Pushpak Mahabharata Buch 13Zurück WeiterNews

Kapitel 30 - Die Geschichte von Vitahavya

Yudhishthira sprach:
Ich habe diese großartige Geschichte wohlvernommen, oh Erhalter des Kuru Stammes. Du sagtest, oh Erster der Redegewandten, daß der Status eines Brahmanen nicht direkt zu erreichen ist. Man erzählt sich aber, daß Vishvamitra diesen Status erlangen konnte. Ich habe auch gehört, daß König Vitahavya vor lange Zeit den Status eines Brahmanen erhalten hat. Oh mächtiger Sohn der Ganga, ich möchte gern die Geschichte vom Aufstieg des Vitahavya hören. Durch welche Taten konnte dieser Beste der Könige die Brahmanenschaft erwerben? War es durch einen Segen oder durch die Macht der Entsagung? Bitte erzähle mir alles darüber!

Bhishma sprach:
So höre, oh Monarch, wie der berühmte königliche Weise Vitahavya damals den Status eines Brahmanen erreichen konnte, der so schwer zu erreichen ist und in allen Welten hoch verehrt wird. Als der hochbeseelte Manu vor langer Zeit seine Untertanen rechtschaffen regierte, wurde ihm ein tugendhafter Sohn geschenkt, der unter dem Namen Saryati berühmt wurde. Und im Stamm von Saryati, oh Monarch, nahmen später zwei Könige ihre Geburt, nämlich Vitahavya und Talajangha. Sie waren die Söhne von Vatsa, einem höchst siegreichen König. Vitahavya, der auch Haihaya genannt wurde, oh Monarch, hatte zehn Ehefrauen mit denen er hundert Söhne zeugte, oh Bharata, die alle sehr dem Kampf geneigt waren und sich an Fähigkeiten und Heldenkraft glichen. Sie waren mit großer Kraft und Macht im Kampf gesegnet und studierten gründlich die Veden und die Waffenkunst. Zu jener Zeit, oh Monarch, gab es in Kasi einen König, welcher der Großvater von Divodasa war. Er war einer der besten siegreichen Männer und wurde Haryasva genannt. Aber die hundert Söhne von König Vitahavya, oh Führer der Menschen, fielen ins Königreich von Kasi ein, durchwanderten das Land zwischen den Flüssen Ganga und Yamuna und kämpften schließlich gegen König Haryasva, den sie in der Schlacht töteten. Nachdem König Haryasva auf diese Weise geschlagen war, kehrten die Söhne von Vitahavya, diese großen Wagenkrieger, furchtlos zu ihrer eigenen entzückenden Hauptstadt im Lande der Vatsas zurück. In der Zwischenzeit wurde Sudeva, der Sohn von Haryasva, der in seiner Herrlichkeit wie ein Himmlischer erschien und ein zweiter Gott der Gerechtigkeit war, auf dem Thron von Kasi zum Herrscher geweiht. Und diese Freude von Kasi, dieser rechtschaffene König, regierte sein Reich einige Zeit, bis die hundert Söhne von Vitahavya erneut einfielen und ihn im Kampf besiegten. Und nachdem König Sudeva geschlagen war, kehrten die Sieger in ihre Hauptstadt zurück. Danach wurde Divodasa, der Sohn von Sudeva, auf dem Thron von Kasi zum Herrscher geweiht. Und angesichts der Heldenkraft jener hochbeseelten Prinzen, der hundert Söhne von Vitahavya, begann König Divodasa, der mit großer Energie gesegnet war, die Stadt Varanasi auf Befehl von Indra wieder aufzubauen und zu befestigen. Diese Stadt von Divodasa war mit Brahmanen, Kshatriyas, Vaisyas und Shudras wohlbevölkert. Es gab Waren und Vorräte in großen Mengen, und überall fand man Geschäfte und Märkte, die im Wohlstand gediehen. Diese Stadt, oh Bester der Könige, lag nördlich vom Ufer der Ganga und südlich vom Ufer der Gomati, und glich einem zweiter Amravati (die Stadt von Indra). Doch bald geschah es, daß die hundert Söhne des Vitahavya diesen Tiger unter den Königen wieder angriffen, als er über sein Königreich herrschte. Der mächtige König Divodasa verließ daraufhin voller Herrlichkeit seine Hauptstadt und stellte sich ihnen zum Kampf. Die Schlacht, die sich daraufhin zwischen den Fronten erhob, war so wild, wie einst der Kampf zwischen den Göttern und Dämonen. König Divodasa kämpfte tausend Tage gegen den Feind, doch am Ende hatte er viele Krieger und Tiere verloren und war äußerst gequält. Und als König Divodasa sah, oh Monarch, daß seine Armee verloren und seine Schatzkammer erschöpft war, verließ er seine Stadt und floh davon. Er begab sich zur entzückenden Einsiedelei des mit großer Weisheit gesegneten Bharadwaja, oh Feindevernichter, faltete seine Hände voller Verehrung und suchte den Schutz des großen Rishis. Als Bharadwaja, der älteste Sohn von Vrihaspati, der voller Reinheit und der Priester des Monarchen war, König Divodasa vor sich sah, fragte er ihn:
Was ist der Grund deines Erscheinens hier? Erzähle mir alles, oh König. Ich werde sicherlich alles tun, was zu deinem Wohl ist.

Und der König sprach:
Oh Heiliger, die hundert Söhne von Vitahavya haben alle Söhne und Männer meines Hauses getötet. Ich allein bin mit dem Leben davongekommen und völlig vom Feind verwirrt. So suche ich deinen Schutz. Oh Heiliger, beschütze mich mit solcher Zuneigung, wie du sie für deine Schüler hegst. Diese Prinzen voll sündhafter Taten haben meinen ganzen Stamm getötet. Nur ich selbst bin noch lebendig.

Und zu ihm, der so mitleiderregend bat, sprach Bharadwaja mit der großen Energie:
Fürchte dich nicht! Oh Sohn des Sudeva, laß deine Ängste zerstreut sein. Ich werde ein Opfer durchführen, oh Monarch, mit dem du einen Sohn erhalten wirst, der fähig ist, die tausenden Krieger der Armee von Vitahavya zu schlagen.

Daraufhin führte der Rishi ein Opfer durch, um Divodasa einen mächtigen Sohn zu schenken. Und als Ergebnis wurde ihm Pratardana geboren. Sofort nach seiner Geburt wuchs er zu einem dreizehnjährigen Jungen heran und meisterte schnell die gesamten Veden und alle Waffen. Mithilfe seiner Yogamacht trat Bharadwaja mit der großen Intelligenz in den Prinzen ein. Wahrlich, indem er alle Energie des Universums sammelte, legte er sie in den Körper des Prinzen Pratardana. Und in eine strahlende Rüstung gehüllt, mit dem Bogen bewaffnet und gelobt von den Barden und himmlischen Rishis, erhob er sich so leuchtend wie der Stern des Tages. Er stieg auf seinen Wagen, und glänzte mit seinem Schwert wie ein loderndes Feuer. Mit Schwert und Schild erschien er daraufhin wohlgerüstet vor seinem Vater, König Divodasa, der bei diesem Anblick von großer Freude erfüllt wurde. Wahrlich, der alte König betrachtete nun die Söhne seines Feindes Vitahavya als bereits geschlagen. So weihte Divodasa seinen Sohn Pratardana zum Kronprinzen, betrachtete sich selbst mit Erfolg gekrönt und wurde äußerst glücklich. Danach befahl ihm der alte König gegen die Söhne von Vitahavya zu marschieren und sie im Kampf zu schlagen. Voller Kraft durchquerte Pratardana, dieser Bezwinger von feindlichen Städten, schnell die Ganga mit seinem Wagen und näherte sich der Stadt des Vitahavya. Als die hundert Söhne von Vitahavya das Geratter seiner Wagenräder hörten, bestiegen sie sogleich ihre eigenen Wagen, die wie Festungen erschienen und alle feindlichen Fahrzeuge zerstören konnten, und zogen mit ihren Truppen aus der Stadt. Und sobald diese Tiger unter den Männern ihre Hauptstadt verlassen hatten, stürmten diese wohlgerüsteten Krieger mit emporgehobenen Waffen gegen Pratardana und bedeckten ihn mit Schauern von Pfeilen. Sie begegnetem ihm mit unzähligen Wagen, oh Yudhishthira, und ließen alle möglichen Waffen in Strömen regnen, wie ein Wolkenbruch an der Flanke des Himavat. Doch Pratardana, der mit gewaltiger Energie begabt war, wehrte alle ihre Waffen mit seinen eigenen ab und schlug sie reihenweise mit seinen Pfeilen, die dem Donnerblitz von Indra glichen. Ihre Köpfe, oh König, rollten zu Hunderten und Tausenden durch breitköpfige Pfeile, und die Krieger von Vitahavya fielen überall mit blutüberströmten Körpern, wie Kinsuka Bäume durch eine Schar Holzfäller mit ihren Äxten. Und nachdem alle seine Krieger und Söhne im Kampf gefallen waren, floh König Vitahavya aus seiner Hauptstadt zur Einsiedelei von Bhrigu und suchte dort den Schutz des Rishis, den er ihm auch gewährte, oh Monarch. Doch Pratardana folgte den Fußspuren von Vitahavya, erreichte ebenfalls die Einsiedelei von Bhrigu und rief dort mit lauter Stimme:
Hört, ihr Schüler des hochbeseelten Bhrigu! Wenn er zufällig anwesend ist, dann möchte ich den Weisen sehen. Geht und informiert ihn darüber!

Als Bhrigu erfuhr, daß Pratardana persönlich gekommen war, kam der Rishi aus seiner Hütte und verehrte diesen Besten der Könige mit den angemessenen Riten. Dann sprach er zu ihm:
Sage mir, oh König, weshalb du hier erschienen bist.

Und der König informierte den Rishi über den Grund seiner Anwesenheit, indem er sprach:
König Vitahavya ist hierhergekommen, oh Brahmane. Übergib ihn mir! Seine Söhne, oh Heiliger, haben meinen ganzen Stamm zerstört. Sie haben das Land und den Reichtum des Königreichs von Kasi verwüstet. Die hundert Söhne dieses Königs, der so stolz auf seine Kraft ist, wurden bereits von mir getötet. Und indem ich jetzt den König selbst schlage, werde ich die Schuld bezahlen, die ich meinem Vater schulde.

Darauf antwortete ihm Bhrigu, dieser Erste aller Rechtschaffenen, voller Mitgefühl:
Es gibt keinen Kshatriya in dieser Einsiedelei. Hier sind nur Brahmanen.

Diese Worte von Bhrigu hörend, die wahrhaftig sein mußten, berührte Pratardana bedächtig die Füße des Rishi und sprach voller Entzücken:
Oh Heiliger, damit bin ich zweifellos mit Erfolg gekrönt, da dieser König durch meine Kraft sogar die Kaste seiner Geburt verloren hat. So gib mir deine Erlaubnis, oh Brahmane, dich wieder zu verlassen und segne mich mit Wohlergehen. Dieser König, oh Gründer deines mächtigen Stammes, wurde von mir bis zu seiner Wurzel vernichtet und ist nun keine Gefahr mehr für unser Land.

Als König Pratardana vom Rishi gesegnet und verabschiedet worden war, verließ er die Einsiedelei und ging zurück in sein Reich, nachdem der König allein durch die Macht der Worte verbrannt wurde, wie durch das Gift einer Schlange. Wahrlich, auf diese Weise erreichte König Vitahavya den Status eines Brahmanen aufgrund des mächtigen Wortes von Bhrigu. Durch dieses Wort erwarb er sogar das ganze Wissen der Veden. Vitahavya bekam (in der Einsiedelei) noch einen Sohn namens Gritsamada, der an Schönheit ein zweiter Indra war, weshalb er von den Dämonen sehr gequält wurde, die ihn für Indra hielten. Bezüglich dieses hochbeseelten Rishis gibt es im Rig Veda den vorzüglichen Vers:
Überall wo Gritsamada erscheint, wurde er von allen Brahmanen mit großem Respekt verehrt.

Voller Intelligenz wurde Gritsamada ein zweifachgeborener Rishi im Gelübde des Brahmacharya. Er hatte einen Sohn namens Sutejas. Sutejas hatte einen Sohn namens Varchas, und diese Abfolge der Söhne ging weiter über Vihavya, Vitatya, Satya, Santa, Sravas, Tama, Prakasa, der ein sehr hoher Brahmane war, Vagindra, dieser Beste aller heiligen Mantramurmler, Pramati, der ein vollkommener Meister aller Veden mit ihren Zweigen war, Ruru, der von der Apsara Ghritachi geboren wurde, Rishi Sunaka, der von Pramadvara geboren wurde, bis zum wohlbekannten Saunaka (einer der Brahmanen, dem das Mahabharata von Sauti im Naimisha Wald erzählt wird).

Oh Erster der Monarchen, auf diese Weise geschah es, daß König Vitahavya, obwohl er von Geburt her ein Kshatriya war, den Status eines Brahmanen durch die Gnade von Bhrigu erhielt. In diesem Zusammenhang habe ich dir auch die Stammeslinie von Gritsamada mitgeteilt. Welche Fragen hast du weiter noch?


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