Pushpak Mahabharata Buch 12Zurück WeiterNews

Kapitel 361 - Der Stolz und Zorn der Nagas

Der Naga sprach:
Oh Süßlächelnde, für wen hältst du diesen Brahmanen? Ist er wirklich ein Mensch, oder ist er ein Gott, der hier in Verkleidung eines Brahmanen erschienen ist? Oh Herrliche, wer unter den Menschen würde mich zu sehen wünschen und wäre dazu fähig? Kann ein Mensch, der mich zu sehen wünscht, bei dir so einen Eindruck machen, daß du mich zu ihm schickst, um ihn an seiner Wohnstätte zu besuchen? Unter den Göttern, Dämonen und himmlischen Rishis, oh liebenswürdige Dame, sind die Nagas mit größter Energie, Schnelligkeit und bestem Duft gesegnet. Sie sind der Verehrung würdig und können großen Segen gewähren. Wahrlich, wir verdienen es, daß andere zu uns kommen. Du weißt, oh Dame, die Menschen können uns gewöhnlich nicht einmal sehen.

Da sprach die Gattin des Naga Führers:
An seiner Einfachheit und Einfalt erkannte ich, daß dieser ein Brahmane und kein Gott ist, der von Luft existiert. Oh Mächtiger, ich weiß auch, daß er dich mit ganzem Herzen verehrt. Sein Innerstes strebt zu einem Ziel, daß von deiner Hilfe abhängt. Wie der Chataka Vogel, der den Regen liebt, einen Schauer erwartet (um seinen Durst zu stillen), so wartet dieser Brahmane darauf, dich zu sehen. Möge er auf seinem Weg nicht scheitern, weil er deinen Anblick verwehrt bekommt. Keiner, der wie du in einer edlen Familie geboren wurde, kann seinen guten Ruf bewahren, wenn er einen Gast vernachlässigt, der sein Haus aufgesucht hat. Überwinde diesen Zorn, der dein Wesen ist, und besuche diesen Brahmanen. Mögest du nicht die Schuld der Mißachtung eines Brahmanen ansammeln! Der König oder Prinz, der sich weigert, die Tränen einer hoffnungsvollen Person zu trocknen, begeht die Sünde des Tötens von ungeborenem Leben. Durch Schweigen erreicht man Weisheit. Durch Geschenke erwirbt man großen Ruhm. Durch Wahrhaftigkeit gewinnt man die Gabe der Redekunst und wird im Himmel geehrt werden. Wer seinen ganzen Besitz hingibt, erreicht das hohe Ziel, das den Rishis bestimmt ist, welche den heiligen Pfad gehen. Wer durch rechtschaffene Mittel Wohlstand verdient, wird viele wünschenswerte Früchte ernten. Indem man vollbringt, was zum eigenen Heil ist, kann man den Weg in die Hölle vermeiden. Das ist es, was die Rechtschaffenen sagen.

Der Naga sprach:
Mein Stolz beruht nicht auf Überheblichkeit. Es ist der Adel meiner edlen Geburt. Auch mein Zorn war nicht aus der Begierde geboren, oh gesegnete Dame, und wurde durch das Feuer deiner ausgezeichneten Belehrung verbrannt. Ich sehe keine größere Unwissenheit als den Zorn. Durch unser Übermaß an Zorn sind wir Nagas unter den Leuten in Verruf geraten. Unter der Herrschaft des Zorns wurde der zehnköpfige Ravana mit seiner großen Heldenkraft zum Rivalen von Indra und daraufhin von Rama im Kampf getötet. Als die Söhne von Kartavirya (dem tausendarmigen Arjuna) hörten, daß der Rishi Parasurama aus dem Stamme von Bhrigu in die inneren Gemächer ihres Palasts eingedrungen war und die gestohlene Homa Kuh seines Vaters zurückerobert hatte, wurden sie vom Zorn überwältigt und sahen darin eine Beleidigung für ihr königliches Haus. Daraufhin trafen sie alle auf ihren Untergang durch die Hand von Parasurama. Wahrlich, Kartavirya mit seiner großen Kraft glich dem tausendäugigen Indra. Doch weil er seinem Zorn nachgab, wurde er im Kampf durch Parasurama, den Sohn des Jamadagni, geschlagen. Oh liebenswürdige Dame, auf deine Worte hin habe ich meinen Zorn gezügelt, diesen Feind der Entsagung und Zerstörer von allem, was für mich heilsam ist. Ich bin wahrlich gesegnet und höchst glücklich, weil ich dich, oh Lotusäugige, als meine Ehefrau habe. Du bist mit jeder Tugend begabt und hast unerschöpfliche Verdienste. So werde ich jetzt zu jenem Ort gehen, wo der Brahmane wartet. Ich werde diesen Brahmanen mit den rechten Worten ansprechen, und zweifellos soll er mit erfüllten Wünschen nach Hause gehen.


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