Pushpak Mahabharata Buch 12Zurück WeiterNews

Kapitel 213 - Über die Geburt

Bhishma sprach:
Aus der Qualität der Leidenschaft entstehen Illusion und Irrtum. Aus der Qualität der Dunkelheit, oh Stier der Bharatas, entstehen Zuneigung und Abneigung, Stolz und Angst. Wer diese überwindet, wird rein. Und durch Reinheit gedeiht die Erkenntnis der Höchsten Seele, dieses Strahlende, das unvergänglich und unveränderbar ist, das alle Dinge durchdringt und im Unmanifesten ruht. Verstrickt in ihre Maya (Illusion) sinken die Wesen von der Wahrheit ab, werden betäubt und verfallen durch ihre verdunkelte Sicht dem Zorn. Der Zorn führt zur Begierde und aus der Begierde entstehen Habsucht, Wahn, Hochmut, Stolz und Ichhaftigkeit, wodurch schließlich die vielfältigen (karmischen) Taten geschehen. Aus diesen Taten wachsen die verschiedenen Fesseln der Anhaftung und daraus die weltlichen Sorgen und das Leiden. So binden diese Taten zwischen Glück und Leid an das Rad von Geburt und Tod (Samsara). Und aufgrund der Bindung an die Geburt beginnt das Wachsen im Mutterleib nach der Vereinigung von Samen und Blut an einem unreinen Ort zwischen Blut, Kot, Urin und Schleim. Vom Begehren überwältigt wird diese wachsende Seele durch Zorn und alle anderen genannten Übel gebunden. Und doch strebt sie ständig danach, dem Leiden zu entkommen. So wird durch die Geburt im Körper der Frauen der Strom der Schöpfung fortgesetzt. Damit sind die Frauen bezüglich ihres Wesens das Kshetra (Feld) und die Männer der Kshetrajna (Feldkenner) für alle Erscheinungen. Deshalb sollte der Weise dem Weiblichen nicht anhaften. Denn wahrlich, das Weibliche ist diesbezüglich wie eine schreckliche Mantra Kraft, womit die Unwissenden betäubt werden und in Leidenschaft versinken als eine ewige Verkörperung der Sinnlichkeit. Aufgrund der sinnlichen Begierde, welche Männer für Frauen pflegen, entsteht die Nachkommenschaft aus ihnen durch die Wirkung des lebendigen Samens. Doch wie man die im eigenen Körper geborenen Würmer (Parasiten) abwirft und nicht als einen Teil von sich betrachtet, so sollte man auch die Illusion von den eigenen Kindern abwerfen, die nicht der Wahrheit entspricht. Aus dem lebendigen Samen und den Säften im Körper werden die Wesen unter dem Einfluß ihrer vergangenen Taten im gesetzmäßigen Lauf der Natur geboren. Deshalb sollte der Weise an ihnen nicht anhaften.

Die Qualität der Leidenschaft stützt sich auf Dunkelheit (bzw. Unwissenheit) und die Qualität der Güte wiederum auf Leidenschaft. Durch Unwissenheit breitet sich die Wahrnehmung über das Unmanifeste aus und verursacht die Phänomene des Verstandes und des Ichbewußtseins. Diese Wahrnehmung durch Verstand und Ichbewußtsein gilt als Samen für die Verkörperung der Seele. Und das, was aus diesem Samen durch Wahrnehmung wächst, heißt Jiva (individuelle Seele oder Person). Aufgrund der persönlichen Taten und der Macht der Zeit dreht sich diese Seele im Rad der Wiedergeburten (des Samsara). Wie die Seele in einem Traum aufgrund der Bewegung der Gedanken spielt, als wäre sie verkörpert, auf dieselbe Weise empfängt sie im Mutterleib einen Körper aufgrund ihrer Qualitäten und Neigungen aus den vergangenen Taten. Und welche Sinne auch immer aus dem angesammelten Karma als Wirkungen erwachen, sie verbinden sich mit dem Ichbewußtsein aufgrund der geistigen Neigung zur Anhaftung. Mit erwachendem Begehren nach Klang empfängt die sich gestaltende Seele das Ohr als Organ des Hörens. Ähnlich empfängt sie im Begehren nach den Formen ihre Augen, im Begehren nach dem Geruch die Nase und im Begehren nach dem Gefühl die Sensibilität der Haut. In gleicher Weise erwirbt sie die fünffachen Winde des Prana, Apana, Vyana, Udana und Samana, die den Körper am Leben erhalten. So nimmt die Seele, umhüllt von einem Körper mit allen Gliedern, aufgrund ihres angesammelten Karmas ihre Geburt mit all den geistigen und körperlichen Leiden am Anfang, in der Mitte und am Ende (wachsen, altern und sterben). Man sollte erkennen, daß die Leiden mit dem Ergreifen des Körpers (im Mutterleib) entstehen und mit der Idee vom Ich zunehmen. Durch Entsagung dieser (Anhaftungen als Ursache der Geburt) nimmt das Leiden ein Ende. Wer diesen Leidenszusammenhang wahrlich durchschaut, kann Erlösung erreichen. Sowohl der Ursprung als auch der Untergang der Sinne beruht auf der Qualität der Leidenschaft. Achtsam sollte der Weise mit der heiligen Lehre als Leuchte handeln. Das Sinnesbewußtsein, selbst wenn es alle Dinge erreicht, kann niemals den Mann überwältigen, der ohne Durst ist. Nur wenn die Sinne keine Macht mehr haben, kann die verkörperte Seele dem Zwang der Wiedergeburt entkommen.


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