Pushpak Mahabharata Buch 12Zurück WeiterNews

Kapitel 296 - Parasara über die Entsagung

Parasara sprach:
So habe ich dir die Gebote für die Lebensweise als Hausvater erklärt. Im weiteren möchte ich über die Gebote der Entsagung sprechen. Höre mir achtsam zu! Man sieht gewöhnlich, oh König, daß sich im Herzen der Hausväter aufgrund der Gefühle voller Rajas und Tamas ein egoistischer Sinn aus der Anhaftung erhebt. Wer ein Hausleben führt, erwirbt Kühe, Felder, Reichtümer, Ehefrauen, Kinder und Diener und richtet in dieser Lebensweise seine Aufmerksamkeit beständig auf seine Anschaffungen. Unter diesen Bedingungen wächst die eigene Anhaftung und Abneigung (in Form von Liebe und Haß), und man vergißt das Ewige und Unzerstörbare im Inneren. Wenn eine Person von Anhaftung und Abneigung überwältigt wurde und sich von weltlichen Dingen beherrschen läßt, ergreift sie die Begierde nach Vergnügen, welche sich aus der Unachtsamkeit erhebt, oh König. Mit dem Gedanken, daß jene gesegnet sind, die den größten Anteil an Vergnüglichkeiten in dieser Welt haben, sieht der vergnügungssüchtige Mensch aufgrund seiner Anhaftung nicht, daß die wahre Glückseligkeit jenseits der Sinnesbefriedigungen wartet. Überwältigt von der Habgier, die sich aus solcher Anhaftung ergibt, bemüht er sich um eine große Familie und viel Gefolge, für deren Unterhalt er dann mit aller Kraft und allen Mitteln nach Reichtum sucht. Voller Zuneigung zu seinen Kindern begeht er zum Erwerb von Reichtum sogar Taten, die er als untugendhaft kennt, und wenn er seinen Reichtum verliert, schlägt ihn das große Leiden. In der Welt geehrt, verteidigt er beständig seine Pläne vor allen Mißerfolgen und nutzt alle Mittel, um seine Wünsche zu befriedigen. Schließlich trifft er auf seinen Untergang als unvermeidliche Folge seines Verhaltens.

Es ist jedoch wohlbekannt, daß nur jene wahre Glückseligkeit haben, die mit Weisheit gesegnet sind, die das ewige Brahman sprechen, die sich um heilsames Handeln bemühen und sich aller Taten enthalten, die unnötig sind und allein aus der Begierde entstehen. Durch den Verlust all jener Dinge, auf die sich unsere Anhaftung konzentriert, durch den Verlust von Reichtümern und durch die Tyrannei körperlicher Krankheiten und geistiger Leiden versinkt eine Person in tiefste Verzweiflung. Doch gerade aus dieser Verzweiflung kann das Erwachen der Seele entstehen. Aus dem Erwachen folgt das Studium der heiligen Schriften, und durch das Nachdenken über deren Bedeutung erkennt man den Wert der Entsagung, oh König. Doch höchst selten ist eine Person, die das Wesentliche und Heilsame erkennt, und sich um Buße und Entsagung bemüht, beeindruckt von der Wahrheit, daß alles Glück, welches man aus dem Besitz von angenehmen Dingen sowie durch Ehefrauen und Kinder gewinnt, schließlich zum Leiden führt.

So ist die Entsagung, oh König, für alle, sogar für die niedrigste Kaste der Menschen (den Shudras) geboten. Entsagung erhebt den selbstgezügelten Menschen, der die Sinne beherrscht, zum Himmel. Durch Entsagung und Beachtung verschiedener Gelübde erschuf der mächtige Herr aller Wesen alle existierenden Geschöpfe. Die Adityas, Vasus, Rudras, Agni, Aswins, Maruts, Viswadevas, Sadhyas, Pitris, Yakshas, Rakshasas, Gandharvas, Siddhas und die anderen Bewohner des Himmels - wahrlich alle Himmlischen, oh Kind - sind durch Entsagung mit Erfolg gekrönt worden. Jene Brahmanen, die Brahma am Anfang erschuf, gewannen durch Entsagung die Verehrung nicht nur der Erde allein, sondern auch des Himmels, wo sie nach Belieben wandern. In dieser Welt der Sterblichen sind alle Könige und alle anderen, die in edlen Familien geboren wurden, allein durch die Entsagung (in vergangenen Leben) zu dem geworden, was sie sind. Ihre seidenen Roben, ihre ausgezeichneten Ornamente, ihre Tiere und Wagen sowie ihre kostbaren Sitze sind alle ein Ergebnis ihrer Entsagung. Die vielen bezaubernden und schönen Frauen, welche sie in Scharen in ihren Palästen genießen können, kostbare Betten und verschiedene köstliche Lebensmittel haben alle ihren Ursprung in der Entsagung. Es gibt nichts in den drei Welten, oh Feindevernichter, was man durch Entsagung nicht erreichen kann. Sogar jene, die ohne wahrhafte Erkenntnis sind, werden durch Entsagung erfolgreich. Ob in reichen oder ärmlichen Verhältnissen, man sollte die Habgier überwinden und mithilfe des Denkens und der Vernunft über die heiligen Schriften nachdenken, oh Bester der Könige. Unzufriedenheit ist stets dem Leiden förderlich. Habgier führt zur Verwirrung der Sinne. Durch ihre Verwirrung verschwindet die Weisheit, wie das Wissen, welches nicht beständig genutzt wird, und ohne Weisheit kann man nicht mehr zwischen recht und unrecht unterscheiden.

Deshalb sollte jeder, dessen Glück zerstört (und zum Leiden) wurde, strengste Entsagung üben. Das, was angenehm ist, wird Glück genannt. Das, was unangenehm ist, gilt als Leiden. Durch Entsagung entsteht das Glück. Ohne Entsagung wird nur das Leiden wachsen. Vergleiche doch die Früchte von Entsagung und Zügellosigkeit! Durch reine Entsagung erreichen die Menschen stets ihr Wohlergehen, erfreuen sich am Guten und sammeln hohen Ruhm. Wer jedoch nur verzichtet und die Entsagung mit Begierde nach den Früchten übt, der trifft sicher auf viele unangenehme Folgen, auf Schande und vielfältige Sorgen, die aus den weltlichen Besitztümern entstehen. Und trotz aller Bestrebung nach gerechten Taten, nach Buße und Freigebigkeit, erhebt sich die Begierde nach allen Arten sündhafter Handlungen in seinem Geist, wodurch er schließlich den Weg zur Hölle geht. Wer jedoch, oh Bester der Männer, in Glück und Leid von seinen gegebenen Aufgaben nicht abfällt, der hat, so sagt man, die heiligen Schriften als sein Auge.

Es heißt, oh Monarch, daß das Vergnügen aus der Befriedigung von Gefühl, Geschmack, Anblick, Geruch oder Gehör nur so lange währt, wie ein vom Bogen abgeschossener Pfeil in der Luft verweilt. Am Ende dieser Vergnügungen, die so kurzlebig sind, wartet bereits das sichere Leiden. Nur der Unwissende lobt nicht die Glückseligkeit der Befreiung, die unvergleichlich ist. Angesichts des Leidens, das der Befriedigung der Sinne beiwohnt, pflegen die mit Weisheit Gesegneten die Tugenden der Stille und Selbstzügelung, um Befreiung zu erreichen. Und aufgrund ihres tugendhaften Verhaltens werden sie von Reichtum und Vergnügungen nicht mehr gequält.

Mögen sich die Hausväter ohne irgendwelche Schuldgefühle an dem Reichtum und den anderen Besitztümern erfreuen, die sie ohne übermäßige Anstrengung erhalten. Nur die Aufgaben ihrer Kaste, die in den heiligen Schriften geboten werden, sollten sie mit ganzer Anstrengung erfüllen, so denke ich. Diesem tugendhaften Weg all jener, die in edlen Familien geboren wurden und stets die Bedeutung der heiligen Schriften im Auge haben, werden nur jene nicht folgen, die sündhaft und von ungezügelter Begierde besessen sind. Doch alle Taten, die ein Mensch unter dem Einfluß von Stolz und Hochmut vollbringt, sind bereits zum Untergang verurteilt. Deshalb gibt es für die wahrhaft Rechtschaffenen in dieser Welt keinen anderen Weg, als die Entsagung. So sollten auch die Hausväter der Begierde entsagen und sich selbstlos mit ganzem Herzen den Aufgaben ihrer Kaste widmen, indem sie, oh König, mit Weisheit und Aufmerksamkeit die Wohltätigkeit, die Opfer und andere religiöse Riten pflegen. Denn wahrlich, wie alle weiblichen und männlichen Flüsse ihre Zuflucht im Ozean haben, so haben die Menschen aller Lebensweisen ihre Zuflucht im Hausvater.


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