Pushpak Mahabharata Buch 12Zurück WeiterNews

Kapitel 318 - Yajnavalkya über den Tod

Yajnavalkya sprach:
Höre jetzt von mir mit Aufmerksamkeit, oh König, betreffs der Wege, welche die Sterbenden gehen. Wenn die verkörperte Seele durch die Füße auszieht, sagt man, daß sie in die Region von Vishnu geht. Wenn sie durch die Waden auszieht, so haben wir gehört, daß sie in die Bereiche der Vasus geht. Wenn sie durch die Knie auszieht, erreicht sie die Gesellschaft jener Himmlischen, die man Sadhyas nennt. Wenn sie durch die niederen Kanäle auszieht, gelangt sie in das Reich von Mitra, durch das Gesäß zur Erde, durch die Schenkel zu Prajapati, durch die Seiten zu den Maruts, durch die Nasenlöcher zum Reich von Chandramas, durch die Arme zum Reich von Indra und durch die Brust zum Reich von Rudra. Wenn die verkörperte Seele durch den Hals auszieht, erreicht sie jenen ausgezeichneten Bereich, den die Besten der Asketen Nara nennen. Wenn sie durch den Mund auszieht, gelangt sie zu den Viswadevas, durch die Ohren zum Bereich der Götter, welche über die vier Himmelsrichtungen wachen, durch die Nase zum Bereich des Windgottes, durch die Augen zum Bereich von Agni, durch die Brauen zum Bereich der Aswins und durch die Stirn zu den Pitris. Wenn sich die verkörperte Seele jedoch durch den Scheitel des Kopfes erhebt, erreicht sie die Region des mächtigen Brahma, dem Ersten der Götter. Damit habe ich dir, oh Herrscher von Mithila, die verschiedenen Bereiche genannt, zu denen sich der Mensch begibt, entsprechend des Weges, auf dem die verkörperte Seele ihren Körpern verläßt.

Nun werde ich dir die warnenden Vorzeichen aufzählen, welche die Gelehrten für jene kennen, die nur noch eine kurze Zeit zu leben haben. Wer den Fixstern Arundhati oder den Polarstern, die er zuvor noch sehen konnte, nicht mehr erkennt oder wer den Vollmond oder die Flamme einer brennenden Lampe nach Süden ziehen sieht, der hat nur noch ein Jahr zu leben. Jener Mensch, oh König, der sein Spiegelbild in den Augen der anderen nicht mehr sehen kann, hat ebenfalls nur noch ein Jahr zu leben. Wer seinen ganzen ehemaligen Glanz oder seine Weisheit verliert, wessen Charakter sich völlig umkehrt, der hat nur noch sechs Monate zu leben. Wer die Götter mißachtet, mit Brahmanen streitet, oder wessen dunkle Gesichtsfarbe ganz weiß wird, der hat ebenfalls nur noch sechs Monate zu leben. Wer die Mondscheibe mit lauter Löchern sieht, wie ein Spinnennetz, oder auch die Sonnenscheibe mit ähnlichen Löchern, der hat nur noch eine Woche zu leben. Wer den Wohlgeruch an Kultstätten wie den schlechten Geruch von Leichen wahrnimmt, der hat ebenfalls nur noch eine Woche zu leben. Eine schlaffe Nase oder herabhängende Ohren, das Verfärben der Zähne oder Augen, das Schwinden des Bewußtseins und der Körperwärme sind Anzeichen, daß der Tod noch am gleichen Tag eintritt. Wenn ohne irgendeinen wahrnehmbaren Grund ein Strom von Tränen plötzlich aus dem linken Auge fließt, oder wenn man Dämpfe vom Kopf aufsteigen sieht, dann ist das ein sicheres Anzeichen, daß der Mensch sterben wird, noch bevor dieser Tag zu Ende geht. Diese Vorzeichen erkennend, sollte der innerlich gereinigte Mensch Tag und Nacht seine Seele mit der Höchsten Seele verbinden. So soll er im Yoga verweilen bis der Tag seiner Auflösung kommt. Wer jedoch nicht sterben möchte, sondern den Tod überwinden, der entsage allen Vergnügungen, allen Düften und Wohlgeschmäckern, oh König, und lebe in Askese. Er wird unsterblich, indem er seine Seele mit der Höchsten Seele vereint. Wahrlich, oh Monarch, wer mit Selbsterkenntnis gesegnet wird, der geht den Weg von Sankhya und Yoga und überwindet den Tod durch die Einheit seiner Seele mit der Höchsten Seele. So erreicht er das, was ewig unzerstörbar ist, ohne Geburt, vollkommen, unwandelbar, zeitlos und unvergänglich, was Menschen mit ungereinigten Seelen nie erlangen können.


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