Pushpak Mahabharata Buch 12Zurück WeiterNews

Kapitel 184 - Über die fünf Elemente

Bharadwaja fragte:
Wenn der erstgeborene Brahma tausende Geschöpfe (Bhutas) geschaffen hat, warum gibt es nur diese fünf Elemente, welche er zuerst schuf und welche als die „großen Geschöpfe“ (Mahabhutas) das ganze Weltall durchdringen?

Bhrigu sprach:
Alles, was dem Unendlichen oder Grenzenlosen angehört, verdient das Attribut „groß“ (Maha). Aus diesem Grund werden diese fünf Elemente „Mahabhutas“ genannt. Das Windelement bringt Bewegung, das Raumelement den Klang, das Feuerelement die Wärme, das Wasserelement das Fließende und das Erdelement alles Feste, wie Fleisch und Knochen. Alle Körper bestehen aus den fünf Elementen und damit auch alle Lebewesen. Die fünf Sinne der Lebewesen erkennen die fünf Elemente. Das Ohr erkennt die Eigenschaften des Raumes (Klang), die Nase der Erde (Geruch), die Zunge des Wassers (Geschmack), der Tastsinn des Windes (Fühlbarkeit), und die Augen erkennen die Eigenschaften des Feuers (Sichtbarkeit).

Bharadwaja sprach:
Wenn alle belebten und unbelebten Geschöpfe aus diesen fünf Elementen zusammengesetzt werden, warum sind sie nicht an allen gleich sichtbar? Bäume (zum Beispiel) scheinen keine Wärme und keine Beweglichkeit zu haben, sondern nur starr an ihrem Platz zu stehen. Die fünf Elemente sieht man ihnen nicht an. Bäume hören, sehen, schmecken, riechen und fühlen nicht. Wie könnten sie aus den fünf Elementen bestehen?

Bhrigu sprach:
Zweifellos bewegen sich Bäume trotz ihrer Starrheit im Raum. Sie treiben unablässig ihre Zweige, Blüten und Früchte hervor. Sie kennen auch Hitze, denn Rinde, Blätter, Früchte und Blüten reagieren darauf. Sie neigen sich und trocknen aus. Das zeigt, daß sie auch die Berührung des Windes fühlen. Auch auf den Klang des Windes, des Feuers oder Donners reagieren ihre Blüten und Früchte. Und wenn der Klang mit dem Ohr wahrgenommen wird, dann haben Bäume auch Ohren und können wirklich hören. Sie können auch sehen, denn eine Kletterpflanze findet ihren Weg sicher um den ganzen Baum. Ein blindes Wesen könnte den Weg niemals sicher finden. Darüber hinaus erlangen Bäume auch ihre Kraft zurück und blühen wieder durch gute oder schlechte Gerüche von heilsamen Düften. Damit ist klar, daß Bäume auch Geruch wahrnehmen. Mit ihren Wurzeln trinken sie Wasser und können sich verschiedenste Krankheiten einfangen. Diese Krankheiten werden wiederum geheilt, indem man sie mit bestimmten Substanzen gießt. Damit ist offensichtlich, daß Bäume auch die Wahrnehmung des Geschmacks haben, denn wie man Wasser durch einen Lotusstengel saugen kann, so trinken die Bäume mithilfe des Windes durch ihre Wurzeln. Sie sind für Freude und Schmerz empfindlich, und selbst, wenn sie abgeschnitten werden, wachsen sie noch weiter. Daran sehe ich, daß auch die Bäume eine lebendige Seele haben. Es gibt kein unbeseeltes Geschöpf. Feuer und Wind sorgen dafür, daß die aufgesogene Flüssigkeit verdaut wird. Und entsprechend der aufgenommenen Menge wächst der Baum und wird saftig.

In allen Körpern der Lebewesen kommen die fünf Elemente vor. Doch in jedem sind die Verhältnisse unterschiedlich. Durch die fünf Elemente können die Wesen ihre Körper bewegen. Haut, Fleisch, Knochen, Mark, Sehnen und Gefäße, die zusammen im Körper bestehen, sind aus dem Erdelement. Energie, Zorn, Augen, Körperwärme und Verdauung - diese fünf werden in allen körperlichen Wesen aus dem Feuerelement gebildet. Die Ohren, Nasenlöcher, Mund, Herz und Magen - diese fünf sind in den Körpern der Lebewesen aus dem Raumelement. Schleim, Galle, Schweiß, Fett und Blut sind die fünf Arten des Wasserelements, die in beweglichen Körpern vorkommen. Durch den Prana (Einhauch) wird ein lebendes Wesen in Bewegung gesetzt. Der Vyana (alles durchströmende Atem) entfaltet die Kraft zur Handlung. Der Apana (Aushauch) strebt abwärts, und der Samana (Mittelhauch) wohnt im Herzen. Durch den Udana (aufstrebender Atem) kommt das Aufstoßen, und die Sprache wird möglich, indem er (Lungen, Hals und Mund) durchläuft. Dies sind die fünf Arten des Windes, die ein verkörpertes Wesen leben lassen und bewegen.

Die Eigenschaften des Geruchs erkennt ein körperliches Wesen durch das Erdelement in ihm. Aus dem Wasserelement empfängt es den Geschmack, durch die Augen, die das Feuerelement repräsentieren, sieht es die Formen, und vom Windelement erhält es den Berührungssinn.

Geruch, Geschmack, Sichtbarkeit, Fühlbarkeit und Klang sind die Eigenschaften des Erdelements und damit aller körperlichen Geschöpfe. Ich werde zuerst über die verschiedenen Arten des Geruchs sprechen. Er ist angenehm oder unangenehm, süß, stechend, muffig, stickig, gemischt oder neutral. Diese neun Arten des Geruchs sind im Erdelement gegründet. Man sieht es durch die Augen (das Feuerelement) und fühlt es durch das Windelement.

Geschmack, Sichtbarkeit, Fühlbarkeit und Klang sind die Eigenschaften des Wasserelements. Ich werde nun von der Wahrnehmung des Geschmacks sprechen. Höre mir zu. Hochbeseelte Rishis haben von verschiedenen Arten des Geschmacks gesprochen. Süß, salzig, bitter, herb, sauer und scharf sind die sechs Arten des Geschmacks, der zum Wasserelement gehört.

(Sichtbarkeit, Fühlbarkeit und Klang sind die Eigenschaften des Feuerelements.) Das Licht (bzw. Feuer) übermittelt das Sichtbare der Formen. Form ist von verschiedener Art, kurz, lang oder dick, eckig oder rund, weiß, schwarz, rot, blau, gelb oder purpur, dunkel oder hell, rauh, glatt oder spiegelnd. Dies sind die sechzehn verschiedenen Arten der Sichtbarkeit, welche dem Feuerelement angehören.

Klang und Fühlbarkeit sind die beiden Eigenschaften des Windelements. Warm und kalt, angenehm und unangenehm, sanft und brennend, hart und weich, leicht und schwer sind die Arten der Fühlbarkeit.

Der Raum hat dagegen nur noch eine Eigenschaft, die man Klang nennt. Die verschiedenen Arten des Klanges sind die sieben ursprünglichen Töne (der indischen Tonleiter), welche Shadja, Rishabha, Gandhara, Mahdhyama, Panchama, Dhaivata und Nishada genannt werden. Sie sind damit die sieben Grundtöne des Raumelementes. Der Klang wohnt wie das Höchste Wesen im ganzen Raum, doch besonders in Trommeln und anderen Musikinstrumenten. Was man auch immer an Tönen von kleinen und großen Trommeln, Muschelhörnern, Gewitterwolken, Wagenrädern oder belebten und unbelebten Geschöpfen hört, sie alle bestehen aus den aufgezählten Grundtönen. So entstehen die vielfältigen Klänge als Eigenschaft des Raumes. Die Gelehrten sagen, daß der Klang aus dem Raum geboren wurde. Wenn er vom Wind, dessen Eigenschaft die Fühlbarkeit ist, getragen wird, kann er gehört werden. Ohne Wind und unterscheidendes Gefühl ist kein Hören möglich. So verstärken und schwächen sich die Eigenschaften der Elemente gegenseitig, wenn sie im Körper verschmelzen. Wasser, Feuer und Wind sind in den Körpern der Lebewesen immer wach, denn sie sind die Wurzeln des Körpers, durchdrungen vom fünffachen Lebensatem (der bereits erwähnt wurde).


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