Pushpak Mahabharata Buch 12Zurück WeiterNews

Kapitel 196 - Über die stille Rezitation von Mantras

Yudhishthira sprach:
Du hast mir die vier Lebensweisen und ihre Aufgaben erklärt. Du hast auch von den Aufgaben der Könige gesprochen und viele Geschichten über verschiedene Themen erzählt. Auch habe ich von dir, oh höchst Gelehrter, viele Reden bezüglich der Moral gehört. Doch einen Zweifel fühle ich noch, den du mir lösen mögest. Ich wünsche, oh Bharata, von den Früchten zu hören, welche jene gewinnen, die im Stillen die heiligen Mantras rezitieren. Welche Früchte sind ihnen verheißen? In welche Bereiche gehen sie nach dem Tode? Mögest du mir, oh Sündloser, alle Regeln erklären, die bezüglich der stillen Mantra Rezitation aufgestellt wurden. Wie soll man diese Praxis verstehen? Gilt der Übende als Anhänger der Gebote des Sankhya, des Yoga oder der Opferriten? Oder beachtet solch ein Mensch die Gebote des geistigen Opfers? Wie nennt man solchen Weg? Sage mir alles darüber, denn ich kenne dich als Allwissenden.

Bhishma sprach:
Diesbezüglich wird (im Kapitel 199) eine alte Geschichte erzählt, die sich einst zwischen Yama, der Zeit (Kala) und einem Brahmanen begeben hatte. Die Weisen, welche die Wege zur Befreiung kennen, haben von zwei Methoden gesprochen, dem Sankhya und dem Yoga (Theorie und Praxis). Unter diesen wurde im Sankhya wie auch im Vedanta die Zurückhaltung bezüglich der stillen Rezitation erklärt. Auch die Veden lehren Entsagung und die alldurchdringende Stille als Weg zum Brahman. Doch in Wirklichkeit können die beiden Wege, welche die Weisen zum höchsten Heil erklären, nämlich Sankhya und Yoga, auch mit dem Rezitieren von Mantras verbunden sein. Wie sie damit verbunden sind und warum, das werde ich dir jetzt erklären. Beide Wege, wie auch das stille Rezitieren, erfordern das Zügeln der Sinne und das Verankern des Geistes (durch Zurückziehung von den äußeren Ablenkungen). Wahrhaftigkeit, Pflege der Opferfeuer, Verweilen in der Einsamkeit, Meditation, Entsagung, Selbstzügelung, Vergebung, Wohlwollen, Zurückhaltung in der Ernährung, Lösen der weltlichen Anhaftungen, Schweigsamkeit und Stille - diese bilden das Opfer der Handlungen (im Yoga). Höre nun, wie auch die Handlungen des Mantramurmlers im Gelübde der Entsagung zur Ruhe kommen. Er sollte sich auf jede Weise so verhalten, wie es oben erklärt wurde. Den Pfad der Entsagung betretend, möge er sich bemühen, seine Abhängigkeit sowohl vom Äußerlichen als auch vom Innerlichen zu lösen. Er sollte auf Kusha Gras sitzen, Kusha Gras in der Hand halten, mit Kusha Gras seine Haare binden, sich von Kusha Gras umgeben und Kusha Gras als Kleidung tragen. Sich vor allen irdischen Sorgen verneigend, möge er von ihnen Abschied nehmen und sie langsam vergessen. Mit Hilfe seiner Vernunft schaffe er Gleichmut und verankere seine Vernunft im Selbst. Die heiligen Mantras murmelnd, meditiere er mithilfe seiner Vernunft über das Brahman allein. Mit der Zeit gibt er auch das Rezitieren auf und verweilt in vertiefter Meditation. Mit der Kraft der heiligen Mantras fördert er die Hingabe und die Vertiefung der Meditation. Durch Entsagung erreicht er die Reinheit der Seele, die Selbstzügelung und die Freiheit von Begierde und Abneigung. Befreit von Anhaftung und Verblendung und jenseits der Einflüsse aller Gegensätze (wie Hitze und Kälte, Glück und Leid usw.) gibt es keine Sorgen mehr und kein Verlangen nach weltlichen Dingen. Er sieht sich weder als Täter noch als Glücklichen oder Leidenden infolge seiner Handlungen. Keine Ichbezogenheit kann die Gedanken noch auf irgendetwas richten. Ohne nach irgendwelchem Besitz zu streben, gibt es keinen Grund mehr, andere zu mißachten oder zu verletzen. Dennoch handelt er, und jede Handlung ist Meditation. Er ist der Meditation gewidmet und pflegt sie beständig. Damit erreicht er durch Vertiefung das Einssein, um dann allmählich auch das Meditieren aufzugeben. So seiend begegnet er der Glückseligkeit jenseits aller weltlichen Sorgen und Verstrickungen. Hat er das Begehren tiefgründig überwunden, haftet er nicht mehr am Lebensatem und verschmilzt mit dem Körper Brahmas. Oder er gibt den Brahmakörper auf, geht sofort ins Reich von Brahma ein und überwindet jede Wiedergeburt. Zur zeitlosen Stille geworden und von allen Arten des Leidens befreit, erreicht dieser Yogi auf dem Weg der Erkenntnis das reine und unsterbliche Selbst.


Zurück Inhaltsverzeichnis Weiter