Pushpak Mahabharata Buch 12Zurück WeiterNews

Kapitel 248 - Über die geistige Welt

Vyasa sprach:
Das Denken produziert unzählige Vorstellungen (Ideen von existierenden Objekten), der Verstand unterscheidet sie und das Herz empfindet sie als angenehm oder unangenehm. Dies sind die drei Kräfte, welche das Handeln antreiben. Höher als die Sinne stehen die Sinnesobjekte. Höher als die Objekte ist das Denken, höher als das Denken ist der Verstand, und höher als der Verstand ist die Seele (bzw. das Selbst). Für gewöhnliche Menschen ist der Verstand ihre ganze Seele. Wenn der Verstand durch seine Bewegung verschiedene Ideen (von Objekten) innerhalb seiner selbst formt, wird er Denken genannt. Aufgrund der Unterschiedlichkeit der Sinne (bezüglich ihrer Objekte und Eigenschaften) präsentiert der Verstand (obwohl er ein und derselbe ist) verschiedene Wahrnehmungen aufgrund seiner verschiedenartigen Konditionierung. Wenn er hört, wird er zum Ohr, wenn er fühlt, wird er zum Gefühl, wenn er sieht, wird er zum Auge, wenn er schmeckt, wird er zur Zunge, und wenn er riecht, wird er zur Nase. Es ist der Verstand, der aufgrund seiner Konditionierung in verschiedenen Formen erscheint. Es ist der konditionierte bzw. gestaltete Verstand, den man als Sinne bezeichnet. Über ihm steht als ewiger Zeuge das unsichtbare Selbst (der Atman). Im Körper wohnend, wird der Verstand von den drei Qualitäten (von Sattwa, Rajas und Tamas) geprägt. Manchmal empfindet er Freude, manchmal wird er vom Kummer überwältigt, und manchmal fühlt er weder Freude noch Kummer. Der Verstand, dessen Hauptfunktion (wie bereits gesagt) darin besteht, die Vielfalt der Wesen zu schaffen, wird zu den drei natürlichen Qualitäten, wie die mächtigen Regenwolken die großen Flüsse bilden. Wenn der Verstand irgendetwas begehrt, dann wird er zum Denken und den Sinnen, obwohl alles nur Verstand ist.

Deswegen sollten zuerst die Sinne beherrscht werden, welche die Eindrücke von Form, Geruch usw. hereintragen. Wenn der Verstand von einem der Sinne beherrscht wird, trägt dieser die Form von existierenden Dingen in das Denken, obwohl alles nur Verstand ist. Das geschieht mit all den Sinnen nacheinander bezüglich der Vorstellungen, die damit ergriffen werden. Alle drei natürlichen Qualitäten (von Sattwa, Rajas und Tamas) wohnen in dieser Dreiheit (von Sinne, Denken und Verstand) und halten die entsprechenden äußeren Objekte fest, wie die Radspeichen den Radkranz. Das Denken ist die Lampe des Verstandes, die mittels der Sinne aufleuchtet und sucht oder entsprechend träge und dunkel ist. So besteht dieses ganze Universum (als eine Schöpfung des Verstandes). Wer dies erkannt hat, wird (von der Anhaftung an die weltlichen Dinge) nicht mehr überwältigt. Er klagt nicht und jubelt nicht. Er hat keinen Grund mehr, auf irgendetwas neidisch oder stolz zu sein. Das Selbst kann mit den Sinnen nie erfaßt werden, deren Natur es ist, begehrend durch die Welt der Dinge zu wandern. Desto unreiner und ungebändigter sie sind, desto mehr liegt das Selbst im Dunkeln. Wer jedoch mithilfe des Denkens die Zügel der Sinne ergreift, dem kann sich das Selbst offenbaren wie etwas Verborgenes aus der Dunkelheit. Wahrlich, wie alle Dinge sichtbar werden, wenn sich die Dunkelheit um sie herum zerstreut, so wird das Selbst sichtbar, wenn die Unwissenheit verschwindet.

Wie ein Wasservogel, obwohl er auf dem Wasser schwimmt nicht durchnäßt wird, so wird der befreite Yogi von der Unvollkommenheit der drei natürlichen Qualitäten (Sattwa, Rajas und Tamas) nicht verunreinigt. Dann wird der Weise, der höchste Erkenntnis erreicht hat, selbst wenn er sich an der irdischen Vielfalt erfreut, durch seine fehlende Anhaftung von keiner Unvollkommenheit mehr befleckt, worunter andere nach dem Genuß zu leiden haben. Wer alles Karma abgewaschen hat und die Seligkeit allein im Selbst findet, wer zum Selbst aller Wesen geworden ist und sich von den drei natürlichen Qualitäten befreit hat, der erreicht ein klares Denken und reine Sinne, die aus dem Selbst entstehen. An diesem Höchsten Selbst können die drei natürlichen Qualitäten niemals haften. Es ist allein das Ich, das an den drei Qualitäten anhaftet. Das Selbst ist der ewige Zeuge, der die Qualitäten erkennt und sie der Weltordnung entsprechend ins Dasein ruft. Erkenne diesen subtilen Unterschied zwischen dem Ich und dem Selbst! Der eine haftet an den natürlichen Qualitäten und der andere schaut gelassen zu. Doch obwohl sie diesbezüglich verschieden erscheinen, sind sie doch immer das Eine. Wie der Fisch, der im Wasser lebt, vom Wasser verschieden erscheint, aber Fisch und Wasser immer zusammengehören, so sind auch das Ich und das Selbst ein Ganzes. Wie die Gärfliege mit dem faulen Obst oder der Grashalm mit seiner Wurzel, so sind das Ich und das Selbst unzertrennlich verbunden.


Zurück Inhaltsverzeichnis Weiter