Pushpak Mahabharata Buch 12Zurück WeiterNews

Kapitel 233 - Über die Auflösung der Welt

Vyasa fuhr fort:
Ich werde dir jetzt beschreiben, wie Brahma am Ende seines Tages, wenn seine Nacht anbricht, alle Dinge in sich selbst zurückzieht, oder wie der Höchste Herr dieses grobstoffliche Weltall äußerst feinstofflich macht und alles mit seiner Seele verschmilzt. Wenn die Zeit der universalen Auflösung kommt, werden ein Dutzend Sonnen und Agni mit seinen sieben Flammen auflodern. Das ganze Universum wird eingeschlossen in dieses Flammenmeer und in einer umfassenden Feuersbrunst verbrennen. Zuerst werden alle belebten und unbelebten Geschöpfe auf der Erde verschwinden und wieder mit dem Erdelement verschmelzen, aus dem alles entstanden ist. Nachdem alle Geschöpfe auf diese Weise verschwunden sind, wird die Erde ohne Bäume, Pflanzen und Tiere so blank wie der glatte Panzer einer Schildkröte erscheinen. Danach löst sich die Eigenschaft der Erde (Geruch) im Wasser auf, und damit verschwindet auch bald das ganze Erdelement. Dann wird alles vom Wasser überwältigt, und in mächtigen Wogen mit schrecklichem Gebrüll erfüllt es die ganze Welt und bewegt sich hin und her, bis es schließlich zur Ruhe kommt. Dann geht die Eigenschaft des Wassers (Geschmack) in das Feuer ein, und nachdem es sein Wesen verloren hat, kommt das Wasser im Feuer zur Ruhe. Die lodernden Flammen des Feuers werden die Sonne in ihrer Mitte überstrahlen und wahrlich, der ganze Raum wird vom Feuer ausgefüllt sein. Dann kommt der Wind und nimmt die Eigenschaft des Feuers und damit das Sichtbare in sich auf, worauf alles im Wind erlischt, der dann allein den Raum durchbraust. So wird der Wind mit seiner Eigenschaft der Fühlbarkeit nach oben, unten und schräg in alle zehn Richtungen umherfegen. Dann nimmt der Raum die Eigenschaft des Windes in sich auf (Fühlbarkeit), wodurch der Wind zur Ruhe kommt und in einen Zustand eintritt, der (mangels Fühlbarkeit) einem unhörbaren oder ungehörten Klang gleicht. Dann ist nur noch Raum, dieses Element, dessen Eigenschaft der Klang ist, welcher in allen anderen Elementen wohnt, aber jetzt ohne Fühlbarkeit, Sichtbarkeit, Geschmack und Geruch jegliche Erscheinungsform verloren hat wie ein stummer Ton. Schließlich vergeht auch der Klang als Eigenschaft des Raumes im Bewußtsein, das die Essenz aller entfalteten Geschöpfe ist. So zieht das Bewußtsein, das selbst ungestaltet ist, alles in sich zurück, was durch das Bewußtsein gestaltet war. Dieses Zurückziehen des gestalteten Bewußtseins ins ungestaltete gilt als die Auflösung des äußerlich ausgebreiteten Universums. Damit vergeht auch die begehrende Eigenschaft des Bewußtseins (die „Schöpferkraft“) im klaren Bewußtsein. Und wenn sich alles im klaren Bewußtsein aufgelöst hat, bleibt nur das Höchste Wesen allein zurück. Damit ist nach langer Zeit das begehrende Bewußtsein wieder im Höchsten Wesen zur Ruhe gekommen.

Dies ist auch der Weg der Yogis, die damit eine höchst schwierige Leistung vollbringen, nämlich die Auflösung der gegensätzlichen und urteilenden Gedanken. Wenn das erreicht ist, spricht man von höchster Erkenntnis. Dann vergeht alles Wissen in der Zeit, und wie die heiligen Schriften erklären, vergeht auch das Rad der Zeit selbst, das sich zwischen Sein und Nichtsein (bzw. Existenz und Nichtexistenz) dreht. Beides wird durch die höchste Erkenntnis aufgelöst. Sogar das Nichtsein verschwindet im Höchsten Wesen. Das ist das Ungestaltete und Höchste Brahman. Das ist das Ewige und Höchste. So werden alle existierenden Geschöpfe in das Brahman zurückgezogen. So wurde das, was man als Höchstes erkennen kann und was das eigentliche Ziel aller Erkenntnis ist, von den Yogis wahrhaft erklärt, welche die Höchste Seele verwirklichten. In dieser Art wiederholt das ungestaltete Brahman immer wieder den Prozeß der Entstehung und Zurückziehung (bzw. der Schöpfung und Auflösung) zwischen dem Brahma Tag, der aus tausend Yuga Zyklen besteht, und der Brahma Nacht.


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