Pushpak Mahabharata Buch 12Zurück WeiterNews

Kapitel 251 - Das Überwinden der Anhaftung

Vyasa sprach:
Man sollte keine Zuneigung zu Gerüchen, Geschmäckern und anderen Sinnesvergnügungen hegen. Noch sollte man Ornamente und andere Schmuckgegenstände akzeptieren, welche die Sinne und den Stolz nähren. Man sollte weder Ehre, Gewinn noch Berühmtheit begehren. So verhalten sich weise Brahmanen. Man mag den ganzen Veda studiert haben, pflichtbewußt seinem Lehrer dienen und das Brahmacharya Gelübde beachten, doch allein durch das Rezitieren der Rig, Yajur und Saman Veden wird man noch kein Zweifachgeborener. Wer jedoch das Begehren überwunden und das Brahman erkannt hat, wer sich in allen Wesen sieht und alle Wesen in sich, der gilt als Vedenkenner, Unsterblicher und wahrer Zweifachgeborener. Wer nur die verschiedenen religiösen Riten durchführt und die Opfer mit den Geschenken des Dakshina, der erwirbt den Status eines Brahmanen noch nicht, solange er kein alldurchdringendes Mitgefühl hat und wunschlos ist. Wer keine Wesen mehr fürchtet und von keinem Wesen gefürchtet wird, wer weder Begierde noch Abneigung hegt, der kann als Brahmane gelten. Wer kein Geschöpf mit Worten, Taten oder Gedanken verletzt, der kann das Brahman erreichen. Es gibt nur eine Art der Bindung in dieser Welt, das ist die Begierde. Wer davon befreit wird, der erreicht das Brahman. Wer wie der Mond von den Wolken vom Begehren befreit ist, der lebt weise, sündenfrei und geht zufrieden durch die Zeit dahin. In wessen Geist sich alle Wünsche auflösen wie die unterschiedlichen Flüsse im grenzenlosen Ozean, der findet die innere Stille, aber nicht der Begehrende, der nach den weltlichen Dingen greift. Wer kein Begehren mehr hegt und unabhängig zufrieden ist, der hat alle seine Wünsche erfüllt und steigt voller Seligkeit zum Himmel auf.

Der tiefere Sinn der Veden ist die Wahrhaftigkeit. Der tiefere Sinn der Wahrhaftigkeit ist die Sinneszügelung. Der tiefere Sinn der Sinneszügelung ist die Selbstlosigkeit. Der tiefere Sinn der Selbstlosigkeit ist die Entsagung. Der tiefere Sinn der Entsagung ist die Reinigung. Der tiefere Sinn der Reinigung ist die Seligkeit. Der tiefere Sinn der Seligkeit ist der Himmel. Der tiefere Sinn des Himmels ist die zeitlose Stille, die ewige Harmonie. Suche diese höchste Stille durch Zufriedenheit und Erkenntnis auf dem Weg der Erlösung! Verbrenne alle Begierden mit ihren Sorgen und Zweifeln! Wer Zufriedenheit, Ruhe, Heiterkeit und Freiheit von Sorgen, Stolz und Anhaftung erreicht, wird sicher auch Vollkommenheit finden. Wer auf dem beschriebenen, sechsfachen Pfad (Veden, Wahrhaftigkeit, Sinneszügelung, Selbstlosigkeit, Entsagung und Reinigung) dieses Körperbewußtsein überwindet, das Sattwa (die Gutheit) alldurchdringend verwirklicht und das Selbst in seinem Inneren erkennt, der erreicht die Befreiung jenseits der drei (natürlichen Qualitäten). Der Weise, der das Selbst als Höchstes im Körper erkannt hat, das von Geburt und Tod frei ist, in sich selbst besteht, keine Merkmale hat, von den drei natürlichen Qualitäten frei, keiner Reinigung bedarf und mit dem Brahman identisch ist, der erreicht Seligkeit, die kein Ende kennt. Die Zufriedenheit, die der Weise findet, indem er seine Gedanken von der Wanderschaft in alle Richtungen zurückhält und allein auf die Selbsterkenntnis richtet, ist unvergleichlich und kann auf keinem anderen Wege erreicht werden. Man sagt, daß nur der in den Veden wahrhaft erfahren ist, der das kennt, was einen leeren Magen zufrieden und einen Kranken gesund macht, was der Reichtum in der Armut und die Stärke im Schwachen ist.

Wer seine Sinne überwindet und von allen Ablenkungen zurückhält, wer ein Leben der Yoga Meditation führt, der kann als Brahmane und Bester der Menschen gelten. Er hat seine ganze Seligkeit im Selbst. Wer beständig die Begierden schwächt und sich selbst dem Höchsten widmet, dem erscheint die Selbsterkenntnis wie der klare Vollmond. Wie die Sonne alle Dunkelheit zerstreut, so zerstreut die Selbsterkenntnis alle Sorgen des Yogis, der damit sowohl die groben als auch die feinstofflichen Elemente überwindet, das Gestaltete wie auch das Ungestaltete. Einen Brahmanen, der den Bereich der Taten zusammen mit den natürlichen Qualitäten überwunden und jegliche Anhaftung gelöst hat, können Altersschwäche und Tod nicht mehr bedrängen. Wahrlich, wenn der Yogi von allem befreit und jenseits von Begierde und Abneigung ist, dann sagt man, daß er bereits in diesem Leben seine Sinne mit all ihren Objekten überwunden hat. Wer die Natur überwindet, wird zum tiefsten Urgrund. Er wird befreit von der Wiedergeburt im Rad der Zeit, weil er das Höchste erreicht hat.


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