Pushpak Mahabharata Buch 13Zurück WeiterNews

Kapitel 59 - Über das Verdienst des Gebens

Yudhishthira fragte:
Welches unter allen Geschenken, die in den Schriften außerhalb der Veden erwähnt werden, oh Führer der Kurus, ist nach deiner Meinung das Beste? Oh Mächtiger, groß ist meine Neugier diesbezüglich. Erkläre mir auch die Frucht, die dem Geber in die kommende Welt folgt.

Und Bhishma sprach:
Allen Wesen seine Liebe und Zuneigung zu versichern, sich jeder Art der Verletzung zu enthalten, die wohlwollende Hilfe für alle leidgeplagten Wesen und das uneigennützige Geben von Dingen, die andere wünschen, sind die höchsten und besten Gaben, oh Führer der Bharatas. Geschenke von Gold, Kühen und Land werden als reinigend für Sünden betrachtet, denn sie retten den Geber aus seinen unheilsamen Taten. Oh Führer der Menschen, pflege stets solche Geschenke an die Rechtschaffenen. Denn zweifellos retten Geschenke den Geber aus allen Schulden. Wer jedoch möchte, daß seine Geschenke ewig werden, der sollte stets den Würdigen das geben, was alle wünschen und im Hausleben am nützlichsten ist. Wer gibt, was anderen angenehm ist, und zum Wohl der anderen handelt, der wird auch selbst erhalten, was für ihn heilsam und gut ist. Ein solcher Mensch ist ein Freund dieser und auch der kommenden Welt. Oh Yudhishthira, wer jedoch aus Hochmut nicht alles Mögliche unternimmt, um den Armen und Hilflosen zu helfen, die ihn darum bitten, der ist wahrlich ein grausamer Schuft. Dagegen ist jener der Beste der Menschen, der seine Gunst sogar einem hilflosen Feind zeigt, wenn er in Not geraten ist und um Hilfe bittet. Unvergleichlich verdienstvoll ist jeder, der den Hunger eines Armen stillt, der trotz aller Bemühungen seinen Lebensunterhalt nicht bestreiten kann und vom Leiden geschwächt wurde. Man sollte immer, oh Sohn der Kunti, mit allen Mitteln, die in seiner Macht stehen, den Rechtschaffenen ihre Qualen erleichtern, die ihre Gelübde und Aufgaben beachten, aber trotz des Verlustes ihrer Söhne und Gatten in ihrem Elend noch niemanden um Hilfe gebeten haben. Wer die Götter nicht verehrt und beschenkt sowie die Menschen, die der Verehrung würdig sind und von Almosen leben, macht sie zu Schlangen mit tödlichem Gift. Oh Bharata, schütze dich stets vor ihnen, indem du sie beschenkst. Sie habe die Kraft von Ritwikas (mächtigen Priestern). Sei stets achtsam und beobachte dein Volk mittels vertraulicher Informanten. Du solltest diese Menschen ehrend beschenken mit guten Häusern und allen notwendigen Dingen darin, mit Dienern, Roben, Nahrung und allem, was zum Wohlergehen beiträgt. Rechtschaffene Menschen mit tugendhaftem Verhalten sollten solche Geschenke geben, allein mit der Motivation, daß es ihre Aufgabe ist, und nicht aus Begierde nach irgendwelchem Lohn. Wahrlich, oh Yudhishthira, gute Menschen sollten so handeln, daß die Tugendhaften, wie sie oben beschrieben wurden, keine Abneigung fühlen, diese Geschenke anzunehmen, die durch Hingabe und Glauben geheiligt wurden.

Es gibt Personen, die voller Weisheit und Entsagung sind und unabhängig von irgend jemandem ihren Unterhalt empfangen. Diese Brahmanen mit beständigen Gelübden sind dem Vedenstudium gewidmet, ohne mit ihrer Praxis zu prahlen. Welche Geschenke du auch geben magst an solche Personen mit reinem Verhalten, die ihre Sinne gründlich beherrschen und stets zufrieden sind mit ihren Ehepartnern und was ihnen sonst gegeben wird, damit wirst du sicherlich Verdienst gewinnen, das dich in allen Welten begleiten wird, wohin du auch gehst. Den gleichen Verdienst erntet man durch Geschenke an Zweifachgeborene mit gezügelten Seelen, die auf rechte Weise am Morgen und am Abend das Trankopfer ins heilige Feuer gießen. Eben das ist das Opfer, das für dich reinigend ist - ein Opfer, das durch deine Hingabe und dein Vertrauen geheiligt wird und mit einem großen Dakshina verbunden ist. Es ist von allen Opfern das Beste. Laß dieses Opfer unaufhörlich durch deine Wohltätigkeit fließen! Vollbringt man dies im Hinblick auf solche tugendhaften Menschen, oh Yudhishthira, befreit man sich durch das Gießen dieses Opfers voller Hingabe und Verehrung von seinen Schulden, die man den Göttern schuldet. Wer dem Zorn nicht nachgibt, freundlich spricht und niemals wünscht, auch nur einen Grashalm zu nehmen, der anderen gehört, der verdient von uns höchste Verehrung. Solche Personen und andere (die von Begierde frei sind) schmeicheln niemals dem Geber noch kämpfen sie darum, Geschenke zu erhalten. Deshalb sollten sie von den Gebenden gehegt werden, wie ihre eigenen Söhne. Ich selbst verneige mich tief vor ihnen, denn sie können für dich zum Himmel oder zur Hölle werden. Wenn Ritwikas, Purohitas und Lehrer in den Veden erfahren sind und sich freundlich zu ihren Schülern verhalten, dann haben sie diese Kraft. Jede Kshatriya Energie verliert ihre Macht, wenn sie im Kampf auf einen solchen Brahmanen trifft.

Wenn du auch denkst, oh Yudhishthira, daß du ein König voller Macht und Wohlstand bist, genieße niemals diese Fülle, ohne etwas an die Brahmanen abzugeben. Wenn du die Aufgaben deiner Kaste beachtest, dann verehre die Brahmanen mit all deinem Reichtum, oh Sündloser, der dir zum Zweck der Repräsentation und Machterhaltung gegeben wird. Laß die Brahmanen in Freiheit leben, wie sie es wünschen, und verneige dich stets demütig vor ihnen. Erfreue sie wie deine Kinder und gib ihnen genügend Raum. Wer sonst außer dir, oh Bester der Kurus, wäre fähig, die Unterhaltsmittel für solche Brahmanen zur Verfügung zu stellen, die ewigen Frieden haben, deine Wohlgesinnten sind und bereits mit wenig zufrieden? Wie die Frauen nur eine ewige Aufgabe in dieser Welt haben, nämlich ihrem Ehemann zu dienen, und wie diese Aufgabe ihr ganzes Ziel im Leben bildet, so ist auch der Dienst an den Brahmanen unsere ewige Aufgabe und ganzes Ziel. Wenn die Brahmanen wegen grausamer oder anderer sündiger Taten der Kshatriyas von uns ungeehrt bleiben und uns verlassen, oh Sohn, welchen Sinn hätte das Leben noch ohne die Verbundenheit mit den Brahmanen? Wozu sollten wir dann noch unsere Existenz fristen, ohne fähig zu sein, wahrlich große Leistungen zu erreichen, die Veden zu studieren und Opfer durchzuführen in der Hoffnung auf die kommenden Welten der Seligkeit? Laß mich dir diesbezüglich erklären, was das ewige Gebot ist. Schon in den Tagen unserer Ahnen, oh König, pflegten die Kshatriyas den Brahmanen zu dienen. In gleicher Weise dienten die Vaisyas der königlichen Kaste und die Shudras den Vaisyas. Das ist es, was uns überliefert wurde. Der Brahmane gleicht einem lodernden Feuer. Ohne fähig zu sein, ihn zu berühren oder sich ihm zu nähern, pflegten die Shudras den Brahmanen mit gebührendem Abstand zu dienen. Nur die Kshatriyas und Vaisyas konnten sich bei ihrem Dienst den Brahmanen nähern und sie sogar berühren. Dabei haben Brahmanen eine sehr freundliche Gesinnung. Sie sind ehrlich und folgen der wahren Tugend und Gerechtigkeit. Nur wenn ihr gerechter Zorn auflodert, werden sie wie Schlangen mit tödlichem Gift. Das ist ihr Wesen, oh Yudhishthira. Deshalb diene ihnen mit Gehorsam und Verehrung. Die Brahmanen sind höher als alles Hohe und Niedrige. Sogar die asketische Energie jener Kshatriyas, die in ihrer Energie auflodern, wird kraftlos und neutralisiert, wenn sie mit Brahmanen in Berührung kommt.

Oh König, weder Vater und Mutter noch mein Großvater oder mein Leben sind mir lieber als die Brahmanen. Wenn ich dich, oh Yudhishthira, auf Erden auch besonders liebe, die Brahmanen sind mir sogar noch lieber als du. Das sage ich dir aufrichtig, oh Sohn des Pandu! Das schwöre ich bei der Wahrheit, durch die ich jene Bereiche der Seligkeit zu erreichen hoffe, die meinem Vater Shantanu gehören. Ich sehe bereits jene heiligen Bereiche, in denen Brahma überall erstrahlt. Dahin werde ich gehen, oh Sohn, und endlose Tage dort wohnen. Wahrlich, wenn ich diese Bereiche (mit meinem geistigen Auge) sehe, oh Bester der Bharatas, werde ich von großer Freude erfüllt bei dem Gedanken an all jene Taten, die ich zum Wohl und zur Ehre der Brahmanen vollbracht habe, oh Monarch.


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