Pushpak Mahabharata Buch 12Zurück WeiterNews

Kapitel 176 - Sampaka über die Entsagung

Yudhishthira sprach:
Sage mir, oh Großvater, wie Glück und Leid zu den Reichen und Armen kommen, auch wenn sie ganz unterschiedlich leben.

Bhishma fuhr fort:
Diesbezüglich wird ein alter Text erzählt, der einst von Sampaka gesungen wurde, der die Stille gefunden und Befreiung erreicht hatte. Vor langer Zeit hörte ich diese Verse von einem gewissen Brahmanen, der in Lumpen gekleidet von einer übelgesinnten Ehefrau und vom Hunger gequält wurde:

Verschiedenste Sorgen und Freuden bedrängen ab dem Tag der Geburt jede Person auf Erden. Wenn er jede von ihnen allein dem Wirken des Schicksals zuschreiben könnte, würde er weder euphorisch im Glück, noch müßte er leiden, wenn ihm Sorgen begegnen. Obwohl dein wahres Selbst ohne Begierde ist, trägst du immer noch diese schwere Last (des Egoismus). Du suchst nicht einmal nach deinem wahren Wohl. Bist du nicht fähig, deinen Geist zu zügeln? Erst wenn du jenseits gehst, dem Weltleben und allem Wunscheswahn entsagst, wirst du wahres Glück erfahren. Eine Person ohne Besitz schläft selig und wacht selig. Vollkommene Besitzlosigkeit in dieser Welt ist wahre Glückseligkeit. Dies ist der sicherste Weg, ein Quell des Segens und frei von Gefahren. Dieser feindlose Weg ist schwer (am Anfang) und leicht (am Ende). Wenn ich auch diese ganze Welt betrachte, so kann ich doch keinen finden, der einem armen Menschen mit reinem Verhalten und ohne Anhaftung gleichkommt. Besitzlosigkeit und Königsherrschaft habe ich auf eine Waage gelegt. Die Besitzlosigkeit wog schwerer und besaß das größere Verdienst. Zwischen arm und reich gibt es einen großen Unterschied: Der reiche Herrscher wird stets von Angst bedrängt und fürchtet den Rachen des Todes. Was könnten dagegen Feuer, Feinde, Tod oder Räuber einem wahrlich besitzlosen Menschen noch nehmen, der keine persönliche Anhaftung hat und von allen Hoffnungen frei ist? Die großen Götter loben einen Menschen, der zufrieden über die Erde wandelt, mit seinem Arm als Kissen auf dem bloßen Boden schläft und die zeitlose Stille fühlt.

Von Haß und Begierde getrieben wird ein Mensch mit viel Besitz von einem unreinen Herzen gequält. Er wirft durstige und begehrliche Blicke, sammelt Sünde an, und sein Gesicht ist voller Sorgenfalten. Er beißt sich zornvoll auf die Lippen und spricht harte und grausame Worte. Wenn solch ein Mensch auch die ganze Welt als Geschenk anbietet, wer würde ihm das glauben? Ein beständiges Leben im Luxus betäubt den Menschen durch Verblendung und Illusion. Es vertreibt seine gesunde Vernunft wie der Wind die herbstlichen Wolken. Das luxuriöse Leben läßt ihn denken: „Ich bin voller Herrlichkeit! Ich bin hochgeboren und besitze Reichtum. Ich werde überall erfolgreich sein, was ich auch unternehme. Ich bin wahrlich kein gewöhnlicher Mensch.“ Davon wird sein Herz zutiefst berauscht. Und voller Stolz und Anhaftung an weltlichen Besitz vergeudet er bald den Reichtum, den sein Vater gesammelt hat. Von der Gier gezwungen betrachtet er dann die Aneignung des Reichtums anderer Leute als gerecht. Wenn er dann in seiner Habsucht alle Grenzen und Gesetze überschreitet, wird ihn der König bald bestrafen und quälen, wie der Jäger mit scharfen Pfeilen einen Hirsch, den er im Wald erspäht hat. Solch ein Mensch wird schließlich von vielen anderen Beschwerden überwältigt, die Feuer und Waffen gleichen. Deshalb sollte man alle weltlichen Neigungen zusammen mit den vielfältigen Vergänglichkeiten dieser Welt mithilfe der Intelligenz überwinden und die richtige Medizin als Heilmittel verwenden. Ohne Entsagung kann kein Glück gedeihen. Ohne Entsagung kann das Höchste nie erreicht werden. Ohne Entsagung schläft man unruhig. Deshalb entsage umfassend und sei selig!

All das berichtete mir damals in Hastinapura ein Brahmane über den Gesang des Sampaka. Deshalb betrachte ich die Entsagung als das Beste von allem.


Zurück Inhaltsverzeichnis Weiter