Pushpak Mahabharata Buch 12Zurück WeiterNews

Kapitel 350 - Über die mystische Geburt des Vyasa

Janamejaya sprach:
Das Sankhya und Yoga System, die Pancharatra Schriften und die Aranyaka Veden - diese verschiedenen Systeme des Wissens oder der Religion sind gegenwärtig in unserer Welt verbreitet, oh Rishi. Doch sage mir aufrichtig, sprechen alle diese Systeme über das Gleiche oder über unterschiedliche Dinge? Bitte belehre mich in rechter Weise über die Wege des Handelns.

Und Vaisampayana sprach:
Ich verneige mich vor dem großen Rishi (Vyasa), dem Vernichter der Dunkelheit, der auf einer Insel von Parasara gezeugt und von Satyavati geboren wurde und der mit großer Weisheit und Großzügigkeit gesegnet ist. Die Gelehrten rühmen ihn als Ursprung des Großen Vaters Brahma, als sechste Form des Narayana, als Ersten der Rishis, als Meister der Yogakraft, als einzigen Sohn seiner Eltern und als verkörperten Teil von Narayana. Unter außergewöhnlichen Umständen wurde er auf einer Insel geboren und ist ein unerschöpfliches Gefäß der Veden. In jedem goldenen Krita Zeitalter erschafft ihn der mächtige Narayana als seinen Sohn. Wahrlich, damit ist der hochbeseelte Vyasa ungeboren und das ewige Gefäß der Veden.

Da sprach Janamejaya:
Oh Bester der Zweifachgeborenen, du selbst sagtest einst, daß der Rishi Vasishta einen Sohn namens Shaktri hatte, Shaktri einen Sohn namens Parasara und Parasara einen Sohn namens Vyasa, den dunkelhäutigen Inselgeborenen mit großem asketischen Verdienst. Nun behauptest du aber, daß Vyasa auch der Sohn von Narayana ist. So frage ich dich, ob es in einer vorhergehenden Geburt war, daß der unermeßlich energievolle Vyasa von Narayana entsprang? Oh höchst Weiser, erzähle mir von dieser Geburt des Vyasa bezüglich des Narayana.

Vaisampayana sprach:
Um die Bedeutung der heiligen Schrift zu verstehen, verweilte mein Lehrer, dieser Ozean der Entsagung, der den Geboten und der Erkenntnis höchst hingegeben ist, für lange Zeit in einer besonderen Region der Himavat Berge. Voller Intelligenz übte er dort Entsagung und verfaßte das Mahabharata, wofür er viel Energie verbrauchte und entsprechend ermüdete. Zu jener Zeit dienten ihm Sumanta, Jaimini, Paila mit den beständigen Gelübden, ich selbst als vierter und sein Sohn Suka. Wir alle, oh König, versorgten unseren Lehrer angesichts seiner Mühe pflichtbewußt und taten alles, um ihn zu stärken. So erstrahlte Vyasa umgeben von seinen Schülern in seiner Herrlichkeit auf dem Rücken der Himavat Berge, wie Mahadeva, der Herr aller Geister, inmitten seiner Geisterschar. Während er die Veden mit allen Zweigen sowie alle Verse des Mahabharatas mit kontrollierten Sinnen in seinem Geist verfaßte, näherten wir uns eines Tages unserem Lehrer und fragten in einer Pause diesen Ersten aller Zweifachgeborenen über die Bedeutung der Veden und der Verse im Mahabharata sowie über die Ereignisse seiner eigenen Geburt aus Narayana. Wohlerfahren in allen Fragen, erklärte er uns zuerst die Interpretationen der heiligen Schriften und des Mahabharatas, und danach erzählte er uns die folgenden Umstände bezüglich seiner Geburt aus Narayana.

Vyasa sprach:
Hört, ihr Schüler, diese Beste der Lehren bezüglich der Geburt eines Rishis. Im goldenen Krita Zeitalter empfing ich diese Lehre durch meine Entsagung. Anläßlich der siebenten Schöpfung, die aus der urzeitlichen Lotusblüte geschah, erschuf Narayana, der voller Entsagung und unvergleichlicher Herrlichkeit jenseits aller Gegensätze von Gut und Böse ist, zuerst Brahma aus seinem Bauchnabel. Nachdem Brahma geboren war, sprach Narayana zu ihm:
Du bist aus meinem Bauchnabel entstanden. Widme dich voller Kraft der Schöpfung der verschiedenen Arten der Wesen mit mehr oder weniger Verstand!

So angesprochen von seinem eigenen Schöpfer, fühlte Brahma mit angsterfüllten Geist die Schwierigkeit seiner Aufgabe und zögerte. Er verneigte demütig sein Haupt vor dem segengebenden und berühmtem Hari, dem Herrn des Universums, und sprach:
Ich beuge mich vor dir, oh Herr der Götter! Aber ich frage mich, welche Macht ich habe, die vielfältigen Wesen zu erschaffen? Es fehlt mir die Intelligenz dazu. So bestimme, was diesbezüglich bestimmt werden sollte.

So angesprochen durch Brahma, verschwand Narayana, der Herr des Universums, vor den Augen von Brahma. Dann begann der Höchste Herr, der Gott der Götter, der Führer aller Intelligenzbegabten, nachzudenken. Sogleich erschien die Göttin der Intelligenz vor dem mächtigen Narayana. Und Er, der in allen Yogakräften ist, erfüllte die Göttin der Intelligenz mit Yogakraft. Danach sprach der berühmte, mächtige und unwandelbare Hari zur Göttin der Intelligenz, die nun voller Schöpferkraft, Gutheit und Yogamacht war: „Du sollst für die Erfüllung der Aufgabe, alle Welten zu erschaffen, in Brahma eintreten.“ Auf diesen Befehl vom Höchsten Herrn wurde Brahma unverzüglich von Intelligenz erfüllt. Und als Hari sah, daß Brahma mit der Intelligenz vereint war, sprach er erneut zu ihm: „Nun erschaffe die vielfältigen Arten der Geschöpfe!“ Und Brahma antwortete dem Narayana ehrfürchtig „So sei es!“, und akzeptierte damit den Befehl seines Schöpfers. Sogleich verschwand Narayana vor den Augen von Brahma und begab sich im gleichen Moment zu seiner eigenen Stätte, dem Zustand der Einheit. Nachdem die Aufgabe der Schöpfung durch Brahma vollbracht worden war, entstand im Geiste von Narayana ein weiterer Gedanke:
Brahma, der auch Parameshti genannt wird, hat all diese vielfältigen Wesen erschaffen. Doch von den Scharen der Daityas, Danavas, Gandharvas und Rakshasas wird die hilflose Erde zunehmend belastet. Viele von ihnen sind auf Erden mit größter Kraft begabt, denn sie üben Askese und haben mit der Zeit viele ausgezeichnete Segen gewonnen. Doch voller Macht und Stolz auf ihre Segen beginnen sie, die Götter und himmlischen Rishis schwer zu bedrängen. Es ist deshalb gerecht, dies zu erkennen und der Erde diese Last zu erleichtern, indem ich nacheinander entsprechende Formen annehme, um die Übelgesinnten zu bestrafen und die Rechtschaffenen zu fördern. Nur so wird die Erde, die eine Verkörperung der Wahrheit ist, ihre Last der Geschöpfe tragen können. Ich habe einst die Form einer mächtigen Schlange angenommen, um die Erde im leeren Raum zu stützen. Und von mir gestützt, kann sie die ganze Schöpfung der belebten und unbelebten Geschöpfe tragen. So werde ich mich auch auf Erden verschiedenartig verkörpern, um sie in Zeiten der Gefahr zu retten. Die Gestalt von Eber, Löwenmensch, Zwerg und Menschen werde ich annehmen und solche Feinde der Götter zügeln oder töten, die übelgesinnt und übermächtig wurden.

So dachte der berühmte Madhu Vernichter und erschuf in seinem Geist verschiedene Formen, die von Zeit zu Zeit erscheinen, um ihre Aufgaben zu vollbringen. Danach ließ der Urschöpfer des Weltalls noch einmal die Silbe „Bho“ ertönen, die durch den ganzen Raum wiederhallte. Aus dieser Silbe der Rede (Sarasvati) entstand ein Rishi namens Sarasvat. Dieser Sohn, der aus der Rede von Narayana geboren wurde, bekam auch den Namen Apantaratamas („der von Dunkelheit frei ist“). Voller Kraft und Wahrhaftigkeit waren ihm Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft vollkommen bekannt, und er war beständig in allen Gelübden. Zu diesem Rishi, der sich nach seiner Geburt vor Narayana verneigte, sprach der ursprüngliche und unvergängliche Schöpfer aller Götter:
Widme deine Aufmerksamkeit der Verkündigung der Veden, oh Erster der Intelligenzbegabten. So vollbringe, oh Asket, wozu du geschaffen wurdest!

Entsprechend diesem Gebot des Höchsten Herrn, aus dessen Rede der Rishi Apantaratamas geschaffen worden war, begann dieser in der Epoche des Swayambhuva Manu (der ersten Manwantara) die Veden zu ordnen und zu verteilen. Wegen dieser Tat des Rishi war der berühmte Hari höchst zufrieden mit ihm, wie auch wegen seiner wohlgeübten Entsagung, seinen beständigen Gelübden und seiner Selbstbeherrschung der Sinne und Leidenschaften. So sprach Narayana zu ihm:
In jedem Manwantara (Epoche eines Manu) sollst du, oh Sohn, auf diese Weise mit den Veden wirken. Du sollst aufgrund dieser Tat unvergänglich sein, oh Zweifachgeborener, und niemand soll dich jemals besiegen können. Wenn einst (in der Epoche des Manu Vaivaswata) die Kurus im Stamme des Bharata geboren werden und das Kali Zeitalter beginnt, dann wird ein großer Familienkrieg auf Erden unter diesen hochbeseelten Herrschern ausbrechen, die durch dich ihre Geburt nehmen und über mächtige Königreiche herrschen werden. In diesem Krieg werden sie sich gegenseitig mit eigenen Händen vernichten, während du verschont bleiben wirst. Oh Erster der Zweifachgeborenen, auch in diesem Zeitalter wirst du mit der Kraft der Entsagung die Veden ordnen und verteilen. Und weil das Zeitalter ein dunkles sein wird, so wirst auch du dunkelhäutig erscheinen. So sollst du die verschiedenen Arten der Lebensaufgaben mit dem entsprechenden Wissen in die Welt fließen lassen. Und obwohl du die strengste Entsagung übst, wirst du dich von den Wünschen und Anhaftungen an die Welt niemals ganz befreien. Dafür wird sich dein Sohn durch die Gnade von Mahadeva von jeder Anhaftung befreien und mit der Höchsten Seele verschmelzen. Anders kann es nicht sein. Vasishta, den erfahrene Brahmanen als geistgeborenen Sohn des Großen Vaters bezeichnen, der voller Intelligenz wie ein Ozean der Entsagung ist und dessen Herrlichkeit die Sonne selbst überstrahlt, wird dann der Ahnherr eines Stammes sein, in dem ein großer Rishi namens Parasara mit mächtiger Energie und Kraft geboren wird. Dieser Erste der Männer, dieser Ozean der Veden und Stätte der Entsagung, wird dein Vater sein. Du sollst deine Geburt durch eine Jungfrau nehmen, die noch im Haus ihres Vaters wohnt und von dem großen Rishi Parasara begattet wird. Du wirst keinerlei Zweifel bezüglich der Bedeutungen aller Dinge der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft haben. Voller Entsagung und von mir belehrt wirst du die Ereignisse abertausend längst vergangener und auch zukünftiger Zeitalter schauen. Du wirst in dieser Geburt auch mich erkennen, oh Asket, der ich ohne Geburt und Tod bin, auf Erden verkörpert (als Krishna im Stamme von Yadu) und bewaffnet mit dem Diskus. All das wird dir, oh Asket, durch das Verdienst deiner unaufhörlichen Hingabe zu mir geschehen, denn meine Worte können niemals unwahr sein. Du sollst einer der Besten werden, und groß wird dein Ruhm erstrahlen. Danach wird Savarni (Shani bzw. Saturn), der Sohn vom Sonnengott Surya, in diesem Kalpa seine Geburt als der nächste große Manu einer Epoche nehmen. Während dieses Manwantara soll dein Verdienst, oh Sohn, alle Manus der verschiedenen Epochen übersteigen. Das alles wird zweifellos durch meine Gnade geschehen. Denn alles, was in dieser Welt entsteht, ist das Ergebnis meiner Anstrengung. Wenn auch die Gedanken gewöhnlicher Wesen nicht ihren Taten entsprechen, Ich selbst verwirkliche jeden Gedanken unmittelbar und ohne das kleinste Hindernis.

Nachdem der Höchste Herr, diese Worte zum Rishi Apantaratamas gesprochen hatte, entließ er ihn und sprach „Gehe nun!“. Ich selbst bin dieser Apantaratamas, der durch den Willen von Hari geboren wurde. Als der berühmte Krishna Dwaipayana (Vyasa) wurde ich im Stamme von Vasishta wiedergeboren. Damit habe ich euch, meine lieben Schüler, die Umstände meiner ehemaligen Geburt berichtet, die aus der Gnade von Narayana geschah, weil ich ein Teil von Narayana selbst bin. Oh ihr Ersten der Intelligenten, durch seine Gunst konnte ich über diese lange Zeit die strengste Entsagung und höchste Einung des Geistes vollbringen. So habe ich euch, liebe Söhne, die ihr mir verehrungsvoll hingegeben seid, von Zuneigung bewegt alles erzählt, was ihr von mir hören wolltet bezüglich meiner ersten Geburt am Anfang der Schöpfung und der nachfolgenden.

Vaisampayana fuhr fort:
Und ich habe nun dir, oh Monarch, entsprechend deiner Frage die Umstände bezüglich der Geburt unseres verehrten Lehrers berichtet, von Vyasa mit dem reinen Geist. Höre mich nun weiter bezüglich deiner Fragen. Es gibt verschiedene Arten der Lehren, oh königlicher Weiser, die unter verschiedenen Namen wie Sankhya, Yoga, Pancharatra, Veden oder Pasupati erscheinen. Als Urheber der Sankhya Lehre gilt der große Rishi Kapila. Der uralte Hiranyagarbha, und niemand sonst, ist der Urheber des Yoga Systems. Der Rishi Apantaratamas, den auch manche Prachinagarbha nennen, gilt als Lehrer der Veden. Die Pasupata Lehre wurde vom mächtigen Shiva, dem Herrn der Uma und Meister aller Wesen, verkündet, der auch als Srikantha und Sohn von Brahma bekannt ist. Und als Urheber der Lehre, die vollständig in den Pancharatra Schriften enthalten ist, gilt der berühmte Narayana selbst. In all diesen Lehren, oh Erster der Könige, erkennt man, daß der mächtige Narayana das Eine und Verehrungswürdige ist. Gemäß den Schriften dieser Lehren und ihrer Botschaft ist Narayana die alleinige Grundlage von allem. Nur jene Personen, oh König, deren Sicht durch Illusion geblendet und verdunkelt wurde, können nicht erkennen, daß Narayana die Höchste Seele ist, die das ganze Universum durchdringt. Die Weisen, die als Verfasser der heiligen Schriften gelten, verkünden, daß Narayana der eine Rishi ist, der im ganzen Universum verehrt wird. So sagt man, daß es kein anderes Wesen gibt als Ihn. Dieser Höchste Gott, der auch Hari genannt wird, wohnt im Herzen aller, die (mithilfe der Selbsterkenntnis) alle Zweifel zerstreut haben. Nur jene, die vom Zweifel und vom Streit der Gedanken und Ansichten beherrscht werden, lassen Madhava nicht in ihrem Herzen wohnen. Wer in den heiligen Schriften wohlerfahren ist, entsprechend die Gebote beachtet und dem Narayana mit ganzer Seele hingegeben ist, der kann mit Narayana eins werden. Sankhya und Yoga (Theorie und Praxis) sind ewig. Die Veden, oh Monarch, sind ewig. Die Rishis erklären in allen Lehren, daß dieses existierende Universum von Anfang an Narayana selbst ist. So solltest du erkennen, daß alle Gebote der Veden, alle guten oder schlechten Taten und alle Erscheinungen im Himmel, in der Luft, auf Erden oder im Wasser aus diesem uralten Rishi Narayana fließen, denn Er ist die Ursache von allem.


Zurück Inhaltsverzeichnis Weiter