Pushpak Mahabharata Buch 13Zurück WeiterNews

Kapitel 48 - Die Vermischung der Kasten

Yudhishthira sprach:
Aus Begierde nach Reichtum, bloßer Lust, Unwissenheit über die wahre Kaste der Geburt oder Narrheit geschieht die Vermischung der unterschiedlichen Kasten. Was, oh Großvater, sind die Aufgaben jener Personen, die in den Mischkasten geboren werden und welche Taten sind ihnen geboten? Bitte belehre mich darüber!

Bhishma sprach:
Am Anfang erschuf der Herr aller Wesen die vier Hauptkasten und bestimmte ihre jeweiligen Taten oder Aufgaben als Opfer in der Welt. Der Brahmane kann vier Ehefrauen aus allen vier Kasten nehmen. Durch zwei von ihnen (Brahmanen und Kshatriyas) nimmt er selbst seine Geburt. Die Söhne jedoch, die von den anderen Ehefrauen kommen, sind aufgrund der mütterlichen Abstammung im Status untergeordnet. Der Sohn, der durch einen Brahmanen mit einer Shudra-Ehefrau gezeugt wird, wird Parasara genannt, was so viel bedeutet, wie aus einem Leichnam geboren, weil der Körper einer Shudra Frau für den Brahmanen so unheilvoll wie ein Leichnam ist. Ein solcher Sohn sollte den Angehörigen der Familie seines Vaters dienen. Wahrlich, es wäre nicht recht von ihm, die Aufgabe des Dienens zu verwerfen, die ihm bestimmt worden ist. Mit all seiner Kraft sollte er die Last seiner Familie tragen helfen. Selbst wenn er ins Alter kommt, sollte er noch den Enkeln seines Vaters pflichtbewußt dienen, die wesentlich jünger sind, und ihnen alles geben, was er vermag. Ein Kshatriya kann drei Ehefrauen haben. In zwei von ihnen nimmt er selbst seine Geburt. Seine dritte Ehefrau aus der Shudra-Kaste wird dagegen im Rang als wesentlich niedriger betrachtet. Der Sohn, den er mit ihr zeugt, wird Ugra genannt. Der Vaisya kann zwei Gattinnen haben und durch beide nimmt er seine eigene Geburt. Der Shudra sollte nur eine Ehefrau aus seiner eigenen Kaste nehmen und der Sohn, den er mit ihr zeugt, wird natürlich ein Shudra.

Ein Sohn, der seine Geburt unter anderen Verhältnissen nimmt, wie gerade erwähnt, der wird als höchst untergeordnet betrachtet. Wenn ein Mann aus einer niedrigeren Kaste einen Sohn mit der Frau einer höheren Kaste zeugt, gilt solch ein Sohn als außerhalb der Grenzen der vier reinen Kasten. Wahrlich, so eine Zeugung ist höchst tadelnswert. Wenn ein Kshatriya einen Sohn mit einer Brahmanen-Frau zeugt, dann wird er ein Suta genannt und gehört nicht zu den vier Hauptkasten. Zu den Aufgaben eines Sutas gehören die Rezitationen von Lobreden und Hymnen von Königen und anderen großen Menschen. Der Sohn, der von einem Vaisya mit einer Frau aus der Brahmanen-Kaste gezeugt wurde, gilt als Vaidehaka. Zu seinen Aufgaben gehört es, sich um die Gitter und Riegel zu kümmern und damit die Privatsphäre der Frauen in anständigen Haushalten zu beschützen. Für solche Söhne gibt es keine bestimmten Reinigungsriten (weil sie nicht mit der heiligen Schnur initiiert werden). Wenn ein Shudra einen Sohn mit einer Frau aus der Ersten der vier Kasten zeugt, dann wird er ein Chandala genannt. Mit schrecklicher Gesinnung muß er am Rand der Städte und Dörfer leben und abscheuliche Aufgaben erfüllen, wie öffentliche Hinrichtungen. Solche Söhne werden immer als Schande ihres Stammes betrachtet. Der Sohn, der von einem Vaisya mit einer Kshatriya-Frau gezeugt wurde, wird ein Vandi oder Magadha genannt. Die ihm zugeteilten Aufgaben sind die kunstvollen Lobgesänge. Der Sohn, der durch Übertretung der Gebote von einem Shudra mit einer Kshatriya-Frau gezeugt wurde, gilt als ein Nishada, und die ihm zugeteilte Aufgabe ist der Fischfang. Wenn ein Shudra mit einer Vaisya Frau einen Sohn zeugt, dann wird der gezeugte Sohn Ayogava genannt, und seine Aufgaben sind die eines Zimmermanns. Das, oh Erster aller Intelligenten, sind die gemischten Nachkommen der vier Hauptkasten. Brahmanen sollten von solchen Personen niemals Geschenke annehmen. Sie sind auch nicht berechtigt, irgendwelchen Reichtum zu besitzen.

Wenn Männer aus den Mischkasten mit Ehefrauen aus ihrer Kaste Kinder zeugen, dann erben sie den Status dieser Kaste. Wenn sie Kinder mit Frauen zeugen, die aus noch niederen Kasten kommen, dann erben die Kinder die Kaste ihrer Mutter. Dagegen erben die Kinder in den vier reinen Kasten, die mit Gattinnen aus der eigenen oder direkt untergeordneten Kaste gezeugt wurden, die Kaste ihres Vaters. Wenn sie jedoch Nachkommenschaft mit anderen Gattinnen zeugen, dann gelten die Kinder als außerhalb der reinen Kastengrenzen. Wenn also zum Beispiel ein Shudra mit einer Ehefrau aus der höchsten Kaste einen Sohn zeugt, dann ist er außerhalb der vier Hauptkasten, zählt zu den Mischkasten und wird ein Chandala. Und wenn ein Sohn aus den Mischkasten wieder Kinder mit Frauen aus den vier Hauptkasten zeugt, dann sinken die Nachkommen immer weiter im Status. Außerhalb der vier Hauptkasten vermehren sich die Nachkommen aufgrund der Vereinigung mit Frauen, die aus niederen Kasten oder der eigenen stammen. Auf diese Weise entstehen immer mehr Kinder in den fünfzehn untergeordneten Kasten, die immer weiter im Status sinken. Der Grund ist die sexuelle Vereinigung von Frauen mit Männern, die eine solche Beziehung mit den Mischkasten nicht pflegen sollten.

Unter den Klassen, die damit außerhalb der vier Hauptkasten sind, werden zum Beispiel von Magadha-Männern Kinder gezeugt, die man Sairindhris nennt. Der Beruf solcher Nachkommenschaft ist das Schmücken und Frisieren von Königen und anderen Würdenträgern. Sie sind höchst erfahren in der Herstellung von Salben, Kränzen und Schmuck. Doch obwohl sie frei geboren wurden, müssen sie ein Leben des Dienstes führen. Aus der Vereinigung von Magadhas einer bestimmten Klasse Frauen aus der Sairindhri Kaste entsteht eine weitere Kaste namens Ayogava. Ihr Beruf besteht im Fertigen von Netzen (um Fische, Vögel und andere Tiere zu fangen). Wenn sich die Vaidehas mit den Frauen der Sairindhri Kaste vereinigen, dann zeugen sie Nachkommen namens Maireyakas, deren Beruf in der Herstellung von Weinen und Likören besteht. Von den Nishadas stammt eine Kaste namens Madgura und eine andere namens Dasas, die sich beruflich um Boote kümmern. Von den Chandalas entsteht ein Stamm namens Swapaka, dessen Beruf die Totenwache ist. Wenn sich die Frauen der Magadha Kaste mit diesen vier üblen Kasten verbinden, entstehen vier weitere, die von Täuschung und Betrug leben. Sie heißen Mansa, Swadukara, Kshaudra und Saugandha. Auch von den Vaidehas kommt eine grausame und sündhafte Kaste, die vom Betrug lebt. Von den Nishadas entspringt die Madranabha-Kaste, deren Mitglieder man auf Wagen fahren sieht, die von Eseln gezogen werden. Von den Chandalas stammt die Kaste namens Pukkasa, die man das Fleisch von Eseln, Pferden und Elefanten aus zerbrochenem Geschirr essen sieht, und die sich mit den Kleidern bedecken, welche sie von menschlichen Leichen nehmen. Diese drei Kasten von sehr niedrigem Status werden von den Frauen der Ayogava-Kaste (mit den Magadha, Vaideha und Nishada Männern) geboren.

Die Kshudra-Kaste entspringt den Vaidehakas, wie auch die Andhra-Kaste, die an den Rändern von Städten und Dörfern leben. Wenn sich die Charmakaras mit den Frauen der Nishada-Kaste vereinigen, dann entstehen die Karavaras. Von den Chandalas stammen auch die Pandusopakas ab, deren Beruf im Fertigen von Körben und anderen Dingen aus Bambusfasern besteht. Von der Vereinigung zwischen Nishada-Mann und Vaidehi-Frau entsteht die Kaste namens Ahindaka. Wenn jedoch ein Chandala mit einer Saupaka-Frau einen Sohn zeugt, dann behält dieser den Status und Beruf der Chandalas. So wohnt auch der Sohn einer Nishada-Frau mit einem Chandala weiter am Rand der Städte und Dörfer. Wahrlich so leben die Mitglieder solcher Kasten auf den Leichenplätzen und werden sogar von der Niedrigsten der Kasten nicht als Ihresgleichen betrachtet.

Diese Mischkasten entstehen, wenn sich Männer und Frauen aus unterschiedlichen Kasten auf unwürdige und sündhafte Weise vereinigen. Ob sie nun im Verborgenen oder in der Öffentlichkeit leben, man erkennt sie an ihren Berufen und Taten. Denn die heiligen Schriften erklären nur die Aufgaben der vier Hauptkasten und bezüglich aller anderen schweigen sie still. So haben alle Kasten, für die keine Aufgaben durch die heiligen Schriften geboten werden, auch keine (heilsame) Frucht in ihren Taten. Wer die Opfer nicht kennt und auch nicht kennen will, wer die Gesellschaft und die Lehren der Rechtschaffenen entbehrt, wer sich aus Begierde ohne tugendhafte Motivation mit den Frauen anderer Kasten vereinigt, ob er den Hauptkasten angehört oder nicht, der sorgt dafür, daß zahlreiche Mischkasten entstehen, deren Berufe und Wohnstätten von den Verhältnissen geprägt werden, die mit dieser unheilsamen Vereinigung verbunden sind. Sie suchen Zuflucht an Straßenkreuzungen, Leichenplätzen, Bergen, Wäldern und Bäumen, und errichten sich ihre Wohnungen dort. An solchen Orten existieren sie ohne Schutz, um ihren Lebensunterhalt zu verdienen. So sieht man sie leben, ihre Körper mit eisernen Ornamenten geschmückt und ihre Berufe ausübend, indem sie allerlei Dinge herstellen. Doch zweifellos, indem sie Kühen und Brahmanen helfen, Tugend und Gewaltlosigkeit üben sowie Mitgefühl, Wahrhaftigkeit und Vergebung, und bei Bedarf ihr Leben sogar für andere opfern, können solche Personen aus den Mischkasten wieder aufsteigen. Ich habe keinen Zweifel, oh Führer der Menschen, daß diese Tugenden zu Ursachen ihres Erfolgs werden. Wer mit Intelligenz begabt ist, sollte dies alles berücksichtigen und seine Nachkommenschaft gemäß den Geboten der heiligen Schriften mit Frauen zeugen, die als richtig und passend für ihn gelten. Ein Sohn, der mit Frauen aus einer unpassenden Kaste gezeugt wurde, rettet seinen Vater nicht, sondern bringt ihm viel Kummer, als würde man einem Schwimmer, der ein Gewässer durchqueren möchte, eine schwere Last aufladen. Ob ein Mensch gelehrt ist oder nicht, Begierde und Zorn sind die natürlichen Eigenschaften der Menschheit in dieser Welt. Deshalb kann man überall sehen, wie das weibliche Wesen das männliche auf Abwege zieht. Diese natürliche Neigung der Weiblichkeit bringt überall viel Leiden hervor. Deshalb sorgen die Weisen dafür, daß sie daran nicht übermäßig anhaften.


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