Pushpak Mahabharata Buch 12Zurück WeiterNews

Kapitel 283 - Über die Entstehung des Fiebers

Yudhishthira sprach:
Oh Großvater, du hast größte Weisheit und bist in allen Zweigen des Lernens höchst erfahren. Aufgrund dieser großartigen Geschichte vom Untergang des Vritra hat sich in mir eine neue Frage erhoben. Du sagtest, oh Herrscher der Menschen, daß Vritra zuerst durch ein Fieber überwältigt wurde und erst danach durch den Donnerkeil von Indra. Wie entstand dieses Fieber, oh Weisheitsvoller? Oh Herr, ich wünsche ausführlich über dieses Fieber zu hören.

Bhishma sprach:
So höre, oh König, über den weltberühmten Ursprung dieses Fiebers. Ich werde dir ausführlich erklären, wie das Fieber einst in die Welt kam, oh Bharata. Es gab vor langer Zeit, oh Monarch, auf dem Berg Meru einen Gipfel namens Savitri, der wegen seiner großen Herrlichkeit von allen Welten verehrt wurde und mit allen Arten von Juwelen und Edelsteinen geschmückt war. Dieser Gipfel war im Ausmaß unermeßlich, und keiner konnte ihn bezwingen. Auf seiner Spitze pflegte der göttliche Mahadeva (Shiva) in seiner Herrlichkeit auf einem goldverzierten Sitz zu verweilen. Und die Tochter des Königs der Berge saß strahlend an seiner Seite (Uma, die Tochter des Himavat und Gattin von Shiva). Die hochbeseelten Götter, die Vasus mit der unermeßlichen Energie, die hochbeseelten Aswins, diese Besten der Ärzte, und König Vaisravana (Kuvera) von seinen Guhyakas umgeben, dieser Herr der Yakshas, der voller Wohlstand und Kraft auf dem Gipfel des Kailasha wohnt - alle verehren und dienen diesem hochbeseelten Mahadeva. Und auch der große Weise Usanas und die Ersten der Rishis mit Sanatkumara an ihrer Spitze, sowie die anderen himmlischen Rishis, die von Angiras angeführt werden, der Gandharva Viswavasu, Narada, Parvata und die verschiedenen Scharen der Apsaras, alle kommen dorthin, um den Herrn der Welten zu verehren. Hier weht eine reine und heilbringende Brise mit himmlischen Düften, und die Bäume sind mit Blüten in allen Jahreszeiten geschmückt. Auch die zahllosen Vidyadharas, Siddhas und Asketen begeben sich dorthin, oh Bharata, um Mahadeva, dem Herrn aller Wesen, zu huldigen. Viele Geisterscharen, Kobolde und Gespenster in verschiedensten Formen und Wirkungen, viele furchterregende Rakshasas und mächtige Pisachas, die vielgestaltig im Freudenrausch unterschiedlichste Waffen schwingen, bilden das Gefolge von Mahadeva, und jeder von ihnen erscheint wie ein aufflammendes Feuer in seiner Energie. Der berühmte Nandi steht dort als Diener des großen Gottes, in seiner Energie strahlend und bewaffnete mit einer Lanze, die einer Feuerflamme gleicht. Auch Ganga, diese Erste aller Flüsse, aus der alle heiligen Wasser im Universum geboren werden, verehrt dort in ihrer verkörperten Form diesen ruhmreichen Gott, oh Sohn der Kurus. So wohnt der berühmte Mahadeva mit seiner grenzenlosen Energie auf diesem Gipfel des Meru, verehrt durch die Rishis, Götter und alle anderen himmlischen Wesen.

Eines Tages vor langer, langer Zeit wollte der Prajapati Daksha ein Opfer nach den uralten Riten (der Veden) durchführen. Und alle Götter mit Indra an der Spitze hatten sich versammelt, um das Opfer des Daksha zu besuchen. Und es wird erzählt, daß die hochbeseelten Götter mit Erlaubnis von Mahadeva ihre himmlischen Wagen bestiegen, die dem Feuer oder der Sonne an Herrlichkeit glichen, und zu jenem Ort (im Himavat) fuhren, wo man sagt, daß dort die Ganga aus den himmlischen Bereichen herabkommt. Doch beim Anblick der Abreise der Götter, sprach die verheißungsvolle Tochter des Königs der Berge (Uma) zu ihrem göttlichen Gatten, dem Herrn aller Wesen:
Oh Ruhmreicher, wohin wollen jene Götter mit Indra an der Spitze gehen? Oh Wahrhafter, sage mir die Wahrheit, denn große Neugier hat meinen Geist erfüllt.

Und Maheshvara antwortete:
Oh höchst gesegnete Dame, der ausgezeichnete Prajapati Daksha verehrt die Götter in einem Pferdeopfer. Eben dahin gehen diese Bewohner des Himmels.

Da fragte ihn Uma:
Warum, oh Mahadeva, gehst du nicht zu diesem Opfer? Was steht deiner Anwesenheit dort entgegen?

Und Maheshvara antwortete:
Oh hochgesegnete Dame, seit alters her gibt es mit den Göttern eine Übereinkunft, daß mir von den Darbringungen in allen Opfern kein Anteil zukommt. Nach diesem Abkommen, oh Schöngesichtige, ist es nun Brauch, daß sie der alten Gewohnheit folgen und mir keinen Anteil abgeben.

Darauf sprach Uma:
Oh Ruhmreicher, unter allen Wesen bist du der Kraftvollste. An Verdienst, Energie, Ruhm und Wohlstand, stehst du keinem nach und bist in Wahrheit sogar allen überlegen. Aufgrund dieser Mißachtung bezüglich deines Anteil (an den Opfergaben) werde ich von großem Kummer erfüllt, oh Sündloser, und ein Zittern überkommt mich von Kopf bis Fuß.

Bhishma fuhr fort:
Oh Monarch, nachdem die Göttin (Uma) diese Worte zu ihrem göttlichen Gatten, dem Herrn aller Wesen, gesprochen hatte, schwieg sie mit vor Kummer brennendem Herzen. Da sprach Mahadeva, der ihren Herzschmerz und ihre Gedanken verstand, zu Nandi „Warte hier (und beschütze die Göttin)!“. Dann sammelte dieser Gott der Götter und Träger des Bogens Pinaka seine ganze Yogakraft und begab sich voll mächtiger Energie und begleitet von seinem furchterregendem Gefolge zu jenem Orte (wo Daksha opferte), um dieses Opfer zu zerstören. Einige aus seinem Gefolge kamen mit lautem Geschrei, manche mit schrecklichem Gelächter, manche löschten die Opferfeuer mit Blut aus, manche begannen mit schrecklichen Gesichtern die Opfergaben zu ergreifen und umherzuwirbeln, und andere schnappten mit ihren Mäulern nach den Opferdienern. Da nahm das Opfer, das von allen Seiten schwer gequält wurde, die Gestalt eines Hirsches an und floh durch die Lüfte davon. Doch angesichts des fliehenden Opfers begann der mächtige Mahadeva mit Bogen und Pfeil ihm nachzujagen. Und aufgrund des Zorns, der sich daraufhin im Herzen dieses unermeßlich energievollen Götterherrn regte, erschien ein schrecklicher Schweißtropfen auf seiner Stirn. Als dieser auf die Erde fiel, entstand unverzüglich ein loderndes Feuer, das der alleszerstörenden Feuersbrunst am Ende der Welt glich. Und aus diesem Feuer erhob sich ein fürchterliches Wesen, oh Monarch, mit gedrungener Statur, blutroten Augen und grünem Bart. Die Haare standen ihm zu Berge, und sein ganzer Körper war mit Haaren (bzw. Federn) bedeckt, wie bei einem Falken oder einer Eule. Schrecklich war er anzuschauen mit seinem dunklen Körper in blutroter Kleidung. Wie ein loderndes Feuer einen Haufen Stroh verbrennt, so verbrannte dieses energievolle Wesen augenblicklich die verkörperte Form des Opfers. Als diese Leistung vollbracht war, stürmte es gegen die Götter und Rishis, die sich dort versammelt hatte. Die Götter flohen voller Angst in alle Richtungen davon, und unter dem Schritt dieses fürchterlichen Wesens erzitterte die ganze Erde, oh Monarch. Im ganzen Universum erklangen die Rufe von „Oh!“ und „Weh!“. Als der mächtige Große Vater dies sah, erschien er vor Mahadeva und richtete folgende Worte an ihn.

Brahma sprach:
Oh Mächtiger, die Götter werden dir künftig einen Anteil der Opfergaben verleihen! Oh Herr aller Götter, möge dein Zorn beruhigt sein! Oh Feindevernichter, jene Götter und Rishis sind aufgrund deines Zorns, oh Mahadeva, äußerst bedrängt worden. Dieses Wesen jedoch, das aus deinem Schweißtropfen entsprungen ist, oh Erster der Götter, soll unter den Geschöpfen verteilt wandern und den Namen Fieber tragen. Denn wenn er ungeteilt bliebe, oh Mächtiger, dann könnte ihn nicht einmal die große Erde verkraften. Deshalb möge er unter den vielen Geschöpfen aufgeteilt werden.

Nachdem Brahma diese Worte gesprochen hatte und ihm sein rechter Anteil an den Opfergaben zuerkannt wurde, antwortete Mahadeva dem mächtigen Großen Vater „So sei es!“. Und wahrlich, da wurde der Träger des Pinaka wieder von Heiterkeit erfüllt, und mit einem leichten Lächeln akzeptierte er den Anteil, den ihm der Große Vater an den Opfergaben bestimmte. Dann verteilte Mahadeva, der die Eigenschaften aller Geschöpfe kannte, das Fieber in viele Teile, um der Welt den Frieden wiederzugeben. Höre, oh Sohn, wohin das Fieber ging: An die Hitze im Kopf der Elefanten, an das Bitumen (bzw. Mumijo oder Shilajit) aus dem Stein, an die Algen des Wassers, die Häutung der Schlangen, die Klauenseuche der Kühe, die Salzwüsten der Erde, die Verblendung aller Tiere, die Halskrankheiten der Pferde, die Kämme auf den Köpfen der Pfauen und das Augenleiden des Kuckucks. All diese erhielten auf das Wort des hochbeseelten Mahadeva hin das Fieber. So haben wir es gehört. Die Leberkrankheit der Schafe, der Schluckauf der Papageien und die Mattigkeit des Tigers sind ebenfalls Formen dieses Fiebers. Oh rechtschaffener König, auch unter Menschen geht das Fieber in ihre Körper während der Geburt, des Todes und vieler Krankheiten. So ist das, was man Fieber nennt, die mächtige Energie von Maheshvara. Er hat die Herrschaft über alle Wesen und sollte deshalb respektiert und von allen verehrt werden. Es geschah durch ihn, daß Vritra, dieser Erste der Tugendhaften, geschlagen wurde. Und erst als er unter dem Fieber stöhnte und seinen Rachen aufriß, konnte Indra seinen Donnerkeil schleudern, der in den Körper von Vritra eindrang und ihn zerteilte, oh Bharata. Vom Donnerblitz zerstückelt ging der mächtige Dämon mit der großen Yogakraft in den Bereich von Vishnu mit der unermeßlichen Energie ein. Aufgrund seiner Hingabe zu Vishnu konnte er im Leben das ganze Weltall beherrschen. Und aufgrund seiner Hingabe zu Vishnu ging er im Tode in die Region von Vishnu ein.

Damit, oh Sohn, habe ich dir bezüglich der Geschichte von Vritra ausführlich über die Herkunft und Verbreitung des Fiebers berichtet. Worüber soll ich sonst noch zu dir sprechen? Der Mensch, der diese Geschichte über den Ursprung des Fiebers voller Achtsamkeit und heiterem Herzen liest, der soll von Krankheit geheilt werden und glücklich leben. Voller Freude sollen sich ihm alle Wünsche erfüllen, die er in seinem Herzen trägt.

Shiva auf seinem Stier


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