Pushpak Mahabharata Buch 13Zurück WeiterNews

Das männliche Wesen

Kapitel 22 - Über das Beschenken der Brahmanen

Yudhishthira fragte:
Wen nennen die ewigen Brahmanen einen würdigen Empfänger von Geschenken? Wird ein Brahmane, der die Zeichen seiner Lebensweise trägt, als ein solcher betrachtet, oder sollte man auch den dafür halten, der diese Symbole nicht trägt?

Bhishma sprach:
Oh Monarch, man sagt, daß man einen Brahmanen beschenken sollte, der den Aufgaben seiner Kaste folgt, ob er nun die Zeichen der Entsagung trägt oder nicht, weil beide rein sein können unabhängig von den äußeren Anzeichen.

Yudhishthira fragte:
Welche Sünde begeht eine ungereinigte Person, wenn sie die Gaben von Opferbutter oder Nahrung mit großer Hingabe an Zweifachgeborene gibt?

Bhishma sprach:
Jeder, auch wenn er ohne Selbstzügelung ist, wird durch Hingabe zweifellos gereinigt. Solch ein Mensch, oh Strahlender, reinigt sich durch hingebungsvolle Taten.

Yudhishthira sprach:
Die Gelehrten sagen, daß man einen Brahmanen, der die Götter verehren soll, auf seine Befähigung nicht prüfen muß, sondern nur bei Riten bezüglich der Pitris (Ahnen).

Bhishma sprach:
Die Götteropfer bringen ihre Frucht nicht durch den Brahmanen, der die Riten durchführt, sondern durch die Gnade der Götter selbst. Wahrlich, jene Personen, die solche Opfer darbringen, erhalten das Verdienst dieser Taten durch den Segen der Götter. Darüber hinaus sind Brahmanen, oh Führer der Bharatas, immer dem Brahman gewidmet (und damit für alle Opfer befähigt). Das bestätigte einst Rishi Markandeya, einer der größten Rishis voller Intelligenz in allen Welten.

Yudhishthira fragte:
Wann, oh Großvater, werden diese Fünf, nämlich der Fremde, der Verheiratete, der Entsagende, der Gelehrte und der Opfernde als gute Menschen betrachtet?

Bhishma sprach:
Die ersten drei, nämlich Fremde, Verwandte und Asketen gelten als rechtschaffen, wenn sie die Reinheit der Geburt haben sowie die Hingabe zu verdienstvollen Taten, Gelehrtheit, Mitgefühl, Bescheidenheit, Ehrlichkeit und Wahrhaftigkeit. Die beiden anderen, nämlich die Gelehrten und Opfernden, gelten als rechtschaffen, wenn sie folgende fünf Eigenschaften haben: Reinheit der Geburt, Mitgefühl, Bescheidenheit, Ehrlichkeit und Wahrhaftigkeit. Höre, oh Sohn der Pritha, diesbezüglich auch die Meinungen von vier mächtigen Personen, von der Göttin Erde, dem Rishi Kasyapa, von Agni (dem Feuergott) und dem Asketen Markandeya.

Die Erde sprach:
Wie sich ein Batzen Schlamm, der in den großen Ozean geworfen wird, schnell auflöst, so verschwindet für einen Brahmanen jegliche Sünde durch die drei hohen Werke, nämlich das Opfern, das Lehren und das selbstlose Empfangen von Geschenken.

Kasyapa sprach:
Wenn ein Zweifachgeborener vom rechtschaffenen Verhalten absinkt, können ihn weder die Veden mit ihren sechs Zweigen noch die Sankhya Philosophie, die Puranas oder seine hohe Geburt retten.

Agni sprach:
Der Brahmane, der studiert hat, sich selbst als gelehrt betrachtet und mithilfe seines Wissens versucht, den Ruf von anderen zu zerstören, der sinkt von der Gerechtigkeit ab, und man sagt, er ist nicht mehr mit der Wahrheit vereint. Wahrlich, eine solche Person mit destruktivem Geist kann niemals die Bereiche der Glückseligkeit erreichen.

Und Markandeya sprach:
Wenn tausend Pferdeopfer und die Wahrhaftigkeit auf die beiden Schalen einer Waage gelegt würden, dann wären die Pferdeopfer nicht einmal halb so gewichtig wie die Wahrhaftigkeit.

Bhishma fuhr fort:
So sprachen diese vier Mächtigen, die Erdgöttin, Kasyapa, Agni und der Nachkomme von Bhrigu, und gingen ihrer Wege.

Yudhishthira sprach:
Wenn Brahmanen, die in dieser Welt Entsagung üben, um Geschenke bitten, dann frage ich mich, ob ein Sraddha Opfer für die Ahnen als wohlvollbracht gelten kann, wenn der Vollbringer die Opfergaben an solche bittenden Brahmanen gibt.

Bhishma sprach:
Wenn ein Brahmane, der in den Veden mit ihren Zweigen wohlgelehrt ist und das Fastengelübde beachtet, um die Opfergaben in einem Sraddha bittet und diese selbst verspeist, dann gilt er als von seinem Gelübde abgefallen. Das Sraddha betrachtet man allerdings in keiner Weise als verunreinigt.

Yudhishthira fragte:
Die Weisen sagen, daß die Gerechtigkeit (das Dharma) viele Wege und zahlreiche Tore hat. Sage mir, oh Großvater, was diesbezüglich richtig ist.

Bhishma sprach:
Andere Wesen nicht verletzen, Wahrhaftigkeit, Zornlosigkeit, Vergebung, Mitgefühl, Selbstzügelung und Toleranz sind die Merkmale der Gerechtigkeit, oh Monarch. Es gibt jedoch viele, die über die Erde wandern, die Gerechtigkeit loben, aber selbst nicht leben, was sie predigen, und die Wege der Sünde begehen. Oh König, wer solchen Leuten Gold, Edelsteine oder Rosse gibt, wird in die Hölle sinken und dort zehn Jahre von den Fäkalien jener Menschen leben müssen, die das Fleisch heiliger Kühe essen, sowie der Ausgestoßenen und zornvollen Verleumder. Auch die dummen Menschen, die den Brahmanen, welche gerade ein Fastengelübde beachten, die Opfergaben in einem Sraddha geben, werden in Bereiche voller Leiden fallen müssen.

Yudhishthira fragte:
Oh Großvater, sage mir was höher ist als das Keuschheitsgelübde? Was ist das höchste Merkmal der Tugend? Und was ist die höchste Art der Reinheit?

Bhishma sprach:
Ich sage dir, oh Sohn, daß die Enthaltsamkeit von Alkohol und Fleisch sogar höher ist als Keuschheit. Die Tugend zeigt sich im Bewahren der Grenzen und in der Selbstzügelung. Und die höchste Art der Reinheit ist die selbstlose Entsagung.

Yudhishthira fragte:
Wann soll man Tugend (Dharma) üben? Wann soll man nach Gewinn (Artha) suchen? Und wann soll man das Vergnügen (Kama) genießen? Oh Großvater, bitte belehre mich!

Bhishma sprach:
Im ersten Teil des Lebens sollte man Reichtum verdienen, danach die Freuden genießen und sich schließlich dem Dharma widmen. Doch man sollte an keinem davon anhaften. Man sollte die Brahmanen achten, die Lehrer und Älteren verehren, Mitgefühl zu allen Wesen üben, eine freundliche Gesinnung pflegen und heilsam handeln. Vor dem Richter zu lügen, den König zu betrügen und die Lehrer und Älteren zu hintergehen ist ebenso sündhaft wie ein Brahmanenmord. Man sollte niemals den König verletzen oder eine heilige Kuh schlagen. Beide Straftaten sind voller Sünde und gleichen dem Töten von ungeborenem Leben. Man sollte sein Opferfeuer und das Vedenstudium niemals aufgeben. Man sollte nie einen Brahmanen durch Worte oder Taten angreifen. Denn auch diese Untaten sind einem Brahmanenmord gleich.

Yudhishthira fragte:
Welche Brahmanen sollten als gut betrachtet werden? Durch welche Geschenke an welche Brahmanen kann man großes Verdienst erwerben? Welche Brahmanen sollte man ernähren? Das sage mir alles, oh Großvater!

Bhishma sprach:
Jene Brahmanen, die vom Zorn frei sind, sich den Taten der Gerechtigkeit widmen, wahrhaft leben und Selbstzügelung üben, werden als gute Brahmanen betrachtet. Wer sie beschenkt, wird großes Verdienst erwerben. Denn man gewinnt großes Verdienst, wenn man Geschenke an jene gibt, die von Stolz frei sind, alles ertragen können, beständig in ihren Gelübden sind, ihre Sinne beherrschen, sich dem Wohl aller Wesen widmen und allen freundlich gesinnt sind. Man erwirbt großes Verdienst, wenn man Geschenke an jene gibt, die von Habgier frei sind, ein reines Herz und Verhalten haben, gelehrt und bescheiden sind, wahrhaft sprechen und ihre Aufgaben bewahren, die in den heiligen Schriften geboten werden. Die Rishis haben erklärt, daß ein Brahmane der Geschenke würdig ist, der die vier Veden mit all ihren Zweigen studiert und seine sechs wohlbekannten Aufgaben erfüllt (Opfern, Amtieren, Lernen, Lehren, Geben und Nehmen). Wahrlich, wer Geschenke an Brahmanen mit solchen Qualitäten gibt, gewinnt großes Verdienst. Und wer auf diese Weise beständig handelt, vervielfacht seine Verdienste um das Tausendfache. Ein einziger rechtschaffener Brahmane, der voller Weisheit und vedischer Gebote ist, die Aufgaben der heiligen Schriften beachtet und von der Reinheit seines Verhaltens ausgezeichnet wird, ist fähig, ein ganzes Volk zu retten. Deshalb sollte man Geschenke von Kühen, Pferden, Reichtum, Nahrung und anderes an Brahmanen geben, die solche Qualitäten haben. Wer so handelt, verdient großes Glück in dieser und der folgenden Welt. Denn wahrlich, solche Brahmanen können das Wohlergehen eines ganzen Königreiches sichern. Warum sollte man solche Verdienstvollen nicht beschenken, oh lieber Sohn? Wenn man Geschenke machen möchte, sollte man beachten, wie und wem man sie gibt. Wenn man von einem Brahmanen hört, der diese heilsamen Qualitäten hat und von allen Rechtschaffenen geachtet wird, sollte man ihn einladen, selbst wenn er weit entfernt wohnt, und wenn er kommt, ihn ehrfürchtig begrüßen und so gut man kann verehren und beschenken.


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