Pushpak Mahabharata Buch 13Zurück WeiterNews

Kapitel 2 - Wie ein Hausvater den Tod überwindet

Yudhishthira sprach:
Oh Großvater, oh Weisester unter den Menschen, oh Gelehrtester in allen Schriften, ich habe diese großartige Geschichte gehört. So bitte ich dich, oh Erster der Intelligenten, erzähle mir noch mehr solche lehrreichen Geschichten voller Tugend! Oh Herr der Erde, ich möchte erfahren, ob es irgendein Hausvater jemals geschafft hat, den Tod (Mrityu) durch die Ausübung von Tugend zu überwinden. Erzähle mir bitte ausführlich darüber.

Und Bhishma sprach:
Dazu wird folgende alte Geschichte als Beispiel für die Überwindung des Todes durch einen Hausvater mittels der Tugend erzählt. Oh König, der Stammvater Manu hatte einen Sohn mit Namen Ikshvaku. Von diesem König, der so berühmt wie die Sonne war, wurden hundert Söhne gezeugt. Sein zehnter Sohn, oh Bharata, wurde Dasaswa genannt, und dieser tugendhafte Prinz mit unfehlbarer Heldenkraft wurde der König von Mahismati. Der Sohn von Dasaswa war ein rechtschaffener Prinz, der seinen Geist beständig der Übung von Wahrheit, Wohltätigkeit und Hingabe widmete. Er wurde unter dem Namen Madiraswa bekannt und herrschte über die ganze Erde als König. Er war stets dem Studium der Veden wie auch der Wissenschaft der Waffen hingegeben. Der Sohn von Madiraswa war ein König namens Dyutimat, der voller Glück, Macht, Kraft und Energie war. Der Sohn von Dyutimat war der höchst fromme und religiöse König, der in allen Welten unter dem Namen Suvira berühmt war. Seine Seele war der Wahrhaftigkeit geneigt, und er besaß Wohlstand wie ein zweiter Indra. Suvira hatte einen Sohn, der im Kampf unbesiegbar war. Er war der Beste aller Krieger und trug den Namen Sudurjaya. Und Sudurjaya, der einen Körper wie Indra hatte, zeugte einen Sohn, der mit der Herrlichkeit des Feuers erstrahlte. Er war der große Monarch namens Duryodhana, der einer der Ersten der königlichen Weisen war. Indra pflegte den Regen reichlich im Königreich dieses Monarchen zu ergießen, der nie vom Schlachtfeld floh und über Tapferkeit wie Indra selbst verfügte. Die Städte und das Königreich dieses Königs füllten sich mit Reichtümern, Edelsteinen, Vieh und Korn verschiedenster Arten. Es gab keinen einzigen Geizhals in seinem Reich noch eine Person, die von Not oder Armut gequält wurde. Es gab in seinem Reich auch keine körperlich Schwachen oder von Krankheit Gequälten. Dieser König war sehr weise, sanft in der Rede, neidlos, selbstgezügelt, gerecht, voller Mitgefühl und Heldenkraft, und gab sich niemals der Prahlerei hin. Er führte Opfer durch, war selbstbeherrscht und intelligent, sowie den Brahmanen und der Wahrheit hingegeben. Er erniedrigte niemals andere, war wohltätig und erfahren in den Veden und ihren Zweigen. Die himmlische Flußgöttin Narmada huldigte ihm persönlich mit ihrem verheißungsvollen, heiligen und kühlen Wasser, oh Bharata, und er zeugte mit ihr eine lotusäugige Tochter namens Sudarsana, die mit großer Schönheit gesegnet war. Kein Wesen, oh Yudhishthira, wurde jemals zuvor unter Frauen mit solcher Schönheit geboren, wie diese ausgezeichnete junge Dame, die Tochter von Duryodhana. Der Gott Agni selbst huldigte dieser schönen Prinzessin Sudarsana und ersuchte in Gestalt eines Brahmanen um ihre Hand, oh Monarch. Doch der König wollte seine Tochter nicht in die Ehe an diesen Brahmanen geben, der ganz arm und nicht von seinem Rang erschien. Daraufhin verschwand Agni aus seinem großen Opfer, und der König sprach schwer betrübt zu den Brahmanen:
Welcher Sünde bin ich oder seid ihr vorzüglichen Brahmanen schuldig geworden, daß Agni aus diesem Opfer verschwindet, wie das heilsame Handeln aus der Sicht von übelgesinnten Menschen? Wahrlich groß muß unsere Sünde sein, da Agni sich zurückgezogen hat. Wer von uns hat diese Sünde begangen, ich oder ihr? Bitte untersucht diesen Fall tiefgründig!

Als die Brahmanen diese Worte des Königs hörten, oh Erster der Bharatas, zügelten sie ihre Rede und suchten mit konzentriertem Geist den Schutz des Feuergottes. Und der göttliche Träger der Opfergaben erschien vor ihnen persönlich, strahlend wie die herbstliche Sonne und eingehüllt in ruhmvollem Glanz. Dann sprach der hochbeseelte Agni zu den ausgezeichneten Brahmanen: „Ich bat um die Hand der Tochter von Duryodhana!“ Darüber waren alle Brahmanen sehr verwundert, und nachdem sie sich am nächsten Morgen erhoben hatten, erzählten sie alles dem König, was der Feuergott gesprochen hatte. Der kluge Monarch hörte die Worte dieser Brahma-Sprechenden, war im Innersten erfreut und antwortete: „Gut, so sei es!“ Dann erbat der König als Mitgift folgenden Segen vom berühmten Feuergott: „Oh Agni, sei geneigt und bleibe uns treu!“ Darauf antwortete auch der göttliche Agni dem Herrn der Erde: „So sei es!“ Aus diesem Grund ist Agni bis heute stets im Königreich von Mahismati anwesend, und wurde dort von Sahadeva im Laufe seiner Eroberungsreise in Richtung Süden gesehen. Dann übergab der König seine Tochter, in reine Kleidung gehüllt und mit Juwelen geschmückt, dem hochbeseelten Gott, und Agni akzeptierte gemäß den vedischen Riten die Prinzessin Sudarsana als seine Braut, wie er auch die Trankopfer von geklärter Butter im Opferfeuer akzeptiert. Agni war sehr zufrieden mit ihrer Erscheinung, Schönheit, Grazie, ihrem Benehmen und Adel der Geburt, und wünschte daher wohlwollend, mit ihr Nachkommenschaft zu zeugen. Und so wurde von ihr Sudarsan geboren, der damit auch ein Sohn von Agni war. Sudarsan war in seiner Erscheinung so schön wie der Vollmond, und schon in seiner Kindheit erreichte er die Erkenntnis des höchsten und immerwährenden Brahman. Es gab damals auch einen König namens Oghavat, welcher der Großvater von Nriga war. Er hatte eine Tochter Oghavati und einen Sohn Ogharatha. Und König Oghavat gab seine Tochter Oghavati, die so schön wie eine Göttin war, dem gelehrten Sudarsan zur Ehefrau. Sudarsan führte daraufhin mit ihr ein Leben als Hausvater, und beide pflegten auf Kurukshetra zu wohnen. Und dieser intelligente Prinz voll flammender Energie nahm das Gelübde an, den Tod sogar im Leben eines Hausvaters zu besiegen. Diesbezüglich sprach der Sohn von Agni zu seiner Frau Oghavati:
Handle niemals gegen die Wünsche all jener, die unsere Gastfreundschaft suchen! Du solltest keine Bedenken bezüglich der Mittel haben, wodurch die Gäste begrüßt werden sollten, selbst wenn du deine eigene Person opfern mußt. Oh Schöne, dieses Gelübde sei stets in unserem Geist, weil es im Hausstand keine höhere Tugend gibt, als den Gästen die Gastfreundschaft zu gewähren. Dies sei dir stets bewußt, ohne daran zu zweifeln, wenn du meine Worte achtest. Oh Sündlose und Gesegnete, wenn du mir vertraust, dann weise niemals einen Gast zurück, ob ich im Haus bin oder weit entfernt!

Daraufhin faltete Oghavati ihre Hände, legte sie an ihren Kopf und sprach:
Ich werde nie versäumen, was du mir geboten hast!

Seit dieser Zeit, oh König, begann Mrityu, der bestrebt war, Sudarsan zu überwältigen, ihn zu beobachten, um eine Schwäche zu finden. So geschah es eines Tages, als der Sohn von Agni ausging, um Brennholz im Wald zu sammeln, daß ein anmutiger Brahmane die Gastfreundschaft von Oghavati suchte und sprach:
Oh schöne Dame, wenn du die Tugenden der Gastfreundschaft achtest, wie sie im Hausstand geboten sind, dann bitte ich dich, mir heute die Riten der Gastfreundschaft zu gewähren!

Und die ruhmreiche Prinzessin, die vom Brahmanen so angesprochen wurde, begrüßte ihn gemäß den Riten der Veden, oh König. Sie bot ihm einen Sitz an und das Wasser zum Waschen seiner Füße und fragte:
Was ist dein Begehr? Was kann ich dir anbieten?

Und der Brahmane antwortete:
Mein Begehr bist du selbst, oh Gesegnete. So handle entsprechend ohne jegliches Zögern in deinem Geist! Wenn du die Aufgaben des Hausstandes achtest, dann gibt dich mir hin und befriedige mich, oh Prinzessin.

Und obwohl die Prinzessin versuchte, ihm verschiedene andere Dinge anzubieten, bat der Brahmane um keine andere Gabe als ihre eigene Person. Angesichts seiner Entschlossenheit und in Erinnerung der Gebote, die sie von ihrem Ehemann empfangen hatte, war sie zwar voller Scham, aber sprach zu diesem makellosen Brahmanen: „So sei es!“ Und mit den Gedanken an die Worte ihres Ehemannes, der bestrebt war die Tugenden der Hausväter zu erwerben, näherte sie sich hingebungsvoll dem zweifachgeborenen Rishi.

Inzwischen kehrte der Sohn von Agni, der genügend Brennholz gesammelt hatte, zu seinem Haus zurück. Und Mrityu, mit seiner wilden und unerbittlichen Natur, war ständig an seiner Seite, wie sich ein Freund um einen ergebenen Freund kümmert. Als der Sohn von Agni seine Hütte erreichte, rief er Oghavati bei ihrem Namen, und als er keine Antwort bekam, fragte er wiederholt: „Wo bist du?“ Doch die reine Dame, die ihrem Ehemann gewidmet war, aber in den Armen dieses Brahmanen lag, gab keine Antwort. Wahrlich, diese reine Frau betrachtete sich selbst als befleckt und war von Scham überwältigt völlig sprachlos. So rief Sudarsan immer wieder:
Wo kann meine reine Ehefrau sein? Wohin ist sie gegangen? Ich wundere mich sehr über ihr Verschwinden. Warum antwortet mir diese treuherzige und ehrliche Dame, die ihrem Ehemann ganz hingegeben ist, heute nicht, wie sie es stets zuvor mit einem süßen Lächeln pflegte?

Daraufhin antwortete ihm der Brahmane aus dem Inneren der Hütte:
Wisse, oh Sohn des Agni, daß ein Brahmane als Gast in deinem Haus erschienen ist, und obwohl deine Ehefrau mir verschiedene andere Willkommensgaben angeboten hatte, so habe ich doch, oh Bester der Brahmanen, nur sie selbst gewünscht. Und so ist diese schöngesichtige Dame gerade mit den entsprechenden Riten der Begrüßung von mir beschäftigt. Du hast nun die Freiheit zu tun, was auch immer du in dieser Situation als angemessen empfindest!

In diesem Moment erhob Mrityu seine Eisenkeule und bedrohte den Hausvater, um den zu vernichten, der sein Gelübde bricht. Doch Sudarsan, der zwar völlig verwundert war, aber allen Zorn und alle Begierde in Blicken, Worten, Gedanken und Taten überwinden konnte, sprach:
Erfreust du dich, oh Brahmane, so ist es auch meine Freude. Ein Hausvater erhält das höchste Verdienst, indem er seinen Gast ehrt. Die Gelehrten sagen, daß es für einen Hausvater kein höheres Verdienst gibt, als einen Gast, der ordnungsgemäß verehrt wurde und zufrieden sein Haus verläßt. Mein Leben, meine Ehefrau und all dieser weltliche Besitz sei ganz dem Gebrauch meiner Gäste gewidmet. Eben das ist das Gelübde, welches ich beachte. Und wie ich dies aufrichtig gelobt habe, bei dieser Wahrheit, oh Brahmane, möge ich die Erkenntnis des Selbst erreichen. Oh Erster der Tugendhaften, die fünf Elemente, nämlich Raum, Wind, Feuer, Wasser und Erde, die fünf Sinnesorgane, die fünf Handlungsorgane, die Vernunft, das Denken, die Zeit und das Selbst sind in den Körpern der Menschen anwesend und bezeugen stets die guten und schlechten Taten der Person. Diese Wahrheit erkenne ich heute. Dafür mögen mich die Götter segnen oder vernichten, wenn ich falsch gesprochen habe.

Daraufhin, oh Bharata, erhob sich aus allen Richtungen ein wiederkehrendes Echo mit den Worten: „Das ist wahrlich so und nicht anders!“ Dann trat der Brahmane aus der Hütte, und wie sich der Wind erhebt und zwischen Erde und Himmel alles erfüllt, und wie die drei Welten das Echo der vedischen Klänge wiederhallen, so nannte der Tugendhafte seinen Namen und lobte den Hausvater, indem der sprach:
Oh Sündloser, ich bin Dharma. Sei gesegnet! Ich kam hierher, oh Wahrheitsliebender, um dich zu prüfen und bin sehr zufrieden mit dir, da ich nun deine Tugendhaftigkeit kenne. Du hast Mrityu, den Tod, überwunden und besiegt, der dich so lange verfolgt hat und auf deine Fehler wartete. Oh Bester der Männer, keiner in den drei Welten ist nicht einmal in Gedanken in der Lage, die reine Dame zu beflecken, die ihrem Mann gewidmet ist, noch viel weniger kann jemand ihre Person berühren. Sie ist vor jeder Befleckung durch deine Tugend und ihre eigene Keuschheit geschützt. Für die Worte einer reinen Dame kann es keine Hindernisse geben. So wird sich diese Brahma-Sprechende voll strenger Entsagung für die Erlösung der Welt in einen mächtigen Fluß verwandeln. Du selbst sollst alle Welten in deinem Körper gewinnen, und so wie der Yoga wahrhaft in ihr wohnt, so wird dir diese hochgesegnete Dame mit der Hälfte ihres Körpers folgen und mit der anderen Hälfte wird sie als der Fluß Oghavati gefeiert werden. So sollst du mit ihr alle Welten erreichen, die durch Entsagung erreicht werden können. Diese ewigen und immerwährenden Welten, von denen niemand zurückkehrt, wirst du sogar in diesem grobstofflichen Körper erfahren. Du hast den Tod besiegt und höchste Glückseligkeit gewonnen. Durch deine Macht hast du die Freiheit des Geistes erreicht und dich damit über die Zwänge der fünf Elemente erhoben. Indem du die Aufgaben eines Hausvaters auf diese Weise bewahrtest, hast du deine Leidenschaften und Begierden sowie deinen Zorn überwunden. Und auch diese Prinzessin, oh Tugendhafter, konnte das Leiden, die Begierde, die Illusion, die Feindseligkeit und die Trägheit des Geistes überwinden, indem sie dir hingebungsvoll gedient hat!

Bhishma fuhr fort:
Daraufhin näherte sich der ruhmreiche Indra auf einem strahlenden Wagen, der von tausend reinweißen Pferden gezogen wurde, diesem Brahmanen. So wurden einst der Tod und das Ego, alle Welten, alle Elemente, Verstand, Gedanken, Zeit und Raum sowie Begierde und Zorn von einem Hausvater überwunden. Deshalb, oh Bester der Männer, bewahre es stets in deinem Geist, daß es für einen Hausvater keine höhere Gottheit gibt als den Gast. Die Gelehrten sagen, daß der Segen eines geehrten Gastes wirksamer ist als das Verdienst von hundert Opfern. Wann auch immer ein bedürftiger Gast die Wohltätigkeit eines Hausvaters sucht und von ihm nicht geehrt wird, nimmt er alle Tugenden des Hausvaters mit sich und läßt ihm seine Sünden zurück. Damit habe ich dir, mein Sohn, diese ausgezeichnete Geschichte erzählt, wie einst der Tod von einem Hausvater überwunden wurde. Das Rezitieren und Hören dieser heiligen Geschichte bringt Ruhm, Verdienst und Langlebigkeit. Der Mensch, der weltlichen Wohlstand sucht, sollte sie als wirksames Mittel betrachten, um alle Übel aufzulösen. Wahrlich, oh Bharata, der gelehrte Mensch, der täglich diese Geschichte des Lebens von Sudarsan rezitiert, wird die Regionen der Seligen erreichen.


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