Pushpak Mahabharata Buch 12Zurück WeiterNews

Kapitel 186 - Die Frage nach der Seele

Bharadwaja sprach:
Wenn es der Wind ist, der uns am Leben erhält, wenn es der Wind ist, der uns bewegt und Handeln läßt, wenn es der Wind ist, der uns atmen und sprechen läßt, dann erscheint die Seele recht unbedeutend. Wenn es das Feuer ist, das dem Leben die Hitze gibt, wenn es das Feuer ist, das alles verdaut und unsere Nahrung wandelt, dann erscheint die Seele noch unbedeutender. Wenn dann ein Lebewesen stirbt, gibt es nichts mehr, was man Seele nennt und den Körper verläßt. Nur der Wind verläßt den Körper, und das innere Feuer erlischt und erkaltet. Wenn die Seele nichts anderes als Wind ist, oder die Seele mit dem Wind verbunden wäre, dann könnte man ihn doch gehen sehen, wie einen äußerlichen Luftwirbel, der mit den Lüften verschmilzt. Wenn die Seele vom Wind abhängt und mit ihm endet, wenn der Wind den Körper verläßt, dann würde sich dieser Wind mit dem anderen vermischen, wie sich ein Wassertropfen im großen Ozean verliert. Wenn ein Wassertropfen ins Meer fällt oder eine kleine Flamme in ein loderndes Feuer eingeht, verlieren sie doch in diesem Homogenen ihre unabhängige bzw. getrennte Existenz. Wenn die Seele nur Wind wäre, dann würde sie im Sterben mit dem großen Ozean des äußeren Windes verschmelzen. Warum sagt man dann, daß es eine Seele in diesem lebenden Körper gibt, welcher nur aus den fünf Elementen zusammengesetzt ist? Wenn eines jener Elemente schwindet, löst sich die Vereinigung aller auf. Das Wasserelement vertrocknet ohne Flüssigkeit. Das Windelement verschwindet ohne Atem. Das Raumelement verschwindet, wenn die Ausscheidungen aufhören. Das Feuerelement erlischt ohne Nahrung, und das Erdelement zerbricht durch Krankheiten, Wunden und andere Leiden. Wenn nur eines der fünf gequält wird, löst sich ihre Vereinigung auf, und alle fünf gehen in fünf verschiedene Richtungen davon. Wenn der Körper als Vereinigung der fünf Elemente wieder in die Einzelelemente zerfällt, wohin geht die Seele? Wer erkennt dann noch? Wer hört dann noch? Wer spricht dann noch? Man sagt doch: „Diese Kuh, die ich (einem heiligen Brahmane) gebe, wird mich in der kommenden Welt retten.“ Wenn der Mensch dann gestorben ist (und keine Seele übrigbleibt), wen sollte diese Kuh noch retten? Kuh, Geber und Empfänger sind doch von gleicher Art (aus den fünf Elementen zusammengesetzt) und werden alle in dieser Welt auf ihre Auflösung treffen. Wie sollen sie sich wieder zusammenfinden? Wie soll die Person, dessen Körper von den Geiern verzehrt, in der Erde zersetzt oder vom Feuer verbrannt wurde, ihr Leben wiedergewinnen? Ein Baum wächst nicht weiter, wenn er gefällt wurde. Nur die Samen pflanzen sich fort. Wie kommt eine Person, die gestorben ist, (in ein neues Leben) zurück? Der Samen ist das Ursprüngliche (des Lebens). In diesem Kreis der Fortpflanzung dreht sich das ganze Weltall. Aus dem Samen entsteht neues Leben und nicht aus dem Toten, der auf seine Auflösung trifft.


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