Pushpak Mahabharata Buch 13Zurück WeiterNews

Kapitel 20 - Die Verführungskunst der Dame

Bhishma fuhr fort:
Auf diese Bitte antwortete die Dame „So sei es!“, brachte Öl (um den Körper des Rishi einzureiben) und ein Tuch, das er während der Waschung tragen sollte. Und mit Erlaubnis des Asketen rieb sie jeden Teil seines Körpers mit dem duftenden Öl ein, das sie für ihn besorgt hatte. Zärtlich wurde der Rishi eingerieben, und danach ging er zum Waschen in einen anderen Raum. Dort setzte er sich auf einen neuen und ausgezeichneten Sitz voller Pracht. Und nachdem der Rishi seinen Platz dort eingenommen hatte, begann die alte Dame seinen Körper mit ihren weichen Händen zu waschen, deren Berührung äußerst angenehm war. So vollbrachte die Dame nach und nach die angenehmsten Dienste am Rishi während seiner Waschungen. Und über dem lauwarmen Wasser und den weichen Händen, mit denen er gewaschen wurde, bemerkte der Rishi mit den beständigen Gelübden nicht, wie die ganze Nacht verging. Und als er sich aus dem Bad erhob, sah er voller Überraschung, wie sich die Sonne im Osten bereits über den Horizont erhoben hatte. Er wunderte sich sehr und überlegte: „War es Wirklichkeit oder eine Illusion des Verstandes?“ Dann verehrte der Rishi ordnungsgemäß den Gott der tausend Strahlen und fragte im Anschluß die Dame, womit er ihr dienen kann. Die alte Dame bereitete dem Rishi eine Mahlzeit, die im Geschmack ebenso köstlich war wie das Amrit selbst. Doch trotz der Köstlichkeit dieser Speise aß der Rishi nicht viel davon. Und mit dem Wenigen verbrachte er den Tag bis der Abend kam. Die alte Dame bat den Rishi, ins Bett zu gehen und zu schlafen. Dafür wurde ihm ein prachtvolles Bett zugeteilt und die Dame wählte ein ähnliches für sich. So ruhten der Rishi und die alte Dame zuerst in getrennten Betten, aber gegen Mitternacht erhob sich die Dame wieder und ging zum Bett des Rishis.

Doch Ashtavakra sprach:
Oh gesegnete Dame, mein Geist wendet sich von jedem sexuellen Kontakt mit der Frau eines anderen ab. Verlasse mein Bett, oh gute Dame. Sei gesegnet und zügle dich selbst!

So abgewiesen vom gezügelten Brahmanen antwortete ihm die Dame:
Ich bin meine eigene Herrin. Indem du mich akzeptierst, wirst du keine Sünde ansammeln.

Darauf entgegnete Ashtavakra:
Frauen können niemals ihre eigenen Herrinnen sein. Es ist die Meinung des Schöpfers selbst, daß ein weibliches Wesen nie das Verdienst haben kann, unabhängig zu leben.

Doch die Dame antwortete:
Oh Brahmane, ich werde von der Begierde gequält. Erkenne doch meine Hingabe zu dir! Wahrlich, du begehst eine Sünde, wenn du dich weiterhin weigerst, meine Liebe zu erwidern.

Aber Ashtavakra bliebt standhaft und sprach:
Vielfältige Schulden ziehen einen Menschen in den Abgrund, wenn er nach Lust und Laune handelt. Deshalb kontrolliere ich meine Neigungen durch Selbstzügelung. Oh gute Dame, kehre in dein eigenes Bett zurück!

Doch die Dame ließ nicht locker und antwortete:
Ich verneige mich demütig vor dir. Mögest du mir gnädig sein! Oh Sündloser, ich werfe mich vor dir nieder und bitte dich, sei meine Zuflucht! Wenn du wirklich solche Sünde in der Vereinigung mit einer Frau siehst, die nicht deine Ehegattin ist, dann gebe ich mich dir hin. Oh Zweifachgeborener, akzeptiere meine Hand zum Bund der Ehe. So wirst du keine Sünde ansammeln. Ich spreche aufrichtig zu dir. Wisse, daß ich meine eigene Herrin bin. Wenn darin irgendwelche Sünde ist, dann laß es allein meine Sünde sein. Mein Herz ist dir ganz gewidmet. Akzeptiere mich als ungebundene Frau.

Doch Ashtavakra sprach:
Wie kann es sein, oh gute Dame, daß du deine eigene Herrin bist? Erkläre mir den Grund dafür. Es gibt wohl keine Frau in den drei Welten, die es verdient, als Herrin von sich selbst betrachtet zu werden. Der Vater beschützt sie als Jungfrau. Der Ehemann beschützt sie als Ehefrau, und die Söhne beschützen sie im Alter. Frauen können nie unabhängig sein, so lange sie leben.

Aber die Dame antwortete:
Ich übe seit meiner Jugend das Brahmacharya Gelübde. Bezweifle das nicht. Schau mich an, ich bin immer noch eine Jungfrau. So wähle mich zu deiner Ehefrau! Oh Brahmane, töte diese Liebe nicht, die ich zu dir empfinde!

Daraufhin sprach Ashtavakra zu sich selbst:
Wie sie mir geneigt ist, so bin ich auch ihr geneigt. Es gibt jedoch eine Frage, die geklärt werden sollte. Wenn ich meiner Neigung nachgebe, handle ich dann gegen die Gebote des Rishi Vadanya (der mich hierher geschickt hat)? Wird diese Tat zum Guten führen? Doch was für ein Wunder! Plötzlich sehe ich eine Jungfrau, die mit ausgezeichneten Ornamenten und Roben geschmückt ist. Sie ist äußerst schön. Warum bedeckte das Alter ihre Schönheit so lange? Gegenwärtig erscheint sie wie eine wunderschöne Jungfrau. Doch wer weiß, welche Gestalt sie danach annimmt? Ich sollte zufrieden sein und niemals die Selbstbeherrschung verlieren, die ich über die Begierde und die anderen Leidenschaften habe. Solches Abschweifen scheint mir nicht gut zu sein. Ich sollte stets mit der Wahrheit vereint bleiben!


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