Pushpak Mahabharata Buch 12Zurück WeiterNews

Kapitel 223 - Das Gespräch zwischen Indra und Vali

Yudhishthira sprach:
Sage mir, oh Großvater, welche Gesinnung ein Monarch annehmen sollte, um weiter auf dieser Erde zu leben, wenn er all seinen Wohlstand verloren hat und von den Schlägen der Zeit zertrümmert worden scheint.

Bhishma sprach:
Diesbezüglich wird die alte Geschichte über ein Gespräch zwischen Indra und Vali, dem Sohn von Virochana (und Enkelsohn von Prahlada), erzählt. Eines Tages begab sich Indra zum Großen Vater, nachdem er alle Dämonen besiegt hatte, verneigte sich mit gefalteten Händen und fragte nach dem Verbleib von Vali:
Sage mir, oh Brahma, wo ich Vali jetzt finden kann, dessen Reichtum einst unvermindert blieb, selbst wenn er nach Belieben voller Großzügigkeit gab. Er war wie der Windgott, wie Varuna, Surya, Soma oder Agni, der alle Wesen zu wärmen pflegt. Er war wie das Wasser (zum Wohle aller Wesen). Aber nun kann ich ihn nicht mehr finden. Wahrlich, oh Brahma, sage mir, wo Vali jetzt ist. Früher war er es, der die Himmelsrichtungen am Tage (als Surya) zu erhellen pflegte. Unermüdlich war er es, der allen Wesen den Regen zur rechten Jahreszeit brachte. Aber nun kann ich ihn nicht mehr finden. Sage mir, oh Brahma, wo dieser Führer der Dämonen jetzt ist.

Und Brahma sprach:
Es ist jetzt nicht gut, oh Maghavat (Indra), nach Vali zu fragen. Doch wer gefragt wird, sollte auch wahrhaft antworten. Deshalb werde ich dir über seinen Verbleib berichten. Oh Herr der Sachi, Vali mag jetzt seine Geburt unter Kamelen, Stieren, Eseln oder Pferden genommen haben, und als Bester seiner Art wird er an einem einsamen Ort verweilen.

Indra sprach:
Wenn ich, oh Brahma, ihn zufällig an einem einsamen Ort treffe, soll ich ihn töten oder verschonen? Sage mir, was ich tun soll.

Brahma sprach:
Verletzte Vali nicht, oh Indra. Das hat er nicht verdient. Im Gegenteil, du solltest ihn um eine Belehrung über Tugend bitten.

Bhishma fuhr fort:
Nach diesen Worten des göttlichen Schöpfers durchstreifte Indra auf dem Rücken seines Elefanten Airavata die Erde in seiner ganzen Herrlichkeit. Und bald fand er Vali, der in Gestalt eines Esels an einem einsamen Ort lebte, wie es der Schöpfer verkündet hatte.

Und Indra sprach:
Du bist jetzt, oh Danava, als ein Esel geboren, der von Spreu lebt. Deine Geburt ist wahrlich niedrig. Grämest du dich darüber oder nicht? Voller Erstaunen sehe ich dich unter der Herrschaft anderer, allen Wohlstandes und aller Freunde beraubt, ohne Heldenkraft und Macht. Früher pflegtest du mit deinem Troß aus tausenden Wagen und Dienern durch die Welten zu reisen, und auf deinem Weg verbranntest du jeden mit deiner Herrlichkeit zu einem Nichts. Die Daityas schauten zu dir als ihrem Beschützer auf und lebten unter deiner Herrschaft. Durch deine Macht pflegte die Erde Getreide zu tragen, ohne das es angebaut werden mußte. Doch heute erblicke ich dich unter diesen schrecklichen Bedingungen. Grämst du dich darüber oder nicht? Als du früher mit stolzem Gesicht an den Ostküsten des ausgedehnten Ozeans deinen Reichtum unter deinem Volk verteiltest, wie war damals dein Geisteszustand? Einst pflegtest du dich jahrelang an deiner Herrlichkeit zu erfreuen und tausende himmlische Damen tanzten vor deinem Angesicht. Sie waren mit Girlanden aus Lotusblüten geschmückt und hatten Begleiter, so strahlend wie Gold. Wie, oh Herr der Danavas, hast du dich damals gefühlt und wie heute? Über dir wurde ein riesiger goldener Schirm gehalten, der mit Juwelen und Edelsteinen verziert war. Ganze zweiundvierzigtausend Gandharvas pflegten damals vor dir zu singen und zu tanzen. In deinen Opfern hattest du einen riesigen Opferpfahl, der völlig aus Gold war. Zu solchen Gelegenheiten gabst du Millionen und Abermillionen von Kühen weg. Wie, oh Daitya, war dir damals zumute? Während eines Opfers gingst du um die ganze Erde und folgtest dem Gelübde des Samya Werfens. (Der Samya wird als ein Holzstock erklärt, der geworfen wurde und nach jeder Wurfdistanz wurde ein Opfer abgehalten.) Wie fühltest du dich damals? Ich sehe heute deinen goldenen Trinkbecher, deinen königlichen Schirm und die kostbaren Fächer nicht mehr. Ich sehe auch nicht mehr die unverwelkbare Girlande, welche dir, oh König der Dämonen, einst der Große Vater gab.

Darauf sprach Vali:
Du kannst, oh Indra, Trinkbecher, Schirm und Fächer nicht mehr sehen, wie auch meine Girlande, dieses Geschenk des Großen Vaters. Diese wertvollen Kleinodien, wonach du mich fragst, sind jetzt in einer dunklen Höhle verborgen. Doch wenn meine Zeit kommt, wirst du sie wieder sehen. Oh Indra, unwürdig ist dieses Verhalten für deinen Ruhm und deine Geburt. Du lebst selbst im Wohlstand und versuchst, mich zu verspotten, weil ich ins Unglück gesunken bin. Jene, die Weisheit gefunden und daraus Zufriedenheit gewonnen haben, die von ruhiger Seele sind, tugendhaft und allen Wesen gut, kennen weder Verzweiflung im Leiden noch Euphorie im Glück. Du jedoch, oh Indra, scheinst dich, geführt von einer niederen Gesinnung, der Prahlerei hinzugeben. Auch du wirst irgendwann wie ich sein, und solche Reden werden dir vergehen.


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