Pushpak Mahabharata Buch 12Zurück WeiterNews

Kapitel 352 - Über den einen Purusha

Brahma fuhr fort:
Höre, oh Sohn, wie man diesen Purusha erkennen kann. Er ist ewig und unwandelbar. Er ist unvergänglich und unermeßlich. Er durchdringt alle Geschöpfe. Oh Bester aller Wesen, dieser Purusha kann weder durch dich noch durch mich oder andere je gesehen werden. All jene, die mit Verstand und Sinnen ausgestattet aber ohne Selbstzügelung und innere Stille sind, werden sich Ihm nicht nähern können. Nur durch Selbsterkenntnis kann der Höchste Purusha geschaut werden. Denn obwohl er körperlos ist, wohnt Er in jedem Körper. Und obwohl er in jedem Körpern wohnt, bleibt Er vom Karma der im Körper vollbrachten Taten völlig unberührt. Er ist meine innerste Seele und auch deine. Er ist der allsehende Zeuge, der in allen verkörperten Wesen wohnt und ihre Taten registriert. Keiner kann Ihn jemals ergreifen oder verstehen. Das Weltall ist die Krone seines Hauptes. Die Welten sind seine Arme, seine Füße und seine Augen. Das ganze Weltall ist seine Nase. Als der Eine wandert er in allen Körpern ohne irgendwelche Beschränkungen mit freiem Willen, wie es ihm beliebt. Und weil er der erkennende Zeuge in allen Körpern (Kshetras bzw. Feldern) bezüglich aller guten und schlechten Taten ist, deshalb wird Er, die Seele des Yogas, auch Kshetrajna (Feldkenner) genannt. Keiner kann ihn wahrnehmen, wie er in die verkörperten Wesen eingeht und ausgeht. So meditiere ich entsprechend der Sankhya Theorie und der Yoga Praxis mit der rechten Beachtung ihrer Gebote über das Wesen dieses Purusha, aber ach, ich kann sein Wesen nicht erfassen, so groß ist Er. Deshalb kann ich nur soweit über diesen ewigen Purusha, seine Einheit und höchste Größe zu dir sprechen, soweit ich es erkannt habe. Die Gelehrten nennen Ihn den einen Purusha, der als ewiges Wesen auch Mahapurusha genannt wird. Er ist wie das eine Element des Feuers, daß man aber an tausenden Orten unter tausenden Bedingungen sehen kann. Er ist wie die eine Sonne, die ihre Strahlen über die ganze Welt ausbreitet. Er ist wie die eine Entsagung, die sich in verschiedenartigster Askeseübung zeigt. Er ist wie der eine Wind, der vielfältig durch alle Welten weht. Er ist wie das eine Wasser, das in den vielen Gewässern strömt. Ohne jegliche Eigenschaften entfaltet dieser Purusha die unendliche Vielfalt der Welten. Aus ihm ist alles entstanden, und in diesen einen, eigenschaftsfreien Purusha zieht sich das unendliche Weltall wieder zurück, wenn die Zeit der Auflösung kommt. Könnte man das Ichbewußtsein der Verkörperung, alle Sinne, alles Karma aus guten und schlechten Taten und alle Gegensätze wie Richtig und Falsch überwinden, dann wäre man ohne Eigenschaften.

Wer diesen undenkbaren Purusha erkennt und seine subtile Existenz in der vierfachen Form von Aniruddha, Pradyumna, Sankarshana und Vasudeva, und aufgrund dieser Erkenntnis die vollkommene innere Stille erreicht, kann mit diesem Höchsten Purusha verschmelzen. Manche Gelehrte bezeichnen Ihn als die Höchste Seele, andere als das Selbst oder den Atman. In Wahrheit ist Er von allen Eigenschaften frei. Er ist Narayana, die universale, allesdurchdringende Seele und der eine Purusha, der Höchste Geist. Er ist nie von den Früchten der Taten betroffen, wie das Blatt einer Lotusblume nicht vom Wasser durchnäßt wird. Die handelnde Seele erkennt sich dagegen als etwas Getrenntes. So wird sie persönlich in ihre Taten verstrickt. Wenn sie das Karma dieser Taten überwindet, erreicht sie die Befreiung, nämlich die Einheit mit der Höchsten Seele. Die handelnde Seele besitzt die siebzehn Eigenschaften oder Prinzipien. So sagt man, daß es unzählige Wesen bezüglich ihrer Einordnung gibt. In Wahrheit ist es aber nur ein Wesen, der sogenannte Purusha. Er ist die Wohnstätte aller Gesetze im Universum. Er ist der höchste Gegenstand der Erkenntnis. Er ist sogleich der Erkennende und das Erkennbare. Er ist sogleich Denker und Gedanke. Er ist der Genießer und alles Genießbare. Er ist der Riechende und aller Geruch. Er ist der Fühlende und alles Fühlbare. Er ist der Sehende und alles Sichtbare. Er ist der Hörende und alles Hörbare. Er ist der Wahrnehmende und alles Wahrnehmbare. Er hat alle Eigenschaften und ist doch frei von ihnen. Er ist das, oh Sohn, was man Pradhana nennt (das Meer der Ursachen), dauerhaft, ewig und unvergänglich. Er ist es, der die grundlegenden Gesetze bezüglich der Welt erschafft. Gelehrte Brahmanen nennen Ihn auch Aniruddha. Was auch immer für verdienstvolle Taten voller Segen in der Welt aus den Veden fließen, alle haben ihre Ursache in Ihm. Alle Götter und Rishis mit stiller Seele opfern Ihm den ersten Anteil aller Opfergaben. Ich, Brahma, der uralte Schöpfer aller Wesen, bin aus Ihm geboren und du aus mir. Aus mir fließt das Weltall mit allen belebten und unbelebten Geschöpfen sowie alle Veden mit ihren Mysterien, oh Sohn. In vierfacher Form (nämlich Aniruddha, Pradyumna, Sankarshana und Vasudeva bzw. Ichbewußtsein, Wahrnehmung, Energie und reiner Geist) spielt Er frei in allen Welten. Eben das ist dieser berühmte und göttliche Herr, der durch seine eigene Erkenntnis erwacht. Damit habe ich dir, oh Sohn, entsprechend deinen Fragen und gemäß der Lehre geantwortet, wie sie das Sankhya erklärt und im Yoga geübt wird.


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