Pushpak Mahabharata Buch 12Zurück WeiterNews

Kapitel 322 - Vyasa belehrt seinen Sohn Suka

Yudhishthira sprach:
Oh Großvater, erzähle mir in diesem Zusammenhang auch die Geschichte, wie Suka, der Sohn von Vyasa, die Entsagung erreichte. Ich kann nicht genug darüber hören. Mögest du mich, oh Nachkomme des Kuru, über das Wissen belehren bezüglich des Unmanifesten (der Ursache), des Manifesten (der Wirkung) und der Wahrheit (das Brahman), das in allem besteht, aber nicht daran gebunden ist, sowie über die Taten des selbstgeborenen Narayana, inwieweit sie dir bekannt sind.

Bhishma sprach:
Als Vyasa sah, wie sein Sohn Suka reif und furchtlos war und die gewöhnlichen Tugenden beachtete, belehrte er ihn zum Abschluß seines Vedenstudiums (als Brahmacharin).

Und Vyasa sprach:
Oh Sohn, werde Herr deiner Sinne, überwinde die Gegensätze von Hitze und Kälte, Hunger und Durst sowie den inneren Wind. Und wenn du sie beherrschst (wie ein Yogi), dann übe Gerechtigkeit (Dharma). Geh den heilsamen Weg der Wahrheit und Ehrlichkeit, der Freiheit von Zorn und Böswilligkeit, der Selbstzügelung und Entsagung sowie des Wohlwollens und Mitfühlens. Sei beständig in der Wahrheit gegründet, entschlossen der Gerechtigkeit gewidmet und gib jegliche Täuschung und Illusion auf. Friste dein Leben von den Resten der Nahrung, nachdem Götter und Gäste gespeist sind. Dein Körper ist ebenso vergänglich wie der Schaum auf den Wellen des Meeres. Die Seele wohnt ungebunden in ihm, wie ein Vogel in einem Baum sitzt. Die vielfältigen Verbindungen mit all den angenehmen Dingen sind äußerst kurzlebig. Warum, oh Sohn, schläfst du in solcher Vergeßlichkeit? Deine Feinde (die Leidenschaften) sind stets achtsam und wach. Sie sind immer bereit und warten auf ihre Gelegenheit. Warum bist du so verblendet, sie nicht zu erkennen?

Wie die Tage vergehen, so vergeht deine Lebenszeit. Wahrlich, wenn dein Leben unaufhörlich verrinnt, warum beeilst du dich nicht, wahre Erkenntnis zu finden? Nur jene, die kein Vertrauen in das Göttliche haben, streben nach den Dingen dieser Welt, die nur das Körperliche anwachsen lassen. Sie sind äußerst kurzsichtig und sehen nicht die kommenden Welten. Solche Menschen, die durch Unwissenheit verwirrt sind, hassen die Wahrhaftigkeit. Wer ihnen folgt und ihren gewundenen und verlogenen Pfaden, der wird mit ihnen zugrunde gehen. Die Zufriedenen jedoch, welche die heiligen Schriften achten, die Hochbeseelten und Kraftvollen, welche den Weg der Gerechtigkeit gehen, denen solltest du dienen und ihre Belehrung suchen. Handle gemäß den Lehren jener Weisen, deren Augen auf die Gerechtigkeit gerichtet sind. Mit gereinigtem Geist durch solche Lehren und mit vertiefter Einsicht zügle dein Herz, das gern bereit ist, vom rechten Weg abzugehen.

Die Menschen, die kurzsichtig sind und wähnen, das Morgen sei noch weit entfernt, die genießen alles ohne Zügelung und erkennen nicht, daß diese Menschenwelt ein Feld der Prüfung im Handeln ist (zwischen Himmel und Hölle). Besteige die Leiter der Gerechtigkeit Stufe für Stufe! Zur Zeit bist du wie eine Seidenraube, die sich in ihrem Kokon selbst einspinnt und sich damit jede Freiheit nimmt. Folge nicht den Gottlosen, die jede Zügelung ablehnen, die ihr Haus am sandigen Ufer eines reißenden Stromes gebaut haben und in ihrem Stolz wie ein aufgeschossener Bambusbaum dastehen. Überquere mit dem Rettungsfloß des Yogas diesen Ozean der Welt, dessen Wasser aus den fünf Sinnen fließt, wo Begierde, Haß und Tod die schrecklichen Ungeheuer sind und die Geburt der brausende Sturm. So überquere mit dem Floß der Gerechtigkeit diese Welt, die von Tod und Alter gequält wird, wo die Tage und Nächte unaufhörlich über alle Geschöpfe herfallen wie Donnerkeile. Wenn dich der Tod in jedem Moment bedroht, ob du sitzt oder liegst, ist es sicher, daß er dich irgendwann als sein Opfer bekommt. Wo könntest du dann Rettung finden? Wie die Wölfin ein Lamm reißt, so reißt der Tod denjenigen fort, der noch am Sammeln von Reichtum ist und unbefriedigt in seinen Sinnesbegierden. Wenn du dazu bestimmt bist, in die Dunkelheit zu gehen, dann halte die strahlende Leuchte hoch, die aus Gerechtigkeit und Erkenntnis gemacht wurde, und deren Flamme wohl bewahrt.

Im langen Wandern durch verschiedenste Geburten und Gestalten ist es äußerst schwer in diese Welt der Menschen zu kommen und noch schwerer, hier als Brahmane geboren zu werden. Du hast diesen Status erreicht, so nutze ihn auf rechte Weise, oh Sohn! Ein Brahmane wird nicht zur Befriedigung der Sinnesbegierden geboren. Im Gegenteil, sein Körper ist der Demut und Entsagung in dieser Welt bestimmt und für die Seligkeit der kommenden Welten. Der Status der Brahmanenschaft wird nur durch langanhaltende und strengste Buße erworben. Wer ihn erreicht hat, sollte seine Zeit niemals mit Sinnesvergnügungen vergeuden. So sei beständig der Entsagung und Selbstzügelung gewidmet, um dein Heil zu finden. Lebe und handle stets voller Hingabe zu Frieden und innerer Stille. Die Lebenszeit der Menschen ist einem Roß mit unstetem und unergründlichem Wesen ähnlich, dessen Körper die Elemente und dessen Haare die Sekunden und Minuten sind. Die beiden Dämmerungen sind seine Schultergelenke, die helle und dunkle Monatshälfte seine Augen und die ablaufenden Monate seine Beine. Dieses Roß ist unaufhörlich in Bewegung. Wenn deine wahre Sicht nicht geblendet ist, dann erkenne dieses Roß, das beständig seinen unsichtbaren Lauf nimmt, und strebe nach Gerechtigkeit, nachdem du vernommen hast, was deine Lehrer bezüglich der kommenden Welt sprachen:

Jene, die von der Gerechtigkeit absinken und sich rücksichtslos verhalten, die gewalttätig sind und sündhafte Wege gehen, die müssen im Reich von Yama einen Körper annehmen und verschiedenste Qualen aufgrund ihres ungerechten Handelns ertragen. Ein gerechter König, der die Rechtschaffenen beschützt und die Übeltäter bestraft, wird dagegen in die Bereiche der Verdienstvollen gehen. Indem er tugendhaft handelt, gelangt er zu makelloser und unvergleichlicher Glückseligkeit. Wütende Hunde mit schrecklichen Gesichtern, Krähen mit Eisenschnäbeln, Scharen von Raben, Geiern und anderen Raubvögeln und blutsaugende Würmer greifen dagegen den Menschen an, der die Gebote seiner Eltern und Lehrer mißachtet und dafür nach dem Tod in die Hölle sinkt. Der Sündhafte, der aufgrund seiner Rücksichtslosigkeit die zehn Grenzen (bzw. Gebote) überschreitet, welche der Selbstexistente gesetzt hat, wird zweifellos seine Zeit voller Leiden in der schrecklichen Wildnis des Totenreiches verbringen müssen. Der Mensch, der durch Habgier verdorben wurde, in die Illusion verliebt ist, stets Entzücken an Betrug und Täuschung nimmt und andere verletzt, indem er Hinterlist und Gewalt übt, muß in die Tiefen der Hölle sinken und große Qualen und Kummer für seine boshaften Taten ertragen. Er wird in das kochende Wasser des breiten Vaitarani Flusses gezogen, muß einen Wald mit Bäumen durchlaufen, dessen Blätter ebenso scharf wie Schwerter sind, und dort auf einem Bett aus Messerklingen schlafen. So muß er seine Zeit unter großen Leiden in schrecklichen Höllen verbringen.

Du siehst zwar, oh Sohn, die Bereiche von Brahma und den anderen Göttern, aber bist noch blind für das Höchste, die Befreiung, und erkennst nicht, was von ferne den Tod mit sich bringt. Geh den Pfad der Befreiung! Warum zögerst du? Ein schrecklicher Terror bedroht dich, der all dein Glück zerstören wird. Geh entschlossen den Weg der Befreiung! Trifft dich der Tod, wirst du unweigerlich unter die Herrschaft von Yama fallen. Kämpfe hier um Gerechtigkeit durch heilsame Gelübde und beständige Selbstzügelung für die Glückseligkeit der kommenden Welt. Bald wird der mächtige Yama, unabhängig vom Jammer deiner Verwandten, das Leben von dir selbst und deinen Freunden dahinraffen. Nichts kann ihm widerstehen. Bald wird dich der Wind von Yama forttragen. Bald wirst du in diese schreckliche Todesangst fallen, die alles erfüllt. So vollbringe, was zu deinem Heil ist! Wo ist heute der Todeswind, der dich bald erfassen wird? Bist du achtsam genug? Bald wird der Moment kommen, daß sich die Himmelsrichtungen vor deinen Augen drehen werden. Bist du darauf vorbereitet? Oh Sohn, bald wird der Moment kommen, daß die Veden aus deinem Bewußtsein verschwinden und du hilflos dem Schrecken begegnen wirst. Deshalb widme dich der Yoga Vertiefung, die voller Heilsamkeit ist! Bemühe dich um den einzigen Schatz, so daß du an der Schwelle des Todes deine vergangenen guten und schlechten Taten nicht bereuen mußt, die alle durch Unvollkommenheit geprägt sind. Das Alter schwächt sehr bald deinen Körper und raubt dir alle Kraft und Schönheit. Deshalb suche diesen einzigen Schatz! Bald wird der Zerstörer mit der Krankheit als Wagenlenker kommen und mit starker Hand dein Leben ergreifen, deinen Körper durchbohren und zerbrechen. Deshalb übe strenge Entsagung! Bald wird dich dieser schreckliche Wolf, der in deinem Körper wohnt, von jeder Seite angreifen. Deshalb sei den Taten der Gerechtigkeit gewidmet! Bald wirst du völlig allein eine dichte Dunkelheit sehen und die goldenen Bäume auf dem Gipfel des Berges (als warnendes Zeichen des Todes). Deshalb bemühe dich um die Taten der Gerechtigkeit, ohne noch lange zu zögern! Schnell werden dir deine üblen Begleiter und Feinde (die begehrenden Sinne), als Freunde verkleidet die wahrhafte Sicht entreißen. Deshalb kämpfe, oh Sohn, für dein höchstes Heil! Verdiene diesen Wohlstand, der weder Könige, Diebe noch den Tod fürchten muß. Einmal verdient, wird ihn niemand mehr rauben können.

Jeder begegnet dem, was er sich verdient hat. Oh Sohn, laß den anderen das, wovon sie in der kommenden Welt leben werden. Erwirb du jenen Reichtum, der unvergänglich und zeitlos ist. Denke nicht, daß du zuerst alle Arten der Vergnügungen genießen mußt, um dann dein Herz auf die Befreiung zu richten. Denn bevor du von den Begierden gesättigt werden kannst, wird dich sicherlich der Tod einholen. Deshalb widme dich den Taten der Güte! Weder Mutter noch Kinder, Verwandte oder liebe Freunde können einem Menschen auf seinem Weg im Sterben folgen. Zu den Bereichen von Yama muß man allein und ohne jegliche Begleitung gehen. Nur seine guten und schlechten Taten, welche er im Leben als Karma angesammelt hat, begleiten den Menschen, der zur anderen Welt geht. Alles Gold und alle Edelsteine, die man durch gute und schlechte Mittel gewonnen hat, können dem Menschen nicht helfen, dessen Körper sich auflöst. Für jene, die zur jenseitigen Welt gehen, gibt es nur einen untrüglichen Zeugen für alle vollbrachten und unvollbrachten Taten im Leben, und das ist die Seele. Wenn die verkörperte Seele ihren Körper wie ein Kleid ablegt, kann sie nichts mehr verbergen, was sie getan oder gelassen hat. Denn in diesem Körper wohnen die drei Götter, Feuer, Sonne und Wind, die im Leben alle Taten bezeugen, ob sie nun vom Tag erleuchtet oder von der Nacht verhüllt werden. Deshalb beachte die Aufgaben deiner Kaste!

Deine Wege (auf Erden) sind voller Feinde, welche dich wie beißende Insekten und Würmer bedrohen. So sei achtsam im Handeln, denn stets begleiten dich deine Taten auf allen Wegen. Es erntet jeder die Früchte seiner eigenen Handlungen in Form von Glück oder Leid, niemals von anderen. Wie die Apsaras und großen Rishis die Früchte der großen Glückseligkeit ernten, so erfahren auch die Menschen mit rechtschaffenen Taten gute Früchte und erreichen in der kommenden Welt strahlende Fahrzeuge, die sich allein durch den Willen des Fahrers überall hinbewegen können. Menschen mit reinen Taten, gereinigten Seelen und reiner Geburt erfahren in der kommenden Welt die Wirkungen ihres heilsamen Verhaltens in diesem Leben. So erreichen auch jene Menschen, die den hohen Weg der Aufgaben der Häuslichkeit gehen, ihr Glück und die Bereiche von Prajapati, Vrihaspati oder Indra mit den hundert Opfern.

Ich könnte dir tausende über tausende solcher Belehrungen geben. Doch wisse vor allem: Wer seinen Geist nicht verblenden läßt, den führt das Licht der Erkenntnis empor. Du hast bereits drei mal acht Jahre verbracht und bist schon im fünfundzwanzigsten. (Mit 25 Jahren endet gewöhnlich die Schülerzeit als Brahmacharin.) Deine Jahre vergehen. So beginne, den Reichtum der Gerechtigkeit zu sammeln! Der Zerstörer, der innerhalb der Unvollkommenheit und Unachtsamkeit wohnt, wird schon bald deine Sinne ihrer jeweiligen Macht berauben. So zögere nicht und vollbringe mithilfe dieses Körpers deine Lebensaufgabe. Wenn es deine Aufgabe ist, diesen Weg zu gehen, wo dein Selbst vor dir und gleichzeitig hinter dir ist (die Selbsterkenntnis), welches Bedürfnis hast du dann noch für deinen Körper, Ehefrauen und Kinder? Wenn Menschen allein und ohne Begleiter in das Reich von Yama gehen müssen, solltest du zweifellos in Anbetracht dieser Bedrohung den einzig wahren Schatz erreichen. Der mächtige Yama nimmt keine Rücksicht auf den Jammer der Angehörigen und verschlingt die Freunde und Verwandten einer Familie bis zu ihren Wurzeln. Keiner kann ihm widerstehen. Deshalb bemühe dich um den Reichtum der Wahrheit! Dafür, oh Sohn, gebe ich dir diese Lehren, die im Einklang mit allen heiligen Schriften sind und denen ich ebenfalls folge. Bewahre sie und handle gemäß ihrer Bedeutung!

Wer seinen Körper bewahrt, um den Aufgaben seiner Kaste zu folgen, und die Verdienste der Wohltätigkeit sammelt, der kann von den Wirkungen befreit werden, die aus Unwissenheit und Unvollkommenheit geboren werden. Die Erkenntnis, die ein Mensch mit rechtschaffenem Verhalten aus den Veden erwirbt, führt zur Allwissenheit. Diese Allwissenheit ist mit dem höchsten Ziel des Menschen (der Befreiung) identisch. Dafür sind die Belehrungen, die dem Demütigen gegeben werden, höchst nützlich. Die Freude, die man am Leben in den Wohnstätten der Menschen findet, ist in Wirklichkeit ein schnell fesselndes Band. Wenn sie diese Bindungen lösen, erreichen tugendhafte Menschen die Bereiche der höchsten Glückseligkeit. Übelgesinnte Menschen werden dagegen scheitern, dieses Band zu zerreißen. Welchen Nutzen hast du vom weltlichen Reichtum, oh Sohn, von Verwandten oder Kindern, wenn du doch sterben mußt? Deshalb suche deine Seele, die in der innersten Höhle verborgen ist! Wohin gingen alle deine Vorväter? Was du morgen tun willst, das vollende heute. Was du später tun willst, das vollende jetzt. Der Tod wartet auf niemanden, bis er all seine Aufgaben vollbracht hat. Deine Verwandten, Angehörigen und Freunde werden deinem toten Körper das letzte Geleit geben und vom Leichenplatz zurückkehren, nachdem sie ihn verbrannt haben.

Halte dich nicht an die Gottlosen, Unbarmherzigen und Übelgesinnten, sondern suche voller Mitgefühl zum Wohle aller Wesen dein höchstes Heil! Wenn diese Welt so vom Tod gequält wird, dann strebe mit ganzem Herzen nach Gerechtigkeit und stütze dich dabei auf unbeirrbare Geduld. Der Mensch, der die Mittel zur Befreiung wohl kennt und pflichtgemäß die Aufgaben seiner Kaste erfüllt, gelangt sicher zu großer Glückseligkeit in der kommenden Welt. Nur für den gibt es keinen Untergang, der im Wandel von Körper zu Körper keinen Tod sieht und nicht vom wahrhaften Pfad der Gerechtigkeit abgeht. Wer den Reichtum der Gerechtigkeit ansammelt, der ist wahrlich weise. Wer dagegen von der Gerechtigkeit absinkt, gilt als Unwissender. Wer tugendhafte Taten ansammelt, gelangt zum Himmel als Belohnung. Wer dagegen sündhaft handelt, muß in die Hölle sinken. Wer den Status des Menschseins erworben hat, der so schwer zu erwerben ist und als Sprungbrett zum Himmel gilt, der sollte sein Innerstes auf das Brahman richten, damit man nicht wieder hinabfallen muß. Ein Mensch, der von seiner Vernunft zum Himmel geführt wird und davon nicht abgeht, wird von den Weisen als ein Mensch der Gerechtigkeit betrachtet, und wenn er stirbt, verlieren seine Freunde wahrlich einen Freund. Wessen Gedanken nicht ruhelos sind, wer im Brahman gegründet ist und zum Himmel gelangt, wird von aller Angst befreit. Wer in einer Einsiedelei unter Asketen geboren wird und dort stirbt, sammelt durch ein Leben der Entsagung weniger Verdienst an als ein Mensch, der die Begierden der Welt überwindet, Buße und Reinigung übt und damit alles erreicht. Einen solchen Erfolg schätze ich viel höher ein.

Tausende Mütter, Väter, Kinder und Ehegatten hatte bereits jeder in dieser Welt und wird sie auch in Zukunft haben. Doch wer waren sie und wem gehörten sie in Wahrheit? Ich bin vollkommen allein. Da ist niemand anderes, den ich mein Eigen nennen könnte. Noch nie gehörte ich irgend jemand anderem. Ich sehe keine Person, die ich bin oder besitze. Solche Persönlichkeiten haben nichts mit deinem wahren Wesen zu tun. Alle Wesen nehmen ihre Geburt aufgrund des Karmas ihrer vergangenen Taten. Auch du bist diesen Weg gegangen, den dein Handeln bestimmt. Nur wer Besitz in dieser Welt hat, der besitzt auch Angehörige und Freunde. Der Besitzlose nennt schon zu Lebzeiten nichts mehr davon sein Eigen. Denn der Mensch begeht zahlreiche sündhafte Taten wegen solchen Eigentums, wie Ehefrauen und Kinder, wodurch er sowohl in dieser als auch der kommenden Welt leiden muß. Der Weise erkennt, wie die Welt des Lebens durch solche Taten von allen Geschöpfen verwüstet wird. Deshalb, oh Sohn, handle gemäß den Lehren, die ich dir erteilt habe! Wer die wahrhafte Sicht hat und diese Welt allein als ein Feld der Taten erkennt, der handelt tugendhaft zu seinem Heil in der kommenden Welt. Die Zeit entfaltet ihre unwiderstehliche Kraft und kocht alle Wesen (in ihrem großen Kessel), wobei ihr Schöpflöffel die Monate und Jahreszeiten sind, das Kochfeuer ist die Sonne, der Brennstoff sind die Tage und Nächte, und der Koch ist das Karma der Taten aller Wesen.

Welchen Sinn hat der Reichtum, wenn er nicht gegeben und genommen wird? Welchen Sinn hat die Kraft, wenn sie nicht dem Feind widersteht, um ihn zu überwinden? Welchen Sinn hat das Wissen der heiligen Schriften, wenn es nicht zum wahrhaften Handeln führt? Welchen Sinn hat das Ich, wenn es nicht die Sinne zügelt und sündhafte Taten meidet?

Bhishma fuhr fort:
Nachdem Suka diese heilsamen Worte des Inselgeborenen (Dwaipayana bzw. Vyasa) gehört hatte, nahm er Abschied von seinem Vater und ging den Weg der Befreiung.


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