Pushpak Mahabharata Buch 12Zurück WeiterNews

Kapitel 287 - Die Überwindung von Schmerz und Tod

Yudhishthira sprach:
Und doch sind alle Lebewesen dem Schmerz und dem Tod ausgesetzt. Sage mir, oh Großvater, wie beide überwunden werden können.

Bhishma sprach:
Diesbezüglich, oh Bharata, wird eine alte Geschichte über ein Gespräch zwischen Narada und Samanga erzählt.

Narada sprach:
Unbeschwert ruht deine Brust, und du scheinst den Fluß des Leidens überquert zu haben. Du scheinst von allen Sorgen frei und vollkommen heiter zu sein. Ich sehe nicht die kleinste Angst in dir. Du bist stets zufrieden und glücklich und scheinst dich wie ein Kind (voller Reinheit) zu erfreuen.

Samanga sprach:
Oh Ehrerbietiger, ich habe die Wahrheit bezüglich Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft erkannt. Deshalb bin ich unbekümmert. Ich kenne auch die Quelle aller Taten und die vielfältigen Früchte in dieser Welt, welche (in Form von Freude und Leid) daraus erscheinen. Deshalb gräme ich mich nicht. Sieh nur, oh Narada, wie die Unwissenden, die Armen und die Wohlhabenden, die Blinden, Dummen und Wahnsinnigen sowie alle anderen nicht anders sind als wir selbst. Sie leben aufgrund ihrer Taten aus vorherigen Leben. Sogar die großen Götter, die von allen Krankheiten frei sind, bestehen aufgrund ihrer vergangenen Taten. Der Starke und der Schwache, alle leben aufgrund ihrer vorherigen Taten. Deshalb ist es angebracht, alle Wesen zu würdigen. Die Eigentümer von Tausenden leben, die Eigentümer von Hunderten leben und auch die von Kummer Gequälten. Sieh nur, so leben wir auch! Wenn wir, oh Narada, dem Leiden (und den Freuden) nicht nachgeben, was könnten uns die täglichen Pflichten oder andere Werke antun? Wenn Freude und Leiden vergänglich sind, wie sollten sie uns im Grunde erschüttern? Wofür die Menschen als weise gelten, wahrlich, diese tiefste Wurzel der Weisheit, das ist die Freiheit der Sinne von Verblendung. Es sind die Sinne, die uns Illusion und Leiden bringen. Solange die Sinne der Illusion unterworfen sind, kann man nicht sagen, daß man Weisheit erreicht hat. Dieser Stolz (bzw. Egoismus), den ein Mensch pflegt, welcher der Illusion verfallen ist, ist nur eine Erscheinung dieser Illusion. Für solch Unwissenden ist weder diese noch die kommende Welt.

Man sollte nie vergessen, daß das Leiden vergänglich ist, aber auch das Glück. Nichts ist für ewig. Alles was entsteht, muß auch vergehen. Deshalb verstricke ich mich nicht in das wechselhafte, weltliche Leben mit all seinen schmerzlichen Ereignissen. Man sorge sich nicht um die wünschenswerten Dinge des Vergnügens und denke nicht an all das Glück, was sie geben könnten. Dann wird man auch nicht leiden müssen, wenn sie vergehen. Wer im Selbst ruht, wird nie die Besitztümer von anderen begehren, wird nie denken, daß ihm irgendetwas fehlt, wird keine Freude am Erwerb von Reichtum fühlen, sei er auch noch so groß, und wird sich um dessen Verlust nie grämen. Weder Freunde, noch Reichtum, hohe Geburt, Gelehrtheit, Mantras oder Kraft können vor dem Leiden in der kommenden Welt retten. Allein durch seine Gesinnung kann man zur Glückseligkeit gelangen. Wessen Gesinnung nicht zum hingebungsvollen Yoga der Entsagung neigt, kann keine Befreiung finden. Ohne Entsagung kann es keine Glückseligkeit geben. Geduld und Entschlossenheit, das Leiden durch Entsagung zu überwinden, führen zur Glückseligkeit. Alles Angenehme führt dagegen zum Genuß, Genuß verursacht Stolz, und Stolz bringt viele Sorgen. Aus diesen Gründen meide ich all diese. Sorgen, Angst und Stolz, die das Herz betäuben, und auch Glück und Leid betrachte ich wie ein (unbeteiligter) Zuschauer, weil mein Körper nun einmal lebt und sich bewegt. So wandere ich ohne Anhaftung an Reichtum und Vergnügen, ohne Begierde und Illusion über die Erde, frei von Kummer und jeglicher Angst im Herzen. Wie einer, der den Nektar der Unsterblichkeit getrunken hat, fürchte ich weder Tod noch Ungerechtigkeit, Habgier oder ähnliches in dieser und der kommenden Welt. Diese Erkenntnis, oh Brahmane, offenbarte sich mir als Ergebnis von konsequenter und beständiger Entsagung. Aus diesem Grund, oh Narada, kann mich der Schmerz, selbst wenn er zu mir kommt, nicht mehr quälen.


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