Pushpak Mahabharata Buch 12Zurück WeiterNews

Kapitel 343 - Über die Macht der Gottheit

Da fragte Arjuna:
Wie erreichten Agni und Soma damals diese Einheit trotz ihrer unterschiedlichen Natur? Dieser Zweifel hat sich in meinem Geist erhoben. Bitte zerstreue ihn, oh Madhu Vernichter!

Und der Heilige sprach:
Darüber werde ich dir, oh Pandu Sohn, eine alte Geschichte über Ereignisse erzählen, die aus meiner eigenen Energie entstanden. Höre aufmerksam zu! Wenn viertausend Yugas nach dem Maß der Himmlischen vergangen sind, kommt die Auflösung des Weltalls. Das Entfaltete verschwindet wieder im Unentfalteten. Alle belebten und unbelebten Geschöpfe treffen dann auf ihren Untergang. Licht, Erde und Wind, alles wird verschwinden. Dann breitet sich Dunkelheit über das ganze Universum aus, das ein unendliches Wasser sein wird. Wenn dieses unendliche Wasser allein besteht, wie Brahma ohne einen Zweiten, ist es weder Tag noch Nacht. Weder existiert etwas noch existiert nichts, weder ist etwas entfaltet noch unentfaltet. Dann ist nur ununterscheidbares Brahman. Als das Universum in diesem Zustand war, schlief das Erste der Wesen, der ewige und unveränderliche Hari, der Träger aller Eigenschaften, der unvergängliche und nichtalternde Narayana, der ohne alle Sinne ist, unvorstellbar und ungeboren, die Wahrheit selbst voller Mitgefühl, der Allseiende, Allstrahlende, Allgeneigte, Allfließende, Allbefreite von Feindschaft, Alter, Tod und Unvollkommenheit, der Formlose und Alldurchdringende, das Prinzip der universalen Schöpfung und der Ewigkeit ohne Anfang, Mitte und Ende. Davon zeugen die heiligen Schriften, wenn sie sagen:
Es war weder Tag noch Nacht. Es war weder etwas noch nichts. Am Anfang gab es nur Finsternis (bzw. traumlosen Schlaf) als Form des Universums.

Das ist die Nacht des Narayana in universaler Form. Das ist die Bedeutung des Wortes „Finsternis“. Aus dieser Finsternis erwachte der Purusha (der Höchste Geist), der aus dem Brahman geboren wurde und als Gott Brahma erschien. Und Brahma wünschte die Schöpfung und ließ aus seinen Augen Agni und Soma entstehen. Danach entstanden in rechter Ordnung alle anderen Geschöpfe, wie die Brahmanen und Kshatriyas. Jene, die als Soma ins Leben traten, waren dem Brahma gleich, wurden als Brahmanen geboren und waren in Wirklichkeit Soma. Jene, die als Kshatriyas ins Leben traten, waren niemand anderes als Agni. So waren die Brahmanen mit größerer Energie begabt als die Kshatriyas. Wenn du fragst warum, dann höre die Antwort: Diese Überlegenheit der Brahmanen über die Kshatriyas ist ein Merkmal, das in der ganzen Welt gilt. Es liegt daran, daß die Brahmanen die älteste Schöpfung bezüglich der Menschen verkörpern. Niemand wurde vor ihnen geschaffen, niemand ist höher als die Brahmanen. Wer einem Brahmanen Nahrung spendet, gleicht einem Opfernden, der die Opfergaben in ein heiliges Feuer gibt. Auf diese Weise wurde die Schöpfung der Wesen durch Brahma vollbracht. Er hat alle Geschöpfe an ihre jeweiligen Positionen gesetzt und erhält die drei Welten. Diesbezüglich gibt es auch einen Vers in den Sprüchen der heiligen Schriften:
Du, oh Agni, bist der Opferpriester in allen Opfern und der Wohltäter der Welten. Du bist der Wohltäter der Götter, der Menschen und aller anderen Wesen.

Und an anderer Stelle heißt es:
Du, oh Agni, bist der Opferpriester des Universums in allen Opfern. Du bist der Weg, durch den Götter und Menschen dem Weltall Gutes tun.

Wahrlich, Agni ist der Opferpriester und der Vollbringer der Opfer. Agni ist der Brahma des Opfers. Ohne die Mantras der Widmung gibt es kein Opfer, wie es keine Entsagung ohne einen Entsagenden gibt. Die Verehrung der Götter, Ahnen und Rishis wird deshalb mit Opfergaben vollbracht, die von Opfersprüchen begleitet werden, wie „Oh Agni, du bist der Opferpriester in allen Opfern!“. Agni selbst ist das Wesen aller Opfersprüche, die für die Opfer der Menschen erklärt worden sind. Die Durchführung solcher Opfer ist deshalb die Aufgabe der Brahmanen und nicht der Kshatriyas oder Vaisyas, obwohl sie alle als Zweifachgeborene gelten. Denn die Brahmanen haben die Kraft, die Opfergaben durch Agni in den Himmel zu führen und damit die Götter zu stärken. Und auf diese Weise gestärkt, lassen die Götter die Erde gedeihen (und alle irdischen Wesen). Dieses fruchtbare Ergebnis jener vorzüglichen Opfer wird erreicht, indem man die Brahmanen ernährt. Und deshalb sagt man, daß der Kluge, der einem Brahmanen Speise gibt, als Opfernder gilt, der die Opfergaben ins heilige Feuer gießt, um die Götter zu stärken. So werden auch die Brahmanen selbst wie ein Opferfeuer und damit als Agni betrachtet. Die Weisen verehren Agni, denn Agni ist wiederum Vishnu. Er wohnt in allen Wesen und stützt ihre Lebenskraft. Diesbezüglich gibt es auch einen Vers, der von Sanatkumara gesungenen wurde:
Als Brahma das Weltall erschuf, erschuf er zuerst die Brahmanen. Die Brahmanen werden unsterblich durch das Studium der Veden und erreichen durch Erkenntnis den Himmel. Weisheit, Rede, Taten, Gelübde, Glauben und Entsagung der Brahmanen halten sowohl die Erde als auch den Himmel hoch, wie die vernetzten Schnüre ein Butterfaß hochhalten.

Keine Aufgabe ist höher als die Wahrhaftigkeit, niemand ist verehrungswürdiger als die Mutter und niemand ist machtvoller als der Brahmane bezüglich des Wohlergehens in dieser und der kommenden Welt. Dort, wo die Brahmanen nicht ernährt werden, werden die Bewohner zunehmend leiden müssen. Dort werden die Ochsen den Wagen oder Pflug nicht ziehen, die Milch wird nicht zu Butter, und die Bewohner werden allen Wohlstand verlieren und schließlich die Wege der Räuber gehen (anstatt den Segen des Friedens zu genießen). In den Veden, Puranas, alten Geschichten und anderen heilsamen Schriften wird gesagt, daß die Brahmanen als Segen aller Wesen, allwirkend und allgegenwärtig aus dem Mund von Narayana entstanden. Wahrlich, es heißt, daß die Brahmanen zuerst erschienen, als der große, segengebende Gott Entsagung übte und seine Rede zügelte. Alle anderen Kasten sind danach aus den Brahmanen entstanden. Die Brahmanen sind deshalb vorzüglicher als die Götter und Dämonen, weil sie von mir unmittelbar aus meiner unergründbaren Form als Brahma geschaffen wurden. Wie ich die Götter, Dämonen und großen Rishis geschaffen habe, so habe ich die Brahmanen für ihre jeweiligen Aufgaben geschaffen und ihnen auch die Macht zur Bestrafung gegeben. So wurde Indra einst aufgrund seiner zügellosen Verführung der Ahalya durch deren Ehemann, den Brahmanen Gautama verflucht. Wegen dieses Fluches muß Indra einen grünen Bart im Gesicht tragen und verlor seine Hoden, deren Verlust erst später (durch die Güte der anderen Götter) mit den Hoden eines Widders ersetzt wurde. - Als im Opfer des König Saryati der große Rishi Chyavana den Wunsch hatte, die Aswin Zwillinge zu Empfängern von Opfergaben zu erheben, protestierte Indra und wollte auf Chyavana seinen Donnerkeil schleudern. Doch der Rishi lähmte den Arm von Indra. - Erzürnt über die Störung seines Opfers übte Daksha einst die strengste Entsagung und erreichte so große Kraft, daß er Shiva veranlaßte, sein drittes Auge auf seiner Stirn zu öffnen, um (den Dämonen) Tripurasura zu zerstören. - Als Rudra sich einst zum Untergang der dreifachen Stadt der Dämonen entschloß, riß sich Usanas, der provozierte Lehrer der Dämonen, im Zorn eine verfilzte Locke aus und schleuderte sie gegen Rudra. Aus dieser Locke des Usanas entstanden zahllose Schlangen, die Rudra bissen, bis sein Hals ganz blau wurde. - Man sagt auch, daß in einem vergangenen Zeitalter des Swayambhuva Manu jener Rudra vom (Rishi) Narayana am Hals ergriffen wurde, wodurch sich dieser blau färbte. - Anläßlich des Butterns des Ozeans, um das Amrit hervorzubringen, saß einst Vrihaspati aus dem Stamme Angiras an der Küste des Ozeans, um den Puruscharana Ritus durchzuführen. Als er etwas Wasser zum Weihen schöpfte, erschien ihm das Wasser ganz trüb und schlammig. Da wurde Vrihaspati zornig und verfluchte den Ozean mit den Worten: „Weil du immer noch so unrein bist, obwohl ich zu dir gekommen bin, um dich zu berühren, und nicht klar und rein wurdest, sollst du von diesem Tag an durch Fische, Haie, Schildkröten und andere Wassertiere befleckt sein.“ Wahrlich, seit dieser Zeit wimmelt das Wasser des Ozeans von verschiedensten Arten der Meerestiere und Ungeheuer.

Vishvarupa, der Sohn von Tashtri, war früher der Priester der Götter. Er war mütterlicherseits mit den Dämonen verwandt, weil seine Mutter die Tochter eines Dämons war. Und während er öffentlich die Anteile an die Götter opferte, gab er im Verborgenen auch den Dämonen ihre Opferanteile. Da begaben sich die Dämonen mit ihrem Ältesten Hiranyakashipu an der Spitze zu dessen Schwester, der Mutter von Vishvarupa, und baten um einen Segen von ihr mit den Worten: „Vishvarupa, der Sohn von Tashtri, der auch Trisiras („Dreiköpfiger“) genannt wird, ist jetzt der Priester der Götter. Während er den Göttern ihre Anteile der Opfergaben öffentlich gibt, gibt er uns die Anteile nur im Verborgenen. Deswegen wachsen die Götter, und wir werden immer schwächer. Mögest du ihn dazu bewegen, daß er auch uns fördert!“ So angesprochen von ihnen, begab sich die Mutter von Vishvarupa zu ihrem Sohn, der in den Nandana Wäldern (des Indra) verweilte und sprach zu ihm: „Wie kommt es, oh Sohn, daß du die Seite der Feinde stärkst und die Seite von deinen Onkeln mütterlicherseits schwächst? So solltest du nicht handeln!“ Als Vishvarupa so von seiner Mutter gebeten wurde, dachte er, daß er ihre Worte nicht mißachten sollte und entschloß sich, auf die Seite von Hiranyakashipu zu wechseln, nachdem er seine Mutter gebührend verehrt hatte. Und König Hiranyakashipu entließ bei der Ankunft von Trisiras seinen alten Opferpriester Vasishta, den Sohn von Brahma, und übergab Trisiras dieses Amt. Darüber erzürnte Vasishta und verfluchte Hiranyakashipu mit den Worten: „Weil du mich entlassen und einen anderen Opferpriester ernannt hast, wird dieses Opfer von dir unvollendet bleiben und ein noch nie gesehenes Wesen wird dich töten!“ Durch diesen Fluch wurde Hiranyakashipu von Vishnu in Gestalt eines Löwenmenschen geschlagen. Vishvarupa, der die Seite seiner mütterlichen Verwandtschaft ergriffen hatte, übte die strengste Askese, um sie zu stärken. Da schickte Indra viele schöne Apsaras zu ihm, um den Asketen von seinen Gelübden abzubringen. Als er die himmlischen Nymphen mit transzendenter Schönheit erblickte, wurde das Herz von Vishvarupa überwältigt, und innerhalb kurzer Zeit war er ihnen verfallen. Als die himmlischen Nymphen bemerkten, daß er sein Herz an sie verloren hatte, sprachen sie eines Tages: „Wir sollten nicht länger hier verweilen und dahin zurückkehren, von wo wir gekommen sind.“ Darauf antwortete ihnen der Sohn von Tashtri: „Wohin wollt ihr gehen? Bleibt bei mir, ich werde euch Gutes tun.“ Dies hörend, erwiderten die Apsaras: „Wir sind himmlische Nymphen, die man Apsaras nennt. Wir erwählten vor langer Zeit die Seite des berühmten, kraftvollen und segenspendenden Indra.“ Darauf sprach Vishvarupa: „Von diesem Tag an, so bestimme ich, sollen alle Götter mit Indra an ihrer Spitze nicht mehr sein!“ So sprach Trisiras (der Dreiköpfige) und begann im Geiste, bestimmte Mantras mit großer Wirkung zu murmeln, wodurch seine Energie wuchs und ausgerichtet wurde. Mit einem seiner Münder begann er allen Soma zu trinken, den die Brahmanen beim Opfern mit den rechten Riten in ihre heiligen Feuer gossen. Mit einem zweiten Mund verzehrte er alle Nahrung (die in den Opfern dargebracht wurde), und mit seinem dritten Mund begann er, die Energie aller von Indra angeführten Götter aufzusaugen. Beim Anblick seines mächtigen Körpers, der durch den Soma und die Energie immer kräftiger wurde, begaben sich alle Götter mit Indra an der Spitze zum Großen Vater Brahma. Dort angekommen sprachen sie zu ihm: „Aller Soma, der in den Opfern überall auf rechte Weise dargebracht wird, wird von Vishvarupa getrunken. So erhalten wir nicht mehr unsere Anteile. Die Dämonen werden immer kräftiger, während wir schwächer werden. Mögest du deshalb gebieten, was zu unserem Heil ist.“ Nachdem die Götter schwiegen, antwortete der Große Vater: „Der mächtige Rishi Dadhichi im Stamme des Bhrigu übt gegenwärtig strengste Entsagung. Geht zu ihm, ihr Götter, und erbittet einen Segen von ihm. Er wird euch daraufhin seinen Körper opfern. Dann laßt aus seinen Knochen eine mächtige Waffe erschaffen, die Donnerkeil heißen soll.“

So beauftragt vom Großen Vater, begaben sich die Götter dorthin, wo der heilige Rishi Dadhichi strenge Entsagung übte, und sprachen zum Weisen: „Oh Heiliger, möge deine Entsagung heilbringend und ungestört sein!“ Darauf antwortete ihnen der weise Dadhichi: „Seid alle willkommen! Sagt mir, was ich für euch tun kann. Ich werde sicher tun, was ihr gebietet.“ Da sprachen die Götter: „So mögest du deinen Körper zum Wohle aller Welten opfern!“ Nach dieser Bitte vertiefte sich der Weise Dadhichi, der ein großer Yogi war und die Gegensätze von Glück und Leid überwunden hatte, und legte ohne das geringste Bedauern mittels Yogamacht seinen Körper ab. Nachdem er diese vergängliche Wohnstätte aus Erde verlassen hatte, nahm Dhatri dessen Knochen und erschuf daraus eine unschlagbare Waffe, die er Donnerkeil nannte. Und mit diesem Donnerkeil, der aus den Knochen eines Brahmanen gemacht wurde und für andere Waffen unzerstörbar sowie mit der Energie von Vishnu erfüllt war, schlug Indra Vishvarupa, den Sohn von Tashtri, und trennte ihm die drei Köpfe vom Körper. Doch aus dem toten Körper des Vishvarupa erhob sich die Energie, die noch darin wohnte, und ein mächtiger Dämon namens Vritra kam in die Welt. Vritra wurde der Feind von Indra, aber auch ihn tötete er schließlich mit dem Donnerkeil. Doch aufgrund der Sünde dieses zweifachen Brahmanenmordes wurde Indra von großer Angst überwältigt und verlor daraufhin die himmlische Herrschaft. Er machte sich mit seiner Yogakraft so klein wie ein Atom und versteckte sich in dem kühlen Stengel einer Lotusblume, die im Manas See wuchs. Als der Herr der drei Welten, der Gatte der Sachi, auf diese Weise aus Furcht vor der Sünde des Brahmanenmordes vor allen Augen verschwunden war, wurde das Weltall herrenlos. Die Qualitäten von Rajas und Tamas griffen die Götter an. Die ausgesprochenen Mantras der großen Rishis verloren ihre wirksame Macht. Überall erschienen dämonische Rakshasas, und die Veden begannen zu verschwinden. Die Bewohner aller Welten verloren ohne starken König ihre Kraft und wurden leichte Beute der Rakshasas und anderer übelgesinnter Wesen. Da versammelten sich die Götter und Rishis und ernannten Nahusha, den Sohn von Ayus, zum König der drei Welten und krönten ihn ordnungsgemäß. Die Stirn von Nahusha erstrahlte wie fünfhundert Feuer, und er bekam die Macht, die Energie aller Wesen zu benutzen. Mit dieser Gabe begann Nahusha, über den Himmel zu herrschen, und die drei Welten beruhigten sich wieder wie zuvor. Die Bewohner lebten erneut glücklich und froh. Doch eines Tages dachte Nahusha: „Alles, was Indra einst zu genießen pflegte, liegt mir nun zu Füßen. Nur sein Gattin Sachi nicht.“ So sprach Nahusha zu sich selbst, begab sich zu Sachi und sprach: „Oh gesegnete Dame, ich bin der Herr der Götter geworden. So akzeptiere auch du mich!“ Darauf antwortete ihm Sachi: „Du bist in deinem Wesen (als Indra) fest an die Gerechtigkeit gebunden und gehörst darüber hinaus dem Mondgeschlecht an. So ziemt es sich nicht für dich, nach den Ehefrauen anderer Männer zu greifen.“ Da sprach Nahusha: „Ich habe das Amt des Indra übernommen und bin jetzt Indra. Damit verdiene ich es, die Herrschaft und alle wertvollen Besitztümer des Indra zu genießen. So wünsche ich auch, mich an dir zu erfreuen. Darin kann keine Sünde sein. Du gehörst dem Indra und deshalb solltest du jetzt mein sein.“ Auf sein wiederholtes Drängen antwortete Sachi: „Ich beachte gegenwärtig ein Gelübde, das noch nicht vollendet ist. Nach der abschließenden Reinigung werde ich in einigen Tagen zu dir kommen.“ Nachdem er der Gattin des Indra dieses Versprechen abgerungen hatte, verließ Nahusha ihre Gegenwart. Doch Sachi begab sich von Schmerz und Kummer gequält aufgrund der Sorge um ihren verschwunden Gatten und der Furcht vor Nahusha zu Vrihaspati (dem Priester der Himmlischen). Und Vrihaspati sah auf den ersten Blick, daß sie voller Angst war. So vertiefte er sich in Meditation und sah, daß sie entschlossen war, alles Notwendige zu tun, um ihren Ehemann wieder an seine eigentliche Position zu erheben.

Da sprach Vrihaspati zu ihr: „Mit Entsagung und dem Verdienst aus deiner Treue mögest du die segenspendende Göttin Upashruti anrufen. Von dir verehrt wird sie erscheinen und dir zeigen, wo dein Gatte wohnt.“ Da übte sie strengste Entsagung und rief mithilfe der rechten Mantras die segensreiche Göttin Upashruti. Und angerufen durch Sachi erschien die Göttin vor ihr und sprach: „Auf dein Bitten hin bin ich erschienen. Auf deinen Ruf hin bin ich gekommen. Welchen gehegten Wunsch soll ich dir erfüllen?“ Da verneigte sich Sachi demütig vor ihr und antwortete: „Oh gesegnete Dame, du bist Wahrheit und Gerechtigkeit. Mögest du mir zeigen, wo mein Gatte ist.“ So angesprochen, wurde Sachi von der Göttin Upashruti zum Manasa See geführt. Und dort angekommen, zeigte sie ihr den Gatten Indra, wie er in der dünnen Faser einer Lotusblume wohnte. Als Indra seine Gattin blaß und abgezehrt erblickte, wurde er äußerst besorgt und der Herr des Himmels sprach zu sich selbst: „Ach, groß ist das Leiden, das mich getroffen hat. Ich habe meinen herrschaftlichen Stand verloren, und meine Gattin erleidet wegen mir großen Kummer. So hat sie mich gesucht und ist hier erschienen.“ Mit diesen Gedanken sprach Indra zu seiner geliebten Gattin „Wie geht es dir?“, und sie antwortete: „Nahusha bedrängt mich, seine Ehefrau zu werden. Ich habe nur eine kurze Frist von ihm erhalten. Danach muß ich zu ihm gehen.“

Da sprach Indra zu ihr:
Geh und sprich zu Nahusha: „Mögest du auf einem Wagen zu mir kommen, wie er nie zuvor gesehen wurde. Vor diesem Wagen sollen die Rishis angespannt sein und ihn ziehen. Wenn du so vor mir erscheinst, dann werde ich dich heiraten. Indra hatte viele Arten der Fahrzeuge, die alle schön und bezaubernd waren. Auf allen bin ich bereits gefahren. Du, oh Nahusha, solltest jedoch auf einem Fahrzeug kommen, das Indra noch nicht besessen hat.“

Nach diesem Rat ihres Ehegatten verließ Sachi jenen Ort mit hoffnungsvollem Herzen, und Indra ging wieder zurück in die Fasern des Lotusblumenstiels. Als Nahusha die Königin von Indra zurück im Himmel erblickte, sprach er zu ihr „Deine Frist ist vorbei!“, und Sachi antwortete ihm, was ihr Indra aufgetragen hatte. Da spannte Nahusha mehrere große Rishis vor seinen Wagen und brach auf, um Sachi damit abzuholen. Unter ihnen war auch Agastya, der Erste der Rishis, der in einem Topf aus dem Samen des Mitra-Varuna geboren worden war, und sah, wie all diese großen Rishis von Nahusha auf achtlose Weise angetrieben wurden. Und als Nahusha mit seinem Fuß Agastya berührte, da sprach er zu ihm: „Oh Verblendeter, weil du dich zu einer so unwürdigen Tat entschlossen hast, sollst du zur Erde fallen und dort als eine Schlange leben, solange die Erde mit ihren Bergen bestehen wird!“ Sobald diese Worte durch den großen Rishi ausgesprochen wurden, fiel Nahusha von seinem Wagen, und die drei Welten waren wieder herrenlos. Daraufhin gingen die Götter und Rishis gemeinsam zu Vishnu und baten ihn, den alten Indra wieder einzusetzen. Sie näherten sich ihm und sprachen: „Oh Heiliger, mögest du Indra retten, der von der Sünde des Brahmanenmordes überwältigt wurde.“ Und der segengebende Vishnu antwortete ihnen: „Laßt Indra ein Pferdeopfer zu Ehren von Vishnu durchführen. Dann wird er seine ehemalige Macht wiedergewinnen.“ Da begannen die Götter und Rishis, Indra zu suchen, und als sie ihn nicht finden konnten, gingen sie zu Sachi und sprachen: „Oh gesegnete Dame, geh zu Indra und bring ihn zurück!“ So gebeten von ihnen, begab sich Sachi noch einmal zum Manasa See, und Indra erhob sich und ging zu Vrihaspati, dem Priester der Himmlischen, der daraufhin alle Vorbereitungen für ein großes Pferdeopfer traf. Er ließ ein scheckiges, opferwürdiges Roß frei laufen und opferte es dann als Sühne für Indra, womit er den Herrn der Maruts wieder in seinen ursprünglichen Machtbereich erhob. Dort wurde der Herr des Himmels von allen Göttern und Rishis mit Lobliedern verehrt und begann erneut, die drei Welten zu beherrschen, nachdem er von der Sünde des Brahmanenmordes gereinigt war, welche sich in vier Teile auf die Frauen, das Feuer, die Bäume und die Stiere aufteilte. So geschah es, daß Indra, gestärkt durch die Energie eines Brahmanen, seine Feinde besiegte und seine Herrschaft wiedergewann.

Vor langer Zeit, als der große Rishi Bharadwaja seine Gebete an der himmlischen Ganga vollführte, traf einer der drei Schritte von Vishnu diesen Ort, als dieser mit drei Schritten das Universum durchmaß. Da schlug Bharadwaja (durch seine brahmanische Kraft) die Brust des Vishnu mit einer Handvoll Wasser, wodurch Vishnu auf seiner Brust eine Narbe zurückbehielt (das Srivatsa-Zeichen, der Endlosknoten). So verfluchte einst auch Bhrigu, dieser Erste der Rishis, den Feuergott Agni, daß er zum Verzehrer aller Dinge werde.

Einst kochte Aditi, die Mutter der Götter, eine besondere Speise für ihre Söhne und dachte, daß die Götter damit stark würden und die Dämonen besiegen könnten. Doch als das Essen gekocht war, erschien der Brahmane Budha, der gerade ein strenges Fastengelübde vollendet hatte, und sprach zu Aditi: „Gib mir Speise!“ Und obwohl Aditi so um Nahrung gebeten wurde, gab sie ihm nichts, weil sie dachte, daß niemand von dieser Speise essen sollte, bevor ihre Söhne, die Götter, davon gegessen haben. Erzürnt über diese Verweigerung der Aditi, verfluchte sie Budha, der durch seine strengen Gelübde dem Brahma gleich war, und sprach: „Weil du mir diese Speise verweigert hast, wird ein Schmerz das Ei in deinem Mutterleib zerbrechen, wenn Vivasvat, in seiner zweiten Geburt in Form eines Eies geboren werden soll.“ In Folge dieses Fluchs von Budha wurde Vivasvat, dieser Gott, der in Sraddhas verehrt wird, Martanda („zerbrochenes Ei“) genannt, als er den Mutterleib der Aditi verließ.

Der Stammvater Daksha war der Vater von sechzig Töchtern. Unter ihnen wurden dreizehn dem Kasyapa gegeben, zehn dem Dharma, zehn dem Manu und siebenundzwanzig dem Mond (Soma). Obwohl alle siebenundzwanzig Damen, welche Nakshatras (Mondhäuser) genannt werden und dem Mond angetraut wurden, in Schönheit und Tugend gleich waren, wurde doch Rohini vom Mond mehr geliebt als alle anderen, und von Neid erfüllt verließen sie ihn. Sie gingen zu ihrem Vater und beklagten sich über das Verhalten ihres Ehemannes mit den Worten: „Oh Heiliger, obwohl wir alle an Schönheit und Würde gleich sind, liebt unser Ehemann unserer Schwester Rohini mehr als uns.“ Erzürnt über diesen Bericht ihrer Töchter verfluchte der Rishi Daksha den Mond und sprach: „Dafür soll die Schwindsucht meinen Schwiegersohn befallen und in ihm wohnen.“ Durch diesen Fluch von Daksha ergriff die Schwindsucht den mächtigen Mond und trat in seinen Körper ein. Gequält begab sich der Mond zu Daksha, und Daksha sprach zu ihm: „Ich habe dich wegen deines ungleichen Verhaltens zu deinen Ehefrauen verflucht. Du wirst durch die Schwindsucht vergehen, die dich ergriffen hat. Doch es gibt ein heiliges Wasser namens Hiranyasarah im westlichen Ozean. Geh zu diesem heiligen Wasser und reinige dich dort!“ Nach diesem Rat des Rishis ging der Mond dorthin und badete im heiligen Wasser. Er brachte seine Opfergaben dar und reinigte sich von seiner Sünde. Und weil der Mond durch dieses heilige Wasser seine ganze Herrlichkeit wiederbekommen hatte, wird dieser Ort seitdem Prabhasa genannt. Und so schwindet der Mond aufgrund des Fluchs, den damals Daksha über ihn ausgesprochen hatte, auch heute noch von der Nacht des Vollmonds bis zum Neumond und nimmt danach wieder zu. Darüber hinaus ist die Mondscheibe seitdem auch mit einem Schatten befleckt, der sich am Körper des Mondes in Form von dunklen Flecken zeigt. Und man sagt, daß die herrliche Scheibe des Mondes seit diesem Tag das Mal eines Hasen trägt (unser „Mann im Mond“).

Der Hase im Mond

Vor langer Zeit gab es auch einen Rishi namens Sthulasiras der auf dem nördlichen Bergrücken des Meru strengste Entsagung übte. Während er diese Entsagung übte, begann sich eine reine Brise zu erheben, die mit allen Arten köstlichster Düfte erfüllt war und seinen Körper umfächelte. Sein Körper brannte durch die strenge Askese, denn er lebte allein von Luft, ohne andere Nahrung. So wurde er von dieser kühlen Brise höchst befriedigt. Und während er mit dieser köstlichen Brise höchst zufrieden war, begannen auch die Bäume um ihn herum (von Neid bewegt) ihre Blüten zu entfalten, um ihn zu erfreuen und ebenfalls sein Lob zu ernten. Doch wegen dieses Verhaltens der Bäume, daß vom Neid veranlaßt war, verfluchte sie der Rishi und sprach: „Ab sofort sollt ihr nicht mehr nach Belieben eure Blüten zu jeder Jahreszeit entfalten können!“

So nahm auch Narayana vor langer Zeit seine Geburt als der große Rishi Vadavamukha, um der Welt Gutes zu tun. Während er auf dem Meru strengste Entsagung übte, rief er den Ozean herbei (um sich abzukühlen). Der Ozean mißachtete jedoch sein Gebot und erzürnt darüber, ließ der Rishi mit der Hitze seines Körpers das Wasser des Ozeans den Salzgeschmack des menschlichen Schweißes annehmen. Und der Rishi sprach: „Dein Wasser soll künftig nicht mehr trinkbar sein! Nur wenn der Pferdeköpfige (Vishnu) durch dein Wasser zieht und es trinken will, dann soll es so süß wie Honig sein.“ Aufgrund dieses Fluches ist das Wasser des Ozeans bis heute salzig im Geschmack und wird durch keinen anderen getrunken als den Pferdeköpfigen.

Einst wurde Uma, die Tochter des Himavat Berges, von Shiva als Ehegattin gewünscht. Aber nachdem der Himavat die Hand seiner Tochter dem Mahadeva versprochen hatte, näherte sich der große Rishi Bhrigu dem Himavat und sprach: „Gib mir deine Tochter zur Ehefrau!“ Und der Himavat antwortete ihm: „Rudra ist der Bräutigam, den ich bereits für meine Tochter erwählt habe.“ Erzürnt über diese Antwort sprach Bhrigu: „Weil du mein Gesuch um die Hand deiner Tochter zurückgewiesen und mich damit verletzt hast, sollst du nicht länger an Juwelen und Edelsteinen reich sein!“ Durch diese Worte des Rishi sind die Berge des Himavat bis heute bar aller Juwelen und Edelsteine.

All diese Geschichten zeigen die große Macht der Brahmanen. Und es ist auch die Gunst der Brahmanen, daß die Kshatriyas fähig sind, diese ewige und unvergängliche Erde zu beherrschen und wie ihre Ehefrau zu genießen. Die Macht der Brahmanen wird wiederum durch Agni und Soma gestützt. Damit wird durch sie das ganze Weltall aufrechterhalten. So sagt man auch, daß Sonne und Mond die Augen des Narayana sind und ihre Strahlen dessen Haare. Beide erwecken und wärmen das Weltall. Und weil Sonne und Mond das Weltall wärmen und wachsen lassen, werden sie als die Freunde des Weltalls betrachtet, und aufgrund ihres Wirkens, das die Welt erhält, werde ich Hrishikesha genannt, oh Sohn des Pandu. Wahrlich, ich bin die segengebende Gottheit, der Schöpfer des Weltalls. Durch die Kraft der Mantras, mit denen die Opfergaben ins heilige Feuer gegossen werden, nehme ich sie an und verwende sie. Und weil meine Farbe dem Edelstein Harit gleicht, werde ich auch Hari genannt. Ich bin die höchste Wohnstätte aller Wesen und gelte bei den Vedengelehrten als die Wahrheit und der Nektar der Unsterblichkeit, weshalb ich von den gelehrten Brahmanen als Ritadhama (Wohnstätte der Wahrheit und des Nektars) bezeichnet werde. Als einst die Erde im Wasser unterging und verschwand, fand ich sie wieder und hob sie aus den Tiefen des Ozeans hervor. Aus diesem Grund verehren mich die Götter unter dem Namen Govinda. Ein weiterer Name von mir ist Sipivishta. Sipi meint eine Person, die kein Haar auf ihrem Körper hat. Deshalb wird Er, der alle Dinge in Form von Sipi durchdringt, auch Sipivishta genannt. Der Rishi Yashka mit der stillen Seele rief mich in seinen Opfern mit dem Namen Sipivishta an. Auch deshalb trage ich diesen geheimnisvollen Namen. Und weil der weise Yashka mich als Sipivishta verehrte, konnte er durch meine Gnade das Nirukta (ein Teil der Vedangas) wiedergewinnen, das von der Erde verschwunden und in die niederen Bereiche gesunken war.

Ich wurde nie geboren und werde auch nie geboren werden, denn ich bin der Kshetrajna aller Wesen. Deshalb werde ich auch Aja (ungeboren) genannt. Ich habe nie etwas Gemeines oder Unreines gesprochen. Die göttliche Sarasvati, welche die Wahrheit selbst ist, diese Tochter von Brahma, die auch Rita genannt wird, repräsentiert meine Rede und wohnt stets in meiner Zunge. Alles Existierende und Nichtexistierende, alles Sein und Nichtsein ist in meinem Selbst vereint. Auch die Rishis, die in Pushkara wohnen, das als Wohnstätte Brahmas gilt, bezeichnen mich als Wahrheit. Ich bin noch nie aus der Wahrheit gefallen und weiß, daß alle Wahrheit aus mir fließt. Auch in dieser Geburt, oh Arjuna, hat mich die Wahrheit nicht verlassen, so daß ich sogar in diesem Leben in der Wahrheit gegründet bin und alle Taten vollbringe, ohne jemals ihre Früchte zu begehren. Durch die Wahrhaftigkeit, die mein Wesen ist, bin ich rein von allen Sünden und kann auch nur durch die Erkenntnis erkannt werden, die aus der Wahrheit fließt. Und weil ich nur durch Wahrheit erkannt werden kann, trage ich auch den Namen Satwata (Wahrheit). Weil ich die Erde in Form einer großen Pflugschar aus schwarzem Eisen pflüge und weil meine Haut dunkel ist, deshalb werde ich auch Krishna (der „Dunkle“) genannt. Durch mich ist die Erde mit dem Wasser, der Raum mit dem Geist und der Wind mit dem Feuer verbunden. Deshalb werde ich Vaikuntha genannt. Die Auflösung des Ichbewußtseins einer getrennten Existenz durch das Verschmelzen mit dem Höchsten Brahman ist das Nirwana, das Höchste, was die Wesen erreichen können. Und weil ich noch nie aus diesem Nirwana gefallen bin, heiße ich auch Achyuta (der „Unerschütterliche“).

Wie man weiß, erstrecken sich Erde und Firmament in alle Richtungen. Und weil ich sie beide stütze, deshalb nennt man mich Adhokshaja (unter der Weltachse geboren). Mit diesem Namen verehren mich die Vedenkenner in ihren Opfern. So sprachen einst auch die großen Rishis, während sie strengste Entsagung übten: „Kein anderer im Universum als der mächtige Narayana ist des Namens Adhokshaja würdig.“ Weil die geklärte Butter, die das Leben aller Wesen in der Welt stützt, meinen Glanz versinnbildlicht, nennen mich die vedengelehrten Brahmanen mit gesammelter Seele auch Ghritarchis. Drei Grundbestandteile gibt es im Körper, die ihren Ursprung im Karma haben. Sie werden Galle, Schleim und Wind genannt, und der Körper gilt als eine Vereinigung dieser drei. Alle Lebewesen werden durch diese drei erhalten und wenn sie schwach sind, werden auch die Lebewesen schwach. Deshalb nennen mich alle, die mit dem Ayurveda bekannt sind, auch Tridhatu (die „Dreiheit“ von Vata, Pitta und Kapha). Und weil der heilige Dharma unter allen Wesen auch als Vrisha bekannt ist, oh Bharata, deshalb heiße ich in der vedischen Schrift Nighantuka auch Vrisha. Das Wort „Kapi“ meint den Ersten der Eber (bzw. Affen), und das Dharma wird als Vrisha bezeichnet. Deshalb nannte mich Kasyapa, dieser Vater aller Wesen einschließlich der Götter und Dämonen, auch Vrishakapi. Weil die Götter und Dämonen niemals meinen Anfang, meine Mitte und mein Ende erkennen können, werde ich auch als Anadi, Amadhya und Ananta besungen. Ich bin der Höchste Herr, jegliche Kraft und der ewige Zeuge des Universums. Weil ich immer nur reine Worte höre und keine Sünde annehme, oh Arjuna, werde ich auch Suchisravas genannt. Weil ich einst die Form eines Ebers annahm, oh Segensreicher, und mit nur einem Stoßzahn die versunkene Erde vom Grund des Ozeans aufhob, heiße ich auch Ekasringa („Einhorn“). Und weil ich in dieser Gestalt als mächtiger Eber drei Buckel auf meinem Rücken trug, deshalb nennt man mich auch Trikakud (den „Dreibuckligen“).

Die Kenner der Lehre des Kapila bezeichnen die Höchste Seele als Virincha, was an anderer Stelle auch ein Name für den großen Prajapati (Brahma) ist. Wahrlich, das bin ich! So werde ich Virincha genannt, weil ich allen Wesen das Leben gebe und der Schöpfer des Universums bin. Die erfahrenen Lehrer der Sankhya Theorie nennen mich auch den ewigen Kapila, der inmitten der Sonnenscheibe wohnt, allein mit dem Wissen als Begleiter. Auf Erden bin ich auch als der bekannt, der in den vedischen Versen als der glänzende Hiranyagarbha besungen wird, den sogar die Yogis verehren. Ich gelte auch als die Verkörperung des Rig Veda, der aus 21.000 Versen besteht, und die Vedengelehrten kennen mich auch als Verkörperung des Saman Veda mit seinen 1.000 Zweigen. So besingen mich auch die erfahrenen und hingebungsvollen Brahmanen in den Aranyakas. Im Adhyaryus werde ich als der Yajur Veda mit den 101 Zweigen gelobt. Die in den Atharva Liedern gelehrten Brahmanen bezeichnen mich als Atharva Veda, der aus fünf Kalpas besteht. Wisse, oh Arjuna, daß alle Zweige der Veden, alle Lieder und alle Verse mit ihren Regeln der Aussprache mein Werk sind. Oh Arjuna, Er, der sich (am Anfang der Schöpfung auf Drängen von Brahma und allen Göttern aus dem Wasser) erhebt und verschiedensten Segen den verschiedensten Göttern verleiht, ist niemand anderes als ich selbst. Ich bin das Behältnis von allem Wissen. Auf dem Weg, den Vamadeva gewiesen hatte, empfing der hochbeseelte Rishi Panchala durch meine Gnade von diesem ewigen Wesen die Regeln bezüglich der Silben, Worte und Aussprache (um die Veden zu lesen). Und Galava, der im Vabhravya Stamm geboren wurde und zu hohem asketischen Erfolg gelangte und einen Segen von Narayana erhielt, sammelte diese Regeln und erschien als erster Gelehrter auf diesem Gebiet. Durch meine Gnade erreichten auch Kundarika und der energievolle König Brahmadatta durch beständige Meditation über das Leiden von Geburt und Tod im Laufe von sieben Geburten jenen Wohlstand, den die Yogis erreichen. Oh Arjuna, vor langer Zeit wurde ich als Sohn des Dharma geboren und deshalb werde ich auch unter dem Namen Dharmaja gefeiert. So nahm ich auch Geburt in zwei anderen Formen, nämlich als Nara und Narayana. Auf dem Weg des Studiums der heiligen Schriften und der Pflichterfüllung übte ich in diesen beiden Formen unsterbliche Entsagung auf dem Rücken des Gandhamadana.

Damals fand auch das große Opfer des Daksha statt, in dem er versäumte, einen Anteil dem Rudra zu widmen, oh Bharata. Vom Weisen Dadhichi gedrängt zerstörte Rudra dieses Opfer. Er schleuderte seinen flammenden Speer, der alle Vorbereitungen des Opfers von Daksha verbrannte. Danach kam dieser Speer mit großer Kraft zu uns (Nara und Narayana) in die Einsiedelei von Vadari und traf mit großer Wucht die Brust von Narayana. Überwältigt durch die Energie dieses Speeres bekamen die Haare auf dem Haupt von Narayana die Farbe des Munja Grases. Und aufgrund dieser Änderung der Haarfarbe werde ich auch Munjakesa genannt. Danach ließ Narayana die Silbe „Hun“ ertönen, wodurch der Speer seine Energie verlor und in die Hände von Rudra zurückkehrte. Darüber war Rudra verärgert und stürmte zu den Rishis Nara und Narayana, die mit der Kraft der strengen Entsagung gesegnet waren. Doch Narayana ergriff den heranstürmenden Rudra mit einer Hand am Hals und durch den festen Griff von Narayana, dem Herrn des Weltalls, färbte sich der Hals von Rudra dunkelblau. Seit dieser Zeit wird Rudra auch Sitikantha (der „Blaukehlige“) genannt. Inzwischen nahm Nara, um Rudra zurückzuschlagen, einen Grashalm auf und kräftigte ihn mit Mantras. Der Grashalm wurde in eine mächtige Streitaxt umgewandelt, welche Nara so kraftvoll gegen Rudra schleuderte, daß sie in tausend Stücke zerbrach. Und weil diese Waffe zerbrach, heiße ich auch Khandaparasu.

Da fragte Arjuna:
Wer gewann den Sieg in diesem Kampf, der den Untergang der drei Welten verursachen konnte, oh Janarddana? Das sage mir, oh Krishna!

Der Heilige sprach:
Als Rudra und Narayana diesen Kampf begannen, wurde das ganze Weltall augenblicklich von Angst erfüllt. Agni, der Gott des Feuers, nahm keine Opfergaben mehr an, nicht einmal die reinste geklärte Butter, die ordnungsgemäß mithilfe der vedischen Mantras ins Opferfeuer floß. Die Veden erstrahlten nicht mehr durch ihr eigenes Licht im Geiste der Rishis mit den gereinigten Seelen. Die Götter wurden von den natürlichen Qualitäten des Rajas und Tamas ergriffen. Die Erde bebte, und das Himmelsgewölbe schien zu zerbrechen. Sonne, Mond und Sterne verloren ihren Glanz, und Brahma, der Schöpfer selbst, wankte auf seinem Thron. Der Ozean trocknete aus, und die Berge des Himavat zerbrachen. Als solche unheilvollen Omen überall zu sehen waren, oh Sohn des Pandu, erschien Brahma in Begleitung aller Götter und hochbeseelten Rishis an jenem Ort, wo der Kampf wütete. Und der unergründbare viergesichtige Brahma faltete verehrend seine Hände und sprach zu Rudra:
Heil den drei Welten! Lege deine Waffen nieder, oh Herr des Weltalls, mit dem Wunsch, den Welten Gutes zu tun. Das Ungestaltete, Unzerstörbare, Unveränderliche und Höchste, der Ursprung des Weltalls, der Höchste Handelnde, das Eine jenseits aller Gegensätze und der Nichthandelnde hat sich in diesen beiden gesegneten Formen manifestiert. So haben Nara und Narayana ihre Geburt im Stamme von Dharma genommen. Diese Ersten aller Götter haben höchste Gelübde beachtet und strengste Entsagung geübt. Ich selbst bin aus ihrer Gnade geboren, und nur sie kennen den Grund dafür. Auch du bist als ewiges Wesen aus Seinem Zorn entstanden und wirst in jeder Schöpfung existieren. Verehre mit mir, diesen Göttern und allen großen Rishis diese entfaltete Form des Brahman und laß wieder Frieden in allen Welten sein!

So angesprochen von Brahma, warf Rudra unverzüglich das Feuer seines Zornes ab und begann, den berühmten und mächtigen Gott Narayana zu verehren. Wahrlich, er stellte sich sogleich unter den Schutz der ehrwürdigen, segenspendenden und mächtigen Gottheit. Und dieser segensreiche Gott, der seinen Zorn und seine Sinne unter vollkommener Kontrolle hat, war sogleich beruhigt und mit Rudra zufrieden. Wohlverehrt durch Brahma, die Rishis und alle Götter, sprach der Gott und Herr des Universums, der auch Hari genannt wird, zum göttlichen Herrscher (Rudra):
Wer dich kennt, kennt auch mich. Wer dir folgt, folgt auch mir. Es gibt keinen Unterschied zwischen dir und mir. Anders solltest du niemals denken. Die Narbe, die durch deine Lanze auf meiner Brust entstanden ist, wird von diesem Tag an die Form eines glückverheißenden Endlosknotens (Srivatsa) annehmen, und auch du sollst, von meiner Hand an deinem Hals gezeichnet, von diesem Tag an Srikantha („Schönhals“) genannt werden.

Krishna fuhr fort:
Oh Arjuna, nachdem sie sich gegenseitig so gezeichnet hatten, schlossen die beiden Rishis Nara und Narayana mit Rudra eine innige Freundschaft. Dann entließen sie die Götter und wandten sich wieder mit ruhiger Seele der Entsagung zu. Damit habe ich dir erzählt, oh Sohn der Pritha, wer in diesem Kampf vor langer Zeit zwischen Rudra und Narayana siegreich war. Ich habe dir auch die vielen geheimnisvollen Namen des Narayana genannt und ihre Bedeutungen, oh Bharata, wie sie von den Rishis für die Gottheit verwendet werden. Auf diese Weise, oh Sohn der Kunti, nehme ich verschiedene Formen an und wandere nach Belieben über die Erde, durch die Region von Brahma oder jene hohe und ewige Region der Glückseligkeit namens Goloka (die „Kuhwelt“, Krishnas Himmel). Von mir beschützt, hast du im großen Kampf einen mächtigen Sieg errungen. Und das Wesen, was du in all deinen Kämpfen an der Spitze sahst, oh Sohn der Kunti, das erkenne als niemand anderen als Rudra, diesen Gott der Götter, der auch Kapardin genannt wird. Er trägt auch den Namen Kala (die allesvernichtende Zeit), und man sollte wissen, daß er aus meinem Zorn entstanden ist. Jene Feinde, die du getötet hast, wurden von ihm zuerst getötet. So verneige dein Haupt vor diesem Gott der Götter, diesem Herrn der Uma, der mit unermeßlicher Kraft begabt ist. Mit konzentrierter Seele verneige dich vor diesem berühmten Herrn des Weltalls, dieser unzerstörbaren Gottheit, die auch Hari heißt. Er ist niemand anderes als dieser Gott, der aus meinem Zorn entsprungen ist. Du hast ja gehört, oh Arjuna, welche unvergleichbare Kraft und Energie in ihm wohnt!


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