Pushpak Mahabharata Buch 12Zurück WeiterNews

Kapitel 298 - Parasara über Hingabe und Tod

Parasara sprach:
Weder Eltern, Freunde, Lehrer noch die Gattinnen der Lehrer können einem Menschen, der keine Hingabe hat, jene hohen Verdienste geben, die aus der Hingabe entstehen. Nur jene, welche den Altehrwürdigen mit Demut beständig dienen, freundlich zu ihnen sprechen, ihr Wohlergehen suchen und ihnen gehorsam sind, können das unvergleichliche Verdienst der Hingabe gewinnen. Der Vater gilt als der höchste Gott für seine Kinder und man sagt, er ist sogar höher als die Mutter. Noch höher ist nur die Selbsterkenntnis, die als höchster Erfolg betrachtet wird. Denn wer die Sinnesobjekte (durch Selbsterkenntnis) überwunden hat, der erreicht das Höchste (die Befreiung).

Der Kshatriya Prinz, der sich tapfer zum Schlachtfeld begibt, die Wunden inmitten brennender Pfeile empfängt, welche flammend in alle Richtungen fliegen und ihn verbrennen, wird sicherlich jene hohen Regionen gewinnen, die selbst durch die großen Götter unerreichbar sind. Dort angekommen, genießt er die Glückseligkeit des Himmels in vollkommener Harmonie. Ein Kshatriya, oh König, sollte niemals einen Ermüdeten, einen Erschrockenen, einen Unbewaffneten oder einen Weinenden schlagen, wie auch keinen, der nicht kämpfen will, der Rüstung, Wagen, Pferde und Soldaten verloren hat, der sich vom Kampf zurückzieht, der schwer verwundet wurde, der um Gnade bittet oder wesentlich jünger oder älter ist. Ein Kshatriya sollte stets mit Seinesgleichen kämpfen, die mit Rüstung, Wagen, Pferden und Soldaten ausgestattet, zum Kampf bereit sind und sich als Gegner aufstellen. Der Tod aus den Händen eines Gleichrangigen oder Stärkeren ist lobenswert. Aber durch einen Geringeren, Feigling oder Schuft zu sterben, ist schimpflich. Das ist wohlbekannt. Der Tod aus den Händen eines Sünders, eines Niedriggeborenen oder eines Übelgesinnten, oh König, ist ohne Ruhm und führt zur Hölle.

Wessen Lebenszeit abgelaufen ist, der kann von niemandem mehr gerettet werden. Dagegen kann aber auch derjenige, dessen Lebenszeit noch nicht erschöpft ist, durch niemanden getötet werden. Man sollte verhindern, daß die Wohlgesinnten sich aus Zuneigung versklaven und wie Knechte handeln oder durch ihr Handeln anderen schaden. Man sollte nie versuchen, sein eigenes Leben auf Kosten des Lebens anderer zu erhalten. Für alle, die ein Hausleben führen, ist es am Lebensende lobenswürdig, die Riten der frommen Pilger zu pflegen und ihr Leben an den Ufern heiliger Flüsse aufzugeben. Wenn die Lebenszeit erschöpft ist, löst sich dieser Körper in die fünf Elemente auf. Manchmal geschieht das plötzlich (durch Unfälle), und manchmal nimmt es seinen gewöhnlichen Lauf. Und entsprechend der angesammelten Ursachen (bzw. Karma) geht man von dem einen Körper in einen anderen ein. So ist jeder auf dem langen Weg der Erlösung ein Reisender und geht von Körper zu Körper, wie von einem Haus in ein anderes. Für diese Wanderung gibt es keine andere Ursache, als daß diese Verkörperungen der Seele als Weg zur Erlösung dienen. Wenn dieser neue Körper des verkörperten Wesens entsteht, gerät er sogleich wieder unter die Herrschaft der Rudras und anderer Geisterwesen. Die Weisen, die das Selbst erkannt haben, bezeichnen diesen Körper als eine Ansammlung aus Blutgefäßen, Sehnen, Knochen und viel Ekelhaftem und Unreinem, das aus den fünf Elementen besteht, mit den Sinnen und Sinnesbegierden, was schließlich alles durch eine äußere Haut zusammengefaßt wird. Ohne wahre Schönheit und Vollkommenheit, nimmt diese Ansammlung durch die Kraft der Neigungen vorheriger Leben eine menschliche Form an. Wenn der Eigentümer wieder geht, wird der Körper leblos und unbeweglich. Wahrlich, wenn die ursprünglichen Bestandteile in ihre jeweiligen Elemente zurückkehren, wird der Körper zu Staub. Und aufgrund seiner Verbindung mit den Taten (dem Karma) erscheint der Körper unter entsprechenden Bedingungen wieder neu. Wahrlich, oh Herrscher der Videhas, die Bedingungen unter denen dieser Körper auf seine Auflösung trifft bestimmen seine folgende Geburt, und man sieht, wie er die Früchte seiner vorherigen Taten entweder erleidet oder genießt. Doch die verkörperte Seele wird nach der Auflösung eines Körpers nicht sofort wiedergeboren, oh König. Sie wandert für einige Zeit umher, wie eine große Wolke am Himmel, und nimmt erst Geburt an, wenn sich die entsprechenden Bedingungen ergeben, oh Monarch.

Die Seele ist höher als das Denken, und das Denken ist höher als die Sinne. Unter allen Geschöpfen sind die Lebewesen die Höchsten, unter den Lebewesen sind es die Zweibeiner, unter den Zweibeinern sind es die Zweifachgeborenen, unter den Zweifachgeborenen sind es die Weisen, unter den Weisen sind es jene mit Selbsterkenntnis und unter denen mit Selbsterkenntnis sind es die Demütigen, die als die Höchsten gelten. Der Tod folgt der Geburt für alle Geschöpfe. Das ist Gesetz. Deshalb vollbringen alle Wesen unter dem Einfluß der natürlichen Qualitäten von Sattwa, Rajas und Tamas auch immer nur vergängliche Werke.

Ein Mensch gilt als verdienstvoll, der während der heller werdenden Jahreshälfte stirbt, wo die Sonne nordwärts geht, unter einer günstigen und heiligen Konstellation, nachdem er sich von allen Sünden gereinigt, seine Lebensaufgaben zum Besten seiner Macht erfüllt und keinem anderen Schaden zufügt hat. Der eigenhändige Tod durch Gift, Erhängen oder Verbrennen oder durch die Hand von Knechten oder die Zähne von Tieren gilt als unrühmlich. Rechtschaffene Menschen greifen nicht nach diesen Todesarten, selbst wenn sie von schlimmsten geistigen und körperlichen Krankheiten gequält werden. Das Leben des Rechtschaffenen, oh König, geht den Weg durch die Sonne und steigt hinauf in die Bereiche von Brahma. Das Leben derjenigen, die sowohl rechtschaffen als auch sündhaft waren, wandert durch die mittleren Bereiche, während das Leben der Sündhaften in die niederen Tiefen versinkt.

Es gibt nur einen Feind (der Menschen) und keinen zweiten. Erkenne diesen Feind als die Unwissenheit, oh König! Von ihm überwältigt, strebt man nach schrecklichen und grausamen Taten. Dieser Feind, den man mit ganzer Macht bekämpfen sollte, indem man den altehrwürdigen Weisen dient und den Geboten der heiligen Schriften folgt, dieser Feind, der allein durch Beständigkeit überwunden werden kann, trifft nur auf seinen Untergang, oh König, wenn er mit den Pfeilen der Erkenntnis durchbohrt wird. Das nötige Verdienst dazu erreicht man zuerst durch das Studium der Veden, durch Entsagung und ein Leben als Brahmacharin. Dann sollte man die Lebensweise der Hausväter annehmen und die üblichen Opfer durchführen. Wenn die Nachkommenschaft reif genug ist, sollte man in die Wälder gehen, seine Sinne zurückziehen und den Weg der Befreiung gehen.

Auch wenn man von allen Freuden getrennt ist, sollte man sich niemals selbst töten. Von allen Geburten ist der Zustand als Mensch die Vorzüglichste, selbst wenn man ein Chandala werden muß. Wahrlich, oh Monarch, diese Geburt ist die Beste, weil man als Mensch die Möglichkeit hat, sich durch tugendhaftes Handeln zu retten. Deshalb sollte man immer tugendhaft handeln, oh Herr, geführt von den Geboten der heiligen Schriften, damit man nicht vom Zustand des Menschseins absinken muß. Wer die Geburt als Mensch erreicht hat, welche so schwer zu erreichen ist, und sich der Böswilligkeit hingibt, die Gerechtigkeit mißachtet und sich in Sinneslust verliert, der ist wahrlich durch seine Begierde verraten. Wer alle Wesen voller Mitgefühl und der Liebe würdig betrachtet, wer Wohltätigkeit übt, ihnen Trost, Nahrung und Freundlichkeit gibt, wer sich an ihrem Glück erfreut und durch ihr Leiden leidet, wird in der kommenden Welt glücklich sein. Man sollte den Fluß Sarasvati besuchen, den Naimisha Wald, die Seen in Pushkara und andere heilige Orte auf Erden. Man sollte geben, entsagen und freundlich sein, oh König, indem man seinen Körper durch Bäder und Buße reinigt. Doch auch jene Menschen, die zu Hause auf ihren Tod treffen, sollten eine würdige Bestattung bekommen. Ihre Körper sollten auf Wagen zum Verbrennungsplatz gebracht werden und dort gemäß den Reinigungsriten nach den Geboten der heiligen Schriften verbrannt werden.

Religiöse Riten, heilige Zeremonien, Opfer, Amtieren in Opfern, Freigebigkeit, Tugendhaftigkeit, Ahnenverehrung und alle anderen heilsamen Taten vollbringt der Mensch zu seinem Heil. Die Veden mit ihren sechs Zweigen und alle anderen heiligen Schriften, oh König, sind zum Wohle der Menschen geschaffen, um sich durch tugendhaftes Handeln zu reinigen.

Bhishma fuhr fort:
All dies sprach in alten Zeiten der hochbeseelte Weise zum Herrscher der Videhas, oh König, um dessen Wohlergehen zu fördern.


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