Pushpak Mahabharata Buch 12Zurück WeiterNews

Kapitel 316 - Yajnavalkya über die Sankhya Theorie

Yajnavalkya sprach:
Was ohne Eigenschaften ist, oh Sohn, kann niemals durch Eigenschaften erklärt werden. Höre mich jedoch, wie ich dir das erkläre, was Eigenschaften hat, und schließe dann auf das, was von ihnen frei ist. Hochbeseelte Munis, welche die Wahrheit bezüglich aller natürlichen Prinzipien erkannt haben, sagen, daß der Geist eine Eigenschaft annimmt, wie ein klarer Kristall die Reflektion einer roten Blume einfängt. Ohne Reflektion ist der Geist eigenschaftslos. Eigenschaften sind das Wesen der Natur. Ohne Eigenschaften gibt es keine Natur. Doch Eigenschaften sind ohne Intelligenz, und deshalb kann die Natur nichts erkennen. Das Erkennen ist das Wesen des Geistes. „Ich bin.“ - das ist das ewige Bewußtsein des Geistes. Damit wird die Natur, die in ihrem Wesen leblos und ohne Intelligenz ist, belebt und intelligent aufgrund ihrer Verbindung mit dem Höchsten Geist, der ewig und unvergänglich ist. Wenn der Geist durch Unwissenheit immer wieder nach Eigenschaften greift, kann er sein wahres Wesen nicht erkennen und scheitert deshalb, die Befreiung zu erreichen. Aufgrund seiner Herrschaft über die Prinzipien der Natur sagt man, daß er an dieser Natur Anteil hat. Aufgrund seiner Tätigkeit hinsichtlich der Schöpfung sagt man, daß er die Schöpferkraft hat. Aufgrund seiner Betätigung hinsichtlich des Yogas (der Entsagung) sagt man, daß er die Yogakraft (zur Befreiung) hat. Aufgrund seiner Macht über die Prinzipien der Natur sagt man, daß er das Wesen der Natur hat. Aufgrund seiner schöpferischen Kraft in allen Samen sagt man, daß er fruchtbar ist. Und aufgrund seiner Kraft, die Eigenschaften und Prinzipien zu entfalten, sagt man, daß er vergänglich ist (wie diese Erscheinungen).

Weil er der erkennende Zeuge von allem ist, weil es außer ihm keinen gibt und weil er sich mit der Natur bewußt identifiziert, betrachten ihn die Yatis, die mit asketischem Erfolg gekrönt sind, das Selbst erkannt haben und von jedem Fieber frei sind, als den Einen ohne Zweiten, sowohl als unvergänglich und ungestaltet (in Form der Ursache) als auch vergänglich und gestaltet (in Form von Wirkungen). Das ist es, was wir gehört haben. Die Sankhyas, die den Weg der Erkenntnis gehen und das große Mitgefühl für alle Wesen üben, erkennen, daß die Natur eine Einheit ist und nur durch den Geist vielfältig erscheint. In Wahrheit ist der Geist unvergänglich jenseits der Natur, die durch ihn vergänglich erscheint. Wie das Schilfgras die Halme umschließt, so umhüllt die Natur den Geist. Wie die Obstmade vom Obst unterschieden wird, so unterscheidet man den Geist von der Natur, denn obwohl die Made im Obst lebt, gilt doch die Made nicht als Teil des Obstes. Auch der Fisch ist vom Wasser verschieden, in dem er lebt, und das Wasser vom Fisch. Obwohl Fisch und Wasser als Einheit bestehen, löst sich doch der Fisch nicht im Wasser auf. Das Feuer, das in einem irdenen Topf gehalten wird, ist vom Topf verschieden und der Topf vom Feuer. Doch obwohl Feuer und Topf eine Einheit bilden, werden sie als zwei Teile betrachtet. Das Lotusblatt, das auf dem Wasser schwimmt, ist verschieden vom Wasser. Die Verbundenheit mit dem Wasser macht das Lotusblatt nicht zum Wasser, auf dem es schwimmt. Gewöhnliche Menschen erkennen diese beständige Verbindung und Einheit aller Geschöpfe nicht. Wer es anders sieht, als es ist, ermangelt der wahren Erkenntnis und wird durch diese Unwissenheit leidvolle Wege gehen müssen.

Damit habe ich dir die Philosophie der Sankhyas erklärt, diesen ausgezeichneten Weg zur wahrhaften Erkenntnis aller Erscheinungen. Indem sie das Wesen von Geist und Natur auf diese Weise untersuchen, gelangen die Sankhyas zur Befreiung. Höre nun im Weiteren von der Lehre der Yogis, welche das Wesen dieses Universums ebenfalls tiefgründig durchschaut haben.


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