Pushpak Mahabharata Buch 12Zurück WeiterNews

Kapitel 338 - Der Fluch des Königs Vasu

Yudhishthira sprach:
Wenn der große König Vasu dem Narayana so ganz hingegeben war, aus welchem Grund fiel er dann aus dem Himmel, und warum mußte er tief in die Erde versinken?

Bhishma sprach:
Diesbezüglich, oh Bharata, erzählt eine alte Geschichte das Gespräch zwischen den Rishis und den dreißig Göttern. Einst wandten sich die Götter an einige ruhmreiche Brahmanen und sprachen, daß die Opfer unter Darbringung des Ajas als Opfergabe ausgeführt werden sollten. Und unter dem Wort Aja sei eine Ziege zu verstehen und kein anderes Tier.

Da antworteten die Rishis:
Die heiligen Veden erklären, daß in Opfern die Gaben aus Samen bestehen sollten. Samen werden Ajas genannt. Möget ihr keine Ziegen töten! Ihr Götter, es kann keine heilsame Religion von guten und rechtschaffenen Leuten sein, in der das Töten von Opfertieren vorgeschrieben ist. Außerdem sind wir im goldenen Krita Zeitalter. Wie könnten in diesem Zeitalter der vollen Gerechtigkeit für diesen Zweck Tiere getötet werden?

Bhishma fuhr fort:
Während dieses Gesprächs zwischen Rishis und Göttern sahen sie Vasu, den Ersten der Könige, wie er des Weges kam. Mit großem Wohlstand gesegnet, wanderte der König durch das Himmelsgewölbe in Begleitung seiner Truppen, Wagen und Tiere. Und als die Rishis König Vasu auf seinem Weg durch die Himmel herankommen sahen, da sprachen sie zu den Göttern:
Dieser wird unsere Zweifel lösen! Er führte viele Opfer durch und ist freigebig im Schenken. Er sucht stets das Wohl aller Wesen. Wahrlich, wie könnte der große Vasu etwas Unwahres sagen?

So sprachen die Götter und Rishis zueinander und begaben sich schnell zu König Vasu und fragten ihn:
Oh König, womit sollte man Opfer durchführen? Sollte man Ziegen oder Kräuter und andere Pflanzen opfern? Bitte zerstreue unsere Zweifel! Wir berufen dich als unseren Richter in dieser Angelegenheit.

So angesprochen, faltete Vasu demütig seine Hände und antwortete:
Sagt mir aufrichtig, oh ihr Ersten der Brahmanen, welche Meinung ihr in dieser Frage vertretet?

Und die Rishis sprachen:
Wir sind der Meinung, oh König, daß man Opfer mit Samenkörnern durchführen sollte. Die Götter behaupten jedoch, daß man Tiere opfern müßte. So entscheide zwischen uns und erkläre, welche Ansicht die richtige ist!

Bhishma fuhr fort:
Als König Vasu erfuhr, welche Meinung die Götter vertraten, ergriff er Partei für sie und sprach, daß das Aja als Ziege geopfert werden sollte. Über diese Antwort waren all die Rishis, die mit der Herrlichkeit der Sonne strahlten, sehr verärgert. Sie wandten sich an Vasu, der auf seinem Wagen saß und die Seite der Götter halten wollte, und sprachen zu ihm:
Weil du Partei für die Götter ergriffen hast, sollst du aus dem Himmel fallen! Von diesem Tage an, oh Monarch, sollst du die Macht des Wanderns durch die Himmel verlieren! Durch unseren Fluch sollst du tief in der Erde versinken!

Nachdem die Rishis so gesprochen hatten, fiel König Vasu augenblicklich hinab, oh Monarch, und verschwand in einem Loch in der Erde. Durch die Gnade des Narayana jedoch, verließ ihn seine Erinnerung nicht. Und zum Wohle des Vasu begannen die Götter, die über diesen Fluch der Brahmanen betroffen waren, besorgt nachzudenken, wie sie diesen Fluch wieder auflösen könnten.

Sie sprachen:
Dieser hochbeseelte König ist um unseretwillen verflucht worden. Wir, die Bewohner des Himmels, sollten uns als Gegenleistung für sein Vertrauen in uns zu seiner Hilfe vereinigen. So faßten sie diesen Entschluß im Geiste und erschienen schnell an dem Ort, wo König Vasu war. Und dort angekommen, sprachen sie zu ihm:
Du bist dem großen Gott der Brahmanen (dem Narayana) gewidmet. Dieser große Herr sowohl der Götter als auch der Dämonen, der mit dir zufrieden ist, wird dich von diesem Fluch erlösen, welcher dich getroffen hat. Die Worte der hochbeseelten Brahmanen sollten jedoch stets beachtet werden, oh Bester der Könige, denn sie können aufgrund ihrer Entsagung niemals unwahr sein. So bist du nun einmal vom Himmel zur Erde gefallen. Wir möchten dir jedoch, oh bester König, diesbezüglich eine Gunst gewähren. So lange du, oh Sündloser, in dieser Erdhöhle wohnen wirst, so lange wirst du (die rechte Nahrung durch unseren Segen) erhalten! Jenen Strahl von geklärter Butter, der als Vasudhara bekannt ist und den die Brahmanen mit konzentriertem Geist in den Opfern mit heiligen Mantras gießen, soll durch unsere Gunst dir gehören. Wahrlich, damit soll dich weder Schwäche noch Qual berühren. Während du, oh König der Könige, in dieser Erdhöhle wohnst, wird dich weder Hunger noch Durst quälen, denn der Strahl der geklärten Butter soll dich ernähren und deine Energie unvermindert erhalten. Aufgrund unseres Segens, den wir dir gewähren, wird auch Narayana, der Gott der Götter, mit dir zufrieden sein und dich bald wieder in die Region von Brahma erheben!

Nachdem sie dem König diesen Segen gewährt hatten, begaben sich die Bewohner des Himmels sowie jene Rishis mit dem Reichtum der Entsagung zu ihren jeweiligen Wohnstätten zurück. Und Vasu begann, oh Bharata, den Schöpfer des Weltalls zu verehren und im Stillen jene heiligen Mantras zu rezitieren, die ursprünglich aus dem Mund von Narayana geflossen waren. Obwohl er in einer Erdhöhle wohnte, verehrte der König weiterhin Hari, den Herrn aller Götter, in den wohlbekannten fünf Opfern, die er fünfmal jeden Tag durchführte, oh Feindevernichter. Aufgrund dieser Anbetung war Narayana, der auch Hari genannt wird, höchst zufrieden mit dem König, der sich Ihm völlig hingab, im Vertrauen auf Ihn als seine alleinige Zuflucht und mit völlig beherrschten Sinnen. Da sprach der berühmte Vishnu, dieser Segensreiche, zum schnellen Garuda, dem König aller Vögel, der ihm zu Diensten war, die folgenden wohlwollenden Worte:
Oh Erster der Vögel, oh höchst Gesegneter, höre, was ich spreche! Es gibt da einen großen König namens Vasu mit rechtschaffener Seele und beständigen Gelübden. Durch den Zorn der Brahmanen ist er tief in die Erde gesunken. Ihr Fluch hat sich damit erfüllt und seine Früchte getragen. So geh nun auf mein Geiß, oh Garuda, zu Vasu, diesem Ersten der Könige, der nun im Innern der Erde wohnt und nicht mehr durch die Himmel wandern kann, und bring ihn unverzüglich zum Himmel zurück.

Diese Worte von Vishnu hörend, breitete Garuda seine Flügel aus und flog in Windeseile zu dieser Erdhöhle, wo König Vasu lebte. Schnell nahm der Sohn von Vinata den König auf und erhob sich gen Himmel, um ihn dort aus seinem Schnabel zu befreien. In diesem Moment bekam König Vasu seine himmlische Form zurück und erhob sich in die Region von Brahma. So geschah es, oh Sohn der Kunti, daß der große König zuerst unter dem Fluch der Brahmanen wegen seiner Parteilichkeit der Rede fiel und dann wieder auf Geheiß des großen Gottes (Vishnu) zum Himmel aufstieg. Dieser König verehrte voller Demut den mächtigen Herrn Hari allein, dieses Erste aller Wesen. Wegen seiner frommen Hingabe konnte der König sehr schnell diesem Fluch der Brahmanen entkommen und die seligen Bereiche von Brahma wiedergewinnen.

Bhishma fuhr fort:
Damit habe ich dir alles über den Ursprung der geistigen Söhne von Brahma erzählt. Höre nun mit ungeteilter Aufmerksamkeit die Geschichte, wie damals der himmlische Rishi Narada die Weiße Insel besuchte.


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