch ein Mensch erwerben würde, könnten ihm kein Glück bringen und keinerlei Energie geben. Nur starke und junge Kühe, die ein gutes Verhalten und einen angenehmen Geruch haben, werden als Geschenk gelobt. Und wahrlich, wie die Ganga die Erste von allen Flüssen ist, so ist eine Kapila Kuh die Erste von allen Kühen.

Da fragte Yudhishthira:
Warum, oh Großvater, loben die Rechtschaffenen besonders das Geschenk einer Kapila Kuh, wenn alle guten Kühe bezüglich des Schenkens als gleich betrachtet werden sollten? Oh Kraftvoller, ich möchte erfahren, was das Besondere an einer Kapila Kuh ist, denn du bist wahrlich kompetent, über dieses Thema zu sprechen.

Und Bhishma sprach:
Oh Sohn, ich habe einmal einen alten Mann gehört, der eine Geschichte darüber erzählte, unter welchen Umständen die Kapila Kuh geschaffen wurde. Ich werde dir diese alte Geschichte vortragen: Vor langer Zeit befahl der selbstgeborene Brahma dem Rishi Daksha: „Erschaffe die lebenden Wesen!“ Und um den Wesen Gutes zu tun, erschuf Daksha zuerst die Nahrung. Denn so wie die Götter vom Nektar abhängen, oh Mächtiger, so existieren alle Lebewesen von der Nahrung, die ihnen Daksha zugeteilt hat. Unter allen belebten und unbelebten Geschöpfen sind die belebten höher. Und unter den Belebten sind die Brahmanen höher, denn auf sie sind alle Opfer gegründet. Aus dem Opfer fließt Soma (die Fruchtbarkeit), und das Opfer stützt sich auf die Kühe (Milch, Quark, Ghee usw.), wodurch wiederum die Götter befriedigt und ernährt werden. Deshalb gab es bezüglich der Schöpfung zuerst die Nahrung als Grundlage, und dann kamen als nächstes die Wesen. Sobald die Wesen geboren waren, begannen sie, laut nach Nahrung zu schreien. So näherten sie sich alle ihrem Schöpfer, der ihnen Nahrung geben sollte, wie die Kinder nach Vater und Mutter rufen. Die Absicht erkennend, wodurch alle seine Wesen bewegt wurden, trank Daksha, der heilige Herr aller Geschöpfe, für ihr Wohl eine große Menge Nektar. Durch diesen Nektar wurde er zufrieden, mußte davon aufstoßen und ein ausgezeichneter Duft breitete sich ringsherum aus. Als Ergebnis dieses Aufstoßens sah Daksha, daß er eine Kuh in die Welt gebracht hatte, die er Surabhi nannte. Damit war Surabhi seine Tochter, die aus seinem Mund entsprungen war. Sie selbst brachte weitere Töchter in die Welt, die als die Mütter der Welt betrachtet werden. Sie wurden Kapilas genannt, denn Ihr Teint war dem Gold gleich, und sie wurden zum Mittel der Ernährung für alle Wesen. Als diese Kühe mit der Farbe des Amrits begannen, Milch zu ergießen, entstand daraus Schaum, der sich nach allen Seiten ausbreitete, wie die Wellen eines strömenden Flusses gegeneinander schlagen und ringsherum viel Schaum erzeugen. Doch etwas von diesem Schaum fiel von den Mündern der säugenden Kälber auf das Haupt von Mahadeva, als er auf der Erde saß. Der mächtige Mahadeva wurde daraufhin von Zorn erfüllt und richtete seine Augen auf diese Kühe. Mit dem dritten Auge, das seine Stirn schmückt, schien er die Kühe zu verbrennen. Und wie die Sonne die Wolkenmassen in verschiedenen Tönen färbt, oh Monarch, so erzeugte die Energie aus dem dritten Auge von Mahadeva die unterschiedlichen Färbungen der Kühe. Nur jene unter ihnen, die dem energievollen Blick von Mahadeva entfliehen konnten und in die Region von Soma eingingen, bewahrten ihre ursprüngliche Farbe, mit der sie geboren wurden. Als Daksha, der Herr aller Wesen, sah, daß Mahadeva äußerst böse geworden war, sprach er zu ihm:
Du wurdest, oh großer Gott, mit reinem Nektar besprenkelt. Dieser Milchschaum, der von den Mündern der Kälber tropft, die an ihren Müttern säugen, wird nicht als etwas Unreines betrachtet. Auch Chandramas (der Mond) trinkt immer wieder diesen Nektar. Deshalb sollte er nicht als unrein betrachtet werden. In gleicher Weise sollte auch die Milch dieser Kühe, welche aus dem Nektar geboren wurde, nicht als unrein gelten. Wie der Wind nie unrein werden kann, das Feuer nie unrein werden kann, das Gold nie unrein werden kann, der Ozean nie unrein werden kann, das Amrit, das die Götter trinken, nie unrein werden kann, so kann auch die Milch einer Kuh, selbst wenn an ihrem Euter ihr Kalb gesaugt hat, nie unrein werden. Diese Kühe werden alle diese Welten mit ihrer Milch und dem Ghee, das daraus gemacht wird, ernähren. Alle Wesen möchten den verheißungsvollen Reichtum genießen, der durch den Nektar symbolisiert wird, den die Kühe besitzen.

Nachdem Daksha, der Herr der Wesen, diese Worte gesprochen hatte, schenkte er Mahadeva einen Stier mit einigen Kühen. So befriedigte Daksha das Herz von Rudra mit diesem Geschenk, oh Bharata, und zufrieden machte er diesen Stier zu seinem Reittier. Und nach der Gestalt dieses Stiers formte Mahadeva auch das Symbol auf der Standarte seines Kampfwagens. So wurde Rudra als der Träger des Stierbanners bekannt. Und bei dieser Gelegenheit geschah es auch, daß die Himmlischen Mahadeva zum Herrn der Tiere machten. Wahrlich, so wurde der große Rudra der Meister aller Kühe und wird als Gott mit dem Stier bezeichnet. Deshalb, oh König, werden hinsichtlich des Schenkens von Kühen in erster Linie Kapila Kühe als wünschenswert betrachtet, die mit großer Energie begabt sind und eine unveränderte Farbe haben. So sind Kühe die Besten von allen Wesen in der Welt. Durch sie werden alle Welten mit Nahrung erfüllt. Sie haben Rudra als ihren Meister und geben Soma (Nektar) in Form von Milch. Sie sind verheißungsvoll und heilig, sie gewähren jeden Wunsch und geben Leben. Wer deshalb das Geschenk einer Kuh darbringt, gilt als Geber von allem, was in der Welt der Menschen wünschenswert ist.

Der Mensch, der sich Wohlergehen wünscht und mit reinem Herzen diese Verse vom Ursprung der Kühe liest, wird von all seinen Sünden gereinigt und gelangt zu Wohlstand, Kindern, Reichtum und Tieren. Wer das Geschenk einer Kuh darbringt, oh König, erreicht stets die Verdienste, die mit der Gabe von Havya und Kavya verbunden sind sowie den Opfergaben von Wasser an die Ahnen, der anderen religiösen Riten, welche Frieden und Glück bringen, dem Geschenk von Fahrzeugen und Stoffen, und dem Versorgen der Kinder und Alten.

Vaisampayana fuhr fort:
Als der königliche Yudhishthira aus dem Stamm von Ajamida diese Worte seines Großvaters gehört hatte, begann er zusammen mit seinen Brüdern das Schenken von Stieren und Kühen in verschiedenen Farben an die Ersten der Brahmanen zu pflegen. Wahrlich, um die Bereiche der Glückseligkeit in der kommenden Welt zu erobern und großen Ruhm zu gewinnen führte König Yudhishthira viele Opfer durch und gab als Opfergeschenke Hunderttausende von Kühen an treffliche Brahmanen.


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