Pushpak Mahabharata Buch 12Zurück WeiterNews

Kapitel 215 - Über Reinigung und Entsagung

Bhishma sprach:
Je mehr die Lebewesen den Sinnesdingen anhaften, die voller Übel (bzw. Illusion) sind, desto ohnmächtiger werden sie. Jene Hochbeseelten dagegen, welche die Anhaftung überwinden, erreichen das Höchste. Wer erkennt, wie diese Welt vom Leiden überwältigt wird, das aus Geburt, Tod, Alter, Sorgen, Krankheit und Ängsten entsteht, sollte nach Erlösung suchen. Er sollte sich im Reden, Denken und Handeln reinigen und vom Egoismus befreien. Mit ruhiger Seele und voller Erkenntnis möge er allein von dem leben, was ihm gegeben wird, und zufrieden sein, ohne an den weltlichen Dingen zu hängen. Sogar die Anhaftung, die man im Mitleid mit anderen Geschöpfen bemerkt, sollte überwunden werden, indem man erkennt, daß diese Welt das Ergebnis von Taten ist. Was auch immer an guten Handlungen vollbracht oder an Sünde begangen wird, der Handelnde erlebt die Wirkungen davon. Deshalb sollte man mit Körper, Rede und Denken nur heilsame Taten bewirken. Wahres Glück findet, wer andere nicht verletzt, wer wahrhaftig und gerecht zu allen Wesen ist, Vergebung übt und stets achtsam lebt. So sollte man die Intelligenz nutzen, um seinen gezügelten Geist dem Frieden mit allen Wesen zuzuneigen. Wer die Übung dieser erwähnten Tugenden als die höchste Aufgabe betrachtet, als Quelle des Glücks aller Wesen und als zerstörend für alle Arten des Leidens, der hat wahrlich hohes Wissen und wird glücklich sein. Deshalb sollte man seine Intelligenz nutzen, um seinen gezügelten Geist dem Frieden mit allen Wesen zuzuneigen. Man sollte nie daran denken anderen zu schaden. Man sollte nicht begehren, was man nicht bewahren kann. Man sollte nicht an Dinge denken, die keine wahre Existenz haben, sondern seinen Geist der Erkenntnis zuwenden, womit man Wahres erreichen kann. Mithilfe der heiligen Lehren und geduldiger Bemühung auf dem rechten Weg wird sicher bald Erkenntnis fließen. Wer nach Ehrlichkeit und reinem Geist strebt, sollte nur wahrhaftig sprechen, frei von jeder Böswilligkeit oder Verleumdung. Wer ein reines Herz hat, wird niemals lügen, grobe oder grausame Worte verwenden oder der Geschwätzigkeit verfallen. Das Rad der Welt (Samsara) ist eng mit der Rede verbunden (wie auch mit allen anderen Handlungen). Wer deshalb Entsagung sucht, sollte demütig seinen Geist reinigen und seine begangenen Verfehlungen beichten (und nicht verheimlichen). Wer sich getrieben durch die Qualität der Leidenschaft in seine Handlungen verstrickt, wird viel Elend in dieser Welt erfahren müssen und mit der Zeit in die Hölle sinken. Deshalb sollte man Körper, Rede und Denken zügeln.

Unwissende Leute ergreifen und tragen die vielfältigen Dinge dieser Welt wie Räuber, die ihre Beute aus einem Land davonschleppen wollen, das unter dem Schutz eines mächtigen Königs steht. Und wie die Räuber ihrer Beute entsagen, wenn sie Sicherheit wünschen, so sollte man allen Taten entsagen, die durch Leidenschaft und Dunkelheit diktiert werden, wenn man Glückseligkeit wünscht. Denn wahrlich, wer ohne Begehren ist, von den Fesseln der Welt befreit, zufrieden in der Einsamkeit lebt, sich enthaltsam ernährt, wer der Askese und Sinneskontrolle gewidmet ist, alle seine Sorgen durch Selbsterkenntnis verbrennt, voller Heiterkeit den Yoga übt und seine Seele reinigt, wird aufgrund seiner Einung mit dem Selbst das Brahman erreichen und damit Befreiung. Wer Geduld übt und seine Seele reinigt, wird zweifellos bald zum Herrn seiner Vernunft werden. Mit dieser Vernunft möge man als nächstes seine Gedanken zügeln und mit den beherrschten Gedanken die Sinnesbegierden. Wenn die Gedanken beherrscht und die Sinne unterworfen sind, dann werden sie voller Licht und gehen heiter ins Brahman ein. Denn das ist die Wirkung, wenn die Sinne in die Gedanken zurückgezogen werden, daß sich das Brahman in ihnen manifestiert. Wahrlich, wenn die Sinne ihre Macht verlieren und die Seele in ihre reine Existenz zurückkehrt, dann nennt man dies die Einung mit dem Brahman. Nach außen sollte man seine Yoga Kraft niemals zeigen, sondern stets benutzen, um die Sinne zu zügeln, während man die Regeln des Yogas befolgt. Wahrlich, wer den Yoga Weg geht, sollte alle Kraft dafür verwenden, sein Verhalten und seine Gesinnung zu reinigen. (Ohne seine Yoga Kraft zur weltlichen Existenzgrundlage zu machen) möge er von herabgefallenen Getreidekörnern, reifen Bohnen, den trockenen Resten aus der Ölpresse, wilden Kräutern, Gerstenbrei, Grütze, Früchten und Wurzeln leben, die ihm gegeben werden. Die Bedingungen von Ort und Zeit wohlbedenkend, sollte er gemäß seinem Wesen auch die Regeln und Gelübde des Fastens einhalten und ein begonnenes Gelübde nie aufgeben. Wie man langsam ein Feuer nährt, so sollte man seine Taten (bzw. Karma) allmählich durch Erkenntnis verbrennen. Dann wird Brahma bald wie eine Sonne aufgehen und erstrahlen.

Die Unwissenheit, die das Wissen als Grundlage hat, erstreckt ihren Einfluß über alle drei Zustände (traumhafter Schlaf, traumloser Schlaf und traumhaftes Wachen oder die drei Gunas oder die drei Welten). Das Wissen, das dem Verstand entspringt, ist stets von Unwissenheit geprägt. Sündhafte Wesen scheitern deshalb an der Erkenntnis der Seele (Selbsterkenntnis) aufgrund ihrer Anhaftung an die Dreiheit, obwohl die Seele in Wahrheit bereits jenseits davon ist. Wenn man jedoch die Bedingungen erkennt, wodurch alle Gegensätze von Verbindung und Trennung bezüglich dieser Dreiheit erscheinen, dann löst sich diese Anhaftung zur höchsten Befreiung. Damit überwindet man alle Wirkungen der Vergänglichkeit und erreicht jenseits von Verfall und Tod das Brahman, das Ewige, Unsterbliche und Unveränderliche.


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